Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

weisen/ öhlichten und auß zweyen Theilen zusammen gefügten Kern/ welcher einen widrigen / süßlichten/ doch scharften Geschmack hat: werden also genennet/ weilen sie an der eusserli chen Figur den Hunds-Zecken oder Läusen gleich sehen.

§. 2.

Das Gewächs/ woran sie wachsen/ heisset RICINUS, Teutsch der Wunder-Baum/ welcher sonsten auch Palma Christi, genennet wird: ist zwar ein frembd Gewächs/ wird aber doch in unsern Gärten auch alle Jahr auß den Kernen gezogen: Hat runde breyte Blätter/ zwischen welchen ein runder/ hohler/ röthlichter/ hoher und zarter Stengel hervorkomt/ an welchem die ringsumb tieff außgeschnittene Blätter in der Höhe am grösten und breytesten werden. An den Neben-Aestlein wachsen traubichte und stachlichte Kolben/ daran zweyerley Blüt zu sehen / nemblich gelb und roth. Jene stehet unten und fällt ohne Frucht ab. Diese ist den Saffran-Blumen gleich/ nach welchen stachlichte Körner/ mit dreyen Ecken kommen/ auß welchen / so ste recht zeitig werden/ die Zecken-Körner herauß fallen/ die man klein und groß haben kan.

§. 3.

Diese Körner haben eine sehr starcke purgierende Krafft und treiben den zähen Schleim/ Gall und andern Unrath oben und unten auß. Weilen sie aber in grosser dosi, zu 8. biß 15. zu nehmen / auch gar vehement würcken/ werden sie fast gar nicht gebrauchet/ zumahlen da die Grana Tilli und Americanische Purgier-Nüsse bekandt worden/ deren nur ein halbe gnugsam purgiren kan. Sonsten aber sollen die Egyptier ein Oehl darauß pressen/ welches sie zu ihren Ampeln und Leuchtern/ ja auch zum Essen gebrauchen/ wie Theod. Tabernaemont. im andern Buch von den Kräutern pag. 481. und Olearius in der Persianischen Reiß-Beschreibung pag 566. schreiben.

§. 4.

Was nun die jetzgemeldte

GRANA TIGLIA

anlanget/ so bestehen dieselbe auß kleinen Körnern/ etwa so groß wie eine Erbse/ aber länglicht-rund/ sind anfangs gelb-weiß/ aber wann sie recht reiff werden/ schwartzlicht-grau und eines widrigen/ sehr scharffen Geschmacks: kommen auß West-Indien und werden von den Landstrichern insgemein Italianische Pillen genennet.

§. 5.

Diese Körner sollen von eben dem Ricino arborescente herrühren/ worvon das purgierende PAUAN-Holtz/ dessen wir anderwertig Meldung gethan/ genommen wird; wiewohlen im 2. Theil des Horti Malab. Fig. 33. ein ander Kraut abgemahlet wird/ welches (außgenommen die Blumen) mit des Herrn Breynii Figur Cent. 1. Exot. c. 54. ziemlich überein komt. Sie wachsen in einer drey-fachichten Hülse: Und weilen sie an der eusseren Gestalt den Pinelen nicht ungleich sind / auch das Gewächs von einigen Pinus Indica genennet wird/ so heissen die Frantzosen dieselbe nicht anders als pignons d' Inde, oder Indianische Pinelen/ ob sie schon eine gantz andere Natur und Krafft haben.

§. 6.

Sie müssen aber frisch/ schwer und nicht mit andern Schalen und Unrath vermenget seyn. Auch soll man Achtung geben/ daß sie nicht mit den kleineren Zeck-Körnern oder sem. palmae Christi vermischet seyen/ welches an der eusseren/ bunten und gleichsam gemarmelten Schale/ welche diese letztere haben/ zu sehen ist/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues pag. 225. wohl erinnert.

§. 7.

Ihre Würckung betreffend/ so purgiret man ingleichen davon über- und unter sich/ und weilen sie gar starck operien/ muß man damit gar behutsam umbgehen und nur sehr starcken Personen über I. oder 2. derselben nicht geben/ welche wider gantz fortgehen sollen/ obwohlen sie das ihre doch meisterlich gethan. Ein gewisser Storger hat D. Ettmüllern versichern wollen/ daß sie die. Würme trefflich außtreiben/ so gar/ daß er auch einen grossen breyten Wurm damit fortgetrieden habe; Und weilen sie inwendig gar öhlicht sind/ soll man auch ein Oehl darauß pressen können/ dessen I. oder 2. Tropffen mit Fleisch-Brühe oder Zucker eingenommen schon gnugsam purgieren.

