Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

Sceletus vom Wallfisch zu Pariß gesehen worden / daran die Hirnschale allein 16. biß 17. Fuß lang gewesen/ dessen Kienbacken 4600. Pfund gewogen hat; und weilen der Kopff an den Männlein den dritten Theil des gantzen Thiers außmachen soll/ so ist leicht zuschliessen wie ein groß quantität Gehirn darin zufinden sey / dessen viele Eymer voll auff einmal herauß genommen werden können/ wann der Fisch gefangen und getödtet worden/ welches also zugehet: So bald die Compagnie der Grönlandsfahrer in den grossen Schiffen eines Wallfisches gewahr wird/ so fallen etliche vom Volck in Chaloupen oder Nachen (deren jedes Schiffe 3. bey sich hat) dazu jedweder 6. Menschen gehören/ als I. Steirmann/ I. Harpoenier, I. Leinenschiesser und 3. die rudern helffen. Diese rudern also zum Wallsisch mit 10. Rudern und unterschiedlichen Waffen. Wann sie ihme nun nahe gnug kommen/ daß sie ihn getrauen zu treffen/ so wirfft er ihm einen eisern Wurffpfeil (den man Harpoen nennet / und ein Pfeil mit 2. Widerhacken 2. in 3. Schuhlang hat) in den Leib. So bald nun der Fisch getroffen ist/ so begibt sich derselbe wol 2. biß 300. Klaffter hinunter in das Meer / weßwegen das Seil/ woran der Pfeil gebunden/ und die Lyne genennet wird/ von dem Leineschiesser/ fast auff solche Art/ wie man die Wein in die Keller lässet/ aber viel geschwinder/ loß gelassen wird. Bald hernach komt der Fische wieder hervor und gibt durch die obere Lufftröhre eine solche Stimme von sich/ daß mans auff eine halbe oder gantze Meilwegs hören kan. Alsdann fahren alle 3. Chalouppen wider auff ihn zu/ und die Lyne/ daran der Fische fest ist/ weist ihnen den Weg-Welcher nun am ersten herzu kommet/ schiesset ihn wider ein Harpoen in den Leib/ worauff das Thier wider untergehet/ wan es nun zum drittenmal hervor kommet/ geben sie ihm keine Harpoen mehr/ sondern stossen ihm die Lensen oder Stoßeisen wie Schweinspieß offt in Leib/ welche doch nit darin stecken bleiben/ weilen sie keine Widerhacken haben. Wan er nun durch viele wunden gantz ermüdet ist/ so fahren sie mit den Stoßeisen gar in den Leib/ biß sie ein Haupt uud vornehm Viscus treffen/ welches daran erkennet wird/ wann nemlich das Blut auß den Lufftröhren wie ein Strom hervor schiesset und der Fisch sich vollends zu todt wütet/ auch mit seinem schwantz und Finnen also von sich schmeisset/ daß es auff eine halbe Meil Wegs zu hören und wie ein groß Stück Geschütz so loß gebrennet wird/ donnern soll; welches alles so curieus soll anzusehen seyn/ daß man sich nicht satt gnug soll sehen können/ wie Schurzius alles noch weitläusstiger in seiner neu eingerichteten Material- Kammer pag. 98. berichtet und erzehlet. Besihe auch ferner hiervon Friderici Martens Itinerarium Spizbergicum, welches Anno 1675. zu Hamburg teutsch herauß kommen ist.

§. IV.

