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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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gewaschenen Bolum, wie er mit der Erden kombt / vorziehen wollen. Er wird sonsten in der Medicin in allem/ wie die Terra Sigilata, mit welcher er (ausser der Gifft-treibenden) einerley Kräfften hat/ gebrauchet/ und werden auch eben dergleichen praeparata davon gemacht. Eusserlich machen die Balbierer die Dürrbände oder Defensiv-Pflaster davon. Mehrere Information hiervon findet man bey Joach. Camerario, in seinen Observationen de Bolo Armena.

§. 9.

Hieher gehöret auch die

MARGA SAXATILIS,

Mergel oder Gteinmarck/ welches eine dergleiche fette Erde ist und wie die vorigen fest an der Zunge klebet/ ist aber doch weicher/ und wird zwischen den Felsen (wovon sie den Nahmen Lithomarga hat) in den Böhmischen Gebirgen und in andern Orten unsers Teutschlands gefunden: Siehet entweder Fleischfarbicht-roht/ oder gantz weiß auß/ welche gemeiner und bekandter ist. Dale gedencket auch eines gelben und sandichten Mergels/ dessen sich in Holland die Bauren zur Dunge und Besserung der Aecker gebrauchen/ vid. ejus Pharmacol. pag. 48. Sonsten aber wird die weisse Art deß Mergels auch LAC LUNAE oder Mond-Milch/ von andern aber AGARICUS MINERALIS genennet/ weilen sie nicht allein mit der Farb beyderseits übereinkommen/ sondern auch zwischen den Felsen/ von den Mineralischen Dünsten/ gleichwie der Lerchen-Schwamm von des Baumes Außfaulungen/ gezeuget wird/ wovon D. Major in einem besonderen Lat. Tractat von dem Steinmarck sehr artlich handelt. Ein guter Freund schickte mir ohnlängst zweyerley fette Erde / davon er eine/ so dunckel-roht/ hepar lapidis rubrum, und die andere/ so grau-weiß/ hepar lapidis album nennete/ welche beyderseits nichts anders/ als ein Mergel zu seyn scheinen. Dem Gebrauch nach kommer das Steinmarck mit der Siegel-Erden sehr überein/ hat eine anhaltende und kühlende Krafft/ versüsset die sauere Schleimigkeit/ und zertheilet das geronnene Geblüt; weßwegen man sich dessen nicht allein in allen Bauch- und Blut-Flüssen/ sondern auch/ wann einen der Sood brennet/ nützlich bedienen kan. So jemand ein schweren Fall oder sonst sich wehe gethan hat/ so kan man die Margam entweder allein/ oder mit Krebs-Augen vermischet nehmen. Es wird solche auch in Nieren-Schmertzen und gegen den verschlossenen oder scharffen Harn gebrauchet/ wie auch in denen Beinbrüchen innerlich und äusserlich/ in der schweren Noth / und absonderlich der weisse Mergel oder Lac Lunae zu Vermehrung der Milch bey den Säugenden / allwo man etwas von praeparirten Crystallen darunter mischen kan. Eusserlich trücknet und heilet der Mergel alte und frische Schäden/ und zwar ohne eintzigen Schmertzen und Beissen.

§. 10.

Was den gemeinen Thon oder Töpffer-Erde/ welche

ARGILLA

genennet wird/ anlanget/ so wird selbige bey denen Materialisten nicht gesuchet/ noch auch in der Artzney sonderlich gebrauchet/ weßwegen auch wenig hier davon zu melden/ ausser daß die bekandte TABACS Pfeiffen davon gemacht werden/ unter welchen die so genandte Englische glatte Pfeiffen die Beste sind/ welche doch nicht in Engeland/ sondern zu Gouda in Holland in grosser Menge gemacht werden. Solche kauffen die Materialisten mit Grossen/ davon eine jede zwölff Dutzent hält/ dabey man zusehen muß/ ob sie noch gantz oder sehr zerschmettert seyen.

§. 11.

Mit mehrerem Recht kan man die Norwegische Schaarbocks-Erde oder

TERRAM ANTISCORBUTICAM

anhero setzen/ deren zum erstenmahl Henricus Petraeus, ehemahliger Prof. zu Marburg/ in Diss. Harmon. de Scorbuto p. 38. und nach diesem/ Olaus Wormius in Mus. pag. 16. Meldung gethan haben. Dieses ist eine rothe und der Terrae sigillatae nicht ungleiche Erde/ welche umb Bergen in Norwegen gefunden und vor ein gewisses Mittel gegen den Schaarbock gehalten wird / ohne Zweiffel/ weilen sie wie die Martialia, die Säure im Geblüt und absonderlich im Magen versüssen kan/ dahero sie auch in dem Malo hypochondriaco gerühmet wird. Sie nehmen ein halb oder gantz Quint ein und schwitzen darauf: Ist bey uns noch unbekant/ und nimmt D. Hoffmannum in Clavi pag. 139. nicht ohne Ursach wunder/ daß diese Erde nicht auch in andere Länder verhandelt wird.