§. 8.

Uber diese hat man noch eine grössere Art/ welche Simon Paulli in seinem Quadrip. Bot. (wo er sie am besten abgemahlet und beschrieben) Semen nigrum Ricini Americani majoris, die gemeine Leut aber

Brech- und Purgier-Nüsse

zu nennen pflegen: Sind wohl 3. biß 4. mahl grösser/ als die Grana Tilli, außwendig schwartz / auff einer Seiten platt/ und auff der andern gewölbet: Inwendig mit einem/ auß zweyen Theilen zusammen gefügtem weissen Kern/ einer Mandel gleich/ versehen/ in dessen Mitte zwey hoch-weise zarte Blätter zu finden/ welche benebenst der Frucht selbsten von jetztbelobtem Doct. Sim. Paulli c. l. pag. 270. in einer schönen Figur unter Augen geleget worden sind.

weisen/ öhlichten und auß zweyen Theilen zusammen gefügten Kern/ welcher einen widrigen / süßlichten/ doch scharften Geschmack hat: werden also genennet/ weilen sie an der eusserli chen Figur den Hunds-Zecken oder Läusen gleich sehen.

§. 2.

Das Gewächs/ woran sie wachsen/ heisset RICINUS, Teutsch der Wunder-Baum/ welcher sonsten auch Palma Christi, genennet wird: ist zwar ein frembd Gewächs/ wird aber doch in unsern Gärten auch alle Jahr auß den Kernen gezogen: Hat runde breyte Blätter/ zwischen welchen ein runder/ hohler/ röthlichter/ hoher und zarter Stengel hervorkomt/ an welchem die ringsumb tieff außgeschnittene Blätter in der Höhe am grösten und breytesten werden. An den Neben-Aestlein wachsen traubichte und stachlichte Kolben/ daran zweyerley Blüt zu sehen / nemblich gelb und roth. Jene stehet unten und fällt ohne Frucht ab. Diese ist den Saffran-Blumen gleich/ nach welchen stachlichte Körner/ mit dreyen Ecken kommen/ auß welchen / so ste recht zeitig werden/ die Zecken-Körner herauß fallen/ die man klein und groß haben kan.

§. 3.

Diese Körner haben eine sehr starcke purgierende Krafft und treiben den zähen Schleim/ Gall und andern Unrath oben und unten auß. Weilen sie aber in grosser dosi, zu 8. biß 15. zu nehmen / auch gar vehement würcken/ werden sie fast gar nicht gebrauchet/ zumahlen da die Grana Tilli und Americanische Purgier-Nüsse bekandt worden/ deren nur ein halbe gnugsam purgiren kan. Sonsten aber sollen die Egyptier ein Oehl darauß pressen/ welches sie zu ihren Ampeln und Leuchtern/ ja auch zum Essen gebrauchen/ wie Theod. Tabernaemont. im andern Buch von den Kräutern pag. 481. und Olearius in der Persianischen Reiß-Beschreibung pag 566. schreiben.

§. 4.

Was nun die jetzgemeldte

GRANA TIGLIA

anlanget/ so bestehen dieselbe auß kleinen Körnern/ etwa so groß wie eine Erbse/ aber länglicht-rund/ sind anfangs gelb-weiß/ aber wann sie recht reiff werden/ schwartzlicht-grau und eines widrigen/ sehr scharffen Geschmacks: kommen auß West-Indien und werden von den Landstrichern insgemein Italianische Pillen genennet.

§. 5.

Diese Körner sollen von eben dem Ricino arborescente herrühren/ worvon das purgierende PAUAN-Holtz/ dessen wir anderwertig Meldung gethan/ genommen wird; wiewohlen im 2. Theil des Horti Malab. Fig. 33. ein ander Kraut abgemahlet wird/ welches (außgenommen die Blumen) mit des Herrn Breynii Figur Cent. 1. Exot. c. 54. ziemlich überein komt. Sie wachsen in einer drey-fachichten Hülse: Und weilen sie an der eusseren Gestalt den Pinelen nicht ungleich sind / auch das Gewächs von einigen Pinus Indica genennet wird/ so heissen die Frantzosen dieselbe nicht anders als pignons d' Inde, oder Indianische Pinelen/ ob sie schon eine gantz andere Natur und Krafft haben.

§. 6.