Weilen nun der Wallfisch nit allein in diesem Fang uud Streit/ sondern auch sonsten von dem Schwerdfisch/ als seinem natürliche Feind/ auch am Kopff verwundet wird und also das Gehirn herauß fällt/ so findet man daß daher entstehende Sperma ceti auch auff dem Meer schwimmen / wie Olaus Wormius in Mus. p. 34. recht geschrieben/ welches sonsten auch aus dem Cranio genommen wird; wie wohlen das erstere den Schiffleuthen viel bekandter ist/ so doch bey weitem nicht so lauter/ auch nit so kostbahr ist/ als das Letztere/ wie Thom. Bartholin. Cent 3. Ep. 70. Beyde aber werde der rohe Wallraht oder/ Sperma ceti crudum genennet/ so gantz unsauber/ gelb und nach Traan riechend ist und derowegen künstlicher Weiß muß praepariret und geläutert werden/ welches nicht allein vermittelst Durchbohrung der Tonnen und Abzapffung des Traanes/ wie Schurzius c. l. schreibet/ oder durch widerholtes schmeltzen nach Elsneri und Pometi Bericht/ sondern auff solgende Art geschihet/ welche dem Sel. D. Ettmüllern von einem Dennemercker mitgetheilet und in obbelobter Disput. de Sperm. ceti §. 11. beschrieben wird: sie machen nemlich in Holland/ wie auch zu Lübeck und anderstwo eine scharffe Lauge auß Kalck und Aschen/ von welcher letztern mehr als von dem Kalck genommen wird/ welche Lauge filtrirt wird / daß sie recht sauber sihet. Nachgehends wird das rohe Sperma ceti (welches zuvor/ wann es gar zutrahnicht ist/ in ein Härin Beutel zuthun/ damit alles Oehl dardurch gezwungen und gewunden werde) in der Lauge mit den Händen wol gerieben/ auch Tag und Nacht darin gelassen. Des andern Tags wird die Lauge mit eben solchem Härin Sack davon separirt und das übrige auff ein sauber Tuch gebreitet und an der Lufft getrucknet/ wie an gemeldtem Ort mit mehrerm zuersehen; welcher Proceß ohnlängst hiesigem Apothecker Hn. Scipio nebst dem rohen Wallrat auch auß Holland zugeschicket wurde. Das also verfertigte Sperma ceti nun muß recht weiß/ fett / frisch und nicht rantzicht/ noch gelb seyn/ wie Dale in seiner Zoologia p. 524. lehret. Uud weil es von der Lufft leicht schaden leydet/ soll es in Gläsern wohl verwahret werden.

§. V.

Dieser also präparirte Wallrat hat eine sehr zertheilende und darbey Schmertzenstillende Krafft/ und wird sehr fleissig in den Brustbeschwerungen der kleinen Kindern/ deren Grimmen und Leibsschmertzen/ auch den Alten gegen das Fallen und stossen/ das gelifferte Geblüt zu zertheilen und die schmertzen zu stillen gegeben. Viele schreiben ihm auch eine geilmachende Eigenschafft zu/ so gar/ daß Ettmüll. c. l. von etlichen Franckfurtern schreibet/ daß sie auch deßwegen den rohen Wallrat auf Brod/ wie Butter-Brod essen sollen/ welche mich darzu nit zu

Sceletus vom Wallfisch zu Pariß gesehen worden / daran die Hirnschale allein 16. biß 17. Fuß lang gewesen/ dessen Kienbacken 4600. Pfund gewogen hat; und weilen der Kopff an den Männlein den dritten Theil des gantzen Thiers außmachen soll/ so ist leicht zuschliessen wie ein groß quantität Gehirn darin zufinden sey / dessen viele Eymer voll auff einmal herauß genommen werden können/ wann der Fisch gefangen und getödtet worden/ welches also zugehet: So bald die Compagnie der Grönlandsfahrer in den grossen Schiffen eines Wallfisches gewahr wird/ so fallen etliche vom Volck in Chaloupen oder Nachen (deren jedes Schiffe 3. bey sich hat) dazu jedweder 6. Menschen gehören/ als I. Steirmann/ I. Harpoenier, I. Leinenschiesser und 3. die rudern helffen. Diese rudern also zum Wallsisch mit 10. Rudern und unterschiedlichen Waffen. Wann sie ihme nun nahe gnug kommen/ daß sie ihn getrauen zu treffen/ so wirfft er ihm einen eisern Wurffpfeil (den man Harpoen nennet / und ein Pfeil mit 2. Widerhacken 2. in 3. Schuhlang hat) in den Leib. So bald nun der Fisch getroffen ist/ so begibt sich derselbe wol 2. biß 