Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

AMYGDALAE AMARAE

kommen an der eusserliche Gestalt mit den vorigen gantz überein/ dahero/ wann sie theurer / auch mit solchen verfälschet werden/ wiewohlen sie dutch den Geschmack leicht zu unterscheiden sind/ welcher in diesen gantz bitter und etwas scharff ist; in Ansehen dessen sie eine erwärmende/ zertheilende und eröffnende Krasst haben: Stärcken den Magen und treiben den Urin / weswegen sie beyderseits die Trunckenheit verhüten. Zu welchem Ende diejenige/ welche sich im Trincken Heldenmäsig auffführen wollen/ sowohl die gantze Mandeln/ als auch den biscuit, so man davon macht/ vor dem Schmaustren essen. So machet man auch ein Oehl davon/ welches zu den Gebrechen der Ohren sehr dienlich ist/ auch eine schöne Haut machet/ worzu ingleichen die Kleyen davon sehr dienlich ist/ welche/ wegen ihrer durchdringenden und zertheilenden Krafft / viel tüchtiger darzu/ als von den süssen Mandeln gehalten wird. Merckwürdig aber ist/ daß / da diese Früchte dem Menschen so dienlich sind/ solche den Hühnern und anderem Gevögel sehr schädlich und ein tödliches Gifft ist/ so gar/ daß sie auch von dem Gatz/ worvon das bitter Mandel-Oehl gepresset worden/ sterben/ wann sie solchen verschlucken/ wie D. Lyserus, ein Dännenmarcker in Obs. 14. pag. 239. Cult. Anat. annoch in Acht genommen hat.

§. 7.

Weilen im übrigen die Zirbel- und Pimper-Nüß/ der Würckung nach/ mit den süssen Mandeln sehr überein kommen/ wollen wir derselben noch mit wenigen gedencken; und zwar die

Zirbel-Nüß/ Pinelen

oder

NUCES PINEAS

betreffend/ so bestehen dieselbige auß länglichtrunden kleinen Kernlein/ welche in- und auswendig gantz weiß und eines öhlichten süssen Geschmacks sind: Kommen theils auß Indien / theils auß Italien/ allwo sie umb Ravenna, nicht fern vom Ufer des Venetianischen Meers und andern Orten häuffig wachsen/ wie Schurzius und Marxius in thren Material-Kammern berichten. Zwar wachsen auch bey uns einige Fichten mit ihren Zapffen/ tragen aber keine Nüßlein / sondern diese wachsen an dem PINO DOMESTICA, welcher nur in Italien und warmen Ländern gut thut: hat lange spitzige Blätter/ wie Tauben-Rock und trägt grosse/ auß vielen harten und holtzichten Schuppen zusammen gesetzte Zapffen/ unter welchen die harte holtzichte Nüßlein stecken/ deren unter jedem Schuppen 2. liegen/ wie Wormius in Mus. pag. 210. berichtet. Solche wirfft man in warme Oefen oder hält sie über das Feuer/ so thun sich die Schuppen von einander/ und fallen die harte Nüßlein herauß/ weiche aufgeschlagen und die Kernlein so mit einem rothen und zarte Häutlein umbgeben sind/ herauß genommen werden. Sie müssen schön weiß / frisch/ groß/ süß und nicht rantzicht seyn. Ob das rothe Häutlein daran zu lassen oder nicht? sind die Materialisten nicht einerley Meynung/ indem einige dafür halten/ sie hielten sich besser darin/ andere aber meynen sie wären dadurch unscheinlich Weilen aber solche sehr leicht und am Gewicht wenig aufftragen/ so kan man damit nach belieben verfahren. Wann man sie sauber schält/ werden sie sowohl in den Küchen zu Pasteten und andern Speisen/ als in der Artzney sehr gebrauchet/ absonderlich vor die Schwind- und Lungensüchtige/ indem sie gute Nahrung geben und alle Schärffe/ auch den Stein besänfftigen. So mehren sie auch den Natürlichen Saamen und stärcken die Mannheit; zu welchem End auch ein Oehl darvon geprest wird/ welches ein gewisser Reichs- Fürst immer bey sich führen soll/ wie Ettmüllerus Comment. Schroeder. p. 626. berichtet. Was vom Oehl übrig bleibet/ machet weise Hände/ wie die Mandel-Kleyen.