Sie müssen aber frisch/ schwer und nicht mit andern Schalen und Unrath vermenget seyn. Auch soll man Achtung geben/ daß sie nicht mit den kleineren Zeck-Körnern oder sem. palmae Christi vermischet seyen/ welches an der eusseren/ bunten und gleichsam gemarmelten Schale/ welche diese letztere haben/ zu sehen ist/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues pag. 225. wohl erinnert.

§. 7.

Ihre Würckung betreffend/ so purgiret man ingleichen davon über- und unter sich/ und weilen sie gar starck operien/ muß man damit gar behutsam umbgehen und nur sehr starcken Personen über I. oder 2. derselben nicht geben/ welche wider gantz fortgehen sollen/ obwohlen sie das ihre doch meisterlich gethan. Ein gewisser Storger hat D. Ettmüllern versichern wollen/ daß sie die. Würme trefflich außtreiben/ so gar/ daß er auch einen grossen breyten Wurm damit fortgetrieden habe; Und weilen sie inwendig gar öhlicht sind/ soll man auch ein Oehl darauß pressen können/ dessen I. oder 2. Tropffen mit Fleisch-Brühe oder Zucker eingenommen schon gnugsam purgieren.

§. 8.

Uber diese hat man noch eine grössere Art/ welche Simon Paulli in seinem Quadrip. Bot. (wo er sie am besten abgemahlet und beschrieben) Semen nigrum Ricini Americani majoris, die gemeine Leut aber