§. 12.

In Ermangelung aber vorgemeldter Erden/ können wir hiesiger Orten eine andere in dergleichen Kranckheiten nützlich gebrauchen/ welche in unserm Hessen-Land zu finden ist und die Casselische Gold-Erde/ Terra alis und

MINERA MARTIS SOLARIS

genennet wird. Diese findet sich an verschiedenen Orten/ am meisten aber bey dem Dorff Allmerod/ wo die Casselische Glaß-Hütte ist/ hinter Salfeld/ wie auch bey Naumburg/ umb Streel herum: stecket gemeiniglich in einem Letten oder Thon/ in runden Stücken; wie Eyer formirt/ weßwegen sie auch von einigen Ovum Philosophicum genennit wird: ist schwartz-grau / mit gläntzenden Ertzsstücklein/ wie das [unleserliches Material] vermischet und hat einen recht Vitriolischen Geschmack/ woraus bald zu sehen/ daß was sonderliches darhinter stecke/ worinn Glauberus (welcher fast am ersten dieser Erden in seinen

gewaschenen Bolum, wie er mit der Erden kombt / vorziehen wollen. Er wird sonsten in der Medicin in allem/ wie die Terra Sigilata, mit welcher er (ausser der Gifft-treibenden) einerley Kräfften hat/ gebrauchet/ und werden auch eben dergleichen praeparata davon gemacht. Eusserlich machen die Balbierer die Dürrbände oder Defensiv-Pflaster davon. Mehrere Information hiervon findet man bey Joach. Camerario, in seinen Observationen de Bolo Armena.

§. 9.

Hieher gehöret auch die

MARGA SAXATILIS,

Mergel oder Gteinmarck/ welches eine dergleiche fette Erde ist und wie die vorigen fest an der Zunge klebet/ ist aber doch weicher/ und wird zwischen den Felsen (wovon sie den Nahmen Lithomarga hat) in den Böhmischen Gebirgen und in andern Orten unsers Teutschlands gefunden: Siehet entweder Fleischfarbicht-roht/ oder gantz weiß auß/ welche gemeiner und bekandter ist. Dale gedencket auch eines gelben und sandichten Mergels/ dessen sich in Holland die Bauren zur Dunge und Besserung der Aecker gebrauchen/ vid. ejus Pharmacol. pag. 48. Sonsten aber wird die weisse Art deß Mergels auch LAC LUNAE oder Mond-Milch/ von andern aber AGARICUS MINERALIS genennet/ weilen sie nicht allein mit der Farb beyderseits übereinkommen/ sondern auch zwischen den Felsen/ von den Mineralischen Dünsten/ gleichwie der Lerchen-Schwamm von des Baumes Außfaulungen/ gezeuget wird/ wovon D. Major in einem besonderen Lat. Tractat von dem Steinmarck sehr artlich handelt. Ein guter Freund schickte mir ohnlängst zweyerley fette Erde / davon er eine/ so dunckel-roht/ hepar lapidis rubrum, und die andere/ so grau-weiß/ hepar lapidis album nennete/ welche beyderseits nichts anders/ als ein Mergel zu seyn scheinen. Dem Gebrauch nach kommer das Steinmarck mit der Siegel-Erden sehr überein/ hat eine anhaltende und kühlende Krafft/ versüsset die sauere Schleimigkeit/ und zertheilet das geronnene Geblüt; weßwegen man sich dessen nicht allein in allen Bauch- und Blut-Flüssen/ sondern auch/ wann einen der Sood brennet/ nützlich bedienen kan. So jemand ein schweren Fall oder sonst sich wehe gethan hat/ so kan man die Margam entweder allein/ oder mit Krebs-Augen vermischet nehmen. Es wird solche auch in Nieren-Schmertzen und gegen den verschlossenen oder scharffen Harn gebrauchet/ wie auch in denen Beinbrüchen innerlich und äusserlich/ in der schweren Noth / und absonderlich der weisse Mergel oder Lac Lunae zu Vermehrung der Milch bey den Säugenden / allwo man etwas von praeparirten Crystallen darunter mischen kan. Eusserlich trücknet und heilet der Mergel alte und frische Schäden/ und zwar ohne eintzigen Schmertzen und Beissen.

