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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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§. 4.

Sonsten wird die Tripel-Erde /

TERRA TRIPOLITANA oder TRIPOLIS

auch vor eine Ochram gehalten/ und deßwegen von einigen

Englisches Ocher-Gelb

genennet/ wie bey Sam. Dale in Pharmacol. Part. I. Sect. 2. p. 47. zu sehen ist; wiewohlen diese Erde mehr über Welschland kommen und umb die Stadt Tripoli (worvon sie den Nahmen hat) gegraben werden soll/ wie Marxius in seiner Material-Kammer pag. 208. schreibet. Es ist ein weicher zarter Thon/ welchen einige/ wiewohl unrecht/ vor einen Stein halten: wird weiß und gelb gefunden/ und muß schön rein und nicht sandicht seyn/ wann es anderst vor gut passiren soll. Man probiret es mit der Zunge/ ob es keine Räse habe/ wie die Aschen/ sondern weich wie Woll seye/ dergleichen vor das Beste gehalten wird.

§. 5.

Den Gebrauch anlangend/ so wird diese Tripel-Erde in der Medicin gar nicht gebraucht / ausser daß die Chymici und Apothecker dieselbige zuweilen/ wiewohl gar selten/ an statt des Töpffer-Thons unter die Salia mischen/ wann sie die [unleserliches Material] acidos davon destilliren/ damit sie im Feuer nicht fliessen/ wie solches Schroederus und der Apothecker Vielheuer in der Beschreibung frembder Materialien p. 58. anmercken. Die Kupffer-Schmiedt machen das Kupffer- und Messing-Geschirr schön blanck und hell damit: Gleich wie die Gold- und Silber-Schmidt / Stein-Schneider und dergleichen solche auch zu ihren Arbeiten brauchen. Absonderlich aber wird diese Erde von denen Brillen- und Perspectiv-machern sehr gesuchet/ welche ihre/ an gewisse Handhaben angeküttete Gläßlein/ zuvor in grossen und kleinen messingen Schüsseln/ mit rein gestossenem Schmergel/ entweder hohl (Concava) oder hohlbäuchicht (Concavo-Convexa,) oder auff beyden Seiten bäuchicht (Convexo-Convexa) schleiffen/ und alsdann zuletzt die geschliffene Glässer oder Lentes mit dem klein geriebenen Trippel auff einem Hirschfell oder Filtz außpoliren. Weilen aber dieses eine langweilige und sehr beschwerliche Arbeit ist/ so hat der berühmte Frantzösische Philosophus Renatus des Cartes eine sehr artige Machine zu solchem Glaß-Schleiffen erdacht/ in welchem das Rad/ wormit die Gläßlein geschliffen werden/ stetig durch ein mit Schmergel oder dergleichen angefülltes Tröglein gehet und damit immer angefeuchtet wird/ wie auß dem Abriß/ welcher in dessen Dioptrica Cap. X. pag. 148. zu finden ist/ kan gesehen werden.

§. 6.

Hieher könte man einiger Massen die gelbe Schweffelichte Mahler-Farb/ so die Frantzosen Jaune de Naples heissen/ beysetzen/ weilen es dergleichen erdichte Materie oder mürbe Steinlein sind/ welche der Feuer-speiende Berg AEtna außwerffen soll/ wie Pomet l. c. pag. 93. l. 3. berichtet.

§. 7.

Ferner muß die

TERRA VIRIDIS,

welche sonsten auch Viride Montanum, Chrysocolla, Berg-grün/ Stein-grün und Schiffer-grün genennet wird/ allhier besehen werden/ so gemeiniglich in denen Berg-Wercken/ wo Kupffer / Silber und Gold-Ertz gegraben wird/ zu finden ist. Dieser hat man öffters 3. Sorten bey denen Materialisten/ und soll die beste auß Ungarn kommen/ deren Farb/ wie Marxius meynet/ andere bey weitem nicht gleichen sollen: wiewohlen Pomet in seiner Hist. des Drogues pag. 114. lib. 5. diejenige vor die beste hält/ welche umb Veron in Italien gefunden und deßwegen La terre de Veron genennet wird. Sie muß steinicht seyn und nicht viel Erd-Adern in sich haben. Je grüner / je besser: wird nur zu den Farben gebraucht.

§. 8.

