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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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Pergament-Schnitzeln /

ab/ auß welchen das Frauen-Zinuner die schöue weisse Blumen/ so den gefüllten weisen Hecken-Rosen gleich sehen/ zumachen wissen/ und weilen sie die Beschreibung darvon sehr in Geheim halten/ so will curieusen Gemüthern auch hiermit einige Nachricht darvon geben. Solche Blumen nun zu machen/ bieget man sie erstlich von Kupfferdrat so grosse Ringlein/ als die Blätter werden sollen/ woran ein Häckleinzulassen/ das sie damit in den Leim eingedauchet und nachmahlen aufgehänget werden. Nachmahlen kochet man die in Wasser eingeweichte Pergament-Schnitzlein (welche schön weiß seyn sollen) biß sie den Leim haben/ mischet ein leichtes weies Pulver (welches bey leib kein Bleyweiß) (wieleinige Schälck vorgeben) seyn muß / indem die gefangene Materie darvon bescharret wird und gleich durchfället) darunter/ das die Blätter recht trüblicht weiß werden: Alsdann duncke die Dratene Ring darein/ daß sich die leimichte Materie wie ein Glaß darin fange: Hencke solche auff ein Seil/ biß die Blättlein trucken werden: breche sie auß und klebe sie mit Speichel ump ein grüne Knopff/ von Taffend oder sonsten etwas gemacht/ daß es wie ein Hecken-Blum lasse/ welche sich zusammen drucken und wieder auffthun lässet/ wan sie nur nicht in Regen kompt/ worvon sie gantz zusammen fället/ und wie ein Waschlump außsiehet. Man kan den Leim auch mit Presilien-Holtz roth färben so werden die Blumen/ wie die rechte Centifolien. Wiltu sie gelb haben/ mische Curcummeel darunter/ so werden sie wie die gelbe Hecken-Rosen/ so viel rarer als die andere sind.

§. V.

Man kan auch von jetztgemeldten Pergament-Schnitzlein einen sehr schönen/ weisen und sauberen

Mund-Leim

kochen/ wann man die leimichte Brühe gantz dick einkochet und nach belieben etwas Zucker darunter mischet; wiewohlen der meinste Mund-Leim auch auß dem gemeinen Leim pfleget gemacht zuwerden.

§. VI.

Den Gemeinen Leim betreffend/ so wird derselbe von denjenigen Häutlein/ so die Roth- und Weißgerber von allerhand Häute abschaben/ wie auch von den Gnorbelbein/ Senn-Adern und dergleichen auß den Füssen gekocht/ in gewissen Formen zu langen Blättern gegossen und auff außgespanten Netzen in der Sonnen getrucknet: dessen man in verschiedene Sorten findet/ unter welchen

Der Englische und Holländische

Leim /

vor die beste gehalten werde; wiewolen der Polnische auch hier zu Land sehr ästimiret wird / welchen die Schreiner/ wann sie etwas gar wohl leunen wollen/ auffsuchen. Alle müssen wohl gekocht/ recht trucken hell/ durchsichtig und braunroth/ anbey dicht/ nicht aber unrein und grümmelicht seyn/ auch sich gern brechen lassen. Der gantz rothe und gelbe sehen zwar schön von aussen/ sind aber gemeiniglich nicht gnug eingekochet/ wie Pomet l. c. pag. 32. schreibet.

§. VII.

Sonsten hat man in unsern Apothecken das Marck auß den Kalbs-Füssen oder

MEDULLAM CAUTUM VITULI,

welche fast eben die Krafft/ als das Hirschunschlitt haben soll/ indem es nicht allein erweichet/ sondern auch eine schmertzstillend- und Schlaffbringende Krafft hat; weßwegen es in den hitzigen Fiebern offters an die Schläffe gerieben wird/ worvon Ettmüllerus in Comment Schroed. p. m. 802. zulesen ist.

Pergament-Schnitzeln /

ab/ auß welchen das Frauen-Zinuner die schöue weisse Blumen/ so den gefüllten weisen Hecken-Rosen gleich sehen/ zumachen wissen/ und weilen sie die Beschreibung darvon sehr in Geheim halten/ so will curieusen Gemüthern auch hiermit einige Nachricht darvon geben. Solche Blumen nun zu machen/ bieget man sie erstlich von Kupfferdrat so grosse Ringlein/ als die Blätter werden sollen/ woran ein Häckleinzulassen/ das sie damit in den Leim eingedauchet und nachmahlen aufgehänget werden. Nachmahlen kochet man die in Wasser eingeweichte Pergament-Schnitzlein (welche schön weiß seyn sollen) biß sie den Leim haben/ mischet ein leichtes weies Pulver (welches bey leib kein Bleyweiß) (wieleinige Schälck vorgeben) seyn muß / indem die gefangene Materie darvon bescharret wird und gleich durchfället) darunter/ das die Blätter recht trüblicht weiß werden: Alsdann duncke die Dratene Ring darein/ daß sich die leimichte Materie wie ein Glaß darin fange: Hencke solche auff ein Seil/ biß die Blättlein trucken werden: breche sie auß und klebe sie mit Speichel ump ein grüne Knopff/ von Taffend oder sonsten etwas gemacht/ daß es wie ein Hecken-Blum lasse/ welche sich zusammen drucken und wieder auffthun lässet/ wan sie nur nicht in Regen kompt/ worvon sie gantz zusammen fället/ und wie ein Waschlump außsiehet. Man kan den Leim auch mit Presilien-Holtz roth färben so werden die Blumen/ wie die rechte Centifolien. Wiltu sie gelb haben/ mische Curcummeel darunter/ so werden sie wie die gelbe Hecken-Rosen/ so viel rarer als die andere sind.

§. V.