§. 8.

Gleiche Kräfften haben auch die Welsche

Pimper-Nüßlein

oder

PISTACHIA,

welche auß länglichten und eckichten Kernen einer Nuß bestehen/ so an einem Theil etwas höher/ als an der andern/ eusserlich mit einer Purpur-rothen Schale umbgeben/ inwendig grünlicht ist: kommen auß Persten/ von Alexandria und Damasco über Italien/ ingleichen auß Java/ Neapel und Sicilien/ wie Marxius in seiner Material-Kammer pag. 156. berichtet. Der Baum woran sie wachsen/ ist so groß/ wie ein junger Nuß-Baum/ an welchem die Früchte Trauben-weiß hangen und eusserlich grün/ mit roth vermischt/ in der Grösse einer grünen Mandel anzusehen sind. Uuter der grünen Schale ist die Nuß selbsten/ mit einer weisen/ aber nicht so gar harten Schale/ welche einen Kern/ wie die Blut-Nüsse anzusehen/ in sich hält. Diese Nüßlein werden entweder gantz herauß gebracht/ oder nur die Kernlein/ und werden beyde in den Material-Kammern gefunden. Jene sollen noch frisch/ schwer und vollkommen seyn/ deren drey Pfund zum wenigsten ein Pfund Kern geben müssen/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues pag. 228. lehret. Die Kern selbsten aber sollen außwendig schön roth/ inwendig grün/ und noch frisch seyn/ auch einen süssen/ doch etwas anhaltenden/ nicht rantzichten oder öhlichten Geschmack haben. Die Materialisten lieben die grossen/ die Zucker-Becker aber/ welche die Mühe nicht gerne nehmen solche im conficiren zu zerschneiden/ die keinen. Alle aber sollen mit-

AMYGDALAE AMARAE

kommen an der eusserliche Gestalt mit den vorigen gantz überein/ dahero/ wann sie theurer / auch mit solchen verfälschet werden/ wiewohlen sie dutch den Geschmack leicht zu unterscheiden sind/ welcher in diesen gantz bitter und etwas scharff ist; in Ansehen dessen sie eine erwärmende/ zertheilende und eröffnende Krasst haben: Stärcken den Magen und treiben den Urin / weswegen sie beyderseits die Trunckenheit verhüten. Zu welchem Ende diejenige/ welche sich im Trincken Heldenmäsig auffführen wollen/ sowohl die gantze Mandeln/ als auch den biscuit, so man davon macht/ vor dem Schmaustren essen. So machet man auch ein Oehl davon/ welches zu den Gebrechen der Ohren sehr dienlich ist/ auch eine schöne Haut machet/ worzu ingleichen die Kleyen davon sehr dienlich ist/ welche/ wegen ihrer durchdringenden und zertheilenden Krafft / viel tüchtiger darzu/ als von den süssen Mandeln gehalten wird. Merckwürdig aber ist/ daß / da diese Früchte dem Menschen so dienlich sind/ solche den Hühnern und anderem Gevögel sehr schädlich und ein tödliches Gifft ist/ so gar/ daß sie auch von dem Gatz/ worvon das bitter Mandel-Oehl gepresset worden/ sterben/ wann sie solchen verschlucken/ wie D. Lyserus, ein Dännenmarcker in Obs. 14. pag. 239. Cult. Anat. annoch in Acht genommen hat.

§. 7.

