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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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sehen sind. Diese Igeln blatzen endlich von sich selbsten auff und zeigen kleine Körner oder Saamen Lit. B. welche fast wie die Steinlein in denen Weintrauben anzusehen und schön roth sind. Diese werden im Frühling gesamlet/ nachdem der Baum das gantze Jahr grün geblieben/ welchen die Indianer sehr hoch halten und neben ihre Häuser pflantzen/ indem sie auß dessen Rinde Seiler/ so viel stärcker als unsere auß Hanff gemachte Stricke sind/ winden / das Holtz aber/ so gar hart/ zum Feuer schlagen brauchen sollen/ wie Hernandez alles Lib. 3. Rerum Medic. Nov. Hispan. pag. 74. schön beschrieben/ allwo auch die Abbildung des Baumes zu sehen/ welche doch viel sauberer in des Plukenet Phytograph. Tab. CCIX. Fig. 4. zu sehen ist/ wormit die oben im Anfang dieses Capitels gesetzte Figur ziemlich übereinkommet.

§. 17.

In eben diesem Kupfferstück wird auch einiger Massen unter Augen geleget/ auff was Art und Weiß der Orlean gemacht und zubereitet werde/ welches also geschiehet: Es werden nehmlich von den Americanern/ absonderlich denjenigen/ so die Insul S. Domingo bewohnen/ obgedachte Körner/ wann sie reiff sind und einen röthlichten Staub umb sich haben/ in warm Wasser eingebeitzet und so lang darinnen durcheinander geschlagen/ biß sich die Farb alle davon in das Wasser gezogen/ welches nachmahle abgegossen und so lang auff Seite gesetzet wird/ biß die Farbe darvon zu Boden sincket/ und sich wie Hefen gesetzet hat/ eben auff die Art/ wie sonsten der Indig auch gemachet wird/ worvon in folgendem Capitel soll gehandelt werden. Wann nun diese Faecula recht trucken worden/ so stossen sie solche in gewissen Mörseln zu einer Mass/ und formiren sie zu Kuchen oder Ballen von unterschiedlicher Grösse/ wie sie zu uns in Europa gesandt werden. Einige vermeynen/ es würden die Körner zuvor in Mörseln zerstossen / ehe sie ins warme Wasser kämen/ welches man an seinen Ort gestellet seyn lässet. Daß aber Du Blegny an einem gewissen Ort dafür halten will/ daß der Orlean nichts anderst seye/ als der Safft/ so man auß den Körnern gepresset/ eingekochet und auffgedörrer habe/ ist schon von dessen Lands-Mann Petro Pomet in Hist. Gen. simplic. Lib. IIX. pag. 303. widerleget worden. Weßwegen dann auch anstehe/ ob diese Farb unter die Succos Concretos zu rechnen sey/ wie von Sam. Dale in Offic[unleserliches Material] simpl. oder Register seiner Pharmacologiae geschehen ist.

§. 18.

Sonsten findet man zweyerley Orlean bey denen Materialisten und Apotheckern/ nemlich die Weiche/ oder Orleanam humidam, und die Truckene/ oder Orleanam siccam. Der erste ist wie ein dicker Teig/ von Orangien-Farb und ist viel wolfeiler/ als der truckene/ dessen man wieder verschiedene Sorten bringet/ indem ohne die gemeine/ so in grossen viereckichten Broden/ wie Seiffen/ oder in runden Klumpen kommet/ auch kleine Küchlein/ wie ein Frantzösischer Thaler / davon kommen/ welche gar fein sind/ und deßwegen auch in der Artzney innerlich gebrauchet werden können; da die andere hergegen offters übel conditionirt und fast stinckend sind/ auch deßwegen zur Artzney nicht dienen/ wie obgemeldter Pomet l. c. berichtet.

§. 19.

Der beste ist/ welcher wie Violen-Wurtzel riechet/ recht trucken und hoch an der Farb ist / dergleichen meistens von Cayenne kommet. Der schimlichte/ feuchte/ garstige und nach dem Gewölbe riechende Orlean aber muß gäntzlich verworffen werden/ indem er nicht einmahl zu einer guten Farb/ vielweniger zur Artzney gebrauchet werden kan.

§. 20.