§. 10.

Was den gemeinen Thon oder Töpffer-Erde/ welche

ARGILLA

genennet wird/ anlanget/ so wird selbige bey denen Materialisten nicht gesuchet/ noch auch in der Artzney sonderlich gebrauchet/ weßwegen auch wenig hier davon zu melden/ ausser daß die bekandte TABACS Pfeiffen davon gemacht werden/ unter welchen die so genandte Englische glatte Pfeiffen die Beste sind/ welche doch nicht in Engeland/ sondern zu Gouda in Holland in grosser Menge gemacht werden. Solche kauffen die Materialisten mit Grossen/ davon eine jede zwölff Dutzent hält/ dabey man zusehen muß/ ob sie noch gantz oder sehr zerschmettert seyen.

§. 11.

Mit mehrerem Recht kan man die Norwegische Schaarbocks-Erde oder

TERRAM ANTISCORBUTICAM

anhero setzen/ deren zum erstenmahl Henricus Petraeus, ehemahliger Prof. zu Marburg/ in Diss. Harmon. de Scorbuto p. 38. und nach diesem/ Olaus Wormius in Mus. pag. 16. Meldung gethan haben. Dieses ist eine rothe und der Terrae sigillatae nicht ungleiche Erde/ welche umb Bergen in Norwegen gefunden und vor ein gewisses Mittel gegen den Schaarbock gehalten wird / ohne Zweiffel/ weilen sie wie die Martialia, die Säure im Geblüt und absonderlich im Magen versüssen kan/ dahero sie auch in dem Malo hypochondriaco gerühmet wird. Sie nehmen ein halb oder gantz Quint ein und schwitzen darauf: Ist bey uns noch unbekant/ und nimmt D. Hoffmannum in Clavi pag. 139. nicht ohne Ursach wunder/ daß diese Erde nicht auch in andere Länder verhandelt wird.

§. 12.

In Ermangelung aber vorgemeldter Erden/ können wir hiesiger Orten eine andere in dergleichen Kranckheiten nützlich gebrauchen/ welche in unserm Hessen-Land zu finden ist und die Casselische Gold-Erde/ Terra alis und

MINERA MARTIS SOLARIS

genennet wird. Diese findet sich an verschiedenen Orten/ am meisten aber bey dem Dorff Allmerod/ wo die Casselische Glaß-Hütte ist/ hinter Salfeld/ wie auch bey Naumburg/ umb Streel herum: stecket gemeiniglich in einem Letten oder Thon/ in runden Stücken; wie Eyer formirt/ weßwegen sie auch von einigen Ovum Philosophicum genennit wird: ist schwartz-grau / mit gläntzenden Ertzsstücklein/ wie das [unleserliches Material] vermischet und hat einen recht Vitriolischen Geschmack/ woraus bald zu sehen/ daß was sonderliches darhinter stecke/ worinn Glauberus (welcher fast am ersten dieser Erden in seinen

