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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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§. 2.

Ob nun wohl geweiß und zur Genüge bekandt/ daß der Bisam von einem frembden Thier herrühre / so werden doch sowohl von der Art und Gestalt dieses Thiers/ als auch dem Ursprung deß Bisams in demselben/ sehr ungleiche Meynungen geheget. Jenes/ nehmlich das Thier selbsten betreffend / so vergleichen es einige/ den Katzen/ wie dann Zeilerus in seiner Italianischen Reiß-Beschreibung solches auch ein Bisam-Katz genennet: Andere/ als Amatus Lusitanus vergleichet es der Grösse nach einem Haasen/ wird aber von andern deßwegen mächtig durchgehechelt: die meisten vergleichen es einem Reh/ und nennen es deßwegen auch CAPREOLUM und GAZELLUM MOSCHIFERUM, wiewohlen es weder zu den Geisen noch Hirschen gehöret/ sondern vielmehr eine eigene Art Thier zu seyn scheinet/ wie Sam. Dale auch p. 570. seiner Zoologiae judiciret. Indessen findet man sehr viele und verschiedene Abriß darvon/ worunter er obige / so der Edle und sehr berühmte Herr D. Scroeckius jetziger Zeit hochanschnlicher Praeses in der Käyserlichen Societät der Naturkündiger/ in seiner Historia Moschi p. 45. mitgetheilet/ der beste und accurateste ist/ welchen er von einer Haut deß Bisam-Thiers (deß gleichen auch Herr Ludolf in Franckfurt besitzet) so nach Augspurg gebracht worden/ genommen hat: woraus oben zu ersehen ist/ daß dieses Thier einen Spitz-Kopff mit stumpffen Ohren und 2. langen Zähnen/ so wie den wilden Schweinen aus dem Munde stehen/ habe/ auch nebst einem schmahlen Leib (welcher mit einer dunckel-braunen/ doch fleckrichten Haut umgeben) und sehr lange magere Füsse habe / und daher ein sehr hurtiges und flüchtiges Thiere zu seyn scheinet; weßwegen auch obbelobter Schroeckius der jenigen Meynung nicht beypflichten kan/ welche diesem Thier einen faulen / langsamen Lauff und Gang zuschreiben/ welches daher kommen mag/ weilen es im Winter/ da es wegen deß grossen Schnees wenig Nahrung haben kan/ sehr dürr und matt wird/ und alsdann im Frühling leicht gefangen werden kan. Es lebet sonsten theils von den Früchten/ als Reiß und dergleichen/ theils von einer besondern und sehr wohlriechenden Wurtzel (deßgleichen mir zu Handen kommen) welche es mit den langen Zähnen aus der Enden hauet/ wie in obberührter Historia Moschi Schroeckiana p. 43. weiter Bericht davon zu hohlen.

§. 3.

Den Bisam oder MOSCHUM selbsten anlangend/ so thun sich wieder von dessen Zeugung sehr viele Meynungenhervor/ indem viele dafür gehalten/ es werde derselbige in einem Geschwär oder Eyterbeil unten an dem Bauch deß Thieres gezeuget: Andere dörffen wohl meinen/ er bestünde aus dem Hödlein oder Nieren derselben/ welchen die runde Beutelein/ worinnen er kommet / etwas gleich sehen: Noch andere geben vor/ es werde von geronnen Geblüt/ und andere Theilen deß Bisam-Thieres/ künstlicher Weiß gemacht. Allein alle die Meynungen können so schlechterdings nicht statt finden/ indem gewiß und unläugbar ist/ daß der rechte veritable Bisam/ von der Natur in dem runden Folliculo oder Säcklein/ welches das Thier natürlicher und ordentlicher Weiß/ unten am Bauch/ bey den Hinder-Füssen träget/ durch die darinnen zu findende Eichelein vom Geblüt abgesondert und gezeuget/ auch durch gewisse Aederlein/ in die Höhle deß Säckleins eingetheilet/ worinnen der Bisam alsdann also zusammen rinnet/ und sich an das jenige braune Häutlein/ so darzwischen wächset/ anhänget/ wie obbelobter Hr. Schroeckius solches l. c. gar schön angeführet und examiniret hat/ und ist der Folliculus oben bey dem Abriß deß Thieres/ auch zu sehen/ welcher insgemein auswendig mit schönen dunckel-braunen und gläntzenden Haaren umgeben/ wie ich noch eine vollkommen in Handen habe. Indessen ist auch wohl zu glauben/ daß/ wie viele glaubwürdige Scribenten schreiben/ die Indianer diesen veritablen Bisam/ entweder unter das geronnene Geblüt/ oder andere Theile deß Thiers mischen/ und in Gestalt der rechten Bisam-Säcklein/ in die Haut deß Thieres nähen / auch also vor die rechte und veritable Folliculos heraus schicken/ zumahlen die Perfumirer und Apothecker allerhand Fäser lein und fleischichte Stück lein darunter finden sollen/ wann sie den Bisam in allerhand Gewässer solviren/ wie Johann Faber in seinen Annot. in Hist. Anim. Nov. Hisp. Recchi p. 561. aus der Relation berichtet: daß aber solcher wohlriechende Bisam durch blosses prügeln deß Thiers/ aus dem Geblüt/ ohne zuthun deß veritablen Bisams / entstehen könne/ ist nocht nicht erwiesen.