Seine Kräffte und Tugenden betreffend/ so ist der Orlean kühl und etwas anhaltendt/ wird von den Americanern in der Artzney gegen die Hitze von Fiebern herrührend/ und gegen die Rothe-Ruhr innerlich: gegen die Geschwulst aber eusserlich gebrauchet; weßwegen sie nicht allein kühlende Julep/ sondern auch dergleichen Umbschläge darvon machen/ wie Hernandez l. c. berichtet. So stärcket er auch den Magen und vermehret die Milch/ absonderlich wann er mit Cacao genommen oder im Chocolat (worzu er auch kommet) genossen wird. Sonsten aber brauchet man ihn meistens zur Pomerantzen-Farb/ indem nicht allein die Mexicaner die Gräntzen der Landschafften auff ihren Geographischen Mappis damit bezeichnen und unterscheiden/ (dahero Scaliger diesen Baum Arborem regundorum finium oder den Gräntz-Baum genennet/ wie Joh. Terrentius in Not. ad Hernand. Pag. 75. berichtet) sondern es wird auch jährlich eine grosse Quantität davon in Teutschland von denen Färbern/ Wolle/ Strümpff und Leinen-Zeug damit Orangiengelb zu färben/ consumiret. Diese Farb nun wird also angestellet/ wie ich selbsten zugesehen: Nimb Orlean 1/4. [unleserliches Material] stosse ihn gantz klein/ thue das Pulver in 3. Züber voll gute / reine und klare Laugen/ lasse alles in einem Kessel steden/ und wann es etwas eingesotten / thue die Wolle/ Strümpff/ leinen Garn oder Zwirn hinein/ lasse es ein wenig beitzen / hernach ziehe es herauß/ und hencke es auff/ daß es trucken werdewird schön Pomerantzen-gelb; und weilen sich der Orlean in die Höhe gibt und oben auff der Lauge schwimmet/ so wird das erste Zeug immer schöner/ als was nach demselben eingestecket wird. So viel ist zum wenigsten zu 6. [unleserliches Material]

sehen sind. Diese Igeln blatzen endlich von sich selbsten auff und zeigen kleine Körner oder Saamen Lit. B. welche fast wie die Steinlein in denen Weintrauben anzusehen und schön roth sind. Diese werden im Frühling gesamlet/ nachdem der Baum das gantze Jahr grün geblieben/ welchen die Indianer sehr hoch halten und neben ihre Häuser pflantzen/ indem sie auß dessen Rinde Seiler/ so viel stärcker als unsere auß Hanff gemachte Stricke sind/ winden / das Holtz aber/ so gar hart/ zum Feuer schlagen brauchen sollen/ wie Hernandez alles Lib. 3. Rerum Medic. Nov. Hispan. pag. 74. schön beschrieben/ allwo auch die Abbildung des Baumes zu sehen/ welche doch viel sauberer in des Plukenet Phytograph. Tab. CCIX. Fig. 4. zu sehen ist/ wormit die oben im Anfang dieses Capitels gesetzte Figur ziemlich übereinkommet.

§. 17.

In eben diesem Kupfferstück wird auch einiger Massen unter Augen geleget/ auff was Art und Weiß der Orlean gemacht und zubereitet werde/ welches also geschiehet: Es werden nehmlich von den Americanern/ absonderlich denjenigen/ so die Insul S. Domingo bewohnen/ obgedachte Körner/ wann sie reiff sind und einen röthlichten Staub umb sich haben/ in warm Wasser eingebeitzet und so lang darinnen durcheinander geschlagen/ biß sich die Farb alle davon in das Wasser gezogen/ welches nachmahle abgegossen und so lang auff Seite gesetzet wird/ biß die Farbe darvon zu Boden sincket/ und sich wie Hefen gesetzet hat/ eben auff die Art/ wie sonsten der Indig auch gemachet wird/ worvon in folgendem Capitel soll gehandelt werden. Wann nun diese Faecula recht trucken worden/ so stossen sie solche in gewissen Mörseln zu einer Mass/ und formiren sie zu Kuchen oder Ballen von unterschiedlicher Grösse/ wie sie zu uns in Europa gesandt werden. Einige vermeynen/ es würden die Körner zuvor in Mörseln zerstossen / ehe sie ins warme Wasser kämen/ welches man an seinen Ort gestellet seyn lässet. Daß aber Du Blegny an einem gewissen Ort dafür halten will/ daß der Orlean nichts anderst seye/ als der Safft/ so man auß den Körnern gepresset/ eingekochet und auffgedörrer habe/ ist schon von dessen Lands-Mann Petro Pomet in Hist. Gen. simplic. Lib. IIX. pag. 303. widerleget worden. Weßwegen dann auch anstehe/ ob diese Farb unter die Succos Concretos zu rechnen sey/ wie von Sam. Dale in Offic[unleserliches Material] simpl. oder Register seiner Pharmacologiae geschehen ist.

§. 18.

