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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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welche die Materialisten setzen / gelten lassen/ nehmlich Moschum de Lavanti, welcher der theurest: Moschum Alexandrinum, als welcher der mittelst/ und Moschum de Ponenti, so der geringste oder vermengte seyn solle/ wie Schur-Zius l. c. lehret: Müssen alle/ obgleich sie noch in den Folliculis sind/ wohl verwahret/ und wie einige Materialisten wollen/ in Bleyern Büchschen auffgehalten werden / wiewohlen zinnerne und gläserne auch gut darzu sind/ wie Herr D. Schroeckius p. 91. zeiger.

§. 5.

Weilen unterdessen der Bisam auch noch offt in Europa von den Juden und andern verfälschet / und mit Mäuß- oder Marter-Dreck/ Bocks-Blut/ gebrand Brod/ ladano und dergleichen vermischet wird/ wie in der Pharmac. August. Proleg. c. 2. und von Renodaeo Lib. 4. Instit. Pharm. c. 17. in acht genommen worden/ so hat man verschiedene Proben unternommen/ um den Betrug entdecken zu können/ welche doch so infallibel nicht sind/ daß man allerdings trauen könne. Die gemeineste ist/ daß man den Bisam über das Feuer halten solle/ und wann er alle weg fliehet / soller gut seyn/ so aber etwas zurücke bleibe/ seye er vermischt: Allein diß gehet nur an / wann Erd darunter vermischet worden/ dafern aber Geblüt oder sonsten was darunter ist / bleibet auch wenig zurück. Ein gleiche Bewandnüß hat es auch mit andern Proben. Weßwegen Pomet, der Parisische Materialist in seiner Histoire des Drogues lib. I. p. 16. keinen bessern Rath weiß/ als daß man den Bisam von ehrlichen und rechtschaffenen Leuten kauffe/ nicht von den Landstreichern/ so sich vor Boots-Gesellen und dergleichen Leute ausgeben/ welche selbsten aus Ost-Indien kämen/ derowegen den Bisam schandwolfeil geben/ weilen er falsch ist/ und doch Gewinn gnug daran habe. Indessen gebe man Achtung/ daß wann man die gantze Säcklein kauffet/ die Haut daran nicht zu dick seye/ nicht gar zu viel Haar habe/ auch recht braun seyn/ dann die weisse Folliculi nicht just sind. Man gebe auch Achtung/ ob das dünne braune Häutlein/ dessen droben gedacht worden/ mitten unter dem Bisam zu finden/ welches ein gut Anzeigen/ daß er so gewachsen. Ausser den Säcklein wird der schwartz-graue/ so nicht naß und dünn ist/ auch einen über-starcken Geruch (davon manchem die Nase schweiset) hat/ vor den besten gehalten/ wie Marxius in seiner Material-Kammer p. 125. schreibet: der jenige aber/ so gar zu annehmlich riechet/ ist nicht zum besten/ weilen er mit andern Sachen gemischet und geschwächet ist/ wie Pomet c. l. zeiger.

§. 6.