§. 4.

Ob aber nechst dem bißher beschriebenen Orientalischen Bisam/ auch ein Occidentalischer/ so aus West-Indien komme/ gefunden werde/ wie Schur Zius in seiner Material-Kammer p. 65. und Catelanus ein Apothecker/ vorgeben wollen/ ist daher noch gantz ungewiß/ weilen kein einiger Scribent, so Americam beschrieben/ dessen gedencken/ und können die Portugiesen/ welche denselben schicken solle/ ja oben so wohl den rechten Bisam aus Orien[unleserliches Material] huben. Will man aber denselben nachgehends/ den Occidentalischen nennen/ stehet jedem frey: Und kan man also auch die drey Sorten /

§. 2.

Ob nun wohl geweiß und zur Genüge bekandt/ daß der Bisam von einem frembden Thier herrühre / so werden doch sowohl von der Art und Gestalt dieses Thiers/ als auch dem Ursprung deß Bisams in demselben/ sehr ungleiche Meynungen geheget. Jenes/ nehmlich das Thier selbsten betreffend / so vergleichen es einige/ den Katzen/ wie dann Zeilerus in seiner Italianischen Reiß-Beschreibung solches auch ein Bisam-Katz genennet: Andere/ als Amatus Lusitanus vergleichet es der Grösse nach einem Haasen/ wird aber von andern deßwegen mächtig durchgehechelt: die meisten vergleichen es einem Reh/ und nennen es deßwegen auch CAPREOLUM und GAZELLUM MOSCHIFERUM, wiewohlen es weder zu den Geisen noch Hirschen gehöret/ sondern vielmehr eine eigene Art Thier zu seyn scheinet/ wie Sam. Dale auch p. 570. seiner Zoologiae judiciret. Indessen findet man sehr viele und verschiedene Abriß darvon/ worunter er obige / so der Edle und sehr berühmte Herr D. Scroeckius jetziger Zeit hochanschnlicher Praeses in der Käyserlichen Societät der Naturkündiger/ in seiner Historiâ Moschi p. 45. mitgetheilet/ der beste und accurateste ist/ welchen er von einer Haut deß Bisam-Thiers (deß gleichen auch Herr Ludolf in Franckfurt besitzet) so nach Augspurg gebracht worden/ genommen hat: woraus oben zu ersehen ist/ daß dieses Thier einen Spitz-Kopff mit stumpffen Ohren und 2. langen Zähnen/ so wie den wilden Schweinen aus dem Munde stehen/ habe/ auch nebst einem schmahlen Leib (welcher mit einer dunckel-braunen/ doch fleckrichten Haut umgeben) und sehr lange magere Füsse habe / und daher ein sehr hurtiges und flüchtiges Thiere zu seyn scheinet; weßwegen auch obbelobter Schroeckius der jenigen Meynung nicht beypflichten kan/ welche diesem Thier einen faulen / langsamen Lauff und Gang zuschreiben/ welches daher kommen mag/ weilen es im Winter/ da es wegen deß grossen Schnees wenig Nahrung haben kan/ sehr dürr und matt wird/ und alsdann im Frühling leicht gefangen werden kan. Es lebet sonsten theils von den Früchten/ als Reiß und dergleichen/ theils von einer besondern und sehr wohlriechenden Wurtzel (deßgleichen mir zu Handen kommen) welche es mit den langen Zähnen aus der Enden hauet/ wie in obberührter Historia Moschi Schroeckiana p. 43. weiter Bericht davon zu hohlen.

§. 3.