Sonsten findet man zweyerley Orlean bey denen Materialisten und Apotheckern/ nemlich die Weiche/ oder Orleanam humidam, und die Truckene/ oder Orleanam siccam. Der erste ist wie ein dicker Teig/ von Orangien-Farb und ist viel wolfeiler/ als der truckene/ dessen man wieder verschiedene Sorten bringet/ indem ohne die gemeine/ so in grossen viereckichten Broden/ wie Seiffen/ oder in runden Klumpen kommet/ auch kleine Küchlein/ wie ein Frantzösischer Thaler / davon kommen/ welche gar fein sind/ und deßwegen auch in der Artzney innerlich gebrauchet werden können; da die andere hergegen offters übel conditionirt und fast stinckend sind/ auch deßwegen zur Artzney nicht dienen/ wie obgemeldter Pomet l. c. berichtet.

§. 19.

Der beste ist/ welcher wie Violen-Wurtzel riechet/ recht trucken und hoch an der Farb ist / dergleichen meistens von Cayenne kommet. Der schimlichte/ feuchte/ garstige und nach dem Gewölbe riechende Orlean aber muß gäntzlich verworffen werden/ indem er nicht einmahl zu einer guten Farb/ vielweniger zur Artzney gebrauchet werden kan.

§. 20.

Seine Kräffte und Tugenden betreffend/ so ist der Orlean kühl und etwas anhaltendt/ wird von den Americanern in der Artzney gegen die Hitze von Fiebern herrührend/ und gegen die Rothe-Ruhr innerlich: gegen die Geschwulst aber eusserlich gebrauchet; weßwegen sie nicht allein kühlende Julep/ sondern auch dergleichen Umbschläge darvon machen/ wie Hernandez l. c. berichtet. So stärcket er auch den Magen und vermehret die Milch/ absonderlich wann er mit Cacao genommen oder im Chocolat (worzu er auch kommet) genossen wird. Sonsten aber brauchet man ihn meistens zur Pomerantzen-Farb/ indem nicht allein die Mexicaner die Gräntzen der Landschafften auff ihren Geographischen Mappis damit bezeichnen und unterscheiden/ (dahero Scaliger diesen Baum Arborem regundorum finium oder den Gräntz-Baum genennet/ wie Joh. Terrentius in Not. ad Hernand. Pag. 75. berichtet) sondern es wird auch jährlich eine grosse Quantität davon in Teutschland von denen Färbern/ Wolle/ Strümpff und Leinen-Zeug damit Orangiengelb zu färben/ consumiret. Diese Farb nun wird also angestellet/ wie ich selbsten zugesehen: Nimb Orlean ¼. [unleserliches Material] stosse ihn gantz klein/ thue das Pulver in 3. Züber voll gute / reine und klare Laugen/ lasse alles in einem Kessel steden/ und wann es etwas eingesotten / thue die Wolle/ Strümpff/ leinen Garn oder Zwirn hinein/ lasse es ein wenig beitzen / hernach ziehe es herauß/ und hencke es auff/ daß es trucken werdewird schön Pomerantzen-gelb; und weilen sich der Orlean in die Höhe gibt und oben auff der Lauge schwimmet/ so wird das erste Zeug immer schöner/ als was nach demselben eingestecket wird. So viel ist zum wenigsten zu 6. [unleserliches Material]

