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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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Leib gekommen/ stösset ihn der forderste mit aller Macht einen Spieß in den Leib/ worauff sich das Thier ins Wasser begiebt/ aber den angebundenen Spieß mit nimmt/ wormit es schon halb gefangen ist. Und nachdem es sich müde gefladdert/ auch damit einen grossen Schaum auff dem Meer erreget hat/ wird es nach und nach wieder herbey gezogen/ noch einmahl gespiesset/ und endlich übermannet/ fast auff eben die Manier/ wie die Wallflsch auch gefangen werden/ worvon an einem andern Ort mit mehrern soll gehandelt werden.

§. 4.

In diesem also gefangenem Thier nun finden sich im Haupt gemeiniglich zwey grosse/ so genandte See-Kuh Steine/ oder Lapides Manati, welche nicht so wohl in dem Gehirn (allwo sie die Adern und Nerven zu sehr drückten/ und dem Thier alle Sinnen/ ja das Leben selbsten nehmen müsten) als unter dem Gehirn/ an der Hirnschale hangen/ und ohne Zweiffel nichts anders sind/ als der öberste Theil des Gehör-Beins oder Meatus auditorii, an welchem Oviedus solche gefunden hat/ wie D. Wormius in Museop. 58 berichtet; dergleichen etwas auch in den Schweins-Köpffen/ wie anderstwo gemeldet wird/ zusehen ist/ allwo dergleichen mürbe und weisse Beinlein auch gefunden werden/ welche von den äusserlichen und innerlichen Dämpffen oder Feuchtigkeit etwas erweichet/ und gleichsam von der Natur Philosophice calciniret werden.

§. 5.

Weilen aber auch andere Steine/ oder dergleichen Beine/ welche aus den rechten Wall[unleserliches Material]chen / so umb Spitzberg gefangen werden/ herrühren/ unter dem Nahmen des Lapidis Manati verkauffet werden/ wie obbemeldter Wormius l. c. bezeuget/ so ist wohl zu mercken/ daß diese falsche und Pseudomanati insgemein viel grösser sind/ als die rechte/ auch nicht so weiß/ sondern gelblicht: riechen zugleich nach dem Thran oder Fett von dem Wallfische/ da hergegen der veritable Lapis Manati gantz keinen Geruch hat/ man schabe oder stosse ihn: Indem auch das Fett an diesem Thier/ wann es geröstet worden/ so keinen übelen Geruch an sich nimmt/ wie der Thran von den Wallfischen. So kan man auch an der Härte dieses so vermeinten Steins den Unterscheid sehen/ welche viel grösser an dem von dem Wallfisch/ als dem rechten Lapide Manati ist/ welcher gleichsam aus vielen kleinen Stücklein zusammen gesetzet ist/ und wann man ihn zerschläget/ in dergleichen kleine Stücklein zusammen fället/ wie an demjenigen/ so mir zu handen kommen/ erscheinet/ auch zum Theil aus obigen Abrissen zu sehen ist/ welche Ulysses Aldrovandus in Museo Metallico p. 798. unter Augen geleget hat.

§. 6.

Den Nutzen und Gebrauch dieses Thiers/ und dessen Steines anbelangend/ so dienet das Fleisch den wilden Judianern zur Speise/ weilen es einen sehr guten Geschmack/ so wohl frisch / als eingesaltzen haben soll/ wie Hernandez cit. loc. berichtet/ der Stein aber wird hauptsächlich gegen die Stein-Schmertzen/ Nieren- und Lendenweh sehr gerühmet/ wann er entweder zuvor gebrandt oder nur gestossen/ eingenommen wird/ wie Boetius de Boot in Hist. Gem. &amp;amp; Cap. pag. 359. bezeuget; dahero auch in der berühmten Pharmacopoea Bateana ein besonder und sehr bewährtes Pulver gegen den Stein (welchen er zermalmen und treiben soll) davon gefunden wird. Andere rühmen diesen Stein auch gegen den Krampff/ schwere Noth/ Colic und dergleichen so wol innerlich/ als eusserlich in Ring eingefasset oder als ein Amulet angehänget.

§. 7.

Es möchte aber jemand fragen/ ob man auch dieses Medicament sicher und ohne eintzige Gefahr gebrauchen könne? indem der Frantzösische Materialist Pomet an obbemeldtem Orth vorgebenwill / daß es ein starckes Erbrechen verursache/ dem Magen gewalt thue und also nicht leichtlich innerlich zugeben sey. Allein ich sehe nit woher dieses kommen solte/ indem diejenige berühmte Scribenten/ so diesen Stein beschrieben/ dergleichen effect an ihm niemalen gespüret/ auch derselbe/ wie andere Bein/ nebst einem grossen Theil flüchtiges Saltzes oder [unleserliches Material] vol. ein Gelatinam oder Galrod in sich hält/ welche vielmehr eine besänfftigende/ als erbrechend-machende Krafft haben.