Die Kräffte und Tugenden deß Bisams bestehen meistens in einem sehr flüchtigen saltz- und öhlichten Theilgen/ welche sehr erwärmen/ zertheilen/ die Lebens-Geister stärcken/ und dieselbige sambt dem Geblüt in stetiger Bewegung und Umlauff erhalten/ daher derselbe vortrefflich gut gegen die Schlaffsucht/ Schlagflüsse/ Melancholey und dergleichen Haupt-Kran[unleserliches Material]kheiten gehalten wird. So dienet er auch gegen viele Brust-Kranckheiten/ kurtzen Athem/ Ohnmachten und Hertz-klopffen/ indem ihm fast kein Medicament vorzuziehen ist / welches das Hertz mehr stärcke/ und hat die so bekandte Confectio alkermes ihre Tugenden dem Bisam und Amber meistens zuzuschreiben. Ob er aber auch gegen die Pest dienlich ist/ wie einige vorgeben/ will von andern in Zweiffel gezogen werden/ so gar/ daß Guibertus in seinem Medico Officioso pag. 212. den Bisam in der Pest vielmehr vor schädlich hält/ welchem D. Ettmüllerus seel. in Comment. Schroed. p. 795. Beyfall gieber. Nicht weniger stärcker er den Magen/ zertheilet die Winde und stiller die Colic, auch andere Schmertzen deß Leibes: Er wärmet auch die erkältete Geburts-Glieder an Mann- und Weibs-Personen/ wann sie nicht von Natur von wohlriechenden Sachen incommodiret werden; weßwegen dann auch viele kostbahre Medicamenten gegen allerley Kranckheiten davon in den Apothecken zuber eitet werden/ welche beyderseits von dem offt belobten Herrn D. Schroeder in seinem Buch/ nach der Länge angeführet und beschrieben worden. Wie viel herrliche und kostbahre Galanterien und Rauchwercke aber die Parfumirer davon machen/ ist männiglichen bekannt/ indem nicht allein allerhand Leder / Leinwad/ und andere dergleichen Wahren damit wohlriechend gemacht/ sondern auch die rohe Bücher/ wann das Planier-Wasser nur mit einem Gran vermischet wird/ von den Buchbindern dadurch können parfumiret werden; Allwo doch zu mercken/ daß man zu der gleichen Sachen auch nicht zu viel Bisam nehme/ sonsten es gar zu starck und widrig riechet/ wie Pomet l. c. wohl erinnert hat.

welche die Materialisten setzen / gelten lassen/ nehmlich Moschum de Lavanti, welcher der theurest: Moschum Alexandrinum, als welcher der mittelst/ und Moschum de Ponenti, so der geringste oder vermengte seyn solle/ wie Schur-Zius l. c. lehret: Müssen alle/ obgleich sie noch in den Folliculis sind/ wohl verwahret/ und wie einige Materialisten wollen/ in Bleyern Büchschen auffgehalten werden / wiewohlen zinnerne und gläserne auch gut darzu sind/ wie Herr D. Schroeckius p. 91. zeiger.

§. 5.

Weilen unterdessen der Bisam auch noch offt in Europa von den Juden und andern verfälschet / und mit Mäuß- oder Marter-Dreck/ Bocks-Blut/ gebrand Brod/ ladano und dergleichen vermischet wird/ wie in der Pharmac. August. Proleg. c. 2. und von Renodaeo Lib. 4. Instit. Pharm. c. 17. in acht genommen worden/ so hat man verschiedene Proben unternommen/ um den Betrug entdecken zu können/ welche doch so infallibel nicht sind/ daß man allerdings trauen könne. Die gemeineste ist/ daß man den Bisam über das Feuer halten solle/ und wann er alle weg fliehet / soller gut seyn/ so aber etwas zurücke bleibe/ seye er vermischt: Allein diß gehet nur an / wann Erd darunter vermischet worden/ dafern aber Geblüt oder sonsten was darunter ist / bleibet auch wenig zurück. Ein gleiche Bewandnüß hat es auch mit andern Proben. Weßwegen Pomet, der Parisische Materialist in seiner Histoire des Drogues lib. I. p. 16. keinen bessern Rath weiß/ als daß man den Bisam von ehrlichen und rechtschaffenen Leuten kauffe/ nicht von den Landstreichern/ so sich vor Boots-Gesellen und dergleichen Leute ausgeben/ welche selbsten aus Ost-Indien kämen/ derowegen den Bisam schandwolfeil geben/ weilen er falsch ist/ und doch Gewiñ gnug daran habë. Indessen gebe man Achtung/ daß wann man die gantze Säcklein kauffet/ die Haut daran nicht zu dick seye/ nicht gar zu viel Haar habe/ auch recht braun seyn/ dann die weisse Folliculi nicht just sind. Man gebe auch Achtung/ ob das dünne braune Häutlein/ dessen droben gedacht worden/ mitten unter dem Bisam zu finden/ welches ein gut Anzeigen/ daß er so gewachsen. Ausser den Säcklein wird der schwartz-graue/ so nicht naß und dünn ist/ auch einen über-starcken Geruch (davon manchem die Nase schweiset) hat/ vor den besten gehalten/ wie Marxius in seiner Material-Kammer p. 125. schreibet: der jenige aber/ so gar zu annehmlich riechet/ ist nicht zum besten/ weilen er mit andern Sachen gemischet und geschwächet ist/ wie Pomet c. l. zeiger.

