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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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Das IX. Capitel.

Von dem Roß-Stein und Kamm-Fett.

[Abbildung]

§. I.

GLeichwie die Pferde auff den Reisen/ im Krieg und Acker-Bau sehr gute Dienste thun/ also haben sie auch in der Artzney-Kunst einigen Nutzen/ und muß man denselben auch billich allhier einen Platz gönnen. Dieweilen aber so wohl ihre Gestalt/ als übrige Natur männiglichen bekandt ist/ und derowegen nicht nöthig fället/ solche weitläufftig abzuhandeln; so stelle an solcher Statt dem Curivsen Leser alhier in der Figur ein Persianisches Schul-Pferd unter Augen/ woran zuersehen/ wie man in Persien die Pferde zu dressirenpflege; indem sie diesen einen Affen oder mundren Hund vorhero springen lassen/ welchen es die Pferde nachthun wollen/ wie mir ein guter Freud/ welcher diese Figur auff Seiden Papier auß Persien mitgebracht/ referiret hat.

§. II.

Von dem Unterscheid der Pferden haben schon andere/ als Gesnerus, Ulysses Aldrovandus, Absyrtus &amp;amp;c. weitläufftig geschrieben/ daß wir auch solcher Mühe entübriget seyn können. Eines nur muß allhier nothwendig erinnern/ wie daß man nehmlich nicht allein vor diesem/ sondern auch noch heut zu Tag vorgeben und gar schrifftlich behaupten wolle/ ob würden einige Spanische oder Portugiesische Mutter-Pferde oder EQUAE LUSITANICAE, ohne Belegung oder Beyspringung eines Hengsten von dem Wind trächtig/ welches nicht allein Columella, Varro, Plinius, Socinus und Homerus &amp;amp;c. Von den Portugiesischen/ sondern Augustinus auch von den Cappadocischen Pferd erzehlet. Allein man muß sich billich wundern/ wie solche herrliche und gelahrte Leuth dergleichen offenbahren Fabeln Glauben beymessen können/ welche nicht allein der gesunden Vernunfft/ sondern auch der täglichen Erfahrung schnurstracks zuwider sind. Man frage doch diejenige so jemahlen in Portugal gewesen/ oder allda wohnhafft sind/ so wird niemand darumb wissen wollen. Ja es haben zwey vornehme Cavalliers (dar von einer Fiscali bey der Inquisition war) so mit mir von Londen nach Paris reiseten/ hierüber gelachet/ als Ich darnach fragete/ wie dem berümbten Le Grand Hist. Nat. pag. 356. auch widerfahren ist. Der Ursprung dieses Mährleins mag von den Poeten hergekommen seyn/ welche deß Neptuni Pferde/ wegen seiner Geschwindigkeit mit der Winden Nahmen beleget haben/ wan es bey dem Statio also lautet:

[unleserliches Material] Stupuere relicti Nubila certantes Eurique Noliq; sequuntur
Das IX. Capitel.

Von dem Roß-Stein und Kamm-Fett.

[Abbildung]

§. I.

GLeichwie die Pferde auff den Reisen/ im Krieg und Acker-Bau sehr gute Dienste thun/ also haben sie auch in der Artzney-Kunst einigen Nutzen/ und muß man denselben auch billich allhier einen Platz gönnen. Dieweilen aber so wohl ihre Gestalt/ als übrige Natur männiglichen bekandt ist/ und derowegen nicht nöthig fället/ solche weitläufftig abzuhandeln; so stelle an solcher Statt dem Curivsen Leser alhier in der Figur ein Persianisches Schul-Pferd unter Augen/ woran zuersehen/ wie man in Persien die Pferde zu dressirenpflege; indem sie diesen einen Affen oder mundren Hund vorhero springen lassen/ welchen es die Pferde nachthun wollen/ wie mir ein guter Freud/ welcher diese Figur auff Seiden Papier auß Persien mitgebracht/ referiret hat.

§. II.