Den Bisam oder MOSCHUM selbsten anlangend/ so thun sich wieder von dessen Zeugung sehr viele Meynungenhervor/ indem viele dafür gehalten/ es werde derselbige in einem Geschwär oder Eyterbeil unten an dem Bauch deß Thieres gezeuget: Andere dörffen wohl meinen/ er bestünde aus dem Hödlein oder Nieren derselben/ welchen die runde Beutelein/ worinnen er kom̃et / etwas gleich sehen: Noch andere geben vor/ es werde von geronnen Geblüt/ und andere Theilen deß Bisam-Thieres/ künstlicher Weiß gemacht. Allein alle die Meynungen können so schlechterdings nicht statt finden/ indem gewiß und unläugbar ist/ daß der rechte veritable Bisam/ von der Natur in dem runden Folliculo oder Säcklein/ welches das Thier natürlicher und ordentlicher Weiß/ unten am Bauch/ bey den Hinder-Füssen träget/ durch die darinnen zu findende Eichelein vom Geblüt abgesondert und gezeuget/ auch durch gewisse Aederlein/ in die Höhle deß Säckleins eingetheilet/ worinnen der Bisam alsdann also zusammen rinnet/ und sich an das jenige braune Häutlein/ so darzwischen wächset/ anhänget/ wie obbelobter Hr. Schroeckius solches l. c. gar schön angeführet und examiniret hat/ und ist der Folliculus oben bey dem Abriß deß Thieres/ auch zu sehen/ welcher insgemein auswendig mit schönen dunckel-braunen und gläntzenden Haaren umgeben/ wie ich noch eine vollkommen in Handen habe. Indessen ist auch wohl zu glauben/ daß/ wie viele glaubwürdige Scribenten schreiben/ die Indianer diesen veritablen Bisam/ entweder unter das geronnene Geblüt/ oder andere Theile deß Thiers mischen/ und in Gestalt der rechten Bisam-Säcklein/ in die Haut deß Thieres nähen / auch also vor die rechte und veritable Folliculos heraus schicken/ zumahlen die Perfumirer und Apothecker allerhand Fäser lein und fleischichte Stück lein darunter finden sollen/ wann sie den Bisam in allerhand Gewässer solviren/ wie Johann Faber in seinen Annot. in Hist. Anim. Nov. Hisp. Recchi p. 561. aus der Relation berichtet: daß aber solcher wohlriechende Bisam durch blosses prügeln deß Thiers/ aus dem Geblüt/ ohne zuthun deß veritablen Bisams / entstehen könne/ ist nocht nicht erwiesen.

§. 4.

Ob aber nechst dem bißher beschriebenen Orientalischen Bisam/ auch ein Occidentalischer/ so aus West-Indien komme/ gefunden werde/ wie Schur Zius in seiner Material-Kammer p. 65. und Catelanus ein Apothecker/ vorgeben wollen/ ist daher noch gantz ungewiß/ weilen kein einiger Scribent, so Americam beschrieben/ dessen gedencken/ und können die Portugiesen/ welche denselben schicken sollë/ ja oben so wohl den rechten Bisam aus Orien[unleserliches Material] huben. Will man aber denselben nachgehends/ den Occidentalischen nennen/ stehet jedem frey: Und kan man also auch die drey Sorten /