Brech- und Purgier-Nüsse

zu nennen pflegen: Sind wohl 3. biß 4. mahl grösser/ als die Grana Tilli, außwendig schwartz / auff einer Seiten platt/ und auff der andern gewölbet: Inwendig mit einem/ auß zweyen Theilen zusammen gefügtem weissen Kern/ einer Mandel gleich/ versehen/ in dessen Mitte zwey hoch-weise zarte Blätter zu finden/ welche benebenst der Frucht selbsten von jetztbelobtem Doct. Sim. Paulli c. l. pag. 270. in einer schönen Figur unter Augen geleget worden sind.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0392" n="346"/>
weisen/ öhlichten und auß zweyen Theilen zusammen gefügten Kern/ welcher einen widrigen /       süßlichten/ doch scharften Geschmack hat: werden also genennet/ weilen sie an der eusserli       chen Figur den Hunds-Zecken oder Läusen gleich sehen.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 2.</head>
        <p>Das Gewächs/ woran sie wachsen/ heisset RICINUS, Teutsch der Wunder-Baum/ welcher sonsten       auch Palma Christi, genennet wird: ist zwar ein frembd Gewächs/ wird aber doch in unsern       Gärten auch alle Jahr auß den Kernen gezogen: Hat runde breyte Blätter/ zwischen welchen ein       runder/ hohler/ röthlichter/ hoher und zarter Stengel hervorkomt/ an welchem die ringsumb       tieff außgeschnittene Blätter in der Höhe am grösten und breytesten werden. An den       Neben-Aestlein wachsen traubichte und stachlichte Kolben/ daran zweyerley Blüt zu sehen /       nemblich gelb und roth. Jene stehet unten und fällt ohne Frucht ab. Diese ist den       Saffran-Blumen gleich/ nach welchen stachlichte Körner/ mit dreyen Ecken kommen/ auß welchen      / so ste recht zeitig werden/ die Zecken-Körner herauß fallen/ die man klein und groß haben       kan.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 3.</head>
        <p>Diese Körner haben eine sehr starcke purgierende Krafft und treiben den zähen Schleim/ Gall       und andern Unrath oben und unten auß. Weilen sie aber in grosser dosi, zu 8. biß 15. zu nehmen      / auch gar vehement würcken/ werden sie fast gar nicht gebrauchet/ zumahlen da die Grana       Tilli und Americanische Purgier-Nüsse bekandt worden/ deren nur ein halbe gnugsam purgiren       kan. Sonsten aber sollen die Egyptier ein Oehl darauß pressen/ welches sie zu ihren Ampeln und       Leuchtern/ ja auch zum Essen gebrauchen/ wie Theod. Tabernaemont. im andern Buch von den       Kräutern pag. 481. und Olearius in der Persianischen Reiß-Beschreibung pag 566. schreiben.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 4.</head>
        <p>Was nun die jetzgemeldte</p>
        <p> <hi rendition="#k">GRANA TIGLIA</hi> </p>
        <p>anlanget/ so bestehen dieselbe auß kleinen Körnern/ etwa so groß wie eine Erbse/ aber       länglicht-rund/ sind anfangs gelb-weiß/ aber wann sie recht reiff werden/ schwartzlicht-grau       und eines widrigen/ sehr scharffen Geschmacks: kommen auß West-Indien und werden von den       Landstrichern insgemein Italianische Pillen genennet.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 5.</head>
        <p>Diese Körner sollen von eben dem Ricino arborescente herrühren/ worvon das purgierende       PAUAN-Holtz/ dessen wir anderwertig Meldung gethan/ genommen wird; wiewohlen im 2. Theil des       Horti Malab. Fig. 33. ein ander Kraut abgemahlet wird/ welches (außgenommen die Blumen) mit       des Herrn Breynii Figur Cent. 1. Exot. c. 54. ziemlich überein komt. Sie wachsen in einer       drey-fachichten Hülse: Und weilen sie an der eusseren Gestalt den Pinelen nicht ungleich sind /       auch das Gewächs von einigen Pinus Indica genennet wird/ so heissen die Frantzosen dieselbe       nicht anders als pignons d' Inde, oder Indianische Pinelen/ ob sie schon eine gantz andere       Natur und Krafft haben.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 6.</head>
        <p>Sie müssen aber frisch/ schwer und nicht mit andern Schalen und Unrath vermenget seyn. Auch       soll man Achtung geben/ daß sie nicht mit den kleineren Zeck-Körnern oder sem. palmae Christi       vermischet seyen/ welches an der eusseren/ bunten und gleichsam gemarmelten Schale/ welche       diese letztere haben/ zu sehen ist/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues pag. 225. wohl       erinnert.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 7.</head>
        <p>Ihre Würckung betreffend/ so purgiret man ingleichen davon über- und unter sich/ und weilen       sie gar starck operien/ muß man damit gar behutsam umbgehen und nur sehr starcken Personen       über I. oder 2. derselben nicht geben/ welche wider gantz fortgehen sollen/ obwohlen sie das       ihre doch meisterlich gethan. Ein gewisser Storger hat D. Ettmüllern versichern wollen/ daß       sie die. Würme trefflich außtreiben/ so gar/ daß er auch einen grossen breyten Wurm damit       fortgetrieden habe; Und weilen sie inwendig gar öhlicht sind/ soll man auch ein Oehl darauß       pressen können/ dessen I. oder 2. Tropffen mit Fleisch-Brühe oder Zucker eingenommen schon       gnugsam purgieren.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 8.</head>
        <p>Uber diese hat man noch eine grössere Art/ welche Simon Paulli in seinem Quadrip. Bot. (wo       er sie am besten abgemahlet und beschrieben) Semen nigrum Ricini Americani majoris, die gemeine       Leut aber</p>
