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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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auffhalten sollen/ welcher Meynung auch gedachter Klobius beypflichtet und die Gestalt solcher Vögel pag. 40. seines Buchs abgemahlet hat. Diese Meynung scheinet nun deßwegen nit gäntzlich ohne Grund zuseyn/ weilen offters Schnabel von Papageyen oder andern Vögeln darinnen gefunden werden/ wie Olearius an einem Ort bezeuget/ daß ihm der berümbte Hamburger Materialist/ Paulus Langermann einsmals ein stück Amber gezeiget/ worinnen eine gantze Klau von einem Vogel einverleibet gewesen. Nicht destoweniger hält Frid. Hoffmannus in Clav. Schroed. p. 380. diese Meynung vor eine Fabel / indem das hartzichte Wesen der Amber ein viel anders zeiget und dergl. Theile von den Vögeln deßwegen darinnen gefunden werden/ weilen dieselbe der Amber sehr nachstehen und sie verschlucken; welches dann auch derjenigen Meynung vernichten kan/ so vielmehr glauben wollen / daß die Amber ein Excrement der Wallfische sey/ welcher Meinung Fallopius Tr. de Comp. Med. p. 180. auch beypflichtet/ weilen sie offters in gewissen Wallfischen gefunden wird. Ob nun gleich dieses letztere nit ohne ist/ so hat man doch hierinnen mehreren und gewissern Nachricht/ daß auch die Fische/ absonderlich eine Art von den Wallfischen solches hartz vielmehr in dem Meer aufsuchen und verschlingen sollen/ welche Cleyerus in Miscellan. Germ. Cur. Dec. 2. A. 8. p. 69. beschrieben/ und in einem Kupfferstück abgemahlet hat/ welches oben im Anfang dieses Capitels zusehen ist: von welchen Fischen auch Joh. Faber, Lynceus zu Rom in Desc. Animal. Nov. Hispan. N. A. Recchi p. 570. &amp;amp; seqq. weitläufftiger handelt / aber dieser Meynung auch zuwider ist/ welche der berümbte teutsche Medicus und Praeses des Collegii Med. Imperialis Herr D. Schroekius in Not. ad Cleyer. Pisc. Ambrophag. gleicherweiß vor erdichtet und Fabelmässig hält; wiewohlen nicht ohnmöglich noch unglaublich ist/ daß die Materi in dem Bauch der Wallfischen auch etwas maturiret und geändert werde/ wan sie solche verschlingen und wider außspeyen/ wie ein guter Freund auß Indien berichtet. Und obgleich heut zu Tag einige Franzosen als Monconis im 2. Theil seiner Reißbeschreibung p. 71. Le Febure und Pomet p. 57. seiner Histoire des Drogues sich flattiren/ daß sie einen viel glaubwürdigern Ursprung der Amber erfunden/ indem sie dieselbige vor ein im Meer erhärteten Honig oder Wachs halten; so will doch auch diese Meynung noch bey wenigen ingress finden / nachdem sie von Herr D. Lentilio in seinen Notis ad. D. Mezgeri Ambrologiam pag. 295. mit zulänglichen Gründen widerleget worden. Weßwegen die meiste und vornehmste Mit-Scribenten/ als Ulysses Aldrovandus, Faber, Mezgerus, Schroed. und dessen Außlegern einmüthig davor halten / daß/ weilen die Amber wie andere Hartzen/ nur in spir. vini, sich aufflösen lässet/ solche vielmehr vor ein Bitumen oder Erdpech/ so auß gewissen Naphta-Brunnen der Erden in das Meer geronnen und alda von dem Meerwasser coaguliret werden/ zu halten sey; welcher Meynung auch Rumphius in einem Sendschreiben an D. Rhya beypflichtet/ dessen Extract unter den Indianische Sendschreiben zusehen ist. Wie wohlenes auch seyn kan/ daß einige hartzichte Bäume ihre Wurtzel in das Meer außstrecken und das Hartz darauß sich dem Meerwasser vermische/ wie der curiose Boyle in Trans. Philos. Angl. 97. aus Relation eines von Ost-Indianischer Compagni berichtet: Zum wenigsten ist dieses gewiß/ daß die Ambra Grysea anfangs ein flüssige und hartzige feuchtigkeit seye/ welche auß der Erden kommet und sich wie ein Tropffenrund an dem Ufer anhänget/ nach und nach aber länger wächset/ wie man dergleichen Merckmahlen an dem sehr grossen Ambra Stück von 182. Pfund/ so die Ost-Indische Compagnie in Ambsterdam A. 1694. auß Ost-Indien bekommen hat/ annoch sehen kan/ welches Nicolaus Chevalier in seiner Description de la piece d' Ambre Grys, que la chambre d' Amsterdam a receue des Indes Orientales mit der Compagnie Abrissen unter Augen geleget hat/ davon einer hier in der grossen Kupffertaffel zusehe ist.