300. Klaffter hinunter in das Meer / weßwegen das Seil/ woran der Pfeil gebunden/ uñ die Lyne genennet wird/ von dem Leineschiesser/ fast auff solche Art/ wie man die Wein in die Keller lässet/ aber viel geschwinder/ loß gelassen wird. Bald hernach komt der Fische wieder hervor und gibt durch die obere Lufftröhre eine solche Stimme von sich/ daß mans auff eine halbe oder gantze Meilwegs hören kan. Alsdann fahren alle 3. Chalouppen wider auff ihn zu/ und die Lyne/ daran der Fische fest ist/ weist ihnen den Weg-Welcher nun am ersten herzu kommet/ schiesset ihn wider ein Harpoen in den Leib/ worauff das Thier wider untergehet/ wan es nun zum drittenmal hervor kommet/ geben sie ihm keine Harpoen mehr/ sondern stossen ihm die Lensen oder Stoßeisen wie Schweinspieß offt in Leib/ welche doch nit darin stecken bleiben/ weilen sie keine Widerhacken haben. Wan er nun durch viele wunden gantz ermüdet ist/ so fahren sie mit den Stoßeisen gar in den Leib/ biß sie ein Haupt uud vornehm Viscus treffen/ welches daran erkennet wird/ wann nemlich das Blut auß den Lufftröhren wie ein Strom hervor schiesset und der Fisch sich vollends zu todt wütet/ auch mit seinem schwantz uñ Finnen also von sich schmeisset/ daß es auff eine halbe Meil Wegs zu hören und wie ein groß Stück Geschütz so loß gebrennet wird/ donnern soll; welches alles so curieus soll anzusehen seyn/ daß man sich nicht satt gnug soll sehen können/ wie Schurzius alles noch weitläusstiger in seiner neu eingerichteten Material- Kammer pag. 98. berichtet und erzehlet. Besihe auch ferner hiervon Friderici Martens Itinerarium Spizbergicum, welches Anno 1675. zu Hamburg teutsch herauß kom̃en ist.

§. IV.

Weilen nun der Wallfisch nit allein in diesem Fang uud Streit/ sondern auch sonsten von dem Schwerdfisch/ als seinem natürlichë Feind/ auch am Kopff verwundet wird und also das Gehirn herauß fällt/ so findet man daß daher entstehende Sperma ceti auch auff dem Meer schwimmen / wie Olaus Wormius in Mus. p. 34. recht geschrieben/ welches sonsten auch aus dem Cranio genommen wird; wie wohlen das erstere den Schiffleuthen viel bekandter ist/ so doch bey weitem nicht so lauter/ auch nit so kostbahr ist/ als das Letztere/ wie Thom. Bartholin. Cent 3. Ep. 70. Beyde aber werdë der rohe Wallraht oder/ Sperma ceti crudum genennet/ so gantz unsauber/ gelb und nach Traan riechend ist und derowegen künstlicher Weiß muß praepariret und geläutert werden/ welches nicht allein vermittelst Durchbohrung der Tonnen und Abzapffung des Traanes/ wie Schurzius c. l. schreibet/ oder durch widerholtes schmeltzen nach Elsneri und Pometi Bericht/ sondern auff solgende Art geschihet/ welche dem Sel. D. Ettmüllern von einem Dennemercker mitgetheilet und in obbelobter Disput. de Sperm. ceti §. 11. beschrieben wird: sie machen nemlich in Holland/ wie auch zu Lübeck und anderstwo eine scharffe Lauge auß Kalck und Aschen/ von welcher letztern mehr als von dem Kalck genommen wird/ welche Lauge filtrirt wird / daß sie recht sauber sihet. Nachgehends wird das rohe Sperma ceti (welches zuvor/ wann es gar zutrahnicht ist/ in ein Härin Beutel zuthun/ damit alles Oehl dardurch gezwungen und gewunden werde) in der Lauge mit den Händen wol gerieben/ auch Tag und Nacht darin gelassen. Des andern Tags wird die Lauge mit eben solchem Härin Sack davon separirt und das übrige auff ein sauber Tuch gebreitet und an der Lufft getrucknet/ wie an gemeldtem Ort mit mehrerm zuersehen; welcher Proceß ohnlängst hiesigem Apothecker Hn. Scipio nebst dem rohen Wallrat auch auß Holland zugeschicket wurde. Das also verfertigte Sperma ceti nun muß recht weiß/ fett / frisch und nicht rantzicht/ noch gelb seyn/ wie Dale in seiner Zoologia p. 524. lehret. Uud weil es von der Lufft leicht schaden leydet/ soll es in Gläsern wohl verwahret werden.