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[9/0053] sehen sind. Diese Igeln blatzen endlich von sich selbsten auff und zeigen kleine Körner oder Saamen Lit. B. welche fast wie die Steinlein in denen Weintrauben anzusehen und schön roth sind. Diese werden im Frühling gesamlet/ nachdem der Baum das gantze Jahr grün geblieben/ welchen die Indianer sehr hoch halten und neben ihre Häuser pflantzen/ indem sie auß dessen Rinde Seiler/ so viel stärcker als unsere auß Hanff gemachte Stricke sind/ winden / das Holtz aber/ so gar hart/ zum Feuer schlagen brauchen sollen/ wie Hernandez alles Lib. 3. Rerum Medic. Nov. Hispan. pag. 74. schön beschrieben/ allwo auch die Abbildung des Baumes zu sehen/ welche doch viel sauberer in des Plukenet Phytograph. Tab. CCIX. Fig. 4. zu sehen ist/ wormit die oben im Anfang dieses Capitels gesetzte Figur ziemlich übereinkommet. §. 17. In eben diesem Kupfferstück wird auch einiger Massen unter Augen geleget/ auff was Art und Weiß der Orlean gemacht und zubereitet werde/ welches also geschiehet: Es werden nehmlich von den Americanern/ absonderlich denjenigen/ so die Insul S. Domingo bewohnen/ obgedachte Körner/ wann sie reiff sind und einen röthlichten Staub umb sich haben/ in warm Wasser eingebeitzet und so lang darinnen durcheinander geschlagen/ biß sich die Farb alle davon in das Wasser gezogen/ welches nachmahle abgegossen und so lang auff Seite gesetzet wird/ biß die Farbe darvon zu Boden sincket/ und sich wie Hefen gesetzet hat/ eben auff die Art/ wie sonsten der Indig auch gemachet wird/ worvon in folgendem Capitel soll gehandelt werden. Wann nun diese Faecula recht trucken worden/ so stossen sie solche in gewissen Mörseln zu einer Mass/ und formiren sie zu Kuchen oder Ballen von unterschiedlicher Grösse/ wie sie zu uns in Europa gesandt werden. Einige vermeynen/ es würden die Körner zuvor in Mörseln zerstossen / ehe sie ins warme Wasser kämen/ welches man an seinen Ort gestellet seyn lässet. Daß aber Du Blegny an einem gewissen Ort dafür halten will/ daß der Orlean nichts anderst seye/ als der Safft/ so man auß den Körnern gepresset/ eingekochet und auffgedörrer habe/ ist schon von dessen Lands-Mann Petro Pomet in Hist. Gen. simplic. Lib. IIX. pag. 303. widerleget worden. Weßwegen dann auch anstehe/ ob diese Farb unter die Succos Concretos zu rechnen sey/ wie von Sam. Dale in Offic_ simpl. oder Register seiner Pharmacologiae geschehen ist. §. 18. Sonsten findet man zweyerley Orlean bey denen Materialisten und Apotheckern/ nemlich die Weiche/ oder Orleanam humidam, und die Truckene/ oder Orleanam siccam. Der erste ist wie ein dicker Teig/ von Orangien-Farb und ist viel wolfeiler/ als der truckene/ dessen man wieder verschiedene Sorten bringet/ indem ohne die gemeine/ so in grossen viereckichten Broden/ wie Seiffen/ oder in runden Klumpen kommet/ auch kleine Küchlein/ wie ein Frantzösischer Thaler / davon kommen/ welche gar fein sind/ und deßwegen auch in der Artzney innerlich gebrauchet werden können; da die andere hergegen offters übel conditionirt und fast stinckend sind/ auch deßwegen zur Artzney nicht dienen/ wie obgemeldter Pomet l. c. berichtet. §. 19. Der beste ist/ welcher wie Violen-Wurtzel riechet/ recht trucken und hoch an der Farb ist / dergleichen meistens von Cayenne kommet. Der schimlichte/ feuchte/ garstige und nach dem Gewölbe riechende Orlean aber muß gäntzlich verworffen werden/ indem er nicht einmahl zu einer guten Farb/ vielweniger zur Artzney gebrauchet werden kan. §. 20. Seine Kräffte und Tugenden betreffend/ so ist der Orlean kühl und etwas anhaltendt/ wird von den Americanern in der Artzney gegen die Hitze von Fiebern herrührend/ und gegen die Rothe-Ruhr innerlich: gegen die Geschwulst aber eusserlich gebrauchet; weßwegen sie nicht allein kühlende Julep/ sondern auch dergleichen Umbschläge darvon machen/ wie Hernandez l. c. berichtet. So stärcket er auch den Magen und vermehret die Milch/ absonderlich wann er mit Cacao genommen oder im Chocolat (worzu er auch kommet) genossen wird. Sonsten aber brauchet man ihn meistens zur Pomerantzen-Farb/ indem nicht allein die Mexicaner die Gräntzen der Landschafften auff ihren Geographischen Mappis damit bezeichnen und unterscheiden/ (dahero Scaliger diesen Baum Arborem regundorum finium oder den Gräntz-Baum genennet/ wie Joh. Terrentius in Not. ad Hernand. Pag. 75. berichtet) sondern es wird auch jährlich eine grosse Quantität davon in Teutschland von denen Färbern/ Wolle/ Strümpff und Leinen-Zeug damit Orangiengelb zu färben/ consumiret. Diese Farb nun wird also angestellet/ wie ich selbsten zugesehen: Nimb Orlean ¼. _ stosse ihn gantz klein/ thue das Pulver in 3. Züber voll gute / reine und klare Laugen/ lasse alles in einem Kessel steden/ und wann es etwas eingesotten / thue die Wolle/ Strümpff/ leinen Garn oder Zwirn hinein/ lasse es ein wenig beitzen / hernach ziehe es herauß/ und hencke es auff/ daß es trucken werdewird schön Pomerantzen-gelb; und weilen sich der Orlean in die Höhe gibt und oben auff der Lauge schwimmet/ so wird das erste Zeug immer schöner/ als was nach demselben eingestecket wird. So viel ist zum wenigsten zu 6. _

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/53>, abgerufen am 29.03.2024.