Weilen im übrigen die Zirbel- und Pimper-Nüß/ der Würckung nach/ mit den süssen Mandeln sehr überein kommen/ wollen wir derselben noch mit wenigen gedencken; und zwar die

Zirbel-Nüß/ Pinelen

oder

NUCES PINEAS

betreffend/ so bestehen dieselbige auß länglichtrunden kleinen Kernlein/ welche in- und auswendig gantz weiß und eines öhlichten süssen Geschmacks sind: Kommen theils auß Indien / theils auß Italien/ allwo sie umb Ravenna, nicht fern vom Ufer des Venetianischen Meers und andern Orten häuffig wachsen/ wie Schurzius und Marxius in thren Material-Kammern berichten. Zwar wachsen auch bey uns einige Fichten mit ihren Zapffen/ tragen aber keine Nüßlein / sondern diese wachsen an dem PINO DOMESTICA, welcher nur in Italien und warmen Ländern gut thut: hat lange spitzige Blätter/ wie Tauben-Rock und trägt grosse/ auß vielen harten und holtzichten Schuppen zusammen gesetzte Zapffen/ unter welchen die harte holtzichte Nüßlein stecken/ deren unter jedem Schuppen 2. liegen/ wie Wormius in Mus. pag. 210. berichtet. Solche wirfft man in warme Oefen oder hält sie über das Feuer/ so thun sich die Schuppen von einander/ und fallen die harte Nüßlein herauß/ weiche aufgeschlagen und die Kernlein so mit einem rothen und zartë Häutlein umbgeben sind/ herauß genommen werden. Sie müssen schön weiß / frisch/ groß/ süß und nicht rantzicht seyn. Ob das rothe Häutlein daran zu lassen oder nicht? sind die Materialisten nicht einerley Meynung/ indem einige dafür halten/ sie hielten sich besser darin/ andere aber meynen sie wären dadurch unscheinlich Weilen aber solche sehr leicht und am Gewicht wenig aufftragen/ so kan man damit nach belieben verfahren. Wann man sie sauber schält/ werden sie sowohl in den Küchen zu Pasteten und andern Speisen/ als in der Artzney sehr gebrauchet/ absonderlich vor die Schwind- und Lungensüchtige/ indem sie gute Nahrung geben und alle Schärffe/ auch den Stein besänfftigen. So mehren sie auch den Natürlichen Saamen und stärcken die Mannheit; zu welchem End auch ein Oehl darvon geprest wird/ welches ein gewisser Reichs- Fürst immer bey sich führen soll/ wie Ettmüllerus Comment. Schroeder. p. 626. berichtet. Was vom Oehl übrig bleibet/ machet weise Hände/ wie die Mandel-Kleyen.

§. 8.

