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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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§. 8.

Dieser Vogel nun ist viel kleiner/ dann der gemeine und grosse Paradiß-Vogel/ ungefähr 7. zwerche Finger lang/ ohne dergleichen grossen pflaumichten Schwantz/ wie an den grossen zu sehen/ indem diß Vögelgen einen kleinen kurtzen Schwantz von steiffen Federn hat; nichts desto weniger hat es doch auch zwey lange und steiffe Drätgen oder Faden/ so auß dem Schwantz gehen / und ungefähr so lang sind/ als das gantze Vögelgen/ an deren Ende sich zwey runde Kringlein auffwerffen/ so eines Weißpfenningsgroß sind/ welche auß subtilen Federgen bestehen/ und wie ein Nadel gedrehet sind/ oben schön Schmaragd-grün und Mäußfahl/ welche zwey Drätger das rareste an diesem Vogel sind. Sein Köpffgen ist sehr klein/ oben Menningroth/ am Hals und im Nacken Blutroth/ und breitet sich dasselbige auß. Die Aeugelein sind sehr klein/ hinter welchen ein schwarß Pläcklein stehet/ der untere Hals und Brust Castanienbraun/ mit etwas grau vermeugt. Unten an der Brust stehet ein Placken/ wie ein halber Mond/ von so subtilen Federn gemacht/ als ob es schwartze Seide wäre. Dieser halbe Mond ist an etliche Orten durchauß und gläntzend schwartz/ an etlichen mit Schmaragdgrün vermischt und widerscheinend / wie die Hälß an etlichen Andvögeln. Die Flügel sind nach Proportion deß Vögelgens zimlich groß / und viel länger als der gantze Leib von steiffen Federn/ welche oben dunckel-castanien-braun sind/ doch daß darzwischen rothe und gläntzende Federlein hervor scheinen. Ferner ist der gantze Rück und Schwantz schön Blutroth: der Bauch weiß mit grau vermengt: ander Seite hat es lange Pflaumfedern/ die oben mit Maußfaal/ und neben mit schön Schmaragdgrün eingefasset sind. Die Beine sind lang und schmahl/ und die Füsse sind in 4. lange Zähen getheilet/ an welchen scharffe Klauen stehen. Der Leib ist klein/ und hat sehr wenig Fleisch/ ungefähr so groß als ein Zaun-Königlein.

§. 9.

Sonsten fällt dieser Vogel mit den Paradiß-Vögeln meistens in der Insul Arov, 17. biß 20. Meilen von Nova Guinea gelegen/ welches vor sein recht Vatterland gehalten wird/ indem niemand von den Arovanen jemahlen weder der Paradiß-noch der Königs-Vögeln Nester gesehen hat / sondern sie sagen einmüthig auß/ daß beyde Vögel jährlich in den heissen Monaten von dar in ihr Land geflogen kämen/ und hielten sich die grosse Paradiß-Vögel aus den grösten und höchsten Bäumen/ die Königs-Vögel aber auf niedrig ligenden Sträuchen auf/ worvon sie kleine rothe Beerlein und Erbsen essen.

§. 10.

Es wird aber der Königs-Vogel entweder geschossen/ oder mit Stricken gefangen. Jenes geschiehet nach der Sonnen Untergang/ wird aber langsam getroffeu/ theils weil er mit kleinen Trouppen flieget/ theils weilen er klein und sehr geschwind ist; welches die Ursach ist/ daß / wie oben gesagt worden/ deren so wenig zu uns gebracht werden. Dieses geschichet mit Stricken von schwartzen Haaren gemacht/ die sie von den Sagüeör oder Gomotbaum machen. So bald nun die Vögel gefangen sind/ werden sie/ wie die grosse/ so balden auffgeschitten/ und das Ingeweid unverzüglich herauß genommen/ danu sie sonsten wenig Fleisch haben. Wann dieses geschehen/ werden sie gedörret/ welches entweder an der Sonn oder im Rauch geschichet/ und werden alsdann in Bambousen oder hohle Röhre gesteckt/ wo das Vögelgen rund und länglicht wird / wie sie in Banda zu Kauff gebracht werden. Besser aber ist es/ wann man sie auffspaltet / und zwischen zwey schmaale Leder bindet/ weilen man also das gantze Vögelgen besser von unten und oben sehen kan. Unterdessen werten die jenige/ so in die Röhre gesteckt sind/ in den Rauch gehänget/ zuvor aber also verwahrt/ daß die beyde Ende der Röhren wol zugestopffet seyn / daß kein Rauch eintringen könne. Auch muß man sie nicht gerad über das Feuer hängen/ damit sie nicht warm werden/ sondern also/ daß sie der Rauch nur treffen könne. Die auffgespaltene müssen mit Campher bewahrt/ und zwischen Papier geleget/ auch der Bauch mit Spic-öhl bestrichen werden. Beyde müssen auch offt auffgemacht/ in der Lufft gesaubert/ und wieder auffgehobeu werden/ dieweilen diese Vögelein in Indien gar gern verderben/ absonderlich wann sie die Füssen noch haben.

