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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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hat. Unterdessen können beyde Theile wohl recht haben/ indem es verschiedene Arten der Bäumen geben kan/ an welchen solches gezeuget wird/ da bey uns auß den Kirschen-Pflaumen- nnd und andern Bäumen wohl auch ein Gummi/ so sich einander gleichen thut/ fliesset/ wie also obige Scribenten der berümbte Augspurgische Medicus und vornehme Praeses der Käyserlichen Societät in Teutschland/ Herr Doct. Lucas Schroeckius, in seinen Anmerckungen über gedachte Beschreibung Cleyeri vereiniget hat.

§. 3.

Im übrigen wird das Gummi Lac in verschiedenen Sorten zu uns herauß gebracht/ deren Marxius in seiner Material Kammer pag. 109. nur zwey erzehlet/ nemblich das granulirte oder in Granis, so in kleinen gelb-röthlichten Körnlein ist/ und die Holtz-Lac oder. Laccam in Ramulis, welche an kleinen Aestlein/ eines Fingers groß/ hanget. Andere aber/ als Dale in Phytol. pag. 402. haben noch die dritte Art/ nemblich Laccam in masis oder Tabulatam, Platt-Lac/ so in breyten Täfflein kommet/ und von dem Holtz-Lac also gegossen wird/ nach dessen Unterscheid solche Täffelein entweder roth durchscheinend/ gelb/ oder schwartz sind/ von welchen letzteren die beste Tinctur außgezogen ist/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues pag. 274. berichtet / welcher noch einer vierdten Sorte gedencket/ die vor diesem auß Engeland/ in Gestalt der Ohren/ in Franckreich verhandelt und Gomme en Oreilles, oder Ohr-Lac/ genennet worden ist.

§. 4.

Nun fragt sichs/ welche Sorte zu eligiren und vor die beste zu halten sey? Doct. Ettmüller will die erste/ nemblich die Laccam in granis vor die beste halten: Allein obgemeldter Materialist Pomet gibt dieser ein sehr schlechtes Lob/ indem er l. c. schreibet/ daß / nachdem die Holländer und Engeländer die Holtz Lacc gemahlen und vom dem besten die Tinctur heraußgezogen/ sie solches mit der schlechten vermischten und nachmahlen in grossen Ballen anderwerts verschickten/ welches die granuliree Lacca sey; weßwegen er der Holtz-Lac mehr trauet/ auch nur diejenige anzunehmen räthet/ welche derselben am nähesten kommet/ klar / hell und durchsichtig ist/ wohl fliesset/ nicht zu viel Holtz/ auch nichts schwartzes mehr oder andern Unflat oder Staub untermischet hat/ ingleichem/ wann sie gekäuet wird/ eine rothe Farb von sich gibt/ auch das Wasser/ worinnen sie mit etwas saueres gekocht wird/ roth färbet. Die Platt-Lacc muß schön klar/ durchsichtig und nicht körnericht oder grummelicht seyn / auch so roth/ als es seyn kan scheinen und färben.

§. 5.

Den Nutzen dieses Gummi betreffend/ so ist es ein sehr gutes und zu vielen Dingen nöthiges Ding/ dessen man sich sowohl in der Artzney/ als andern Künsten bedienen kan. In der Artzney zwar wird es innerlich zu Eröffnung der verstopfften Leber und Miltz-Aederlein und daher geleiteten Kranckheiten/ als Wassersucht und dergleichen gerühmet/ weßwegen die Alte ihre Trochiscos de Lacca erfunden und verschrieben haben. Heutiges Tages aber wird es meistens gegen das Bluten und Scharbock der Zähnen gebraucht/ worzu des Mynsichti R. Laccae oder Lac-Tinctur sehr heilsam ist/ worvon Ettmüllerus cit. loc. weitläufftig handelt. Sonsten aber wird viel darvon von den Färbern verthan/ indem nicht allein die Japonier/ Türcken und andere solche zu der rothen Farb/ wormit sie den Cattun und andere Sachen also färben/ daß es nicht wider außgewaschen werden kan/ brauchen/ auch das rothe und so genandte Saffian-Leder oder Maroquin damit schmutzen/ sondern auch die Holl- und Engeländer zu ihrer Scharlach-Färb brauchen sollen / wie Pomet c. l. berichtet; wie dann auch in Teutschland das Leder braun damit gefärbet wird / wie Schurtzius l. c. schreibet.