Hierher gehöret auch die weisse Kreyde/ welche Lateinisch

CRETA

genandt worden/ weilen man sie Anfangs auß der Insul Creta, so heut zu Tag Candia heisset / gebracht hat: ist aber nun allenthalben in Europa zu finden/ so gar/ daß in Franckreich / absonderlich zu Chalon in Champagne, gantze Städte darvon gebauet werden/ wo sie die grosse Klumpen mit Sägen zu Quarter-Stücken zerschneiden/ und ihre Häusser darvon auffrichten / welche doch unten mit der Zeit mürb und vermodert werden. Sie ist gleichsam ein von der Natur zubereitetes Bley-Weiß/ mit welchem es auch in den Kräfften sehr überein kommet und versüsset alle böse Säure; weßwegen sie innerlich gegen das brennende Auffsteigen des Magens oder den Sood gebraucht wird/ gegen welche Beschwernuß Mynsicht ein bekandtes Pulver davon gemacht hat / so man Species diacretae Myns. heisset. Eusserlich dienet sie gegen den Rothlauff und andere Entzündungen der Glieder/ kühlet und trucknet alle böse Schäden und dienet auch zum Einstreuen / wann die kleine Kinder wund zwischen den Beinen werden. Sonsten aber dienet sie den Schneidern/ und vielen anderen Mechanicis zum Abzeichnen/ worzu auch die schwartze Kreyde / die SMECTIS, Craye de Briancon und andere Arten davon

§. 4.

Sonsten wird die Tripel-Erde /

TERRA TRIPOLITANA oder TRIPOLIS

auch vor eine Ochram gehalten/ und deßwegen von einigen

Englisches Ocher-Gelb

genennet/ wie bey Sam. Dale in Pharmacol. Part. I. Sect. 2. p. 47. zu sehen ist; wiewohlen diese Erde mehr über Welschland kommen und umb die Stadt Tripoli (worvon sie den Nahmen hat) gegraben werden soll/ wie Marxius in seiner Material-Kammer pag. 208. schreibet. Es ist ein weicher zarter Thon/ welchen einige/ wiewohl unrecht/ vor einen Stein halten: wird weiß und gelb gefunden/ und muß schön rein und nicht sandicht seyn/ wann es anderst vor gut passiren soll. Man probiret es mit der Zunge/ ob es keine Räse habe/ wie die Aschen/ sondern weich wie Woll seye/ dergleichen vor das Beste gehalten wird.

§. 5.

Den Gebrauch anlangend/ so wird diese Tripel-Erde in der Medicin gar nicht gebraucht / ausser daß die Chymici und Apothecker dieselbige zuweilen/ wiewohl gar selten/ an statt des Töpffer-Thons unter die Salia mischen/ wann sie die [unleserliches Material] acidos davon destilliren/ damit sie im Feuer nicht fliessen/ wie solches Schroederus und der Apothecker Vielheuer in der Beschreibung frembder Materialien p. 58. anmercken. Die Kupffer-Schmiedt machen das Kupffer- und Messing-Geschirr schön blanck und hell damit: Gleich wie die Gold- und Silber-Schmidt / Stein-Schneider und dergleichen solche auch zu ihren Arbeiten brauchen. Absonderlich aber wird diese Erde von denen Brillen- und Perspectiv-machern sehr gesuchet/ welche ihre/ an gewisse Handhaben angeküttete Gläßlein/ zuvor in grossen und kleinen messingen Schüsseln/ mit rein gestossenem Schmergel/ entweder hohl (Concava) oder hohlbäuchicht (Concavo-Convexa,) oder auff beyden Seiten bäuchicht (Convexo-Convexa) schleiffen/ und alsdann zuletzt die geschliffene Glässer oder Lentes mit dem klein geriebenen Trippel auff einem Hirschfell oder Filtz außpoliren. Weilen aber dieses eine langweilige und sehr beschwerliche Arbeit ist/ so hat der berühmte Frantzösische Philosophus Renatus des Cartes eine sehr artige Machine zu solchem Glaß-Schleiffen erdacht/ in welchem das Rad/ wormit die Gläßlein geschliffen werden/ stetig durch ein mit Schmergel oder dergleichen angefülltes Tröglein gehet und damit immer angefeuchtet wird/ wie auß dem Abriß/ welcher in dessen Dioptrica Cap. X. pag. 148. zu finden ist/ kan gesehen werden.