§. III.

Sonsten zehlet man zwey Sorten davon/ nemlich die gantz Weise und die Graue/ weilen aber die gantz weisse entweder gar nicht zubekommen/ ja noch unreiffe ist/ inde aller Amber erst weiß und wie Steingeschoß anzusehen seyn sol: offt auch noch darzu mit Gyps verfälschet ist; so bedienet man sich bey uns nur der grauen Amber/ welche nebst der schwartzen fast allein bey denen Materialisten und Apotheckern gefunde wird; müssen beyde an einem Ort gehalten werden/ wo keine Lufft hinkommen kan/ wie Schurzius in seiner Material-Kammer pag. 9. berichtet. §. IV.

Die beste graue Amber muß in feinen stücken inwendig voller gelben und schwartzen düpfflein / nit weich/ sondern hart/ doch leicht und wolriechend seyn. Weilen sie aber öffters verfälschet wird/ so bedienen sich die Materialisten insgemein dieser Prob/ das sie einen Pfriemen heiß machen und solchen hinein stechen/ da dan selbiger/ so ein öhl von sich gibt / vor gut passiret wird/ absonderlich wan der Geruch zugleich gut ist/ wie Schroed. in seiner Apotheck erkunst/ p. m. 169. auch gesetzet hat. Allein Marxius ein Nürnbergischer Materialist hat erfahren/ das solches die verfälschte auch praestire/ wie er in sei ner: Material-Kammer pag. 8. bekennet: weßwegen dan grössere Behutsamkeit und zugleich andere Proben vonnöthen sind / welche Worm us in seinem Mus. p. 34. mitgetheilet und berichtet hat/ das die rechte Ambra nit so leicht in Wasser erweiche/ als die nachgemachte/ auch nit so balden weich werde/ wan man sie zwischen den Fingern tractire/ da hergegen die falsche wie wachs erweiche. §. V.

Ob aber die schwartze Amber oder

AMBRA NIGRA

also von Natur wachse? oder ob sie künstlicher Weiß auß Bisam/ Zibet/ Storax/ Ladano und dergleichen/ wie viele meinen/ gemachet werde/ davon sind weder die Gelährte/ noch Materialisten noch einig.

