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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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Sim. Paulli in Quadr. Bot. pag. 528. ferner zu sehen; und weilen mich Herr Joh. Gottfried Vitus auch versichert hat/ daß dergleichen Cattun- und Baumwoll-Bäume/ CAPAS KIZIL genandt/ (so eines Manns-groß/ und wie Quitten-Bäume anzusehen seyen) in Ost-Indien/ wie er selber gesehen / häuffig zu finden seyen/ so ist wohl glaublich/ daß in der eintzigen Landschafft Nanking über zweymahl hundert tausend Wolenweber leben und soll der Sinesische Käyser jährlich von der Baumwolle 250000. Ducaten intraden haben/ wie in dem Atlante Sinico pag. 94. zu lessen ist. Was aber Vielheuer in Beschreibung frembder Materialien pag. 80. von denen Sinesischen Hühnern / welche auch Baumwolle auß dem Mund speyen sollen/ auß dem Erasmo Francisci anführet / brauchet noch weiterer Confirmation.

§. 3.

Sonsten gibt es dieser Zeit vielerley Sorten von der Baumwolle/ nemblich die Cyprische / welche schön weiß/ zart/ rein und lang: darnach die Corosanische/ die ist feiner/ länger und zärter/ aber knollicht: Nach dieser die Barbarische/ so zapfficht/ gelb und rein ist: Alsdann die Schmyrnische/ welche die geringste unter den andern ist/ wiewohlen offt darunter auch sehr feine gefunden wird: wie dann auch die von Maltha und Broda vor die beste unter der langen gehalten werden/ wie der Nürnbergische Materilist Marxius in seiner Material-Kammer pag. 33. lehret. Je weiser/ süsser und länger sie ist/ je höher sie gehalten wird; und müssen sich diejenige Materialisten/ welche gantze Ballen kauffen/ wohl vorsehen/ daß sie nicht angefeuchtet/ faul und vermodert seyen. Wegen des Einkauffs aber gibt Schurzius l. c. guten Unterricht/ nach welches bericht die Nave das erstenmahl von Venedig nach Soria umb Woll zu laden abgehen: das andermahl im Julio nacher Barbarien: Im April nacher Aqua morta: Im Martio die Pilgram. Schiff: Im May ins H. Land gen Barutti: Im Augusto die Galeren nach Alexandrien biß auff den halben September. Wie aber die Wolle von den Indianern gesponnen und zu Cattunen-Tücher geweben werde/ beschreibt Georg Meister in dem Ost-Indischen Lust-Gärtner pag. 90. allwo auch des Baumes Beschreibung zu sehen ist.

§. 4.

Was den Nutzen und Gebrauch der Baumwollen anlanget/ so wird dieselbe nicht allein von den Außländern gesponnen und also auch in Strängen herauß in Europam verhandelt (von deren Handlung / wie auch von den Licht-Dochten/ Hanff und Bindgarn/ Pomet in seiner Histoire der Materialien pag. 239. weitläufftig schreibet) auch zu den Cattunen-Tüchern und andern Waaren verarbeitet; sondern wird auch zuweilen in der Artzney gebrauchet/ aber nur eusserlich/ zum Bluthen/ welches das zu Pulver gebrandte Baumwoll hemmen soll/ wie Tabernamont. im andern Buch von denen Kräutern pag. 476. berichtet. So wird er auch mit der Ambra in die Ohren zum Gehör gebrauchet.

§. 5.

Innerlich wird der Saame/ so in der Wolle zu finden und

SEMEN BOMBACIS

in denen Officinen heisset/ zuweilen gegen den schweren Athem und Husten gebrauchet / welchen auch wegen seines Oehls gegen den Stein-Schmertzen von obbelobtem D. Sim. Paulli l. c. gerühmet wird. Solches Oehl kan man auch darauß pressen und gegen allerhand Flecken der Haut gebrauchen/ soll ein schön Angesicht machen. Die Indianer sollen ihre Schweine damit mästen / weilen diese Körner einen Geschmack wie Eycheln haben.

§. 6.

Uber diese gemeine Baumwolle gedencket Pomet l. c. noch einer anderen Art/ welche gleichfals auff einem Kraut/ in dergleichen länglichten Früchten wachsen soll/ und von ihm HOUATTE genennet wird; und weilen diese zu nichts anderst/ als die Schlaaf- und anderer Röcke damit außzufüttern dienen soll/ so scheinet/ daß solches diejenige Materi sey/ worauß die so genandte Watten oder Seiden-Watten gemacht werden/ welche der gemeine Mann sonsten vor eine außgekammete Seide gehalten hat. Solches Kraut soll Apocynum Cynocrampe heissen und umb Alexandrien in Egypten/ an feuchten und morastichten Orten hauffig wachsen/ dessen Figur oben nechst der Baumwoll zu sehen ist.