§. 6.

Hauptsächlich aber wird es sehr zu dem Siegel-Lack /

oder Siegel-Wachs

gebrauchet/ welches insgemein CERA HISPANICA und Spanisch-Wachs genennet wird/ da doch die Spanier nichts davon wissen/ sondern die Brieffe nur mit Oblaten versiegeln sollen/ wie Pomet c. l. schreibet und anbey berichtet/ daß ein Frantzöischer Kauffmann Rousseau, so es am besten gemacht und nachdem er durch den Brand zuvor zum Bettler worden/ binnen Jahres frist über 20000. [unleserliches Material]. damit erworden/ zum Unterscheid des Portugisischen Siegel-Wachs/ solches das Spanische genennet habe. Die gröste Kunst bestehet in dem malaxiren/ und findet man sehr viele Sorten/ als das wohlriechende/ Feine/ Mittel und Gemeine: welche entweder schwartz/ roth / gelb oder bund sind. Man bringt auch dergleichen auß China, so auß krummen und zerkerbten Stangen bestehet. Das beste muß schön an Farben/ rein im Brechen/ leicht im Gewicht seyn und darbey im Brennen nicht bald ablauffen/ wie Marxius in seiner Material-Kammer p. 75. judiciret. Man muß Achtung geben/ daß es nicht auß schlechter Lac mit andern Gummatibus vermischet und

hat. Unterdessen können beyde Theile wohl recht haben/ indem es verschiedene Arten der Bäumen geben kan/ an welchen solches gezeuget wird/ da bey uns auß den Kirschen-Pflaumen- nnd und andern Bäumen wohl auch ein Gummi/ so sich einander gleichen thut/ fliesset/ wie also obige Scribenten der berümbte Augspurgische Medicus und vornehme Praeses der Käyserlichen Societät in Teutschland/ Herr Doct. Lucas Schroeckius, in seinen Anmerckungen über gedachte Beschreibung Cleyeri vereiniget hat.

§. 3.

Im übrigen wird das Gummi Lac in verschiedenen Sorten zu uns herauß gebracht/ deren Marxius in seiner Material Kammer pag. 109. nur zwey erzehlet/ nemblich das granulirte oder in Granis, so in kleinen gelb-röthlichten Körnlein ist/ und die Holtz-Lac oder. Laccam in Ramulis, welche an kleinen Aestlein/ eines Fingers groß/ hanget. Andere aber/ als Dale in Phytol. pag. 402. haben noch die dritte Art/ nemblich Laccam in masis oder Tabulatam, Platt-Lac/ so in breyten Täfflein kommet/ und von dem Holtz-Lac also gegossen wird/ nach dessen Unterscheid solche Täffelein entweder roth durchscheinend/ gelb/ oder schwartz sind/ von welchen letzteren die beste Tinctur außgezogen ist/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues pag. 274. berichtet / welcher noch einer vierdten Sorte gedencket/ die vor diesem auß Engeland/ in Gestalt der Ohren/ in Franckreich verhandelt und Gomme en Oreilles, oder Ohr-Lac/ genennet worden ist.

§. 4.

Nun fragt sichs/ welche Sorte zu eligiren und vor die beste zu halten sey? Doct. Ettmüller will die erste/ nemblich die Laccam in granis vor die beste halten: Allein obgemeldter Materialist Pomet gibt dieser ein sehr schlechtes Lob/ indem er l. c. schreibet/ daß / nachdem die Holländer und Engeländer die Holtz Lacc gemahlen und vom dem besten die Tinctur heraußgezogen/ sie solches mit der schlechten vermischten und nachmahlen in grossen Ballen anderwerts verschickten/ welches die granuliree Lacca sey; weßwegen er der Holtz-Lac mehr trauet/ auch nur diejenige anzunehmen räthet/ welche derselben am nähesten kommet/ klar / hell und durchsichtig ist/ wohl fliesset/ nicht zu viel Holtz/ auch nichts schwartzes mehr oder andern Unflat oder Staub untermischet hat/ ingleichem/ wann sie gekäuet wird/ eine rothe Farb von sich gibt/ auch das Wasser/ worinnen sie mit etwas saueres gekocht wird/ roth färbet. Die Platt-Lacc muß schön klar/ durchsichtig und nicht körnericht oder grummelicht seyn / auch so roth/ als es seyn kan scheinen und färben.