§. V.

Dieser also präparirte Wallrat hat eine sehr zertheilende und darbey Schmertzenstillende Krafft/ und wird sehr fleissig in den Brustbeschwerungen der kleinen Kindern/ deren Grimmen und Leibsschmertzen/ auch den Alten gegen das Fallen und stossen/ das gelifferte Geblüt zu zertheilen und die schmertzen zu stillen gegeben. Viele schreiben ihm auch eine geilmachende Eigenschafft zu/ so gar/ daß Ettmüll. c. l. von etlichen Franckfurtern schreibet/ daß sie auch deßwegen den rohen Wallrat auf Brod/ wie Butter-Brod essen sollen/ welche mich darzu nit zu

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0527" n="478"/>
Sceletus vom Wallfisch zu Pariß gesehen worden /       daran die Hirnschale allein 16. biß 17. Fuß lang gewesen/ dessen Kienbacken 4600. Pfund       gewogen hat; und weilen der Kopff an den Männlein den dritten Theil des gantzen Thiers       außmachen soll/ so ist leicht zuschliessen wie ein groß quantität Gehirn darin zufinden sey /       dessen viele Eymer voll auff einmal herauß genommen werden können/ wann der Fisch gefangen und       getödtet worden/ welches also zugehet: So bald die Compagnie der Grönlandsfahrer in den       grossen Schiffen eines Wallfisches gewahr wird/ so fallen etliche vom Volck in Chaloupen oder       Nachen (deren jedes Schiffe 3. bey sich hat) dazu jedweder 6. Menschen gehören/ als I.       Steirmann/ I. Harpoenier, I. Leinenschiesser und 3. die rudern helffen. Diese rudern also zum       Wallsisch mit 10. Rudern und unterschiedlichen Waffen. Wann sie ihme nun nahe gnug kommen/ daß       sie ihn getrauen zu treffen/ so wirfft er ihm einen eisern Wurffpfeil (den man Harpoen nennet      / und ein Pfeil mit 2. Widerhacken 2. in 3. Schuhlang hat) in den Leib. So bald nun der Fisch       getroffen ist/ so begibt sich derselbe wol 2. biß 300. Klaffter hinunter in das Meer /       weßwegen das Seil/ woran der Pfeil gebunden/ un&#x0303; die Lyne genennet wird/ von dem       Leineschiesser/ fast auff solche Art/ wie man die Wein in die Keller lässet/ aber viel       geschwinder/ loß gelassen wird. Bald hernach komt der Fische wieder hervor und gibt durch die       obere Lufftröhre eine solche Stimme von sich/ daß mans auff eine halbe oder gantze Meilwegs       hören kan. Alsdann fahren alle 3. Chalouppen wider auff ihn zu/ und die Lyne/ daran der       Fische fest ist/ weist ihnen den Weg-Welcher nun am ersten herzu kommet/ schiesset ihn wider       ein Harpoen in den Leib/ worauff das Thier wider untergehet/ wan es nun zum drittenmal hervor       kommet/ geben sie ihm keine Harpoen mehr/ sondern stossen ihm die Lensen oder Stoßeisen wie       Schweinspieß offt in Leib/ welche doch nit darin stecken bleiben/ weilen sie keine       Widerhacken haben. Wan er nun durch viele wunden gantz ermüdet ist/ so fahren sie mit den       Stoßeisen gar in den Leib/ biß sie ein Haupt uud vornehm Viscus treffen/ welches daran       erkennet wird/ wann nemlich das Blut auß den Lufftröhren wie ein Strom hervor schiesset und       der Fisch sich vollends zu todt wütet/ auch mit seinem