Man kan auch von jetztgemeldten Pergament-Schnitzlein einen sehr schönen/ weisen und sauberen

Mund-Leim

kochen/ wann man die leimichte Brühe gantz dick einkochet und nach belieben etwas Zucker darunter mischet; wiewohlen der meinste Mund-Leim auch auß dem gemeinen Leim pfleget gemacht zuwerden.

§. VI.

Den Gemeinen Leim betreffend/ so wird derselbe von denjenigen Häutlein/ so die Roth- und Weißgerber von allerhand Häute abschaben/ wie auch von den Gnorbelbein/ Senn-Adern und dergleichen auß den Füssen gekocht/ in gewissen Formen zu langen Blättern gegossen und auff außgespanten Netzen in der Sonnen getrucknet: dessen man in verschiedene Sorten findet/ unter welchen

Der Englische und Holländische

Leim /

vor die beste gehalten werde; wiewolen der Polnische auch hier zu Land sehr ästimiret wird / welchen die Schreiner/ wann sie etwas gar wohl leunen wollen/ auffsuchen. Alle müssen wohl gekocht/ recht trucken hell/ durchsichtig und braunroth/ anbey dicht/ nicht aber unrein und grümmelicht seyn/ auch sich gern brechen lassen. Der gantz rothe und gelbe sehen zwar schön von aussen/ sind aber gemeiniglich nicht gnug eingekochet/ wie Pomet l. c. pag. 32. schreibet.

§. VII.

Sonsten hat man in unsern Apothecken das Marck auß den Kalbs-Füssen oder

MEDULLAM CAUTUM VITULI,

welche fast eben die Krafft/ als das Hirschunschlitt haben soll/ indem es nicht allein erweichet/ sondern auch eine schmertzstillend- und Schlaffbringende Krafft hat; weßwegen es in den hitzigen Fiebern offters an die Schläffe gerieben wird/ worvon Ettmüllerus in Comment Schroed. p. m. 802. zulesen ist.

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[435/0481] Pergament-Schnitzeln / ab/ auß welchen das Frauen-Zinuner die schöue weisse Blumen/ so den gefüllten weisen Hecken-Rosen gleich sehen/ zumachen wissen/ und weilen sie die Beschreibung darvon sehr in Geheim halten/ so will curieusen Gemüthern auch hiermit einige Nachricht darvon geben. Solche Blumen nun zu machen/ bieget man sie erstlich von Kupfferdrat so grosse Ringlein/ als die Blätter werden sollen/ woran ein Häckleinzulassen/ das sie damit in den Leim eingedauchet und nachmahlen aufgehänget werden. Nachmahlen kochet man die in Wasser eingeweichte Pergament-Schnitzlein (welche schön weiß seyn sollen) biß sie den Leim haben/ mischet ein leichtes weies Pulver (welches bey leib kein Bleyweiß) (wieleinige Schälck vorgeben) seyn muß / indem die gefangene Materie darvon bescharret wird und gleich durchfället) darunter/ das die Blätter recht trüblicht weiß werden: Alsdann duncke die Dratene Ring darein/ daß sich die leimichte Materie wie ein Glaß darin fange: Hencke solche auff ein Seil/ biß die Blättlein trucken werden: breche sie auß und klebe sie mit Speichel ump ein grüne Knopff/ von Taffend oder sonsten etwas gemacht/ daß es wie ein Hecken-Blum lasse/ welche sich zusammen drucken und wieder auffthun lässet/ wan sie nur nicht in Regen kompt/ worvon sie gantz zusammen fället/ und wie ein Waschlump außsiehet. Man kan den Leim auch mit Presilien-Holtz roth färben so werden die Blumen/ wie die rechte Centifolien. Wiltu sie gelb haben/ mische Curcummeel darunter/ so werden sie wie die gelbe Hecken-Rosen/ so viel rarer als die andere sind. §. V. Man kan auch von jetztgemeldten Pergament-Schnitzlein einen sehr schönen/ weisen und sauberen Mund-Leim kochen/ wann man die leimichte Brühe gantz dick einkochet und nach belieben etwas Zucker darunter mischet; wiewohlen der meinste Mund-Leim auch auß dem gemeinen Leim pfleget gemacht zuwerden. §. VI. Den Gemeinen Leim betreffend/ so wird derselbe von denjenigen Häutlein/ so die Roth- und Weißgerber von allerhand Häute abschaben/ wie auch von den Gnorbelbein/ Senn-Adern und dergleichen auß den Füssen gekocht/ in gewissen Formen zu langen Blättern gegossen und auff außgespanten Netzen in der Sonnen getrucknet: dessen man in verschiedene Sorten findet/ unter welchen Der Englische und Holländische Leim / vor die beste gehalten werde; wiewolen der Polnische auch hier zu Land sehr ästimiret wird / welchen die Schreiner/ wann sie etwas gar wohl leunen wollen/ auffsuchen. Alle müssen wohl gekocht/ recht trucken hell/ durchsichtig und braunroth/ anbey dicht/ nicht aber unrein und grümmelicht seyn/ auch sich gern brechen lassen. Der gantz rothe und gelbe sehen zwar schön von aussen/ sind aber gemeiniglich nicht gnug eingekochet/ wie Pomet l. c. pag. 32. schreibet. §. VII. Sonsten hat man in unsern Apothecken das Marck auß den Kalbs-Füssen oder MEDULLAM CAUTUM VITULI, welche fast eben die Krafft/ als das Hirschunschlitt haben soll/ indem es nicht allein erweichet/ sondern auch eine schmertzstillend- und Schlaffbringende Krafft hat; weßwegen es in den hitzigen Fiebern offters an die Schläffe gerieben wird/ worvon Ettmüllerus in Comment Schroed. p. m. 802. zulesen ist.

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/481>, abgerufen am 23.04.2024.