§. 6.

Die Kräffte und Tugenden deß Bisams bestehen meistens in einem sehr flüchtigen saltz- und öhlichten Theilgen/ welche sehr erwärmen/ zertheilen/ die Lebens-Geister stärcken/ und dieselbige sambt dem Geblüt in stetiger Bewegung und Umlauff erhalten/ daher derselbe vortrefflich gut gegen die Schlaffsucht/ Schlagflüsse/ Melancholey und dergleichen Haupt-Kran[unleserliches Material]kheiten gehalten wird. So dienet er auch gegen viele Brust-Kranckheiten/ kurtzen Athem/ Ohnmachten und Hertz-klopffen/ indem ihm fast kein Medicament vorzuziehen ist / welches das Hertz mehr stärcke/ und hat die so bekandte Confectio alkermes ihre Tugenden dem Bisam und Amber meistens zuzuschreiben. Ob er aber auch gegen die Pest dienlich ist/ wie einige vorgeben/ will von andern in Zweiffel gezogen werden/ so gar/ daß Guibertus in seinem Medico Officiosô pag. 212. den Bisam in der Pest vielmehr vor schädlich hält/ welchem D. Ettmüllerus seel. in Comment. Schroed. p. 795. Beyfall gieber. Nicht weniger stärcker er den Magen/ zertheilet die Winde und stiller die Colic, auch andere Schmertzen deß Leibes: Er wärmet auch die erkältete Geburts-Glieder an Mann- und Weibs-Personen/ wann sie nicht von Natur von wohlriechenden Sachen incommodiret werden; weßwegen dann auch viele kostbahre Medicamenten gegen allerley Kranckheiten davon in den Apothecken zuber eitet werden/ welche beyderseits von dem offt belobten Herrn D. Schroeder in seinem Buch/ nach der Länge angeführet und beschrieben worden. Wie viel herrliche und kostbahre Galanterien und Rauchwercke aber die Parfumirer davon machen/ ist männiglichen bekañt/ indem nicht allein allerhand Leder / Leinwad/ und andere dergleichen Wahren damit wohlriechend gemacht/ sondern auch die rohe Bücher/ wann das Planier-Wasser nur mit einem Gran vermischet wird/ von den Buchbindern dadurch können parfumiret werden; Allwo doch zu mercken/ daß man zu der gleichen Sachen auch nicht zu viel Bisam nehme/ sonsten es gar zu starck und widrig riechet/ wie Pomet l. c. wohl erinnert hat.