§. 7.

Noch einer anderen Art Baumwolle gedencket Wormius nin Mus. pag. 205. welche in Ost-Indien

CAPOCK oder CAPAS PUSSAR

genennet wird/ und gar weich/ glatt und zart/ wie Seiden ist/ welcher sie vielmeyr/ als der gemeinen Baumwoll ähnlich ist; und weilen mann dieselbe auch nicht spinnen/ sondern nur unterzufüttern brauchen kan/ so ist es dem Gebrauch nach entweder ein Ding mit der Houatte, oder kommt derselben sehr gleich/ wie an demjenigen Stück/ so mir zu Handen gekommen/ zu sehen ist/ woran auch noch die eusserliche graue und wie Schagren anzusehene Haut oder Schale hänget/ worauß klärlich zu erse-

Sim. Paulli in Quadr. Bot. pag. 528. ferner zu sehen; und weilen mich Herr Joh. Gottfried Vitus auch versichert hat/ daß dergleichen Cattun- und Baumwoll-Bäume/ CAPAS KIZIL genandt/ (so eines Manns-groß/ und wie Quitten-Bäume anzusehen seyen) in Ost-Indien/ wie er selber gesehen / häuffig zu finden seyen/ so ist wohl glaublich/ daß in der eintzigen Landschafft Nanking über zweymahl hundert tausend Wolenweber leben und soll der Sinesische Käyser jährlich von der Baumwolle 250000. Ducaten intraden haben/ wie in dem Atlante Sinico pag. 94. zu lessen ist. Was aber Vielheuer in Beschreibung frembder Materialien pag. 80. von denen Sinesischen Hühnern / welche auch Baumwolle auß dem Mund speyen sollen/ auß dem Erasmo Francisci anführet / brauchet noch weiterer Confirmation.

§. 3.

Sonsten gibt es dieser Zeit vielerley Sorten von der Baumwolle/ nemblich die Cyprische / welche schön weiß/ zart/ rein und lang: darnach die Corosanische/ die ist feiner/ länger und zärter/ aber knollicht: Nach dieser die Barbarische/ so zapfficht/ gelb und rein ist: Alsdann die Schmyrnische/ welche die geringste unter den andern ist/ wiewohlen offt darunter auch sehr feine gefunden wird: wie dann auch die von Maltha und Broda vor die beste unter der langen gehalten werden/ wie der Nürnbergische Materilist Marxius in seiner Material-Kammer pag. 33. lehret. Je weiser/ süsser und länger sie ist/ je höher sie gehalten wird; und müssen sich diejenige Materialisten/ welche gantze Ballen kauffen/ wohl vorsehen/ daß sie nicht angefeuchtet/ faul und vermodert seyen. Wegen des Einkauffs aber gibt Schurzius l. c. guten Unterricht/ nach welches bericht die Nave das erstenmahl von Venedig nach Soria umb Woll zu laden abgehen: das andermahl im Julio nacher Barbarien: Im April nacher Aqua morta: Im Martio die Pilgram. Schiff: Im May ins H. Land gen Barutti: Im Augusto die Galéren nach Alexandrien biß auff den halben September. Wie aber die Wolle von den Indianern gesponnen und zu Cattunen-Tücher geweben werde/ beschreibt Georg Meister in dem Ost-Indischen Lust-Gärtner pag. 90. allwo auch des Baumes Beschreibung zu sehen ist.

§. 4.

Was den Nutzen und Gebrauch der Baumwollen anlanget/ so wird dieselbe nicht allein von den Außländern gesponnen und also auch in Strängen herauß in Europam verhandelt (von deren Handlung / wie auch von den Licht-Dochten/ Hanff und Bindgarn/ Pomet in seiner Histoire der Materialien pag. 239. weitläufftig schreibet) auch zu den Cattunen-Tüchern und andern Waaren verarbeitet; sondern wird auch zuweilen in der Artzney gebrauchet/ aber nur eusserlich/ zum Bluthen/ welches das zu Pulver gebrandte Baumwoll hemmen soll/ wie Tabernamont. im andern Buch von denen Kräutern pag. 476. berichtet. So wird er auch mit der Ambra in die Ohren zum Gehör gebrauchet.