§. 5.

Den Nutzen dieses Gummi betreffend/ so ist es ein sehr gutes und zu vielen Dingen nöthiges Ding/ dessen man sich sowohl in der Artzney/ als andern Künsten bedienen kan. In der Artzney zwar wird es innerlich zu Eröffnung der verstopfften Leber und Miltz-Aederlein und daher geleiteten Kranckheiten/ als Wassersucht und dergleichen gerühmet/ weßwegen die Alte ihre Trochiscos de Lacca erfunden und verschrieben haben. Heutiges Tages aber wird es meistens gegen das Bluten und Scharbock der Zähnen gebraucht/ worzu des Mynsichti R. Laccae oder Lac-Tinctur sehr heilsam ist/ worvon Ettmüllerus cit. loc. weitläufftig handelt. Sonsten aber wird viel darvon von den Färbern verthan/ indem nicht allein die Japonier/ Türcken und andere solche zu der rothen Farb/ wormit sie den Cattun und andere Sachen also färben/ daß es nicht wider außgewaschen werden kan/ brauchen/ auch das rothe und so genandte Saffian-Leder oder Maroquin damit schmutzen/ sondern auch die Holl- und Engeländer zu ihrer Scharlach-Färb brauchen sollen / wie Pomet c. l. berichtet; wie dann auch in Teutschland das Leder braun damit gefärbet wird / wie Schurtzius l. c. schreibet.

§. 6.

Hauptsächlich aber wird es sehr zu dem Siegel-Lack /

oder Siegel-Wachs

gebrauchet/ welches insgemein CERA HISPANICA und Spanisch-Wachs genennet wird/ da doch die Spanier nichts davon wissen/ sondern die Brieffe nur mit Oblaten versiegeln sollen/ wie Pomet c. l. schreibet und anbey berichtet/ daß ein Frantzöischer Kauffmann Rousseau, so es am besten gemacht und nachdem er durch den Brand zuvor zum Bettler worden/ binnen Jahres frist über 20000. [unleserliches Material]. damit erworden/ zum Unterscheid des Portugisischen Siegel-Wachs/ solches das Spanische genennet habe. Die gröste Kunst bestehet in dem malaxiren/ und findet man sehr viele Sorten/ als das wohlriechende/ Feine/ Mittel und Gemeine: welche entweder schwartz/ roth / gelb oder bund sind. Man bringt auch dergleichen auß China, so auß krummen und zerkerbten Stangen bestehet. Das beste muß schön an Farben/ rein im Brechen/ leicht im Gewicht seyn und darbey im Brennen nicht bald ablauffen/ wie Marxius in seiner Material-Kammer p. 75. judiciret. Man muß Achtung geben/ daß es nicht auß schlechter Lac mit andern Gummatibus vermischet und

