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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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Das XXVIII. Capitel.

Von dem Walrath/ Traan und Wallfisch-Bein.

[Abbildung]

§. 1.

DEr Walrath/ Wolram/ Welsat oder

SPERMA CETE

ist ein gantz weises/ weiches/ zartes und fettes Wesen/ gleichsam auß vielen kleinen Schupen oder Schiebesen bestehend/ eines fetten und schleimichten Geschmacks und öhlichten Geruchs: wird von der Grönlandischen Compagnie mit auß Grönland von dem Wallfisch-Fang (meistens rohe) mit gebracht und alsdann in Holland geläutert und recht zubereitet.

§. 2.

Nun fragt es sich/ was diese Materie eigentlich seye/ und worvon sie herrühre? Worvon gar verschiedene Meynungen unter den Gelahrten geheget werden. Vor diesem hielten es die meinste vor den Saamen des Wall-Fisches/ dahero es auch den Nahmen bekommen/ welcher annoch behalten wird: und ist diese Meynung von einem Uhralten-Medico Cordo nehmlich in einem eigenen Buch ventiliret worden. Andere/ als Gesnerus halten es vor die Milch des Wallfisches. Noch Andere vor eine von dem Meer-Wasser gleichsam weiß gebeitzte Amber/ in dem das Sperma cete eben so / wie die Amber auf dem Meer schwimmet und treibet/ auch diese Letztere offt in den Wallfischen gefunden wird/ wie anderstwo gezeiget werden. Allein alle diese Meynungen halten den Stich nicht/ nachdem Herr D. Elsnerus schon vor vielen Jahren/ gleich bey Anfang der allgemeinen Käyserl. Academie der Naturkündiger/ in denen Miscellan. Dec. 1. A. 1. obs. 136. pag. 266. gezeiget/ daß der Wallrath nichts anderst als das Gehirn von dem Wallfische oder Cerebrum Orcae sey/ indem er offters auch die Hirn-Häutlein noch darin gefunden; welche Meynung auch Thom, Bartholin. in seinem Sendbrieff und Ol. Wormius in seiner Kunst-Kammer bestättiget haben / welche beyde in den Nordischen Ländern/ zu Coppenhagen gewohnet und also besser davon zeugen können; weßwegen dann der berümbte Ettmüllerus endlich diese Opinion in einer eigenen Disputation De Spermate Ceti weitläufftig und stattlich behauptet hat/ welche in dessen Operibus zufinden ist.

§. 3.

Hier aber ist zumercken/ daß diese Materie oder so genandte Wallrath nur von dem männlichen Geschlecht der Wallfischen herkomme/ indem das Hirn der Weiber-Fischen zu flüssig und zum Traann und Brennöhl tauglicher ist. Beyde aber sind ungeheur grosse Thier/ indem Ann. 1672. den 30. Julii von Ambsterdam geschrieben wurde/ daß bey Bristol in Engeland einer gefangen worden/ welcher 24. Englische Ehlen lang und dessen Mund 12. Ehlen weit und groß gewesen: Auch Pomet in Histor. Simpl. Part. 2. lib. 1. [unleserliches Material]. 31. berichtet/ daß Anno 1658. ein

Das XXVIII. Capitel.

Von dem Walrath/ Traan und Wallfisch-Bein.

[Abbildung]

§. 1.

DEr Walrath/ Wolram/ Welsat oder

SPERMA CETE

ist ein gantz weises/ weiches/ zartes und fettes Wesen/ gleichsam auß vielen kleinen Schupen oder Schiebesen bestehend/ eines fetten und schleimichten Geschmacks und öhlichten Geruchs: wird von der Grönlandischen Compagnie mit auß Grönland von dem Wallfisch-Fang (meistens rohe) mit gebracht und alsdann in Holland geläutert und recht zubereitet.

§. 2.

Nun fragt es sich/ was diese Materie eigentlich seye/ und worvon sie herrühre? Worvon gar verschiedene Meynungen unter den Gelahrten geheget werden. Vor diesem hielten es die meinste vor den Saamen des Wall-Fisches/ dahero es auch den Nahmen bekommen/ welcher annoch behalten wird: und ist diese Meynung von einem Uhralten-Medico Cordo nehmlich in einem eigenen Buch ventiliret worden. Andere/ als Gesnerus halten es vor die Milch des Wallfisches. Noch Andere vor eine von dem Meer-Wasser gleichsam weiß gebeitzte Amber/ in dem das Sperma cete eben so / wie die Amber auf dem Meer schwimmet und treibet/ auch diese Letztere offt in den Wallfischen gefunden wird/ wie anderstwo gezeiget werden. Allein alle diese Meynungen halten den Stich nicht/ nachdem Herr D. Elsnerus schon vor vielen Jahren/ gleich bey Anfang der allgemeinen Käyserl. Academie der Naturkündiger/ in denen Miscellan. Dec. 1. A. 1. obs. 136. pag. 266. gezeiget/ daß der Wallrath nichts anderst als das Gehirn von dem Wallfische oder Cerebrum Orcae sey/ indem er offters auch die Hirn-Häutlein noch darin gefunden; welche Meynung auch Thom, Bartholin. in seinem Sendbrieff und Ol. Wormius in seiner Kunst-Kammer bestättiget haben / welche beyde in den Nordischen Ländern/ zu Coppenhagen gewohnet und also besser davon zeugen können; weßwegen dann der berümbte Ettmüllerus endlich diese Opinion in einer eigenen Disputation De Spermate Ceti weitläufftig und stattlich behauptet hat/ welche in dessen Operibus zufinden ist.