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[443/0489] welche die Materialisten setzen / gelten lassen/ nehmlich Moschum de Lavanti, welcher der theurest: Moschum Alexandrinum, als welcher der mittelst/ und Moschum de Ponenti, so der geringste oder vermengte seyn solle/ wie Schur-Zius l. c. lehret: Müssen alle/ obgleich sie noch in den Folliculis sind/ wohl verwahret/ und wie einige Materialisten wollen/ in Bleyern Büchschen auffgehalten werden / wiewohlen zinnerne und gläserne auch gut darzu sind/ wie Herr D. Schroeckius p. 91. zeiger. §. 5. Weilen unterdessen der Bisam auch noch offt in Europa von den Juden und andern verfälschet / und mit Mäuß- oder Marter-Dreck/ Bocks-Blut/ gebrand Brod/ ladano und dergleichen vermischet wird/ wie in der Pharmac. August. Proleg. c. 2. und von Renodaeo Lib. 4. Instit. Pharm. c. 17. in acht genommen worden/ so hat man verschiedene Proben unternommen/ um den Betrug entdecken zu können/ welche doch so infallibel nicht sind/ daß man allerdings trauen könne. Die gemeineste ist/ daß man den Bisam über das Feuer halten solle/ und wann er alle weg fliehet / soller gut seyn/ so aber etwas zurücke bleibe/ seye er vermischt: Allein diß gehet nur an / wann Erd darunter vermischet worden/ dafern aber Geblüt oder sonsten was darunter ist / bleibet auch wenig zurück. Ein gleiche Bewandnüß hat es auch mit andern Proben. Weßwegen Pomet, der Parisische Materialist in seiner Histoire des Drogues lib. I. p. 16. keinen bessern Rath weiß/ als daß man den Bisam von ehrlichen und rechtschaffenen Leuten kauffe/ nicht von den Landstreichern/ so sich vor Boots-Gesellen und dergleichen Leute ausgeben/ welche selbsten aus Ost-Indien kämen/ derowegen den Bisam schandwolfeil geben/ weilen er falsch ist/ und doch Gewiñ gnug daran habë. Indessen gebe man Achtung/ daß wann man die gantze Säcklein kauffet/ die Haut daran nicht zu dick seye/ nicht gar zu viel Haar habe/ auch recht braun seyn/ dann die weisse Folliculi nicht just sind. Man gebe auch Achtung/ ob das dünne braune Häutlein/ dessen droben gedacht worden/ mitten unter dem Bisam zu finden/ welches ein gut Anzeigen/ daß er so gewachsen. Ausser den Säcklein wird der schwartz-graue/ so nicht naß und dünn ist/ auch einen über-starcken Geruch (davon manchem die Nase schweiset) hat/ vor den besten gehalten/ wie Marxius in seiner Material-Kammer p. 125. schreibet: der jenige aber/ so gar zu annehmlich riechet/ ist nicht zum besten/ weilen er mit andern Sachen gemischet und geschwächet ist/ wie Pomet c. l. zeiger. §. 6. Die Kräffte und Tugenden deß Bisams bestehen meistens in einem sehr flüchtigen saltz- und öhlichten Theilgen/ welche sehr erwärmen/ zertheilen/ die Lebens-Geister stärcken/ und dieselbige sambt dem Geblüt in stetiger Bewegung und Umlauff erhalten/ daher derselbe vortrefflich gut gegen die Schlaffsucht/ Schlagflüsse/ Melancholey und dergleichen Haupt-Kran_ kheiten gehalten wird. So dienet er auch gegen viele Brust-Kranckheiten/ kurtzen Athem/ Ohnmachten und Hertz-klopffen/ indem ihm fast kein Medicament vorzuziehen ist / welches das Hertz mehr stärcke/ und hat die so bekandte Confectio alkermes ihre Tugenden dem Bisam und Amber meistens zuzuschreiben. Ob er aber auch gegen die Pest dienlich ist/ wie einige vorgeben/ will von andern in Zweiffel gezogen werden/ so gar/ daß Guibertus in seinem Medico Officiosô pag. 212. den Bisam in der Pest vielmehr vor schädlich hält/ welchem D. Ettmüllerus seel. in Comment. Schroed. p. 795. Beyfall gieber. Nicht weniger stärcker er den Magen/ zertheilet die Winde und stiller die Colic, auch andere Schmertzen deß Leibes: Er wärmet auch die erkältete Geburts-Glieder an Mann- und Weibs-Personen/ wann sie nicht von Natur von wohlriechenden Sachen incommodiret werden; weßwegen dann auch viele kostbahre Medicamenten gegen allerley Kranckheiten davon in den Apothecken zuber eitet werden/ welche beyderseits von dem offt belobten Herrn D. Schroeder in seinem Buch/ nach der Länge angeführet und beschrieben worden. Wie viel herrliche und kostbahre Galanterien und Rauchwercke aber die Parfumirer davon machen/ ist männiglichen bekañt/ indem nicht allein allerhand Leder / Leinwad/ und andere dergleichen Wahren damit wohlriechend gemacht/ sondern auch die rohe Bücher/ wann das Planier-Wasser nur mit einem Gran vermischet wird/ von den Buchbindern dadurch können parfumiret werden; Allwo doch zu mercken/ daß man zu der gleichen Sachen auch nicht zu viel Bisam nehme/ sonsten es gar zu starck und widrig riechet/ wie Pomet l. c. wohl erinnert hat.

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 443. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/489>, abgerufen am 29.03.2024.