schwantz un&#x0303; Finnen also von       sich schmeisset/ daß es auff eine halbe Meil Wegs zu hören und wie ein groß Stück Geschütz so       loß gebrennet wird/ donnern soll; welches alles so curieus soll anzusehen seyn/ daß man sich       nicht satt gnug soll sehen können/ wie Schurzius alles noch weitläusstiger in seiner neu       eingerichteten Material- Kammer pag. 98. berichtet und erzehlet. Besihe auch ferner hiervon       Friderici Martens Itinerarium Spizbergicum, welches Anno 1675. zu Hamburg teutsch herauß       kom&#x0303;en ist.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. IV.</head>
        <p>Weilen nun der Wallfisch nit allein in diesem Fang uud Streit/ sondern auch sonsten von dem       Schwerdfisch/ als seinem natürlichë Feind/ auch am Kopff verwundet wird und also das Gehirn       herauß fällt/ so findet man daß daher entstehende Sperma ceti auch auff dem Meer schwimmen /       wie Olaus Wormius in Mus. p. 34. recht geschrieben/ welches sonsten auch aus dem Cranio       genommen wird; wie wohlen das erstere den Schiffleuthen viel bekandter ist/ so doch bey weitem       nicht so lauter/ auch nit so kostbahr ist/ als das Letztere/ wie Thom. Bartholin. Cent 3.       Ep. 70. Beyde aber werdë der rohe Wallraht oder/ Sperma ceti crudum genennet/ so gantz       unsauber/ gelb und nach Traan riechend ist und derowegen künstlicher Weiß muß praepariret und       geläutert werden/ welches nicht allein vermittelst Durchbohrung der Tonnen und Abzapffung des       Traanes/ wie Schurzius c. l. schreibet/ oder durch widerholtes schmeltzen nach Elsneri und       Pometi Bericht/ sondern auff solgende Art geschihet/ welche dem Sel. D. Ettmüllern von einem       Dennemercker mitgetheilet und in obbelobter Disput. de Sperm. ceti §. 11. beschrieben wird: sie       machen nemlich in Holland/ wie auch zu Lübeck und anderstwo eine scharffe Lauge auß Kalck und       Aschen/ von welcher letztern mehr als von dem Kalck genommen wird/ welche Lauge filtrirt wird      / daß sie recht sauber sihet. Nachgehends wird das rohe Sperma ceti (welches zuvor/ wann es       gar zutrahnicht ist/ in ein Härin Beutel zuthun/ damit alles Oehl dardurch gezwungen und       gewunden werde) in der Lauge mit den Händen wol gerieben/ auch Tag und Nacht darin gelassen.       Des andern Tags wird die Lauge mit eben solchem Härin Sack davon separirt und das übrige auff       ein sauber Tuch gebreitet und an der Lufft getrucknet/ wie an gemeldtem Ort mit mehrerm       zuersehen; welcher Proceß ohnlängst hiesigem Apothecker Hn. Scipio nebst dem rohen Wallrat auch       auß Holland zugeschicket wurde. Das also verfertigte Sperma ceti nun muß recht weiß/ fett /       frisch und nicht rantzicht/ noch gelb seyn/ wie Dale in seiner Zoologia p. 524. lehret. Uud       weil es von der Lufft leicht schaden leydet/ soll es in Gläsern wohl verwahret werden.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. V.</head>