§. 3.

Hier aber ist zumerckẽ/ daß diese Materie oder so genandte Wallrath nur von dem männlichen Geschlecht der Wallfischen herkomme/ indem das Hirn der Weiber-Fischen zu flüssig und zum Traann und Brennöhl tauglicher ist. Beyde aber sind ungeheur grosse Thier/ indem Ann. 1672. den 30. Julii von Ambsterdam geschrieben wurde/ daß bey Bristol in Engeland einer gefangen worden/ welcher 24. Englische Ehlen lang und dessen Mund 12. Ehlen weit und groß gewesen: Auch Pomet in Histor. Simpl. Part. 2. lib. 1. [unleserliches Material]. 31. berichtet/ daß Anno 1658. ein

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[477/0526] Das XXVIII. Capitel. Von dem Walrath/ Traan und Wallfisch-Bein. [Abbildung] §. 1. DEr Walrath/ Wolram/ Welsat oder SPERMA CETE ist ein gantz weises/ weiches/ zartes und fettes Wesen/ gleichsam auß vielen kleinen Schupen oder Schiebesen bestehend/ eines fetten und schleimichten Geschmacks und öhlichten Geruchs: wird von der Grönlandischen Compagnie mit auß Grönland von dem Wallfisch-Fang (meistens rohe) mit gebracht und alsdann in Holland geläutert und recht zubereitet. §. 2. Nun fragt es sich/ was diese Materie eigentlich seye/ und worvon sie herrühre? Worvon gar verschiedene Meynungen unter den Gelahrten geheget werden. Vor diesem hielten es die meinste vor den Saamen des Wall-Fisches/ dahero es auch den Nahmen bekommen/ welcher annoch behalten wird: und ist diese Meynung von einem Uhralten-Medico Cordo nehmlich in einem eigenen Buch ventiliret worden. Andere/ als Gesnerus halten es vor die Milch des Wallfisches. Noch Andere vor eine von dem Meer-Wasser gleichsam weiß gebeitzte Amber/ in dem das Sperma cete eben so / wie die Amber auf dem Meer schwimmet und treibet/ auch diese Letztere offt in den Wallfischen gefunden wird/ wie anderstwo gezeiget werden. Allein alle diese Meynungen halten den Stich nicht/ nachdem Herr D. Elsnerus schon vor vielen Jahren/ gleich bey Anfang der allgemeinen Käyserl. Academie der Naturkündiger/ in denen Miscellan. Dec. 1. A. 1. obs. 136. pag. 266. gezeiget/ daß der Wallrath nichts anderst als das Gehirn von dem Wallfische oder Cerebrum Orcae sey/ indem er offters auch die Hirn-Häutlein noch darin gefunden; welche Meynung auch Thom, Bartholin. in seinem Sendbrieff und Ol. Wormius in seiner Kunst-Kammer bestättiget haben / welche beyde in den Nordischen Ländern/ zu Coppenhagen gewohnet und also besser davon zeugen können; weßwegen dann der berümbte Ettmüllerus endlich diese Opinion in einer eigenen Disputation De Spermate Ceti weitläufftig und stattlich behauptet hat/ welche in dessen Operibus zufinden ist. §. 3. Hier aber ist zumerckẽ/ daß diese Materie oder so genandte Wallrath nur von dem männlichen Geschlecht der Wallfischen herkomme/ indem das Hirn der Weiber-Fischen zu flüssig und zum Traann und Brennöhl tauglicher ist. Beyde aber sind ungeheur grosse Thier/ indem Ann. 1672. den 30. Julii von Ambsterdam geschrieben wurde/ daß bey Bristol in Engeland einer gefangen worden/ welcher 24. Englische Ehlen lang und dessen Mund 12. Ehlen weit und groß gewesen: Auch Pomet in Histor. Simpl. Part. 2. lib. 1. _ . 31. berichtet/ daß Anno 1658. ein

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 477. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/526>, abgerufen am 20.04.2024.