auffhalten sollen/ welcher Meynung auch gedachter Klobius beypflichtet und die Gestalt solcher Vögel pag. 40. seines Buchs abgemahlet hat. Diese Meynung scheinet nun deßwegen nit gäntzlich ohne Grund zuseyn/ weilen offters Schnabel von Papageyen oder andern Vögeln darinnen gefunden werden/ wie Olearius an einem Ort bezeuget/ daß ihm der berümbte Hamburger Materialist/ Paulus Langermann einsmals ein stück Amber gezeiget/ worinnen eine gantze Klau von einem Vogel einverleibet gewesen. Nicht destoweniger hält Frid. Hoffmannus in Clav. Schroed. p. 380. diese Meynung vor eine Fabel / indem das hartzichte Wesen der Amber ein viel anders zeiget und dergl. Theile von den Vögeln deßwegen darinnen gefunden werden/ weilen dieselbe der Amber sehr nachstehen und sie verschlucken; welches dann auch derjenigen Meynung vernichten kan/ so vielmehr glauben wollen / daß die Amber ein Excrement der Wallfische sey/ welcher Meinung Fallopius Tr. de Comp. Med. p. 180. auch beypflichtet/ weilen sie offters in gewissen Wallfischen gefunden wird. Ob nun gleich dieses letztere nit ohne ist/ so hat man doch hierinnen mehreren und gewissern Nachricht/ daß auch die Fische/ absonderlich eine Art von den Wallfischen solches hartz vielmehr in dem Meer aufsuchen und verschlingen sollen/ welche Cleyerus in Miscellan. Germ. Cur. Dec. 2. A. 8. p. 69. beschrieben/ und in einem Kupfferstück abgemahlet hat/ welches oben im Anfang dieses Capitels zusehen ist: von welchen Fischen auch Joh. Faber, Lynceus zu Rom in Desc. Animal. Nov. Hispan. N. A. Recchi p. 570. &amp;amp; seqq. weitläufftiger handelt / aber dieser Meynung auch zuwider ist/ welche der berümbte teutsche Medicus und Praeses des Collegii Med. Imperialis Herr D. Schroekius in Not. ad Cleyer. Pisc. Ambrophag. gleicherweiß vor erdichtet und Fabelmässig hält; wiewohlen nicht ohnmöglich noch unglaublich ist/ daß die Materi in dem Bauch der Wallfischen auch etwas maturiret und geändert werde/ wan sie solche verschlingen uñ wider außspeyen/ wie ein guter Freund auß Indien berichtet. Und obgleich heut zu Tag einige Franzosen als Monconis im 2. Theil seiner Reißbeschreibung p. 71. Le Febure und Pomet p. 57. seiner Histoire des Drogues sich flattiren/ daß sie einen viel glaubwürdigern Ursprung der Amber erfunden/ indem sie dieselbige vor ein im Meer erhärteten Honig oder Wachs halten; so will doch auch diese Meynung noch bey wenigen ingress finden / nachdem sie von Herr D. Lentilio in seinen Notis ad. D. Mezgeri Ambrologiam pag. 295. mit zulänglichen Gründen widerleget worden. Weßwegen die meiste und vornehmste Mit-Scribenten/ als Ulysses Aldrovandus, Faber, Mezgerus, Schroed. und dessen Außlegern einmüthig davor halten / daß/ weilen die Amber wie andere Hartzen/ nur in spir. vini, sich aufflösen lässet/ solche vielmehr vor ein Bitumen oder Erdpech/ so auß gewissen Naphta-Brunnen der Erden in das Meer geronnen und alda von dem Meerwasser coaguliret werden/ zu halten sey; welcher Meynung auch Rumphius in einem Sendschreiben an D. Rhya beypflichtet/ dessen Extract unter den Indianischë Sendschreiben zusehen ist. Wie wohlenes auch seyn kan/ daß einige hartzichte Bäume ihre Wurtzel in das Meer außstrecken und das Hartz darauß sich dem Meerwasser vermische/ wie der curiose Boyle in Trans. Philos. Angl. 97. aus Relation eines von Ost-Indianischer Compagni berichtet: Zum wenigsten ist dieses gewiß/ daß die Ambra Grysea anfangs ein flüssige uñ hartzige feuchtigkeit seye/ welche auß der Erden kommet und sich wie ein Tropffenrund an dem Ufer anhänget/ nach und nach aber länger wächset/ wie man dergleichen Merckmahlen an dem sehr grossen Ambra Stück von 182. Pfund/ so die Ost-Indische Compagnie in Ambsterdam A. 1694. auß Ost-Indien bekommen hat/ annoch sehen kan/ welches Nicolaus Chevalier in seiner Description de la piece d' Ambre Grys, que la chambre d' Amsterdam à receue des Indes Orientales mit der Compagnie Abrissen unter Augen geleget hat/ davon einer hier in der grossen Kupffertaffel zusehë ist.

§. III.

Sonsten zehlet man zwey Sorten davon/ nemlich die gantz Weise und die Graue/ weilen aber die gantz weisse entweder gar nicht zubekom̃en/ ja noch unreiffe ist/ indë aller Amber erst weiß und wie Steingeschoß anzusehen seyn sol: offt auch noch darzu mit Gyps verfälschet ist; so bedienet man sich bey uns nur der grauen Amber/ welche nebst der schwartzen fast allein bey denen Materialisten und Apotheckern gefundë wird; müssen beyde an einem Ort gehalten werden/ wo keine Lufft hinkommen kan/ wie Schurzius in seiner Material-Kammer pag. 9. berichtet. §. IV.