§. II.

Diesem nun vorzukommen/ haben die Arovanen vor diesem im Gebrauch gehabt/ von den Paradiß- und Königs-Vögeln nicht allein das Eingeweid/ sondern auch die Füsse wegzuschmeissen/ damit sie sich besser bereiten/ und vor der Fäulung halten liessen. Nachdem sie aber nachmahlen verstanden/ daß die Holländer dadurch in den Mißverstand gekommen/ als wann die Vögel nie keine Füsse gehabt hätten/ und stätig in der Lufft schwebeten; so pflegen sie aus unsere Gefahr die Füsse nun daran zu lassen/ da zumahlen die Arvese Jusulen heuriges Tags unter der Regierung von Bandam stehen. Biß daher Herb. de Jager. Worauß zu ersehen/ daß der sonst berühmte

§. 8.

Dieser Vogel nun ist viel kleiner/ dann der gemeine und grosse Paradiß-Vogel/ ungefähr 7. zwerche Finger lang/ ohne dergleichen grossen pflaumichten Schwantz/ wie an den grossen zu sehen/ indem diß Vögelgen einen kleinen kurtzen Schwantz von steiffen Federn hat; nichts desto weniger hat es doch auch zwey lange und steiffe Drätgen oder Faden/ so auß dem Schwantz gehen / und ungefähr so lang sind/ als das gantze Vögelgen/ an deren Ende sich zwey runde Kringlein auffwerffen/ so eines Weißpfenningsgroß sind/ welche auß subtilen Federgen bestehen/ und wie ein Nadel gedrehet sind/ oben schön Schmaragd-grün und Mäußfahl/ welche zwey Drätger das rareste an diesem Vogel sind. Sein Köpffgen ist sehr klein/ oben Menningroth/ am Hals und im Nacken Blutroth/ und breitet sich dasselbige auß. Die Aeugelein sind sehr klein/ hinter welchen ein schwarß Pläcklein stehet/ der untere Hals und Brust Castanienbraun/ mit etwas grau vermeugt. Unten an der Brust stehet ein Placken/ wie ein halber Mond/ von so subtilen Federn gemacht/ als ob es schwartze Seide wäre. Dieser halbe Mond ist an etliche Orten durchauß und gläntzend schwartz/ an etlichen mit Schmaragdgrün vermischt und widerscheinend / wie die Hälß an etlichen Andvögeln. Die Flügel sind nach Proportion deß Vögelgens zimlich groß / und viel länger als der gantze Leib von steiffen Federn/ welche oben dunckel-castanien-braun sind/ doch daß darzwischen rothe und gläntzende Federlein hervor scheinen. Ferner ist der gantze Rück und Schwantz schön Blutroth: der Bauch weiß mit grau vermengt: ander Seite hat es lange Pflaumfedern/ die oben mit Maußfaal/ und neben mit schön Schmaragdgrün eingefasset sind. Die Beine sind lang und schmahl/ und die Füsse sind in 4. lange Zähen getheilet/ an welchen scharffe Klauen stehen. Der Leib ist klein/ und hat sehr wenig Fleisch/ ungefähr so groß als ein Zaun-Königlein.

§. 9.

Sonsten fällt dieser Vogel mit den Paradiß-Vögeln meistens in der Insul Arov, 17. biß 20. Meilen von Nova Guinea gelegen/ welches vor sein recht Vatterland gehalten wird/ indem niemand von den Arovanen jemahlen weder der Paradiß-noch der Königs-Vögeln Nester gesehen hat / sondern sie sagen einmüthig auß/ daß beyde Vögel jährlich in den heissen Monaten von dar in ihr Land geflogen kämen/ und hielten sich die grosse Paradiß-Vögel aus den grösten und höchsten Bäumen/ die Königs-Vögel aber auf niedrig ligenden Sträuchen auf/ worvon sie kleine rothe Beerlein und Erbsen essen.