Gleiche Kräfften haben auch die Welsche

Pimper-Nüßlein

oder

PISTACHIA,

welche auß länglichten und eckichten Kernen einer Nuß bestehen/ so an einem Theil etwas höher/ als an der andern/ eusserlich mit einer Purpur-rothen Schale umbgeben/ inwendig grünlicht ist: kommen auß Persten/ von Alexandria und Damasco über Italien/ ingleichen auß Java/ Neapel und Sicilien/ wie Marxius in seiner Material-Kammer pag. 156. berichtet. Der Baum woran sie wachsen/ ist so groß/ wie ein junger Nuß-Baum/ an welchem die Früchte Trauben-weiß hangen und eusserlich grün/ mit roth vermischt/ in der Grösse einer grünen Mandel anzusehen sind. Uuter der grünen Schale ist die Nuß selbsten/ mit einer weisen/ aber nicht so gar harten Schale/ welche einen Kern/ wie die Blut-Nüsse anzusehen/ in sich hält. Diese Nüßlein werden entweder gantz herauß gebracht/ oder nur die Kernlein/ und werden beyde in den Material-Kammern gefunden. Jene sollen noch frisch/ schwer und vollkommen seyn/ deren drey Pfund zum wenigsten ein Pfund Kern geben müssen/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues pag. 228. lehret. Die Kern selbsten aber sollen außwendig schön roth/ inwendig grün/ und noch frisch seyn/ auch einen süssen/ doch etwas anhaltenden/ nicht rantzichten oder öhlichten Geschmack haben. Die Materialisten lieben die grossen/ die Zucker-Becker aber/ welche die Mühe nicht gerne nehmen solche im conficiren zu zerschneiden/ die keinen. Alle aber sollen mit-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0376" n="330"/>
        <p> <hi rendition="#k">AMYGDALAE AMARAE</hi> </p>
        <p>kommen an der eusserliche Gestalt mit den vorigen gantz überein/ dahero/ wann sie theurer /       auch mit solchen verfälschet werden/ wiewohlen sie dutch den Geschmack leicht zu unterscheiden       sind/ welcher in diesen gantz bitter und etwas scharff ist; in Ansehen dessen sie eine       erwärmende/ zertheilende und eröffnende Krasst haben: Stärcken den Magen und treiben den Urin      / weswegen sie beyderseits die Trunckenheit verhüten. Zu welchem Ende diejenige/ welche sich       im Trincken Heldenmäsig auffführen wollen/ sowohl die gantze Mandeln/ als auch den biscuit,       so man davon macht/ vor dem Schmaustren essen. So machet man auch ein Oehl davon/ welches zu       den Gebrechen der Ohren sehr dienlich ist/ auch eine schöne Haut machet/ worzu ingleichen die       Kleyen davon sehr dienlich ist/ welche/ wegen ihrer durchdringenden und zertheilenden Krafft      / viel tüchtiger darzu/ als von den süssen Mandeln gehalten wird. Merckwürdig aber ist/ daß /       da diese Früchte dem Menschen so dienlich sind/ solche den Hühnern und anderem Gevögel sehr       schädlich und ein tödliches Gifft ist/ so gar/ daß sie auch von dem Gatz/ worvon das bitter       Mandel-Oehl gepresset worden/ sterben/ wann sie solchen verschlucken/ wie D. Lyserus, ein       Dännenmarcker in Obs. 14. pag. 239. Cult. Anat. annoch in Acht genommen hat.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 7.</head>
        <p>Weilen im übrigen die Zirbel- und Pimper-Nüß/ der Würckung nach/ mit den süssen Mandeln       sehr überein kommen/ wollen wir derselben noch mit wenigen gedencken; und zwar die</p>
        <p>Zirbel-Nüß/ Pinelen</p>
        <p>oder</p>
        <p> <hi rendition="#k">NUCES PINEAS</hi> </p>
        <p>betreffend/ so bestehen dieselbige auß länglichtrunden kleinen Kernlein/ welche in- und       auswendig gantz weiß und eines öhlichten süssen Geschmacks sind: Kommen theils auß Indien /       theils auß Italien/ allwo sie umb Ravenna, nicht fern vom Ufer des Venetianischen Meers und       andern Orten häuffig wachsen/ wie Schurzius und Marxius in thren Material-Kammern berichten.       Zwar wachsen auch bey uns einige Fichten mit ihren Zapffen/ tragen aber keine Nüßlein /       sondern diese wachsen an dem PINO DOMESTICA, welcher nur in Italien und warmen Ländern gut       thut: hat lange spitzige Blätter/ wie Tauben-Rock und trägt grosse/ auß vielen harten und       holtzichten Schuppen zusammen gesetzte Zapffen/ unter welchen die harte holtzichte Nüßlein       stecken/ deren unter jedem Schuppen 2. liegen/ wie Wormius in Mus. pag. 210. berichtet.       