Die beste graue Amber muß in feinen stücken inwendig voller gelben und schwartzen düpfflein / nit weich/ sondern hart/ doch leicht uñ wolriechend seyn. Weilen sie aber öffters verfälschet wird/ so bedienen sich die Materialisten insgemein dieser Prob/ das sie einen Pfriemen heiß machen und solchen hinein stechen/ da dan selbiger/ so ein öhl von sich gibt / vor gut passiret wird/ absonderlich wan der Geruch zugleich gut ist/ wie Schroed. in seiner Apotheck erkunst/ p. m. 169. auch gesetzet hat. Allein Marxius ein Nürnbergischer Materialist hat erfahren/ das solches die verfälschte auch praestire/ wie er in sei ner: Material-Kammer pag. 8. bekennet: weßwegen dan grössere Behutsamkeit und zugleich andere Proben vonnöthen sind / welche Worm us in seinem Mus. p. 34. mitgetheilet und berichtet hat/ das die rechte Ambra nit so leicht in Wasser erweiche/ als die nachgemachte/ auch nit so balden weich werde/ wan man sie zwischen den Fingern tractire/ da hergegen die falsche wie wachs erweiche. §. V.

Ob aber die schwartze Amber oder

AMBRA NIGRA

also von Natur wachse? oder ob sie künstlicher Weiß auß Bisam/ Zibet/ Storax/ Ladano und dergleichen/ wie viele meinen/ gemachet werde/ davon sind weder die Gelährte/ noch Materialisten noch einig.