§. 10.

Es wird aber der Königs-Vogel entweder geschossen/ oder mit Stricken gefangen. Jenes geschiehet nach der Sonnen Untergang/ wird aber langsam getroffeu/ theils weil er mit kleinen Trouppen flieget/ theils weilen er klein und sehr geschwind ist; welches die Ursach ist/ daß / wie oben gesagt worden/ deren so wenig zu uns gebracht werden. Dieses geschichet mit Stricken von schwartzen Haaren gemacht/ die sie von den Sagüeör oder Gomotbaum machen. So bald nun die Vögel gefangen sind/ werden sie/ wie die grosse/ so balden auffgeschitten/ und das Ingeweid unverzüglich herauß genommen/ danu sie sonsten wenig Fleisch haben. Wann dieses geschehen/ werden sie gedörret/ welches entweder an der Sonn oder im Rauch geschichet/ und werden alsdann in Bambousen oder hohle Röhre gesteckt/ wo das Vögelgen rund und länglicht wird / wie sie in Banda zu Kauff gebracht werden. Besser aber ist es/ wann man sie auffspaltet / und zwischen zwey schmaale Leder bindet/ weilen man also das gantze Vögelgen besser von unten und oben sehen kan. Unterdessen werten die jenige/ so in die Röhre gesteckt sind/ in den Rauch gehänget/ zuvor aber also verwahrt/ daß die beyde Ende der Röhren wol zugestopffet seyn / daß kein Rauch eintringen könne. Auch muß man sie nicht gerad über das Feuer hängen/ damit sie nicht warm werden/ sondern also/ daß sie der Rauch nur treffen könne. Die auffgespaltene müssen mit Campher bewahrt/ und zwischen Papier geleget/ auch der Bauch mit Spic-öhl bestrichen werden. Beyde müssen auch offt auffgemacht/ in der Lufft gesaubert/ und wieder auffgehobeu werden/ dieweilen diese Vögelein in Indien gar gern verderben/ absonderlich wann sie die Füssen noch haben.

§. II.

Diesem nun vorzukommen/ haben die Arovánen vor diesem im Gebrauch gehabt/ von den Paradiß- und Königs-Vögeln nicht allein das Eingeweid/ sondern auch die Füsse wegzuschmeissen/ damit sie sich besser bereiten/ und vor der Fäulung halten liessen. Nachdem sie aber nachmahlen verstanden/ daß die Holländer dadurch in den Mißverstand gekommen/ als wann die Vögel nie keine Füsse gehabt hätten/ und stätig in der Lufft schwebeten; so pflegen sie aus unsere Gefahr die Füsse nun daran zu lassen/ da zumahlen die Arvese Jusulen heuriges Tags unter der Regierung von Bandam stehen. Biß daher Herb. de Jager. Worauß zu ersehen/ daß der sonst berühmte