Solche wirfft man in warme Oefen oder hält sie über das Feuer/ so thun sich die Schuppen von       einander/ und fallen die harte Nüßlein herauß/ weiche aufgeschlagen und die Kernlein so mit       einem rothen und zartë Häutlein umbgeben sind/ herauß genommen werden. Sie müssen schön weiß /       frisch/ groß/ süß und nicht rantzicht seyn. Ob das rothe Häutlein daran zu lassen oder nicht?       sind die Materialisten nicht einerley Meynung/ indem einige dafür halten/ sie hielten sich       besser darin/ andere aber meynen sie wären dadurch unscheinlich Weilen aber solche sehr leicht       und am Gewicht wenig aufftragen/ so kan man damit nach belieben verfahren. Wann man sie sauber       schält/ werden sie sowohl in den Küchen zu Pasteten und andern Speisen/ als in der Artzney       sehr gebrauchet/ absonderlich vor die Schwind- und Lungensüchtige/ indem sie gute Nahrung       geben und alle Schärffe/ auch den Stein besänfftigen. So mehren sie auch den Natürlichen       Saamen und stärcken die Mannheit; zu welchem End auch ein Oehl darvon geprest wird/ welches       ein gewisser Reichs- Fürst immer bey sich führen soll/ wie Ettmüllerus Comment. Schroeder. p.       626. berichtet. Was vom Oehl übrig bleibet/ machet weise Hände/ wie die Mandel-Kleyen.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 8.</head>
        <p>Gleiche Kräfften haben auch die Welsche</p>
        <p>Pimper-Nüßlein</p>
        <p>oder</p>
        <p> <hi rendition="#k">PISTACHIA,</hi> </p>
        <p>welche auß länglichten und eckichten Kernen einer Nuß bestehen/ so an einem Theil etwas       höher/ als an der andern/ eusserlich mit einer Purpur-rothen Schale umbgeben/ inwendig       grünlicht ist: kommen auß Persten/ von Alexandria und Damasco über Italien/ ingleichen auß       Java/ Neapel und Sicilien/ wie Marxius in seiner Material-Kammer pag. 156. berichtet. Der       Baum woran sie wachsen/ ist so groß/ wie ein junger Nuß-Baum/ an welchem die Früchte       Trauben-weiß hangen und eusserlich grün/ mit roth vermischt/ in der Grösse einer grünen       Mandel anzusehen sind. Uuter der grünen Schale ist die Nuß selbsten/ mit einer weisen/ aber       nicht so gar harten Schale/ welche einen Kern/ wie die Blut-Nüsse anzusehen/ in sich hält.       Diese Nüßlein werden entweder gantz herauß gebracht/ oder nur die Kernlein/ und werden beyde       in den Material-Kammern gefunden. Jene sollen noch frisch/ schwer und vollkommen seyn/ deren       drey Pfund zum wenigsten ein Pfund Kern geben müssen/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues       pag. 228. lehret. Die Kern selbsten aber sollen außwendig schön roth/ inwendig grün/ und noch       frisch seyn/ auch einen süssen/ doch etwas anhaltenden/ nicht rantzichten oder öhlichten       Geschmack haben. Die Materialisten lieben die grossen/ die Zucker-Becker aber/ welche die       Mühe nicht gerne nehmen solche im conficiren zu zerschneiden/ die keinen. Alle aber sollen       mit-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[330/0376] AMYGDALAE AMARAE kommen an der eusserliche Gestalt mit den vorigen gantz überein/ dahero/ wann sie theurer / auch mit solchen verfälschet werden/ wiewohlen sie dutch den Geschmack leicht zu unterscheiden sind/ welcher in diesen gantz bitter und etwas scharff ist; in Ansehen dessen sie eine erwärmende/ zertheilende und eröffnende Krasst haben: Stärcken den Magen und treiben den Urin / weswegen sie beyderseits die Trunckenheit verhüten. Zu welchem Ende diejenige/ welche sich im Trincken Heldenmäsig auffführen wollen/ sowohl die gantze Mandeln/ als auch den biscuit, so man davon macht/ vor dem Schmaustren essen. So machet man auch ein Oehl davon/ welches zu den Gebrechen der Ohren sehr dienlich ist/ auch eine schöne Haut machet/ worzu ingleichen die Kleyen davon sehr dienlich ist/ welche/ wegen ihrer durchdringenden und zertheilenden Krafft / viel tüchtiger darzu/ als von den süssen Mandeln gehalten wird. Merckwürdig aber ist/ daß / da diese Früchte dem Menschen so dienlich sind/ solche den Hühnern und anderem Gevögel sehr schädlich und ein tödliches Gifft ist/ so gar/ daß sie auch von dem Gatz/ worvon das bitter Mandel-Oehl gepresset worden/ sterben/ wann sie solchen verschlucken/ wie D. Lyserus, ein Dännenmarcker in Obs. 14. pag. 239. Cult. Anat. annoch in Acht genommen hat. §. 