§. 6.

Hieher könte man einiger Massen die gelbe Schweffelichte Mahler-Farb/ so die Frantzosen Jaune de Naples heissen/ beysetzen/ weilen es dergleichen erdichte Materie oder mürbe Steinlein sind/ welche der Feuer-speiende Berg AEtna außwerffen soll/ wie Pomet l. c. pag. 93. l. 3. berichtet.

§. 7.

Ferner muß die

TERRA VIRIDIS,

welche sonsten auch Viride Montanum, Chrysocolla, Berg-grün/ Stein-grün und Schiffer-grün genennet wird/ allhier besehen werden/ so gemeiniglich in denen Berg-Wercken/ wo Kupffer / Silber und Gold-Ertz gegraben wird/ zu finden ist. Dieser hat man öffters 3. Sorten bey denen Materialisten/ und soll die beste auß Ungarn kommen/ deren Farb/ wie Marxius meynet/ andere bey weitem nicht gleichen sollen: wiewohlen Pomet in seiner Hist. des Drogues pag. 114. lib. 5. diejenige vor die beste hält/ welche umb Veron in Italien gefunden und deßwegen La terre de Veron genennet wird. Sie muß steinicht seyn und nicht viel Erd-Adern in sich haben. Je grüner / je besser: wird nur zu den Farben gebraucht.

§. 8.

Hierher gehöret auch die weisse Kreyde/ welche Lateinisch

CRETA

genandt worden/ weilen man sie Anfangs auß der Insul Creta, so heut zu Tag Candia heisset / gebracht hat: ist aber nun allenthalben in Europa zu finden/ so gar/ daß in Franckreich / absonderlich zu Chalon in Champagne, gantze Städte darvon gebauet werden/ wo sie die grosse Klumpen mit Sägen zu Quarter-Stücken zerschneiden/ und ihre Häusser darvon auffrichten / welche doch unten mit der Zeit mürb und vermodert werden. Sie ist gleichsam ein von der Natur zubereitetes Bley-Weiß/ mit welchem es auch in den Kräfften sehr überein kommet und versüsset alle böse Säure; weßwegen sie innerlich gegen das brennende Auffsteigen des Magens oder den Sood gebraucht wird/ gegen welche Beschwernuß Mynsicht ein bekandtes Pulver davon gemacht hat / so man Species diacretae Myns. heisset. Eusserlich dienet sie gegen den Rothlauff und andere Entzündungen der Glieder/ kühlet und trucknet alle böse Schäden und dienet auch zum Einstreuen / wann die kleine Kinder wund zwischen den Beinen werden. Sonsten aber dienet sie den Schneidern/ und vielen anderen Mechanicis zum Abzeichnen/ worzu auch die schwartze Kreyde / die SMECTIS, Craye de Briançon und andere Arten davon