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[398/0444] hat. Unterdessen können beyde Theile wohl recht haben/ indem es verschiedene Arten der Bäumen geben kan/ an welchen solches gezeuget wird/ da bey uns auß den Kirschen-Pflaumen- nnd und andern Bäumen wohl auch ein Gummi/ so sich einander gleichen thut/ fliesset/ wie also obige Scribenten der berümbte Augspurgische Medicus und vornehme Praeses der Käyserlichen Societät in Teutschland/ Herr Doct. Lucas Schroeckius, in seinen Anmerckungen über gedachte Beschreibung Cleyeri vereiniget hat. §. 3. Im übrigen wird das Gummi Lac in verschiedenen Sorten zu uns herauß gebracht/ deren Marxius in seiner Material Kammer pag. 109. nur zwey erzehlet/ nemblich das granulirte oder in Granis, so in kleinen gelb-röthlichten Körnlein ist/ und die Holtz-Lac oder. Laccam in Ramulis, welche an kleinen Aestlein/ eines Fingers groß/ hanget. Andere aber/ als Dale in Phytol. pag. 402. haben noch die dritte Art/ nemblich Laccam in masis oder Tabulatam, Platt-Lac/ so in breyten Täfflein kommet/ und von dem Holtz-Lac also gegossen wird/ nach dessen Unterscheid solche Täffelein entweder roth durchscheinend/ gelb/ oder schwartz sind/ von welchen letzteren die beste Tinctur außgezogen ist/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues pag. 274. berichtet / welcher noch einer vierdten Sorte gedencket/ die vor diesem auß Engeland/ in Gestalt der Ohren/ in Franckreich verhandelt und Gomme en Oreilles, oder Ohr-Lac/ genennet worden ist. §. 4. Nun fragt sichs/ welche Sorte zu eligiren und vor die beste zu halten sey? Doct. Ettmüller will die erste/ nemblich die Laccam in granis vor die beste halten: Allein obgemeldter Materialist Pomet gibt dieser ein sehr schlechtes Lob/ indem er l. c. schreibet/ daß / nachdem die Holländer und Engeländer die Holtz Lacc gemahlen und vom dem besten die Tinctur heraußgezogen/ sie solches mit der schlechten vermischten und nachmahlen in grossen Ballen anderwerts verschickten/ welches die granuliree Lacca sey; weßwegen er der Holtz-Lac mehr trauet/ auch nur diejenige anzunehmen räthet/ welche derselben am nähesten kommet/ klar / hell und durchsichtig ist/ wohl fliesset/ nicht zu viel Holtz/ auch nichts schwartzes mehr oder andern Unflat oder Staub untermischet hat/ ingleichem/ wann sie gekäuet wird/ eine rothe Farb von sich gibt/ auch das Wasser/ worinnen sie mit etwas saueres gekocht wird/ roth färbet. Die Platt-Lacc muß schön klar/ durchsichtig und nicht körnericht oder grummelicht seyn / auch so roth/ als es seyn kan scheinen und färben. §. 5. Den Nutzen dieses Gummi betreffend/ so ist es ein sehr gutes und zu vielen Dingen nöthiges Ding/ dessen man sich sowohl in der Artzney/ als andern Künsten bedienen kan. In der Artzney zwar wird es innerlich zu Eröffnung der verstopfften Leber und Miltz-Aederlein und daher geleiteten Kranckheiten/ als Wassersucht und dergleichen gerühmet/ weßwegen die Alte ihre Trochiscos de Lacca erfunden und verschrieben haben. Heutiges Tages aber wird es meistens gegen das Bluten und Scharbock der Zähnen gebraucht/ worzu des Mynsichti R. Laccae oder Lac-Tinctur sehr heilsam ist/ worvon Ettmüllerus cit. loc. weitläufftig handelt. Sonsten aber wird viel darvon von den Färbern verthan/ indem nicht allein die Japonier/ Türcken und andere solche zu der rothen Farb/ wormit sie den Cattun und andere Sachen also färben/ daß es nicht wider außgewaschen werden kan/ brauchen/ auch das rothe und so genandte Saffian-Leder oder Maroquin damit schmutzen/ sondern auch die Holl- und Engeländer zu ihrer Scharlach-Färb brauchen sollen / wie Pomet c. l. berichtet; wie dann auch in Teutschland das Leder braun damit gefärbet wird / wie Schurtzius l. c. schreibet. §. 6. Hauptsächlich aber wird es sehr zu dem Siegel-Lack / oder Siegel-Wachs gebrauchet/ welches insgemein CERA HISPANICA und Spanisch-Wachs genennet wird/ da doch die Spanier nichts davon wissen/ sondern die Brieffe nur mit Oblaten versiegeln sollen/ wie Pomet c. l. schreibet und anbey berichtet/ daß ein Frantzöischer Kauffmann Rousseau, so es am besten gemacht und nachdem er durch den Brand zuvor zum Bettler worden/ binnen Jahres frist über 20000. _ . damit erworden/ zum Unterscheid des Portugisischen Siegel-Wachs/ solches das Spanische genennet habe. Die gröste Kunst bestehet in dem malaxiren/ und findet man sehr viele Sorten/ als das wohlriechende/ Feine/ Mittel und Gemeine: welche entweder schwartz/ roth / gelb oder bund sind. Man bringt auch dergleichen auß China, so auß krummen und zerkerbten Stangen bestehet. Das beste muß schön an Farben/ rein im Brechen/ leicht im Gewicht seyn und darbey im Brennen nicht bald ablauffen/ wie Marxius in seiner Material-Kammer p. 75. judiciret. Man muß Achtung geben/ daß es nicht auß schlechter Lac mit andern Gummatibus vermischet und

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/444>, abgerufen am 23.04.2024.