        <p>Brech- und Purgier-Nüsse</p>
        <p>zu nennen pflegen: Sind wohl 3. biß 4. mahl grösser/ als die Grana Tilli, außwendig schwartz      / auff einer Seiten platt/ und auff der andern gewölbet: Inwendig mit einem/ auß zweyen       Theilen zusammen gefügtem weissen Kern/ einer Mandel gleich/ versehen/ in dessen Mitte zwey       hoch-weise zarte Blätter zu finden/ welche benebenst der Frucht selbsten von jetztbelobtem       Doct. Sim. Paulli c. l. pag. 270. in einer schönen Figur unter Augen geleget worden sind.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[346/0392] weisen/ öhlichten und auß zweyen Theilen zusammen gefügten Kern/ welcher einen widrigen / süßlichten/ doch scharften Geschmack hat: werden also genennet/ weilen sie an der eusserli chen Figur den Hunds-Zecken oder Läusen gleich sehen. §. 2. Das Gewächs/ woran sie wachsen/ heisset RICINUS, Teutsch der Wunder-Baum/ welcher sonsten auch Palma Christi, genennet wird: ist zwar ein frembd Gewächs/ wird aber doch in unsern Gärten auch alle Jahr auß den Kernen gezogen: Hat runde breyte Blätter/ zwischen welchen ein runder/ hohler/ röthlichter/ hoher und zarter Stengel hervorkomt/ an welchem die ringsumb tieff außgeschnittene Blätter in der Höhe am grösten und breytesten werden. An den Neben-Aestlein wachsen traubichte und stachlichte Kolben/ daran zweyerley Blüt zu sehen / nemblich gelb und roth. Jene stehet unten und fällt ohne Frucht ab. Diese ist den Saffran-Blumen gleich/ nach welchen stachlichte Körner/ mit dreyen Ecken kommen/ auß welchen / so ste recht zeitig werden/ die Zecken-Körner herauß fallen/ die man klein und groß haben kan. §. 3. Diese Körner haben eine sehr starcke purgierende Krafft und treiben den zähen Schleim/ Gall und andern Unrath oben und unten auß. Weilen sie aber in grosser dosi, zu 8. biß 15. zu nehmen / auch gar vehement würcken/ werden sie fast gar nicht gebrauchet/ zumahlen da die Grana Tilli und Americanische Purgier-Nüsse bekandt worden/ deren nur ein halbe gnugsam purgiren kan. Sonsten aber sollen die Egyptier ein Oehl darauß pressen/ welches sie zu ihren Ampeln und Leuchtern/ ja auch zum Essen gebrauchen/ wie Theod. Tabernaemont. im andern Buch von den Kräutern pag. 481. und Olearius in der Persianischen Reiß-Beschreibung pag 566. schreiben. §. 4. Was nun die jetzgemeldte GRANA TIGLIA anlanget/ so bestehen dieselbe auß kleinen Körnern/ etwa so groß wie eine Erbse/ aber länglicht-rund/ sind anfangs gelb-weiß/ aber wann sie recht reiff werden/ schwartzlicht-grau und eines widrigen/ sehr scharffen Geschmacks: kommen auß West-Indien und werden von den Landstrichern insgemein Italianische Pillen genennet. §. 5. Diese Körner sollen von eben dem Ricino arborescente herrühren/ worvon das purgierende PAUAN-Holtz/ dessen wir anderwertig Meldung gethan/ genommen wird; wiewohlen im 2. Theil des Horti Malab. Fig. 33. ein ander Kraut abgemahlet wird/ welches (außgenommen die Blumen) mit des Herrn Breynii Figur Cent. 1. Exot. c. 54. ziemlich überein komt. Sie wachsen in einer drey-fachichten Hülse: Und weilen sie an der eusseren Gestalt den Pinelen nicht ungleich sind / auch das Gewächs von einigen Pinus Indica genennet wird/ so heissen die Frantzosen dieselbe nicht anders als pignons d' Inde, oder Indianische Pinelen/ ob sie schon eine gantz andere Natur und Krafft haben. §. 6. Sie müssen aber frisch/ schwer und nicht mit andern Schalen und Unrath vermenget seyn. Auch soll man Achtung geben/ daß sie nicht mit den kleineren Zeck-Körnern oder sem. palmae Christi vermischet seyen/ welches an der eusseren/ bunten und gleichsam gemarmelten Schale/ welche diese letztere haben/ zu sehen ist/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues pag. 225. wohl erinnert. §. 7. Ihre Würckung betreffend/ so purgiret man ingleichen davon über- und unter sich/ und weilen sie gar starck operien/ muß man damit gar behutsam umbgehen und nur sehr starcken Personen über I. oder 2. derselben nicht geben/ welche wider gantz fortgehen sollen/ obwohlen sie das ihre doch meisterlich gethan. Ein gewisser Storger hat D. Ettmüllern versichern wollen/ daß sie die. Würme trefflich außtreiben/ so gar/ daß er auch einen grossen breyten Wurm damit fortgetrieden habe; Und weilen sie inwendig gar öhlicht sind/ soll man auch ein Oehl darauß pressen können/ dessen I. oder 2. Tropffen mit Fleisch-Brühe oder Zucker eingenommen schon gnugsam purgieren. §. 8. Uber diese hat man noch eine grössere Art/ welche Simon Paulli in seinem Quadrip. Bot. (wo er sie am besten abgemahlet und beschrieben) Semen nigrum Ricini Americani majoris, die gemeine Leut aber Brech- und Purgier-Nüsse zu nennen pflegen: Sind wohl 3. biß 4. mahl grösser/ als die Grana Tilli, außwendig schwartz / auff einer Seiten platt/ und auff der andern gewölbet: Inwendig mit einem/ auß zweyen Theilen zusammen gefügtem weissen Kern/ einer Mandel gleich/ versehen/ in dessen Mitte zwey hoch-weise zarte Blätter zu finden/ welche benebenst der Frucht selbsten von jetztbelobtem Doct. Sim. Paulli c. l. pag. 270. in einer schönen Figur unter Augen geleget worden sind.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/392
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/392>, abgerufen am 29.03.2024.