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[7/0051] §. 4. Sonsten wird die Tripel-Erde / TERRA TRIPOLITANA oder TRIPOLIS auch vor eine Ochram gehalten/ und deßwegen von einigen Englisches Ocher-Gelb genennet/ wie bey Sam. Dale in Pharmacol. Part. I. Sect. 2. p. 47. zu sehen ist; wiewohlen diese Erde mehr über Welschland kommen und umb die Stadt Tripoli (worvon sie den Nahmen hat) gegraben werden soll/ wie Marxius in seiner Material-Kammer pag. 208. schreibet. Es ist ein weicher zarter Thon/ welchen einige/ wiewohl unrecht/ vor einen Stein halten: wird weiß und gelb gefunden/ und muß schön rein und nicht sandicht seyn/ wann es anderst vor gut passiren soll. Man probiret es mit der Zunge/ ob es keine Räse habe/ wie die Aschen/ sondern weich wie Woll seye/ dergleichen vor das Beste gehalten wird. §. 5. Den Gebrauch anlangend/ so wird diese Tripel-Erde in der Medicin gar nicht gebraucht / ausser daß die Chymici und Apothecker dieselbige zuweilen/ wiewohl gar selten/ an statt des Töpffer-Thons unter die Salia mischen/ wann sie die _ acidos davon destilliren/ damit sie im Feuer nicht fliessen/ wie solches Schroederus und der Apothecker Vielheuer in der Beschreibung frembder Materialien p. 58. anmercken. Die Kupffer-Schmiedt machen das Kupffer- und Messing-Geschirr schön blanck und hell damit: Gleich wie die Gold- und Silber-Schmidt / Stein-Schneider und dergleichen solche auch zu ihren Arbeiten brauchen. Absonderlich aber wird diese Erde von denen Brillen- und Perspectiv-machern sehr gesuchet/ welche ihre/ an gewisse Handhaben angeküttete Gläßlein/ zuvor in grossen und kleinen messingen Schüsseln/ mit rein gestossenem Schmergel/ entweder hohl (Concava) oder hohlbäuchicht (Concavo-Convexa,) oder auff beyden Seiten bäuchicht (Convexo-Convexa) schleiffen/ und alsdann zuletzt die geschliffene Glässer oder Lentes mit dem klein geriebenen Trippel auff einem Hirschfell oder Filtz außpoliren. Weilen aber dieses eine langweilige und sehr beschwerliche Arbeit ist/ so hat der berühmte Frantzösische Philosophus Renatus des Cartes eine sehr artige Machine zu solchem Glaß-Schleiffen erdacht/ in welchem das Rad/ wormit die Gläßlein geschliffen werden/ stetig durch ein mit Schmergel oder dergleichen angefülltes Tröglein gehet und damit immer angefeuchtet wird/ wie auß dem Abriß/ welcher in dessen Dioptrica Cap. X. pag. 148. zu finden ist/ kan gesehen werden. §. 6. Hieher könte man einiger Massen die gelbe Schweffelichte Mahler-Farb/ so die Frantzosen Jaune de Naples heissen/ beysetzen/ weilen es dergleichen erdichte Materie oder mürbe Steinlein sind/ welche der Feuer-speiende Berg AEtna außwerffen soll/ wie Pomet l. c. pag. 93. l. 3. berichtet. §. 7. Ferner muß die TERRA VIRIDIS, welche sonsten auch Viride Montanum, Chrysocolla, Berg-grün/ Stein-grün und Schiffer-grün genennet wird/ allhier besehen werden/ so gemeiniglich in denen Berg-Wercken/ wo Kupffer / Silber und Gold-Ertz gegraben wird/ zu finden ist. Dieser hat man öffters 3. Sorten bey denen Materialisten/ und soll die beste auß Ungarn kommen/ deren Farb/ wie Marxius meynet/ andere bey weitem nicht gleichen sollen: wiewohlen Pomet in seiner Hist. des Drogues pag. 114. lib. 5. diejenige vor die beste hält/ welche umb Veron in Italien gefunden und deßwegen La terre de Veron genennet wird. Sie muß steinicht seyn und nicht viel Erd-Adern in sich haben. Je grüner / je besser: wird nur zu den Farben gebraucht. §. 8. Hierher gehöret auch die weisse Kreyde/ welche Lateinisch CRETA genandt worden/ weilen man sie Anfangs auß der Insul Creta, so heut zu Tag Candia heisset / gebracht hat: ist aber nun allenthalben in Europa zu finden/ so gar/ daß in Franckreich / absonderlich zu Chalon in Champagne, gantze Städte darvon gebauet werden/ wo sie die grosse Klumpen mit Sägen zu Quarter-Stücken zerschneiden/ und ihre Häusser darvon auffrichten / welche doch unten mit der Zeit mürb und vermodert werden. Sie ist gleichsam ein von der Natur zubereitetes Bley-Weiß/ mit welchem es auch in den Kräfften sehr überein kommet und versüsset alle böse Säure; weßwegen sie innerlich gegen das brennende Auffsteigen des Magens oder den Sood gebraucht wird/ gegen welche Beschwernuß Mynsicht ein bekandtes Pulver davon gemacht hat / so man Species diacretae Myns. heisset. Eusserlich dienet sie gegen den Rothlauff und andere Entzündungen der Glieder/ kühlet und trucknet alle böse Schäden und dienet auch zum Einstreuen / wann die kleine Kinder wund zwischen den Beinen werden. Sonsten aber dienet sie den Schneidern/ und vielen anderen Mechanicis zum Abzeichnen/ worzu auch die schwartze Kreyde / die SMECTIS, Craye de Briançon und andere Arten davon

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/51>, abgerufen am 24.04.2024.