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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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welchem er solche gekauffet; welcher sich ohne Zweiffel mit seinen Sorten wird heraus gewaschen haben/ indem einige Apothecker gemeiniglich nicht so wohl die beste Sorten von den Materialien/ sondern die Mittel oder Messanen fordern/ welche insgemein nicht viel tauget: Daß aber die Krebs-Augen in Holland aus einer weissen Erde oder gar aus gestossenen Tabacks-Pfeiffen nachgemachet/ und mit einem gewissen hierzu gemachten Instrument und Stempel also formiret werden/ bezeuget nicht allein die Erfahrung/ sondern es hat solches ein gewisser Medicus, so sich bey dem Polnischen Envoye zu Pariß auffgehalten/ den Materialisten Pomet versichert/ daß er zwey Personen zu Amsterdam gekennet/ welche nichts anderst thäten / als solche Krebs-Augen machen; welches gedachter Pomet (als der es von allen verstunde) gantz irr gemacht/ daß er nicht wuste/ ob er alle Krebs-Augen vor gekünstelt oder vor natürlich halten solte/ zumahlen er in des Charas Apothec ersehen hatte/ daß man ein [unleserliches Material] vol davon haben könne/ welches keine Erde geben kan/ wie in dessen Histoire des Drogues P. 2. Lib. 1. c. 43. p. 95. zu lesen ist. Allein es hätte sich der gute Materialist leicht helffen können/ wann er unter den wahren und natürlichen und unter den falschen nachgekünstelten Krebs-Augen einen gebührenden Unterscheid gemacht hätte/ welcher theils aus solcher Chymischen Prob/ theils auch durch einen [unleserliches Material] acidum, so man über die gestossene Krebs-Augen schüttet / zuerkennen/ welches so kein Zischen und Gären auffden falschen/ als auffden rechten wird erregen können/ es seye dann/ daß sie von den Krebs-Schüsseln oder Muscheln nachgemacht seyen.

§. IV

Die rechte und natürliche Krebs-Augen nun haben eine sehr versüssende Krafft/ wormit sie alle unnatürliche Säure in dem, Menschlichen Leib sehr brechen/ verschlingen und praecipitiren können; weswegen sie gegen den Sood/ Colic/ Seitenstechen/ Nieren- und Lenden-Stein / hitzige und Wechsel-Fieber/ äusserliche und innerliche Verwundung täglich in der Artzney verschrieben werden. Wie dann die Krebse selbsten nicht allein zur Speise der Gesunden / sondern auch den Krancken dienen/ welchen die aus den gestossenen Krebsen und den Schalen gemachte Krebs-Suppen sehr dienlich sind. So brauchet man auch die zu Aschen gebrannte Krebse oder

CINERES CANCRORUM

welche auch bey den Materialisten zu finden/ und unter verschiedene Compositionen kommen; von welchem allen der sel. D. Sachsius in seiner Gammarologia oder Krebs-Beschreibung/ und zwar in dessen 2. Buch sehr weitläufftig handelt.

§. V.

Hieher gehören auch die See-Krebse oder

ASTACI MARINI.

welche offters so groß und starck sind/ das sie mit ihren Scheeren einen Menschen leicht umbringen können/ wann sie solchen zu fassen bekommen: Haben eine so harte Schale/ daß man sie mit Beilen von einander hauen muß: Sind/ wann sie noch schwartz und nicht abgesotten / abscheulich anzusehen/ und galte zu meiner Zeit zu Londen in Engeland einer einen Sterling oder Kopffstück. Diese See-Krebse haben ein sehr hartes und unverdauliches weisses Fleisch / welches deswegen mit Citronen-Safft und Pfeffer genossen wird. Ju der Artzney aber schreibet man den schwartzen Spitzen/ welche sie fornen an den Scheeren haben und

APICES NIGRI CHELARUM [unleserliches Material]

genennet werden/ eine absonderliche Krafft gegen die hitzige und gifftige Fieber zu / weswegen sie in denen heut zu Tag so sehr berühmten Englischen Gifft-Kugeln oder PULVERE BEZOARDICO Anglorum, sonsten auch Pulv. Cantiano genannt/ das erste und fast das Haupt-Stücke abgeben/ dessen man viele Beschreibungen hat/ unter welchen die jenige/ welche Charas in seiner Königl. Apothec cap. 19. setzet/ fast die beste ist/ und mit der Engeländer Beschreibung sehr überein stimmet/ welche in der Pharmacopoea Bateanap. 126. zufinden ist.