§. 5.

Innerlich wird der Saame/ so in der Wolle zu finden und

SEMEN BOMBACIS

in denen Officinen heisset/ zuweilen gegen den schweren Athem und Husten gebrauchet / welchen auch wegen seines Oehls gegen den Stein-Schmertzen von obbelobtem D. Sim. Paulli l. c. gerühmet wird. Solches Oehl kan man auch darauß pressen und gegen allerhand Flecken der Haut gebrauchen/ soll ein schön Angesicht machen. Die Indianer sollen ihre Schweine damit mästen / weilen diese Körner einen Geschmack wie Eycheln haben.

§. 6.

Uber diese gemeine Baumwolle gedencket Pomet l. c. noch einer anderen Art/ welche gleichfals auff einem Kraut/ in dergleichen länglichten Früchten wachsen soll/ und von ihm HOUATTE genennet wird; und weilen diese zu nichts anderst/ als die Schlaaf- und anderer Röcke damit außzufüttern dienen soll/ so scheinet/ daß solches diejenige Materi sey/ worauß die so genandte Watten oder Seiden-Watten gemacht werden/ welche der gemeine Mann sonsten vor eine außgekammete Seide gehalten hat. Solches Kraut soll Apocynum Cynocrampe heissen und umb Alexandrien in Egypten/ an feuchten und morastichten Orten hauffig wachsen/ dessen Figur oben nechst der Baumwoll zu sehen ist.

§. 7.

Noch einer anderen Art Baumwolle gedencket Wormius nin Mus. pag. 205. welche in Ost-Indien

CAPOCK oder CAPAS PUSSAR

genennet wird/ und gar weich/ glatt und zart/ wie Seiden ist/ welcher sie vielmeyr/ als der gemeinen Baumwoll ähnlich ist; und weilen mann dieselbe auch nicht spinnen/ sondern nur unterzufüttern brauchen kan/ so ist es dem Gebrauch nach entweder ein Ding mit der Houatte, oder kommt derselben sehr gleich/ wie an demjenigen Stück/ so mir zu Handen gekommen/ zu sehen ist/ woran auch noch die eusserliche graue und wie Schagren anzusehene Haut oder Schale hänget/ worauß klärlich zu erse-