§. 8.

Ob aber die obbelobte Würckungen des Steins von jetztermeldten Theilgen oder particulis allein herrühren können/ ist billich zu zweifeln/ indem auch ein ander flüchtiges Saltz dergleichen effect thun würde; weßwegen etwas anderst darhinder stecken und die eigentliche Würckung mehr auff die von GOtt und der Natur demselben mitgetheilte Vermischung oder Textur, oder sonsten etwas ankommen muß/ worvon Herr D. Stahl, berühmter Medicus und Professor zu Hall in Sachsen in einer absonderlichen Disputation de Lapide Manati Membr. 2. §. 6. &amp;amp; seqq. schön und vernünfftig urtheilet/ allwo der curiöse Leser ein mehrers von diesem bey uns noch nicht allerdings bekandten Medicament finden wird; wie dann auch Lopez in Hist. gener. 31. Petrus Martyr. Fr. Gemara, Petr. Cieca P. I. Chronic. Peruan. c. 31. und Ferdinand. Oviedo l. 13. Hist. Nat. Ind. c. 7. &amp;amp; 10. hiervon können nachgelesen werden.

Leib gekommen/ stösset ihn der forderste mit aller Macht einen Spieß in den Leib/ worauff sich das Thier ins Wasser begiebt/ aber den angebundenen Spieß mit nim̃t/ wormit es schon halb gefangen ist. Und nachdem es sich müde gefladdert/ auch damit einen grossen Schaum auff dem Meer erreget hat/ wird es nach und nach wieder herbey gezogen/ noch einmahl gespiesset/ und endlich übermannet/ fast auff eben die Manier/ wie die Wallflsch auch gefangen werden/ worvon an einem andern Ort mit mehrern soll gehandelt werden.

§. 4.

In diesem also gefangenem Thier nun finden sich im Haupt gemeiniglich zwey grosse/ so genandte See-Kuh Steine/ oder Lapides Manati, welche nicht so wohl in dem Gehirn (allwo sie die Adern und Nerven zu sehr drückten/ und dem Thier alle Sinnen/ ja das Leben selbsten nehmen müsten) als unter dem Gehirn/ an der Hirnschale hangen/ und ohne Zweiffel nichts anders sind/ als der öberste Theil des Gehör-Beins oder Meatus auditorii, an welchem Oviedus solche gefunden hat/ wie D. Wormius in Museop. 58 berichtet; dergleichen etwas auch in den Schweins-Köpffen/ wie anderstwo gemeldet wird/ zusehen ist/ allwo dergleichen mürbe und weisse Beinlein auch gefunden werden/ welche von den äusserlichen und innerlichen Dämpffen oder Feuchtigkeit etwas erweichet/ und gleichsam von der Natur Philosophicè calciniret werden.

§. 5.

Weilen aber auch andere Steine/ oder dergleichen Beine/ welche aus den rechten Wall[unleserliches Material]chen / so umb Spitzberg gefangen werden/ herrühren/ unter dem Nahmen des Lapidis Manati verkauffet werden/ wie obbemeldter Wormius l. c. bezeuget/ so ist wohl zu mercken/ daß diese falsche und Pseudomanati insgemein viel grösser sind/ als die rechte/ auch nicht so weiß/ sondern gelblicht: riechen zugleich nach dem Thran oder Fett von dem Wallfische/ da hergegen der veritable Lapis Manati gantz keinen Geruch hat/ man schabe oder stosse ihn: Indem auch das Fett an diesem Thier/ wann es geröstet worden/ so keinen übelen Geruch an sich nimmt/ wie der Thran von dẽ Wallfischen. So kan man auch an der Härte dieses so vermeinten Steins den Unterscheid sehen/ welche viel grösser an dem von dem Wallfisch/ als dem rechten Lapide Manati ist/ welcher gleichsam aus vielen kleinen Stücklein zusammen gesetzet ist/ und wann man ihn zerschläget/ in dergleichen kleine Stücklein zusammen fället/ wie an demjenigen/ so mir zu handen kommen/ erscheinet/ auch zum Theil aus obigen Abrissen zu sehen ist/ welche Ulysses Aldrovandus in Museo Metallico p. 798. unter Augen geleget hat.