§. VI.

An statt dieser Scheeren haben die grosse Indianische Garnelen oder SQUILLAE ARERIENARIAE, (welche Rondeletius Mantis nennet/ weisse und zackichte Beinlein/ wie Palmzweige anzusehen / welche überaus glatt/ und wie das schönste Helffenbein anzusehen/ dergleichen mir zwey / nebst dem rechten Abriß dieses Thieres (so hiermit dem curiosen Leser mittheile) zu Handen kommen. Diese Beinlein werden von einigen Land-Streichern Schlangen-Cronen oder

CORONAE SERPENTUM

genennet/ und sehr heraus gestrichen/ obwohlen sie gantz keine Gleichheit mit einigen Cronen haben. Weswegen andere solsche falsche Schlangen-Cronen von den Milch-Zähnen der Span-Färckeln/ so ausgetruncken haben/ machen/ wie von beyden Herr D. Shroeckius in seinen Armerckungen über die 106. Observation Anni V. Dec. 2. Miscell. Acad. Nat. Cur. p. 212. zusehen ist.

welchem er solche gekauffet; welcher sich ohne Zweiffel mit seinen Sorten wird heraus gewaschen haben/ indem einige Apothecker gemeiniglich nicht so wohl die beste Sorten von den Materialien/ sondern die Mittel oder Messanen fordern/ welche insgemein nicht viel tauget: Daß aber die Krebs-Augen in Holland aus einer weissen Erde oder gar aus gestossenen Tabacks-Pfeiffen nachgemachet/ und mit einem gewissen hierzu gemachten Instrument und Stempel also formiret werden/ bezeuget nicht allein die Erfahrung/ sondern es hat solches ein gewisser Medicus, so sich bey dem Polnischen Envoyé zu Pariß auffgehalten/ den Materialisten Pomet versichert/ daß er zwey Personen zu Amsterdam gekennet/ welche nichts anderst thäten / als solche Krebs-Augen machen; welches gedachter Pomet (als der es von allen verstunde) gantz irr gemacht/ daß er nicht wuste/ ob er alle Krebs-Augen vor gekünstelt oder vor natürlich halten solte/ zumahlen er in des Charas Apothec ersehen hatte/ daß man ein [unleserliches Material] vol davon haben köñe/ welches keine Erde geben kan/ wie in dessen Histoire des Drogues P. 2. Lib. 1. c. 43. p. 95. zu lesen ist. Allein es hätte sich der gute Materialist leicht helffen können/ wann er unter den wahren und natürlichen und unter den falschen nachgekünstelten Krebs-Augen einen gebührenden Unterscheid gemacht hätte/ welcher theils aus solcher Chymischen Prob/ theils auch durch einen [unleserliches Material] acidum, so man über die gestossene Krebs-Augen schüttet / zuerkennen/ welches so kein Zischen und Gären auffden falschen/ als auffden rechten wird erregen können/ es seye dann/ daß sie von den Krebs-Schüsseln oder Muscheln nachgemacht seyen.

§. IV

Die rechte und natürliche Krebs-Augen nun haben eine sehr versüssende Krafft/ wormit sie alle unnatürliche Säure in dem, Menschlichen Leib sehr brechen/ verschlingen und praecipitiren können; weswegen sie gegen den Sood/ Colic/ Seitenstechen/ Nieren- und Lenden-Stein / hitzige und Wechsel-Fieber/ äusserliche und innerliche Verwundung täglich in der Artzney verschrieben werden. Wie dann die Krebse selbsten nicht allein zur Speise der Gesunden / sondern auch den Krancken dienen/ welchen die aus den gestossenen Krebsen und den Schalen gemachte Krebs-Suppen sehr dienlich sind. So brauchet man auch die zu Aschen gebrannte Krebse oder

CINERES CANCRORUM

welche auch bey den Materialisten zu finden/ und unter verschiedene Compositionen kommen; von welchem allen der sel. D. Sachsius in seiner Gammarologia oder Krebs-Beschreibung/ und zwar in dessen 2. Buch sehr weitläufftig handelt.