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[464/0511] §. 8. Dieser Vogel nun ist viel kleiner/ dann der gemeine und grosse Paradiß-Vogel/ ungefähr 7. zwerche Finger lang/ ohne dergleichen grossen pflaumichten Schwantz/ wie an den grossen zu sehen/ indem diß Vögelgen einen kleinen kurtzen Schwantz von steiffen Federn hat; nichts desto weniger hat es doch auch zwey lange und steiffe Drätgen oder Faden/ so auß dem Schwantz gehen / und ungefähr so lang sind/ als das gantze Vögelgen/ an deren Ende sich zwey runde Kringlein auffwerffen/ so eines Weißpfenningsgroß sind/ welche auß subtilen Federgen bestehen/ und wie ein Nadel gedrehet sind/ oben schön Schmaragd-grün und Mäußfahl/ welche zwey Drätger das rareste an diesem Vogel sind. Sein Köpffgen ist sehr klein/ oben Menningroth/ am Hals und im Nacken Blutroth/ und breitet sich dasselbige auß. Die Aeugelein sind sehr klein/ hinter welchen ein schwarß Pläcklein stehet/ der untere Hals und Brust Castanienbraun/ mit etwas grau vermeugt. Unten an der Brust stehet ein Placken/ wie ein halber Mond/ von so subtilen Federn gemacht/ als ob es schwartze Seide wäre. Dieser halbe Mond ist an etliche Orten durchauß und gläntzend schwartz/ an etlichen mit Schmaragdgrün vermischt und widerscheinend / wie die Hälß an etlichen Andvögeln. Die Flügel sind nach Proportion deß Vögelgens zimlich groß / und viel länger als der gantze Leib von steiffen Federn/ welche oben dunckel-castanien-braun sind/ doch daß darzwischen rothe und gläntzende Federlein hervor scheinen. Ferner ist der gantze Rück und Schwantz schön Blutroth: der Bauch weiß mit grau vermengt: ander Seite hat es lange Pflaumfedern/ die oben mit Maußfaal/ und neben mit schön Schmaragdgrün eingefasset sind. Die Beine sind lang und schmahl/ und die Füsse sind in 4. lange Zähen getheilet/ an welchen scharffe Klauen stehen. Der Leib ist klein/ und hat sehr wenig Fleisch/ ungefähr so groß als ein Zaun-Königlein. §. 9. Sonsten fällt dieser Vogel mit den Paradiß-Vögeln meistens in der Insul Arov, 17. biß 20. Meilen von Nova Guinea gelegen/ welches vor sein recht Vatterland gehalten wird/ indem niemand von den Arovanen jemahlen weder der Paradiß-noch der Königs-Vögeln Nester gesehen hat / sondern sie sagen einmüthig auß/ daß beyde Vögel jährlich in den heissen Monaten von dar in ihr Land geflogen kämen/ und hielten sich die grosse Paradiß-Vögel aus den grösten und höchsten Bäumen/ die Königs-Vögel aber auf niedrig ligenden Sträuchen auf/ worvon sie kleine rothe Beerlein und Erbsen essen. §. 10. Es wird aber der Königs-Vogel entweder geschossen/ oder mit Stricken gefangen. Jenes geschiehet nach der Sonnen Untergang/ wird aber langsam getroffeu/ theils weil er mit kleinen Trouppen flieget/ theils weilen er klein und sehr geschwind ist; welches die Ursach ist/ daß / wie oben gesagt worden/ deren so wenig zu uns gebracht werden. Dieses geschichet mit Stricken von schwartzen Haaren gemacht/ die sie von den Sagüeör oder Gomotbaum machen. So bald nun die Vögel gefangen sind/ werden sie/ wie die grosse/ so balden auffgeschitten/ und das Ingeweid unverzüglich herauß genommen/ danu sie sonsten wenig Fleisch haben. Wann dieses geschehen/ werden sie gedörret/ welches entweder an der Sonn oder im Rauch geschichet/ und werden alsdann in Bambousen oder hohle Röhre gesteckt/ wo das Vögelgen rund und länglicht wird / wie sie in Banda zu Kauff gebracht werden. Besser aber ist es/ wann man sie auffspaltet / und zwischen zwey schmaale Leder bindet/ weilen man also das gantze Vögelgen besser von unten und oben sehen kan. Unterdessen werten die jenige/ so in die Röhre gesteckt sind/ in den Rauch gehänget/ zuvor aber also verwahrt/ daß die beyde Ende der Röhren wol zugestopffet seyn / daß kein Rauch eintringen könne. Auch muß man sie nicht gerad über das Feuer hängen/ damit sie nicht warm werden/ sondern also/ daß sie der Rauch nur treffen könne. Die auffgespaltene müssen mit Campher bewahrt/ und zwischen Papier geleget/ auch der Bauch mit Spic-öhl bestrichen werden. Beyde müssen auch offt auffgemacht/ in der Lufft gesaubert/ und wieder auffgehobeu werden/ dieweilen diese Vögelein in Indien gar gern verderben/ absonderlich wann sie die Füssen noch haben. §. II. Diesem nun vorzukommen/ haben die Arovánen vor diesem im Gebrauch gehabt/ von den Paradiß- und Königs-Vögeln nicht allein das Eingeweid/ sondern auch die Füsse wegzuschmeissen/ damit sie sich besser bereiten/ und vor der Fäulung halten liessen. Nachdem sie aber nachmahlen verstanden/ daß die Holländer dadurch in den Mißverstand gekommen/ als wann die Vögel nie keine Füsse gehabt hätten/ und stätig in der Lufft schwebeten; so pflegen sie aus unsere Gefahr die Füsse nun daran zu lassen/ da zumahlen die Arvese Jusulen heuriges Tags unter der Regierung von Bandam stehen. Biß daher Herb. de Jager. Worauß zu ersehen/ daß der sonst berühmte

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 464. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/511>, abgerufen am 28.03.2024.