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[442/0488] §. 2. Ob nun wohl geweiß und zur Genüge bekandt/ daß der Bisam von einem frembden Thier herrühre / so werden doch sowohl von der Art und Gestalt dieses Thiers/ als auch dem Ursprung deß Bisams in demselben/ sehr ungleiche Meynungen geheget. Jenes/ nehmlich das Thier selbsten betreffend / so vergleichen es einige/ den Katzen/ wie dann Zeilerus in seiner Italianischen Reiß-Beschreibung solches auch ein Bisam-Katz genennet: Andere/ als Amatus Lusitanus vergleichet es der Grösse nach einem Haasen/ wird aber von andern deßwegen mächtig durchgehechelt: die meisten vergleichen es einem Reh/ und nennen es deßwegen auch CAPREOLUM und GAZELLUM MOSCHIFERUM, wiewohlen es weder zu den Geisen noch Hirschen gehöret/ sondern vielmehr eine eigene Art Thier zu seyn scheinet/ wie Sam. Dale auch p. 570. seiner Zoologiae judiciret. Indessen findet man sehr viele und verschiedene Abriß darvon/ worunter er obige / so der Edle und sehr berühmte Herr D. Scroeckius jetziger Zeit hochanschnlicher Praeses in der Käyserlichen Societät der Naturkündiger/ in seiner Historiâ Moschi p. 45. mitgetheilet/ der beste und accurateste ist/ welchen er von einer Haut deß Bisam-Thiers (deß gleichen auch Herr Ludolf in Franckfurt besitzet) so nach Augspurg gebracht worden/ genommen hat: woraus oben zu ersehen ist/ daß dieses Thier einen Spitz-Kopff mit stumpffen Ohren und 2. langen Zähnen/ so wie den wilden Schweinen aus dem Munde stehen/ habe/ auch nebst einem schmahlen Leib (welcher mit einer dunckel-braunen/ doch fleckrichten Haut umgeben) und sehr lange magere Füsse habe / und daher ein sehr hurtiges und flüchtiges Thiere zu seyn scheinet; weßwegen auch obbelobter Schroeckius der jenigen Meynung nicht beypflichten kan/ welche diesem Thier einen faulen / langsamen Lauff und Gang zuschreiben/ welches daher kommen mag/ weilen es im Winter/ da es wegen deß grossen Schnees wenig Nahrung haben kan/ sehr dürr und matt wird/ und alsdann im Frühling leicht gefangen werden kan. Es lebet sonsten theils von den Früchten/ als Reiß und dergleichen/ theils von einer besondern und sehr wohlriechenden Wurtzel (deßgleichen mir zu Handen kommen) welche es mit den langen Zähnen aus der Enden hauet/ wie in obberührter Historia Moschi Schroeckiana p. 43. weiter Bericht davon zu hohlen. §. 3. Den Bisam oder MOSCHUM selbsten anlangend/ so thun sich wieder von dessen Zeugung sehr viele Meynungenhervor/ indem viele dafür gehalten/ es werde derselbige in einem Geschwär oder Eyterbeil unten an dem Bauch deß Thieres gezeuget: Andere dörffen wohl meinen/ er bestünde aus dem Hödlein oder Nieren derselben/ welchen die runde Beutelein/ worinnen er kom̃et / etwas gleich sehen: Noch andere geben vor/ es werde von geronnen Geblüt/ und andere Theilen deß Bisam-Thieres/ künstlicher Weiß gemacht. Allein alle die Meynungen können so schlechterdings nicht statt finden/ indem gewiß und unläugbar ist/ daß der rechte veritable Bisam/ von der Natur in dem runden Folliculo oder Säcklein/ welches das Thier natürlicher und ordentlicher Weiß/ unten am Bauch/ bey den Hinder-Füssen träget/ durch die darinnen zu findende Eichelein vom Geblüt abgesondert und gezeuget/ auch durch gewisse Aederlein/ in die Höhle deß Säckleins eingetheilet/ worinnen der Bisam alsdann also zusammen rinnet/ und sich an das jenige braune Häutlein/ so darzwischen wächset/ anhänget/ wie obbelobter Hr. Schroeckius solches l. c. gar schön angeführet und examiniret hat/ und ist der Folliculus oben bey dem Abriß deß Thieres/ auch zu sehen/ welcher insgemein auswendig mit schönen dunckel-braunen und gläntzenden Haaren umgeben/ wie ich noch eine vollkommen in Handen habe. Indessen ist auch wohl zu glauben/ daß/ wie viele glaubwürdige Scribenten schreiben/ die Indianer diesen veritablen Bisam/ entweder unter das geronnene Geblüt/ oder andere Theile deß Thiers mischen/ und in Gestalt der rechten Bisam-Säcklein/ in die Haut deß Thieres nähen / auch also vor die rechte und veritable Folliculos heraus schicken/ zumahlen die Perfumirer und Apothecker allerhand Fäser lein und fleischichte Stück lein darunter finden sollen/ wann sie den Bisam in allerhand Gewässer solviren/ wie Johann Faber in seinen Annot. in Hist. Anim. Nov. Hisp. Recchi p. 561. aus der Relation berichtet: daß aber solcher wohlriechende Bisam durch blosses prügeln deß Thiers/ aus dem Geblüt/ ohne zuthun deß veritablen Bisams / entstehen könne/ ist nocht nicht erwiesen. §. 4. Ob aber nechst dem bißher beschriebenen Orientalischen Bisam/ auch ein Occidentalischer/ so aus West-Indien komme/ gefunden werde/ wie Schur Zius in seiner Material-Kammer p. 65. und Catelanus ein Apothecker/ vorgeben wollen/ ist daher noch gantz ungewiß/ weilen kein einiger Scribent, so Americam beschrieben/ dessen gedencken/ und können die Portugiesen/ welche denselben schicken sollë/ ja oben so wohl den rechten Bisam aus Orien_ huben. Will man aber denselben nachgehends/ den Occidentalischen nennen/ stehet jedem frey: Und kan man also auch die drey Sorten /

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/488>, abgerufen am 20.04.2024.