        <p>Dieser also präparirte Wallrat hat eine sehr zertheilende und darbey Schmertzenstillende       Krafft/ und wird sehr fleissig in den Brustbeschwerungen der kleinen Kindern/ deren Grimmen       und Leibsschmertzen/ auch den Alten gegen das Fallen und stossen/ das gelifferte Geblüt zu       zertheilen und die schmertzen zu stillen gegeben. Viele schreiben ihm auch eine geilmachende       Eigenschafft zu/ so gar/ daß Ettmüll. c. l. von etlichen Franckfurtern schreibet/ daß sie       auch deßwegen den rohen Wallrat auf Brod/ wie Butter-Brod essen sollen/ welche mich darzu nit        zu
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[478/0527] Sceletus vom Wallfisch zu Pariß gesehen worden / daran die Hirnschale allein 16. biß 17. Fuß lang gewesen/ dessen Kienbacken 4600. Pfund gewogen hat; und weilen der Kopff an den Männlein den dritten Theil des gantzen Thiers außmachen soll/ so ist leicht zuschliessen wie ein groß quantität Gehirn darin zufinden sey / dessen viele Eymer voll auff einmal herauß genommen werden können/ wann der Fisch gefangen und getödtet worden/ welches also zugehet: So bald die Compagnie der Grönlandsfahrer in den grossen Schiffen eines Wallfisches gewahr wird/ so fallen etliche vom Volck in Chaloupen oder Nachen (deren jedes Schiffe 3. bey sich hat) dazu jedweder 6. Menschen gehören/ als I. Steirmann/ I. Harpoenier, I. Leinenschiesser und 3. die rudern helffen. Diese rudern also zum Wallsisch mit 10. Rudern und unterschiedlichen Waffen. Wann sie ihme nun nahe gnug kommen/ daß sie ihn getrauen zu treffen/ so wirfft er ihm einen eisern Wurffpfeil (den man Harpoen nennet / und ein Pfeil mit 2. Widerhacken 2. in 3. Schuhlang hat) in den Leib. So bald nun der Fisch getroffen ist/ so begibt sich derselbe wol 2. biß 300. Klaffter hinunter in das Meer / weßwegen das Seil/ woran der Pfeil gebunden/ uñ die Lyne genennet wird/ von dem Leineschiesser/ fast auff solche Art/ wie man die Wein in die Keller lässet/ aber viel geschwinder/ loß gelassen wird. Bald hernach komt der Fische wieder hervor und gibt durch die obere Lufftröhre eine solche Stimme von sich/ daß mans auff eine halbe oder gantze Meilwegs hören kan. Alsdann fahren alle 3. Chalouppen wider auff ihn zu/ und die Lyne/ daran der Fische fest ist/ weist ihnen den Weg-Welcher nun am ersten herzu kommet/ schiesset ihn wider ein Harpoen in den Leib/ worauff das Thier wider untergehet/ wan es nun zum drittenmal hervor kommet/ geben sie ihm keine Harpoen mehr/ sondern stossen ihm die Lensen oder Stoßeisen wie Schweinspieß offt in Leib/ welche doch nit darin stecken bleiben/ weilen sie keine Widerhacken haben. Wan er nun durch viele wunden gantz ermüdet ist/ so fahren sie mit den Stoßeisen gar in den Leib/ biß sie ein Haupt uud vornehm Viscus treffen/ welches daran erkennet wird/ wann nemlich das Blut auß den Lufftröhren wie ein Strom hervor schiesset und der Fisch sich vollends zu todt wütet/ auch mit seinem schwantz uñ Finnen also von sich schmeisset/ daß es auff eine halbe Meil Wegs zu hören und wie ein groß Stück Geschütz so loß gebrennet wird/ donnern soll; welches alles so curieus soll anzusehen seyn/ daß man sich nicht satt gnug soll sehen können/ wie