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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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Das XIX. Capitel

Von dem rechten Orientalischen-Balsam/ wie auch von der Frucht und Holtz vom Balsam-Baum.

[Abbildung]

§. 1.

DEr rechte Orientalische Balsam/ BALSAMUM VERUM

oder

OPOBALSAMUM,

ist ein heller öhlichter Safft/ so anfangs weich/ nachmahlen aber hart ist/ entweder gantz weiß oder gelbicht/ eines scharffen und aromatischen Geschmacks/ auch sehr starcken/ doch angenehmen Geruchs: wird zuweilen/ aber gar selten/ in kleinen bleyernen Fläschlein auß Türckey von Alcair über Marseille und andere Orten gebracht/ wie Pomet in seiner Frantzöischen Historia Simplicium pag. 275. berichtet.

§. 2.

Die Pflantze/ woraus dieser Balsam fliesset/ soll nur ein kleiner Strauch seyn/ so etwa zwey Ehlen hoch von der Erden/ mit langen/ schmahlen/ röthlichten und gnodichten Aestlein wächset/ welche/ wie die Wein-Reben/ abgeschnitten und in kleine Büschlein gebunden/ auch also von den Türcken heraus geschicket/ und von den Materialisten XYLOBALSAMUM genennet werden. An diesen Stenglein wachsen wenige Blätter/ den Rauten nicht viel ungleich/ doch weisser und immer grünend. Die Blümlein aber sind klein/ weiß und zart/ fast wie Schlehen-Blüt/ nach welchen länglichtrunde/ röthlichte und wohlriechende Beerlein/ so etwas kleiner als Erbsen sind/ erfolgen/ die man in den Apothecken CARPOBALSAMUM heisset/ wie dieses alles von Prospero Alpino, welcher selbsten in AEgypten gewesen/ auch dergleichen Gewächs gehabt und gezogen haben soll/ in seinem Buch de Plant. AEgypt. und dem Gespräch von diesem Balsam/ beschrieben worden. Heut zu Tag aber soll niemand mehr dazu kommen können / indem auff Befehl des Türckischen Kaysers/ als er sich des Heil. Landes bemächtiget/ alle Balsam-Sträuchlein versetzet/ und in einen gemeinen/ darzu gewidmeten Balsam-Garten zu Matarea, zwey Meil von Cairo gelegen/ gebracht worden/ welcher immer verschlossen gehalten und von den Janizaren verwachet wird/ wie solcher auß einigen Reiß-Beschreibungen in des Mallets Cosmographi Part. 3. pag. 32. in obgesetzter Figur unter Augen geleget worden/ allwo Lit. D. die Balsam Bäumlein/ Lit. A. den Eingang/ sambt der Türcken Beth-Hauß und darbey liegendem Wasser-Behälter B. so auß dem Wunder-Brunnen C. quillet/ abbilden/ von welchen allen die Copten vielerley Traditiones haben/ welche an berührtem Ort können gelesen werden.

§. 3.

Der Balsam selbst wird in den heissen Sommer-Monathen/ als Junio/ Julio und Augusto gesamblet und ist dreyerley/ indem

Das XIX. Capitel

Von dem rechten Orientalischen-Balsam/ wie auch von der Frucht und Holtz vom Balsam-Baum.

[Abbildung]

§. 1.

DEr rechte Orientalische Balsam/ BALSAMUM VERUM

oder

OPOBALSAMUM,

ist ein heller öhlichter Safft/ so anfangs weich/ nachmahlen aber hart ist/ entweder gantz weiß oder gelbicht/ eines scharffen und aromatischen Geschmacks/ auch sehr starcken/ doch angenehmen Geruchs: wird zuweilen/ aber gar selten/ in kleinen bleyernen Fläschlein auß Türckey von Alcair über Marseille und andere Orten gebracht/ wie Pomet in seiner Frantzöischen Historiâ Simplicium pag. 275. berichtet.

§. 2.