§. V.

Hieher gehören auch die See-Krebse oder

ASTACI MARINI.

welche offters so groß und starck sind/ das sie mit ihren Scheeren einen Menschen leicht umbringen können/ wann sie solchen zu fassen bekommen: Haben eine so harte Schale/ daß man sie mit Beilen von einander hauen muß: Sind/ wann sie noch schwartz und nicht abgesotten / abscheulich anzusehen/ und galte zu meiner Zeit zu Londen in Engeland einer einen Sterling oder Kopffstück. Diese See-Krebse haben ein sehr hartes und unverdauliches weisses Fleisch / welches deswegen mit Citronen-Safft und Pfeffer genossen wird. Ju der Artzney aber schreibet man den schwartzen Spitzen/ welche sie fornen an den Scheeren haben und

APICES NIGRI CHELARUM [unleserliches Material]

genennet werden/ eine absonderliche Krafft gegen die hitzige und gifftige Fieber zu / weswegen sie in denen heut zu Tag so sehr berühmten Englischen Gifft-Kugeln oder PULVERE BEZOARDICO Anglorum, sonsten auch Pulv. Cantiano genañt/ das erste und fast das Haupt-Stücke abgeben/ dessen man viele Beschreibungen hat/ unter welchen die jenige/ welche Charas in seiner Königl. Apothec cap. 19. setzet/ fast die beste ist/ und mit der Engeländer Beschreibung sehr überein stimmet/ welche in der Pharmacopoea Bateanâp. 126. zufinden ist.

§. VI.

An statt dieser Scheeren haben die grosse Indianische Garnelen oder SQUILLAE ARERIENARIAE, (welche Rondeletius Mantis nennet/ weisse und zackichte Beinlein/ wie Palmzweige anzusehen / welche überaus glatt/ und wie das schönste Helffenbein anzusehen/ dergleichen mir zwey / nebst dem rechten Abriß dieses Thieres (so hiermit dem curiosen Leser mittheile) zu Handen kommen. Diese Beinlein werden von einigen Land-Streichern Schlangen-Cronen oder

CORONAE SERPENTUM

genennet/ und sehr heraus gestrichen/ obwohlen sie gantz keine Gleichheit mit einigen Cronen haben. Weswegen andere solsche falsche Schlangen-Cronen von den Milch-Zähnen der Span-Färckeln/ so ausgetruncken haben/ machen/ wie von beyden Herr D. Shroeckius in seinen Armerckungen über die 106. Observation Anni V. Dec. 2. Miscell. Acad. Nat. Cur. p. 212. zusehen ist.