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Sim.       Paulli in Quadr. Bot. pag. 528. ferner zu sehen; und weilen mich Herr Joh. Gottfried Vitus auch       versichert hat/ daß dergleichen Cattun- und Baumwoll-Bäume/ CAPAS KIZIL genandt/ (so eines       Manns-groß/ und wie Quitten-Bäume anzusehen seyen) in Ost-Indien/ wie er selber gesehen /       häuffig zu finden seyen/ so ist wohl glaublich/ daß in der eintzigen Landschafft Nanking über       zweymahl hundert tausend Wolenweber leben und soll der Sinesische Käyser jährlich von der       Baumwolle 250000. Ducaten intraden haben/ wie in dem Atlante Sinico pag. 94. zu lessen ist.       Was aber Vielheuer in Beschreibung frembder Materialien pag. 80. von denen Sinesischen Hühnern      / welche auch Baumwolle auß dem Mund speyen sollen/ auß dem Erasmo Francisci anführet /       brauchet noch weiterer Confirmation.</p>
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[354/0400] Sim. Paulli in Quadr. Bot. pag. 528. ferner zu sehen; und weilen mich Herr Joh. Gottfried Vitus auch versichert hat/ daß dergleichen Cattun- und Baumwoll-Bäume/ CAPAS KIZIL genandt/ (so eines Manns-groß/ und wie Quitten-Bäume anzusehen seyen) in Ost-Indien/ wie er selber gesehen / häuffig zu finden seyen/ so ist wohl glaublich/ daß in der eintzigen Landschafft Nanking über zweymahl hundert tausend Wolenweber leben und soll der Sinesische Käyser jährlich von der Baumwolle 250000. Ducaten intraden haben/ wie in dem Atlante Sinico pag. 94. zu lessen ist. Was aber Vielheuer in Beschreibung frembder Materialien pag. 80. von denen Sinesischen Hühnern / welche auch Baumwolle auß dem Mund speyen sollen/ auß dem Erasmo Francisci anführet / brauchet noch weiterer Confirmation. §. 3. Sonsten gibt es dieser Zeit vielerley Sorten von der Baumwolle/ nemblich die Cyprische / welche schön weiß/ zart/ rein und lang: darnach die Corosanische/ die ist feiner/ länger und zärter/ aber knollicht: Nach dieser die Barbarische/ so zapfficht/ gelb und rein ist: Alsdann die Schmyrnische/ welche die geringste unter den andern ist/ wiewohlen offt darunter auch sehr feine gefunden wird: wie dann auch die von Maltha und Broda vor die beste unter der langen gehalten werden/ wie der Nürnbergische Materilist Marxius in seiner Material-Kammer pag. 33. lehret. Je weiser/ süsser und länger sie ist/ je höher sie gehalten wird; und müssen sich diejenige Materialisten/ welche gantze Ballen kauffen/ wohl vorsehen/ daß sie nicht angefeuchtet/ faul und vermodert seyen. Wegen des Einkauffs aber gibt Schurzius l. c. guten Unterricht/ nach welches bericht die Nave das erstenmahl von Venedig nach Soria umb Woll zu laden abgehen: das andermahl im Julio nacher Barbarien: Im April nacher Aqua morta: Im Martio die Pilgram. Schiff: Im May ins H. Land gen Barutti: Im Augusto die Galéren nach Alexandrien biß auff den halben September. Wie aber die Wolle von den Indianern gesponnen und zu Cattunen-Tücher geweben werde/ beschreibt Georg Meister in dem Ost-Indischen Lust-Gärtner pag. 90. allwo auch des Baumes Beschreibung zu sehen ist. §. 4. Was den Nutzen und Gebrauch der Baumwollen anlanget/ so wird dieselbe nicht allein von den Außländern gesponnen und also auch in Strängen herauß in Europam verhandelt (von deren Handlung / wie auch von den Licht-Dochten/ Hanff und Bindgarn/ Pomet in seiner Histoire der Materialien pag. 239. weitläufftig schreibet) auch zu den Cattunen-Tüchern und andern Waaren verarbeitet; sondern wird auch zuweilen in der Artzney gebrauchet/ aber nur eusserlich/ zum Bluthen/ welches das zu Pulver gebrandte Baumwoll hemmen soll/ wie Tabernamont. im andern Buch von denen Kräutern pag. 476. berichtet. So wird er auch mit der Ambra in die Ohren zum Gehör gebrauchet. §. 5. Innerlich wird der Saame/ so in der Wolle zu finden und SEMEN BOMBACIS in denen Officinen heisset/ zuweilen gegen den schweren Athem und Husten gebrauchet / welchen auch wegen seines Oehls gegen den Stein-Schmertzen von obbelobtem D. Sim. Paulli l. c. gerühmet wird. Solches Oehl kan man auch darauß pressen und gegen allerhand Flecken der Haut gebrauchen/ soll ein schön Angesicht machen. Die Indianer sollen ihre Schweine damit mästen / weilen diese Körner einen Geschmack wie Eycheln haben. §. 6. Uber diese gemeine Baumwolle gedencket Pomet l. c. noch einer anderen Art/ welche gleichfals auff einem Kraut/ in dergleichen länglichten Früchten wachsen soll/ und von ihm HOUATTE genennet wird; und weilen diese zu nichts anderst/ als die Schlaaf- und anderer Röcke damit außzufüttern dienen soll/ so scheinet/ daß solches diejenige Materi sey/ worauß die so genandte Watten oder Seiden-Watten gemacht werden/ welche der gemeine Mann sonsten vor eine außgekammete Seide gehalten hat. Solches Kraut soll Apocynum Cynocrampe heissen und umb Alexandrien in Egypten/ an feuchten und morastichten Orten hauffig wachsen/ dessen Figur oben nechst der Baumwoll zu sehen ist. §. 7. Noch einer anderen Art Baumwolle gedencket Wormius nin Mus. pag. 205. welche in Ost-Indien CAPOCK oder CAPAS PUSSAR genennet wird/ und gar weich/ glatt und zart/ wie Seiden ist/ welcher sie vielmeyr/ als der gemeinen Baumwoll ähnlich ist; und weilen mann dieselbe auch nicht spinnen/ sondern nur unterzufüttern brauchen kan/ so ist es dem Gebrauch nach entweder ein Ding mit der Houatte, oder kommt derselben sehr gleich/ wie an demjenigen Stück/ so mir zu Handen gekommen/ zu sehen ist/ woran auch noch die eusserliche graue und wie Schagren anzusehene Haut oder Schale hänget/ worauß klärlich zu erse-

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/400>, abgerufen am 28.03.2024.