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[4/0048] gewaschenen Bolum, wie er mit der Erden kombt / vorziehen wollen. Er wird sonsten in der Medicin in allem/ wie die Terra Sigilata, mit welcher er (ausser der Gifft-treibenden) einerley Kräfften hat/ gebrauchet/ und werden auch eben dergleichen praeparata davon gemacht. Eusserlich machen die Balbierer die Dürrbände oder Defensiv-Pflaster davon. Mehrere Information hiervon findet man bey Joach. Camerario, in seinen Observationen de Bolo Armena. §. 9. Hieher gehöret auch die MARGA SAXATILIS, Mergel oder Gteinmarck/ welches eine dergleiche fette Erde ist und wie die vorigen fest an der Zunge klebet/ ist aber doch weicher/ und wird zwischen den Felsen (wovon sie den Nahmen Lithomarga hat) in den Böhmischen Gebirgen und in andern Orten unsers Teutschlands gefunden: Siehet entweder Fleischfarbicht-roht/ oder gantz weiß auß/ welche gemeiner und bekandter ist. Dale gedencket auch eines gelben und sandichten Mergels/ dessen sich in Holland die Bauren zur Dunge und Besserung der Aecker gebrauchen/ vid. ejus Pharmacol. pag. 48. Sonsten aber wird die weisse Art deß Mergels auch LAC LUNAE oder Mond-Milch/ von andern aber AGARICUS MINERALIS genennet/ weilen sie nicht allein mit der Farb beyderseits übereinkommen/ sondern auch zwischen den Felsen/ von den Mineralischen Dünsten/ gleichwie der Lerchen-Schwamm von des Baumes Außfaulungen/ gezeuget wird/ wovon D. Major in einem besonderen Lat. Tractat von dem Steinmarck sehr artlich handelt. Ein guter Freund schickte mir ohnlängst zweyerley fette Erde / davon er eine/ so dunckel-roht/ hepar lapidis rubrum, und die andere/ so grau-weiß/ hepar lapidis album nennete/ welche beyderseits nichts anders/ als ein Mergel zu seyn scheinen. Dem Gebrauch nach kommer das Steinmarck mit der Siegel-Erden sehr überein/ hat eine anhaltende und kühlende Krafft/ versüsset die sauere Schleimigkeit/ und zertheilet das geronnene Geblüt; weßwegen man sich dessen nicht allein in allen Bauch- und Blut-Flüssen/ sondern auch/ wann einen der Sood brennet/ nützlich bedienen kan. So jemand ein schweren Fall oder sonst sich wehe gethan hat/ so kan man die Margam entweder allein/ oder mit Krebs-Augen vermischet nehmen. Es wird solche auch in Nieren-Schmertzen und gegen den verschlossenen oder scharffen Harn gebrauchet/ wie auch in denen Beinbrüchen innerlich und äusserlich/ in der schweren Noth / und absonderlich der weisse Mergel oder Lac Lunae zu Vermehrung der Milch bey den Säugenden / allwo man etwas von praeparirten Crystallen darunter mischen kan. Eusserlich trücknet und heilet der Mergel alte und frische Schäden/ und zwar ohne eintzigen Schmertzen und Beissen. §. 10. Was den gemeinen Thon oder Töpffer-Erde/ welche ARGILLA genennet wird/ anlanget/ so wird selbige bey denen Materialisten nicht gesuchet/ noch auch in der Artzney sonderlich gebrauchet/ weßwegen auch wenig hier davon zu melden/ ausser daß die bekandte TABACS Pfeiffen davon gemacht werden/ unter welchen die so genandte Englische glatte Pfeiffen die Beste sind/ welche doch nicht in Engeland/ sondern zu Gouda in Holland in grosser Menge gemacht werden. Solche kauffen die Materialisten mit Grossen/ davon eine jede zwölff Dutzent hält/ dabey man zusehen muß/ ob sie noch gantz oder sehr zerschmettert seyen. §. 11. Mit mehrerem Recht kan man die Norwegische Schaarbocks-Erde oder TERRAM ANTISCORBUTICAM anhero setzen/ deren zum erstenmahl Henricus Petraeus, ehemahliger Prof. zu Marburg/ in Diss. Harmon. de Scorbuto p. 38. und nach diesem/ Olaus Wormius in Mus. pag. 16. Meldung gethan haben. Dieses ist eine rothe und der Terrae sigillatae nicht ungleiche Erde/ welche umb Bergen in Norwegen gefunden und vor ein gewisses Mittel gegen den Schaarbock gehalten wird / ohne Zweiffel/ weilen sie wie die Martialia, die Säure im Geblüt und absonderlich im Magen versüssen kan/ dahero sie auch in dem Malo hypochondriaco gerühmet wird. Sie nehmen ein halb oder gantz Quint ein und schwitzen darauf: Ist bey uns noch unbekant/ und nimmt D. Hoffmannum in Clavi pag. 139. nicht ohne Ursach wunder/ daß diese Erde nicht auch in andere Länder verhandelt wird. §. 12. In Ermangelung aber vorgemeldter Erden/ können wir hiesiger Orten eine andere in dergleichen Kranckheiten nützlich gebrauchen/ welche in unserm Hessen-Land zu finden ist und die Casselische Gold-Erde/ Terra alis und MINERA MARTIS SOLARIS genennet wird. Diese findet sich an verschiedenen Orten/ am meisten aber bey dem Dorff Allmerod/ wo die Casselische Glaß-Hütte ist/ hinter Salfeld/ wie auch bey Naumburg/ umb Streel herum: stecket gemeiniglich in einem Letten oder Thon/ in runden Stücken; wie Eyer formirt/ weßwegen sie auch von einigen Ovum Philosophicum genennit wird: ist schwartz-grau / mit gläntzenden Ertzsstücklein/ wie das _ vermischet und hat einen recht Vitriolischen Geschmack/ woraus bald zu sehen/ daß was sonderliches darhinter stecke/ worinn Glauberus (welcher fast am ersten dieser Erden in seinen

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/48>, abgerufen am 25.04.2024.