Von dem Unterscheid der Pferden haben schon andere/ als Gesnerus, Ulysses Aldrovandus, Absyrtus &amp;amp;c. weitläufftig geschrieben/ daß wir auch solcher Mühe entübriget seyn können. Eines nur muß allhier nothwendig erinnern/ wie daß man nehmlich nicht allein vor diesem/ sondern auch noch heut zu Tag vorgeben und gar schrifftlich behaupten wolle/ ob würden einige Spanische oder Portugiesische Mutter-Pferde oder EQUAE LUSITANICAE, ohne Belegung oder Beyspringung eines Hengsten von dem Wind trächtig/ welches nicht allein Columella, Varro, Plinius, Socinus und Homerus &amp;amp;c. Von den Portugiesischen/ sondern Augustinus auch von den Cappadocischen Pferd erzehlet. Allein man muß sich billich wundern/ wie solche herrliche und gelahrte Leuth dergleichen offenbahren Fabeln Glauben beymessen können/ welche nicht allein der gesunden Vernunfft/ sondern auch der täglichen Erfahrung schnurstracks zuwider sind. Man frage doch diejenige so jemahlen in Portugal gewesen/ oder allda wohnhafft sind/ so wird niemand darumb wissen wollen. Ja es haben zwey vornehme Cavalliers (dar von einer Fiscali bey der Inquisition war) so mit mir von Londen nach Paris reiseten/ hierüber gelachet/ als Ich darnach fragete/ wie dem berümbten Le Grand Hist. Nat. pag. 356. auch widerfahren ist. Der Ursprung dieses Mährleins mag von den Poeten hergekommen seyn/ welche deß Neptuni Pferde/ wegen seiner Geschwindigkeit mit der Winden Nahmen beleget haben/ wan es bey dem Statio also lautet:

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[436/0482] Das IX. Capitel. Von dem Roß-Stein und Kamm-Fett. [Abbildung] §. I. GLeichwie die Pferde auff den Reisen/ im Krieg und Acker-Bau sehr gute Dienste thun/ also haben sie auch in der Artzney-Kunst einigen Nutzen/ und muß man denselben auch billich allhier einen Platz gönnen. Dieweilen aber so wohl ihre Gestalt/ als übrige Natur männiglichen bekandt ist/ und derowegen nicht nöthig fället/ solche weitläufftig abzuhandeln; so stelle an solcher Statt dem Curivsen Leser alhier in der Figur ein Persianisches Schul-Pferd unter Augen/ woran zuersehen/ wie man in Persien die Pferde zu dressirenpflege; indem sie diesen einen Affen oder mundren Hund vorhero springen lassen/ welchen es die Pferde nachthun wollen/ wie mir ein guter Freud/ welcher diese Figur auff Seiden Papier auß Persien mitgebracht/ referiret hat. §. II. Von dem Unterscheid der Pferden haben schon andere/ als Gesnerus, Ulysses Aldrovandus, Absyrtus &amp;amp;c. weitläufftig geschrieben/ daß wir auch solcher Mühe entübriget seyn können. Eines nur muß allhier nothwendig erinnern/ wie daß man nehmlich nicht allein vor diesem/ sondern auch noch heut zu Tag vorgeben und gar schrifftlich behaupten wolle/ ob würden einige Spanische oder Portugiesische Mutter-Pferde oder EQUAE LUSITANICAE, ohne Belegung oder Beyspringung eines Hengsten von dem Wind trächtig/ welches nicht allein Columella, Varro, Plinius, Socinus und Homerus &amp;amp;c. Von den Portugiesischen/ sondern Augustinus auch von den Cappadocischen Pferd erzehlet. Allein man muß sich billich wundern/ wie solche herrliche und gelahrte Leuth dergleichen offenbahren Fabeln Glauben beymessen können/ welche nicht allein der gesunden Vernunfft/ sondern auch der täglichen Erfahrung schnurstracks zuwider sind. Man frage doch diejenige so jemahlen in Portugal gewesen/ oder allda wohnhafft sind/ so wird niemand darumb wissen wollen. Ja es haben zwey vornehme Cavalliers (dar von einer Fiscali bey der Inquisition war) so mit mir von Londen nach Paris reiseten/ hierüber gelachet/ als Ich darnach fragete/ wie dem berümbten Le Grand Hist. Nat. pag. 356. auch widerfahren ist. Der Ursprung dieses Mährleins mag von den Poeten hergekommen seyn/ welche deß Neptuni Pferde/ wegen seiner Geschwindigkeit mit der Winden Nahmen beleget haben/ wan es bey dem Statio also lautet: _ Stupuerê relicti Nubila certantes Eurique Noliq; sequuntur

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/482>, abgerufen am 25.04.2024.