Schurzius alles noch weitläusstiger in seiner neu eingerichteten Material- Kammer pag. 98. berichtet und erzehlet. Besihe auch ferner hiervon Friderici Martens Itinerarium Spizbergicum, welches Anno 1675. zu Hamburg teutsch herauß kom̃en ist. §. IV. Weilen nun der Wallfisch nit allein in diesem Fang uud Streit/ sondern auch sonsten von dem Schwerdfisch/ als seinem natürlichë Feind/ auch am Kopff verwundet wird und also das Gehirn herauß fällt/ so findet man daß daher entstehende Sperma ceti auch auff dem Meer schwimmen / wie Olaus Wormius in Mus. p. 34. recht geschrieben/ welches sonsten auch aus dem Cranio genommen wird; wie wohlen das erstere den Schiffleuthen viel bekandter ist/ so doch bey weitem nicht so lauter/ auch nit so kostbahr ist/ als das Letztere/ wie Thom. Bartholin. Cent 3. Ep. 70. Beyde aber werdë der rohe Wallraht oder/ Sperma ceti crudum genennet/ so gantz unsauber/ gelb und nach Traan riechend ist und derowegen künstlicher Weiß muß praepariret und geläutert werden/ welches nicht allein vermittelst Durchbohrung der Tonnen und Abzapffung des Traanes/ wie Schurzius c. l. schreibet/ oder durch widerholtes schmeltzen nach Elsneri und Pometi Bericht/ sondern auff solgende Art geschihet/ welche dem Sel. D. Ettmüllern von einem Dennemercker mitgetheilet und in obbelobter Disput. de Sperm. ceti §. 11. beschrieben wird: sie machen nemlich in Holland/ wie auch zu Lübeck und anderstwo eine scharffe Lauge auß Kalck und Aschen/ von welcher letztern mehr als von dem Kalck genommen wird/ welche Lauge filtrirt wird / daß sie recht sauber sihet. Nachgehends wird das rohe Sperma ceti (welches zuvor/ wann es gar zutrahnicht ist/ in ein Härin Beutel zuthun/ damit alles Oehl dardurch gezwungen und gewunden werde) in der Lauge mit den Händen wol gerieben/ auch Tag und Nacht darin gelassen. Des andern Tags wird die Lauge mit eben solchem Härin Sack davon separirt und das übrige auff ein sauber Tuch gebreitet und an der Lufft getrucknet/ wie an gemeldtem Ort mit mehrerm zuersehen; welcher Proceß ohnlängst hiesigem Apothecker Hn. Scipio nebst dem rohen Wallrat auch auß Holland zugeschicket wurde. Das also verfertigte Sperma ceti nun muß recht weiß/ fett / frisch und nicht rantzicht/ noch gelb seyn/ wie Dale in seiner Zoologia p. 524. lehret. Uud weil es von der Lufft leicht schaden leydet/ soll es in Gläsern wohl verwahret werden. §. V. Dieser also präparirte Wallrat hat eine sehr zertheilende und darbey Schmertzenstillende Krafft/ und wird sehr fleissig in den Brustbeschwerungen der kleinen Kindern/ deren Grimmen und Leibsschmertzen/ auch den Alten gegen das Fallen und stossen/ das gelifferte Geblüt zu zertheilen und die schmertzen zu stillen gegeben. Viele schreiben ihm auch eine geilmachende Eigenschafft zu/ so gar/ daß Ettmüll. c. l. von etlichen Franckfurtern schreibet/ daß sie auch deßwegen den rohen Wallrat auf Brod/ wie Butter-Brod essen sollen/ welche mich darzu nit zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/527
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/527>, abgerufen am 25.04.2024.