§. 6.

Den Nutzen und Gebrauch dieses Thiers/ und dessen Steines anbelangend/ so dienet das Fleisch den wilden Judianern zur Speise/ weilen es einen sehr guten Geschmack/ so wohl frisch / als eingesaltzen haben soll/ wie Hernandez cit. loc. berichtet/ der Stein aber wird hauptsächlich gegen die Stein-Schmertzen/ Nieren- und Lendenweh sehr gerühmet/ wann er entweder zuvor gebrandt oder nur gestossen/ eingenommen wird/ wie Boetius de Boot in Hist. Gem. &amp;amp; Cap. pag. 359. bezeuget; dahero auch in der berühmten Pharmacopoea Bateana ein besonder und sehr bewährtes Pulver gegen den Stein (welchen er zermalmen und treiben soll) davon gefunden wird. Andere rühmen diesen Stein auch gegen den Krampff/ schwere Noth/ Colic und dergleichen so wol innerlich/ als eusserlich in Ring eingefasset oder als ein Amulet angehänget.

§. 7.

Es möchte aber jemand fragen/ ob man auch dieses Medicament sicher und ohne eintzige Gefahr gebrauchen könne? indem der Frantzösische Materialist Pomet an obbemeldtem Orth vorgebenwill / daß es ein starckes Erbrechen verursache/ dem Magen gewalt thue und also nicht leichtlich innerlich zugeben sey. Allein ich sehe nit woher dieses kommen solte/ indem diejenige berühmte Scribenten/ so diesen Stein beschrieben/ dergleichen effect an ihm niemalen gespüret/ auch derselbe/ wie andere Bein/ nebst einem grossen Theil flüchtiges Saltzes oder [unleserliches Material] vol. ein Gelatinam oder Galrod in sich hält/ welche vielmehr eine besänfftigende/ als erbrechend-machende Krafft haben.

§. 8.

Ob aber die obbelobte Würckungen des Steins von jetztermeldten Theilgen oder particulis allein herrühren können/ ist billich zu zweifeln/ indem auch ein ander flüchtiges Saltz dergleichen effect thun würde; weßwegen etwas anderst darhinder stecken und die eigentliche Würckung mehr auff die von GOtt und der Natur demselben mitgetheilte Vermischung oder Textur, oder sonsten etwas ankommen muß/ worvon Herr D. Stahl, berühmter Medicus und Professor zu Hall in Sachsen in einer absonderlichen Disputation de Lapide Manati Membr. 2. §. 6. &amp;amp; seqq. schön und vernünfftig urtheilet/ allwo der curiöse Leser ein mehrers von diesem bey uns noch nicht allerdings bekandten Medicament finden wird; wie dann auch Lopez in Hist. gener. 31. Petrus Martyr. Fr. Gemara, Petr. Cieca P. I. Chronic. Peruan. c. 31. und Ferdinand. Oviedo l. 13. Hist. Nat. Ind. c. 7. &amp;amp; 10. hiervon können nachgelesen werden.