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[494/0544] welchem er solche gekauffet; welcher sich ohne Zweiffel mit seinen Sorten wird heraus gewaschen haben/ indem einige Apothecker gemeiniglich nicht so wohl die beste Sorten von den Materialien/ sondern die Mittel oder Messanen fordern/ welche insgemein nicht viel tauget: Daß aber die Krebs-Augen in Holland aus einer weissen Erde oder gar aus gestossenen Tabacks-Pfeiffen nachgemachet/ und mit einem gewissen hierzu gemachten Instrument und Stempel also formiret werden/ bezeuget nicht allein die Erfahrung/ sondern es hat solches ein gewisser Medicus, so sich bey dem Polnischen Envoyé zu Pariß auffgehalten/ den Materialisten Pomet versichert/ daß er zwey Personen zu Amsterdam gekennet/ welche nichts anderst thäten / als solche Krebs-Augen machen; welches gedachter Pomet (als der es von allen verstunde) gantz irr gemacht/ daß er nicht wuste/ ob er alle Krebs-Augen vor gekünstelt oder vor natürlich halten solte/ zumahlen er in des Charas Apothec ersehen hatte/ daß man ein _ vol davon haben köñe/ welches keine Erde geben kan/ wie in dessen Histoire des Drogues P. 2. Lib. 1. c. 43. p. 95. zu lesen ist. Allein es hätte sich der gute Materialist leicht helffen können/ wann er unter den wahren und natürlichen und unter den falschen nachgekünstelten Krebs-Augen einen gebührenden Unterscheid gemacht hätte/ welcher theils aus solcher Chymischen Prob/ theils auch durch einen _ acidum, so man über die gestossene Krebs-Augen schüttet / zuerkennen/ welches so kein Zischen und Gären auffden falschen/ als auffden rechten wird erregen können/ es seye dann/ daß sie von den Krebs-Schüsseln oder Muscheln nachgemacht seyen. §. IV Die rechte und natürliche Krebs-Augen nun haben eine sehr versüssende Krafft/ wormit sie alle unnatürliche Säure in dem, Menschlichen Leib sehr brechen/ verschlingen und praecipitiren können; weswegen sie gegen den Sood/ Colic/ Seitenstechen/ Nieren- und Lenden-Stein / hitzige und Wechsel-Fieber/ äusserliche und innerliche Verwundung täglich in der Artzney verschrieben werden. Wie dann die Krebse selbsten nicht allein zur Speise der Gesunden / sondern auch den Krancken dienen/ welchen die aus den gestossenen Krebsen und den Schalen gemachte Krebs-Suppen sehr dienlich sind. So brauchet man auch die zu Aschen gebrannte Krebse oder CINERES CANCRORUM welche auch bey den Materialisten zu finden/ und unter verschiedene Compositionen kommen; von welchem allen der sel. D. Sachsius in seiner Gammarologia oder Krebs-Beschreibung/ und zwar in dessen 2. Buch sehr weitläufftig handelt. §. V. Hieher gehören auch die See-Krebse oder ASTACI MARINI. welche offters so groß und starck sind/ das sie mit ihren Scheeren einen Menschen leicht umbringen können/ wann sie solchen zu fassen bekommen: Haben eine so harte Schale/ daß man sie mit Beilen von einander hauen muß: Sind/ wann sie noch schwartz und nicht abgesotten / abscheulich anzusehen/ und galte zu meiner Zeit zu Londen in Engeland einer einen Sterling oder Kopffstück. Diese See-Krebse haben ein sehr hartes und unverdauliches weisses Fleisch / welches deswegen mit Citronen-Safft und Pfeffer genossen wird. Ju der Artzney aber schreibet man den schwartzen Spitzen/ welche sie fornen an den Scheeren haben und APICES NIGRI CHELARUM _ genennet werden/ eine absonderliche Krafft gegen die hitzige und gifftige Fieber zu / weswegen sie in denen heut zu Tag so sehr berühmten Englischen Gifft-Kugeln oder PULVERE BEZOARDICO Anglorum, sonsten auch Pulv. Cantiano genañt/ das erste und fast das Haupt-Stücke abgeben/ dessen man viele Beschreibungen hat/ unter welchen die jenige/ welche Charas in seiner Königl. Apothec cap. 19. setzet/ fast die beste ist/ und mit der Engeländer Beschreibung sehr überein stimmet/ welche in der Pharmacopoea Bateanâp. 126. zufinden ist. §. VI. An statt dieser Scheeren haben die grosse Indianische Garnelen oder SQUILLAE ARERIENARIAE, (welche Rondeletius Mantis nennet/ weisse und zackichte Beinlein/ wie Palmzweige anzusehen / welche überaus glatt/ und wie das schönste Helffenbein anzusehen/ dergleichen mir zwey / nebst dem rechten Abriß dieses Thieres (so hiermit dem curiosen Leser mittheile) zu Handen kommen. Diese Beinlein werden von einigen Land-Streichern Schlangen-Cronen oder CORONAE SERPENTUM genennet/ und sehr heraus gestrichen/ obwohlen sie gantz keine Gleichheit mit einigen Cronen haben. Weswegen andere solsche falsche Schlangen-Cronen von den Milch-Zähnen der Span-Färckeln/ so ausgetruncken haben/ machen/ wie von beyden Herr D. Shroeckius in seinen Armerckungen über die 106. Observation Anni V. Dec. 2. Miscell. Acad. Nat. Cur. p. 212. zusehen ist.

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 494. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/544>, abgerufen am 19.04.2024.