Die Pflantze/ woraus dieser Balsam fliesset/ soll nur ein kleiner Strauch seyn/ so etwa zwey Ehlen hoch von der Erden/ mit langen/ schmahlen/ röthlichten und gnodichten Aestlein wächset/ welche/ wie die Wein-Reben/ abgeschnitten und in kleine Büschlein gebunden/ auch also von den Türcken heraus geschicket/ und von den Materialisten XYLOBALSAMUM genennet werden. An diesen Stenglein wachsen wenige Blätter/ den Rauten nicht viel ungleich/ doch weisser und immer grünend. Die Blümlein aber sind klein/ weiß und zart/ fast wie Schlehen-Blüt/ nach welchen länglichtrunde/ röthlichte und wohlriechende Beerlein/ so etwas kleiner als Erbsen sind/ erfolgen/ die man in den Apothecken CARPOBALSAMUM heisset/ wie dieses alles von Prospero Alpino, welcher selbsten in AEgypten gewesen/ auch dergleichen Gewächs gehabt und gezogen haben soll/ in seinem Buch de Plant. AEgypt. und dem Gespräch von diesem Balsam/ beschrieben worden. Heut zu Tag aber soll niemand mehr dazu kommen können / indem auff Befehl des Türckischen Kaysers/ als er sich des Heil. Landes bemächtiget/ alle Balsam-Sträuchlein versetzet/ und in einen gemeinen/ darzu gewidmeten Balsam-Garten zu Matarea, zwey Meil von Cairo gelegen/ gebracht worden/ welcher immer verschlossen gehalten und von den Janizaren verwachet wird/ wie solcher auß einigen Reiß-Beschreibungen in des Mallets Cosmographi Part. 3. pag. 32. in obgesetzter Figur unter Augen geleget worden/ allwo Lit. D. die Balsam Bäumlein/ Lit. A. den Eingang/ sambt der Türcken Beth-Hauß und darbey liegendem Wasser-Behälter B. so auß dem Wunder-Brunnen C. quillet/ abbilden/ von welchen allen die Copten vielerley Traditiones haben/ welche an berührtem Ort können gelesen werden.

§. 3.

Der Balsam selbst wird in den heissen Sommer-Monathen/ als Junio/ Julio und Augusto gesamblet und ist dreyerley/ indem

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[402/0448] Das XIX. Capitel Von dem rechten Orientalischen-Balsam/ wie auch von der Frucht und Holtz vom Balsam-Baum. [Abbildung] §. 1. DEr rechte Orientalische Balsam/ BALSAMUM VERUM oder OPOBALSAMUM, ist ein heller öhlichter Safft/ so anfangs weich/ nachmahlen aber hart ist/ entweder gantz weiß oder gelbicht/ eines scharffen und aromatischen Geschmacks/ auch sehr starcken/ doch angenehmen Geruchs: wird zuweilen/ aber gar selten/ in kleinen bleyernen Fläschlein auß Türckey von Alcair über Marseille und andere Orten gebracht/ wie Pomet in seiner Frantzöischen Historiâ Simplicium pag. 275. berichtet. §. 2. Die Pflantze/ woraus dieser Balsam fliesset/ soll nur ein kleiner Strauch seyn/ so etwa zwey Ehlen hoch von der Erden/ mit langen/ schmahlen/ röthlichten und gnodichten Aestlein wächset/ welche/ wie die Wein-Reben/ abgeschnitten und in kleine Büschlein gebunden/ auch also von den Türcken heraus geschicket/ und von den Materialisten XYLOBALSAMUM genennet werden. An diesen Stenglein wachsen wenige Blätter/ den Rauten nicht viel ungleich/ doch weisser und immer grünend. Die Blümlein aber sind klein/ weiß und zart/ fast wie Schlehen-Blüt/ nach welchen länglichtrunde/ röthlichte und wohlriechende Beerlein/ so etwas kleiner als Erbsen sind/ erfolgen/ die man in den Apothecken CARPOBALSAMUM heisset/ wie dieses alles von Prospero Alpino, welcher selbsten in AEgypten gewesen/ auch dergleichen Gewächs gehabt und gezogen haben soll/ in seinem Buch de Plant. AEgypt. und dem Gespräch von diesem Balsam/ beschrieben worden. Heut zu Tag aber soll niemand mehr dazu kommen können / indem auff Befehl des Türckischen Kaysers/ als er sich des Heil. Landes bemächtiget/ alle Balsam-Sträuchlein versetzet/ und in einen gemeinen/ darzu gewidmeten Balsam-Garten zu Matarea, zwey Meil von Cairo gelegen/ gebracht worden/ welcher immer verschlossen gehalten und von den Janizaren verwachet wird/ wie solcher auß einigen Reiß-Beschreibungen in des Mallets Cosmographi Part. 3. pag. 32. in obgesetzter Figur unter Augen geleget worden/ allwo Lit. D. die Balsam Bäumlein/ Lit. A. den Eingang/ sambt der Türcken Beth-Hauß und darbey liegendem Wasser-Behälter B. so auß dem Wunder-Brunnen C. quillet/ abbilden/ von welchen allen die Copten vielerley Traditiones haben/ welche an berührtem Ort können gelesen werden. §. 3. Der Balsam selbst wird in den heissen Sommer-Monathen/ als Junio/ Julio und Augusto gesamblet und ist dreyerley/ indem

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/448>, abgerufen am 29.03.2024.