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[476/0523] Leib gekommen/ stösset ihn der forderste mit aller Macht einen Spieß in den Leib/ worauff sich das Thier ins Wasser begiebt/ aber den angebundenen Spieß mit nim̃t/ wormit es schon halb gefangen ist. Und nachdem es sich müde gefladdert/ auch damit einen grossen Schaum auff dem Meer erreget hat/ wird es nach und nach wieder herbey gezogen/ noch einmahl gespiesset/ und endlich übermannet/ fast auff eben die Manier/ wie die Wallflsch auch gefangen werden/ worvon an einem andern Ort mit mehrern soll gehandelt werden. §. 4. In diesem also gefangenem Thier nun finden sich im Haupt gemeiniglich zwey grosse/ so genandte See-Kuh Steine/ oder Lapides Manati, welche nicht so wohl in dem Gehirn (allwo sie die Adern und Nerven zu sehr drückten/ und dem Thier alle Sinnen/ ja das Leben selbsten nehmen müsten) als unter dem Gehirn/ an der Hirnschale hangen/ und ohne Zweiffel nichts anders sind/ als der öberste Theil des Gehör-Beins oder Meatus auditorii, an welchem Oviedus solche gefunden hat/ wie D. Wormius in Museop. 58 berichtet; dergleichen etwas auch in den Schweins-Köpffen/ wie anderstwo gemeldet wird/ zusehen ist/ allwo dergleichen mürbe und weisse Beinlein auch gefunden werden/ welche von den äusserlichen und innerlichen Dämpffen oder Feuchtigkeit etwas erweichet/ und gleichsam von der Natur Philosophicè calciniret werden. §. 5. Weilen aber auch andere Steine/ oder dergleichen Beine/ welche aus den rechten Wall_ chen / so umb Spitzberg gefangen werden/ herrühren/ unter dem Nahmen des Lapidis Manati verkauffet werden/ wie obbemeldter Wormius l. c. bezeuget/ so ist wohl zu mercken/ daß diese falsche und Pseudomanati insgemein viel grösser sind/ als die rechte/ auch nicht so weiß/ sondern gelblicht: riechen zugleich nach dem Thran oder Fett von dem Wallfische/ da hergegen der veritable Lapis Manati gantz keinen Geruch hat/ man schabe oder stosse ihn: Indem auch das Fett an diesem Thier/ wann es geröstet worden/ so keinen übelen Geruch an sich nimmt/ wie der Thran von dẽ Wallfischen. So kan man auch an der Härte dieses so vermeinten Steins den Unterscheid sehen/ welche viel grösser an dem von dem Wallfisch/ als dem rechten Lapide Manati ist/ welcher gleichsam aus vielen kleinen Stücklein zusammen gesetzet ist/ und wann man ihn zerschläget/ in dergleichen kleine Stücklein zusammen fället/ wie an demjenigen/ so mir zu handen kommen/ erscheinet/ auch zum Theil aus obigen Abrissen zu sehen ist/ welche Ulysses Aldrovandus in Museo Metallico p. 798. unter Augen geleget hat. §. 6. Den Nutzen und Gebrauch dieses Thiers/ und dessen Steines anbelangend/ so dienet das Fleisch den wilden Judianern zur Speise/ weilen es einen sehr guten Geschmack/ so wohl frisch / als eingesaltzen haben soll/ wie Hernandez cit. loc. berichtet/ der Stein aber wird hauptsächlich gegen die Stein-Schmertzen/ Nieren- und Lendenweh sehr gerühmet/ wann er entweder zuvor gebrandt oder nur gestossen/ eingenommen wird/ wie Boetius de Boot in Hist. Gem. &amp;amp; Cap. pag. 359. bezeuget; dahero auch in der berühmten Pharmacopoea Bateana ein besonder und sehr bewährtes Pulver gegen den Stein (welchen er zermalmen und treiben soll) davon gefunden wird. Andere rühmen diesen Stein auch gegen den Krampff/ schwere Noth/ Colic und dergleichen so wol innerlich/ als eusserlich in Ring eingefasset oder als ein Amulet angehänget. §. 7. Es möchte aber jemand fragen/ ob man auch dieses Medicament sicher und ohne eintzige Gefahr gebrauchen könne? indem der Frantzösische Materialist Pomet an obbemeldtem Orth vorgebenwill / daß es ein starckes Erbrechen verursache/ dem Magen gewalt thue und also nicht leichtlich innerlich zugeben sey. Allein ich sehe nit woher dieses kommen solte/ indem diejenige berühmte Scribenten/ so diesen Stein beschrieben/ dergleichen effect an ihm niemalen gespüret/ auch derselbe/ wie andere Bein/ nebst einem grossen Theil flüchtiges Saltzes oder _ vol. ein Gelatinam oder Galrod in sich hält/ welche vielmehr eine besänfftigende/ als erbrechend-machende Krafft haben. §. 8. Ob aber die obbelobte Würckungen des Steins von jetztermeldten Theilgen oder particulis allein herrühren können/ ist billich zu zweifeln/ indem auch ein ander flüchtiges Saltz dergleichen effect thun würde; weßwegen etwas anderst darhinder stecken und die eigentliche Würckung mehr auff die von GOtt und der Natur demselben mitgetheilte Vermischung oder Textur, oder sonsten etwas ankommen muß/ worvon Herr D. Stahl, berühmter Medicus und Professor zu Hall in Sachsen in einer absonderlichen Disputation de Lapide Manati Membr. 2. §. 6. &amp;amp; seqq. schön und vernünfftig urtheilet/ allwo der curiöse Leser ein mehrers von diesem bey uns noch nicht allerdings bekandten Medicament finden wird; wie dann auch Lopez in Hist. gener. 31. Petrus Martyr. Fr. Gemara, Petr. Cieca P. I. Chronic. Peruan. c. 31. und Ferdinand. Oviedo l. 13. Hist. Nat. Ind. c. 7. &amp;amp; 10. hiervon können nachgelesen werden.

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 476. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/523>, abgerufen am 25.04.2024.