7. Weilen im übrigen die Zirbel- und Pimper-Nüß/ der Würckung nach/ mit den süssen Mandeln sehr überein kommen/ wollen wir derselben noch mit wenigen gedencken; und zwar die Zirbel-Nüß/ Pinelen oder NUCES PINEAS betreffend/ so bestehen dieselbige auß länglichtrunden kleinen Kernlein/ welche in- und auswendig gantz weiß und eines öhlichten süssen Geschmacks sind: Kommen theils auß Indien / theils auß Italien/ allwo sie umb Ravenna, nicht fern vom Ufer des Venetianischen Meers und andern Orten häuffig wachsen/ wie Schurzius und Marxius in thren Material-Kammern berichten. Zwar wachsen auch bey uns einige Fichten mit ihren Zapffen/ tragen aber keine Nüßlein / sondern diese wachsen an dem PINO DOMESTICA, welcher nur in Italien und warmen Ländern gut thut: hat lange spitzige Blätter/ wie Tauben-Rock und trägt grosse/ auß vielen harten und holtzichten Schuppen zusammen gesetzte Zapffen/ unter welchen die harte holtzichte Nüßlein stecken/ deren unter jedem Schuppen 2. liegen/ wie Wormius in Mus. pag. 210. berichtet. Solche wirfft man in warme Oefen oder hält sie über das Feuer/ so thun sich die Schuppen von einander/ und fallen die harte Nüßlein herauß/ weiche aufgeschlagen und die Kernlein so mit einem rothen und zartë Häutlein umbgeben sind/ herauß genommen werden. Sie müssen schön weiß / frisch/ groß/ süß und nicht rantzicht seyn. Ob das rothe Häutlein daran zu lassen oder nicht? sind die Materialisten nicht einerley Meynung/ indem einige dafür halten/ sie hielten sich besser darin/ andere aber meynen sie wären dadurch unscheinlich Weilen aber solche sehr leicht und am Gewicht wenig aufftragen/ so kan man damit nach belieben verfahren. Wann man sie sauber schält/ werden sie sowohl in den Küchen zu Pasteten und andern Speisen/ als in der Artzney sehr gebrauchet/ absonderlich vor die Schwind- und Lungensüchtige/ indem sie gute Nahrung geben und alle Schärffe/ auch den Stein besänfftigen. So mehren sie auch den Natürlichen Saamen und stärcken die Mannheit; zu welchem End auch ein Oehl darvon geprest wird/ welches ein gewisser Reichs- Fürst immer bey sich führen soll/ wie Ettmüllerus Comment. Schroeder. p. 626. berichtet. Was vom Oehl übrig bleibet/ machet weise Hände/ wie die Mandel-Kleyen. §. 8. Gleiche Kräfften haben auch die Welsche Pimper-Nüßlein oder PISTACHIA, welche auß länglichten und eckichten Kernen einer Nuß bestehen/ so an einem Theil etwas höher/ als an der andern/ eusserlich mit einer Purpur-rothen Schale umbgeben/ inwendig grünlicht ist: kommen auß Persten/ von Alexandria und Damasco über Italien/ ingleichen auß Java/ Neapel und Sicilien/ wie Marxius in seiner Material-Kammer pag. 156. berichtet. Der Baum woran sie wachsen/ ist so groß/ wie ein junger Nuß-Baum/ an welchem die Früchte Trauben-weiß hangen und eusserlich grün/ mit roth vermischt/ in der Grösse einer grünen Mandel anzusehen sind. Uuter der grünen Schale ist die Nuß selbsten/ mit einer weisen/ aber nicht so gar harten Schale/ welche einen Kern/ wie die Blut-Nüsse anzusehen/ in sich hält. Diese Nüßlein werden entweder gantz herauß gebracht/ oder nur die Kernlein/ und werden beyde in den Material-Kammern gefunden. Jene sollen noch frisch/ schwer und vollkommen seyn/ deren drey Pfund zum wenigsten ein Pfund Kern geben müssen/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues pag. 228. lehret. Die Kern selbsten aber sollen außwendig schön roth/ inwendig grün/ und noch frisch seyn/ auch einen süssen/ doch etwas anhaltenden/ nicht rantzichten oder öhlichten Geschmack haben. Die Materialisten lieben die grossen/ die Zucker-Becker aber/ welche die Mühe nicht gerne nehmen solche im conficiren zu zerschneiden/ die keinen. Alle aber sollen mit-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/376
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/376>, abgerufen am 19.04.2024.