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[478/0529] auffhalten sollen/ welcher Meynung auch gedachter Klobius beypflichtet und die Gestalt solcher Vögel pag. 40. seines Buchs abgemahlet hat. Diese Meynung scheinet nun deßwegen nit gäntzlich ohne Grund zuseyn/ weilen offters Schnabel von Papageyen oder andern Vögeln darinnen gefunden werden/ wie Olearius an einem Ort bezeuget/ daß ihm der berümbte Hamburger Materialist/ Paulus Langermann einsmals ein stück Amber gezeiget/ worinnen eine gantze Klau von einem Vogel einverleibet gewesen. Nicht destoweniger hält Frid. Hoffmannus in Clav. Schroed. p. 380. diese Meynung vor eine Fabel / indem das hartzichte Wesen der Amber ein viel anders zeiget und dergl. Theile von den Vögeln deßwegen darinnen gefunden werden/ weilen dieselbe der Amber sehr nachstehen und sie verschlucken; welches dann auch derjenigen Meynung vernichten kan/ so vielmehr glauben wollen / daß die Amber ein Excrement der Wallfische sey/ welcher Meinung Fallopius Tr. de Comp. Med. p. 180. auch beypflichtet/ weilen sie offters in gewissen Wallfischen gefunden wird. Ob nun gleich dieses letztere nit ohne ist/ so hat man doch hierinnen mehreren und gewissern Nachricht/ daß auch die Fische/ absonderlich eine Art von den Wallfischen solches hartz vielmehr in dem Meer aufsuchen und verschlingen sollen/ welche Cleyerus in Miscellan. Germ. Cur. Dec. 2. A. 8. p. 69. beschrieben/ und in einem Kupfferstück abgemahlet hat/ welches oben im Anfang dieses Capitels zusehen ist: von welchen Fischen auch Joh. Faber, Lynceus zu Rom in Desc. Animal. Nov. Hispan. N. A. Recchi p. 570. &amp;amp; seqq. weitläufftiger handelt / aber dieser Meynung auch zuwider ist/ welche der berümbte teutsche Medicus und Praeses des Collegii Med. Imperialis Herr D. Schroekius in Not. ad Cleyer. Pisc. Ambrophag. gleicherweiß vor erdichtet und Fabelmässig hält; wiewohlen nicht ohnmöglich noch unglaublich ist/ daß die Materi in dem Bauch der Wallfischen auch etwas maturiret und geändert werde/ wan sie solche verschlingen uñ wider außspeyen/ wie ein guter Freund auß Indien berichtet. Und obgleich heut zu Tag einige Franzosen als Monconis im 2. Theil seiner Reißbeschreibung p. 71. Le Febure und Pomet p. 57. seiner Histoire des Drogues sich flattiren/ daß sie einen viel glaubwürdigern Ursprung der Amber erfunden/ indem sie dieselbige vor ein im Meer erhärteten Honig oder Wachs halten; so will doch auch diese Meynung noch bey wenigen ingress finden / nachdem sie von Herr D. Lentilio in seinen Notis ad. D. Mezgeri Ambrologiam pag. 295. mit zulänglichen Gründen widerleget worden. Weßwegen die meiste und vornehmste Mit-Scribenten/ als Ulysses Aldrovandus, Faber, Mezgerus, Schroed. und dessen Außlegern einmüthig davor halten / daß/ weilen die Amber wie andere Hartzen/ nur in spir. vini, sich aufflösen lässet/ solche vielmehr vor ein Bitumen oder Erdpech/ so auß gewissen Naphta-Brunnen der Erden in das Meer geronnen und alda von dem Meerwasser coaguliret werden/ zu halten sey; welcher Meynung auch Rumphius in einem Sendschreiben an D. Rhya beypflichtet/ dessen Extract unter den Indianischë Sendschreiben zusehen ist. Wie wohlenes auch seyn kan/ daß einige hartzichte Bäume ihre Wurtzel in das Meer außstrecken und das Hartz darauß sich dem Meerwasser vermische/ wie der curiose Boyle in Trans. Philos. Angl. 97. aus Relation eines von Ost-Indianischer Compagni berichtet: Zum wenigsten ist dieses gewiß/ daß die Ambra Grysea anfangs ein flüssige uñ hartzige feuchtigkeit seye/ welche auß der Erden kommet und sich wie ein Tropffenrund an dem Ufer anhänget/ nach und nach aber länger wächset/ wie man dergleichen Merckmahlen an dem sehr grossen Ambra Stück von 182. Pfund/ so die Ost-Indische Compagnie in Ambsterdam A. 1694. auß Ost-Indien bekommen hat/ annoch sehen kan/ welches Nicolaus Chevalier in seiner Description de la piece d' Ambre Grys, que la chambre d' Amsterdam à receue des Indes Orientales mit der Compagnie Abrissen unter Augen geleget hat/ davon einer hier in der grossen Kupffertaffel zusehë ist. §. III. Sonsten zehlet man zwey Sorten davon/ nemlich die gantz Weise und die Graue/ weilen aber die gantz weisse entweder gar nicht zubekom̃en/ ja noch unreiffe ist/ indë aller Amber erst weiß und wie Steingeschoß anzusehen seyn sol: offt auch noch darzu mit Gyps verfälschet ist; so bedienet man sich bey uns nur der grauen Amber/ welche nebst der schwartzen fast allein bey denen Materialisten und Apotheckern gefundë wird; müssen beyde an einem Ort gehalten werden/ wo keine Lufft hinkommen kan/ wie Schurzius in seiner Material-Kammer pag. 9. berichtet. §. IV. Die beste graue Amber muß in feinen stücken inwendig voller gelben und schwartzen düpfflein / nit weich/ sondern hart/ doch leicht uñ wolriechend seyn. Weilen sie aber öffters verfälschet wird/ so bedienen sich die Materialisten insgemein dieser Prob/ das sie einen Pfriemen heiß machen und solchen hinein stechen/ da dan selbiger/ so ein öhl von sich gibt / vor gut passiret wird/ absonderlich wan der Geruch zugleich gut ist/ wie Schroed. in seiner Apotheck erkunst/ p. m. 169. auch gesetzet hat. Allein Marxius ein Nürnbergischer Materialist hat erfahren/ das solches die verfälschte auch praestire/ wie er in sei ner: Material-Kammer pag. 8. bekennet: weßwegen dan grössere Behutsamkeit und zugleich andere Proben vonnöthen sind / welche Worm us in seinem Mus. p. 34. mitgetheilet und berichtet hat/ das die rechte Ambra nit so leicht in Wasser erweiche/ als die nachgemachte/ auch nit so balden weich werde/ wan man sie zwischen den Fingern tractire/ da hergegen die falsche wie wachs erweiche. §. V. Ob aber die schwartze Amber oder AMBRA NIGRA also von Natur wachse? oder ob sie künstlicher Weiß auß Bisam/ Zibet/ Storax/ Ladano und dergleichen/ wie viele meinen/ gemachet werde/ davon sind weder die Gelährte/ noch Materialisten noch einig.

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/529>, abgerufen am 18.04.2024.