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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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nicht viel ungleich/ von röthlichter Farb/ nach welcher lange/ dünne und etwas umgebogene Hülsen wachsen/ in welchen ein kleiner Saamen/ an der Grösse wie Rüb-Saamen/ und an der Farb wie Oliven, zu finden/ wie alles aus der Figur/ welche Pomet in seiner Hist. des Drogues pag. 181. vorstellet/ zu sehen ist.

§. 3.

Die Art solches zu pflantzen beschreibet P. Du Tertre in seiner Historie der Antillen-Inseln p. 107. und soll also geschehen: Man erwehlet zuvor ein sehr reines und von den Rissel-Steinen gantz gesaubertes Erdreich/ wie auch ein feuchte Witterung/ welche die Fortpflantzung befördert. Hierauff stecket man das Körnlein in kleine mit dem Finger gemachte Löchlein/ je ein Schuh weit von einander/ welche alsdan[unleserliches Material] mit der Erden wieder zugescharret werden. Wann nun das folgende Wetter feucht und das Erdreich gut ist/ so kommen sie in vier oder fünff Tagen hervor/ und können in Zeit eines vierthel Jahrs abgeschnitten werden: wiewohlen zuweilen ein gewisses Ungezieffer/ so diesem Kraut sehr gefährlich seyn soll/ dessen Abnehmung vor der Zeit verursachet/ indem die Americaner solches merckend/ das Kraut geschwind mit dem Ungeziffer abschneiden und zusammen in den Kessel thun sollen.

§. 4

Auß diesen Kräutlein wird der India hernach in den Indig-Hütten auf folgende Manier zubereitet: Eine jede Indig-Hütte oder Indigoterie ist mit einem sehr grossen Becken/ zweyen Kuffen/ welche sie die Einweichungs-Gefäß (trempoires)/ einem andern/ so die Schlag-Bütte (Batterie) und noch einem andern/ das sie Reposoir oder den Ruhe-Zuber heissen/ versehen und zugerichtet. Alle diese Gefässe sind gleichsam als in Stock-Wercke eingetheilet/ und stehet je das eine höher/ als das andere Man trägt darauf die Pflantzen zusammen/ legt sie fein ordentlich in unter schiedliche Bett oder Lager in den Eintauchungs-Zuber und tritt sie mit Füssen: gleich nach diesem thut man ein Rahme darüber/ damit sie in Ordnung liegen verbleiben: alsdann läst man das Wasser so lang auß dem grossen Becken darauf fallen/ biß daß es die Höhe der aufgelegten Rahmen erreichet. Dieses Wasser/ nachdem es etwas erwarmet/ fänget an aufzugieren und fast zu sieden/ da es dann aus der Pflantzen die Materie heraußziehet/ auß welcher der Indig (so die Faecula von diesem Kraut ist) gemacht wird. Auß dem Einweichungs-Gefäß läst man hiernechst das Wasser in den Zuber/ die Schlag-Bütte genannt/ in welcher ein sechseckichtes Stück Holtz liegt/ welches mit einer Handhabe/ damit man es hin und wider bewegen kan/ und sechs länglicht-runde Pyramidische-Kübel/ welche an vielen Orten durchlöchert sind/ versehen ist. Gemeldtes Wasser nun/ indem es in dem Schlag-Zuber zugleich beweget/ in die Höhe gezogen und vielmahl durch die Eymer oder Kübel wieder hinunter gelassen wird/ säubert und reiniget sich gantz und gar/ und steigen auch aus demselben solche böse und ungesunde Dämpffe hervor/ die gar offters die Arbeiter zu ersticken pflegen. Wann es nun ein geraume Zeit also gestampfft worden/ so wird fast eine dicklichte Materi/ gleichsam als die Wein-Hefen daraus/ welche die Indianer in leinen Säcken aufhängen/ damit das Wasser abfliessen könne/ und der Indig allein übrig bleibe/ welcher alsdann in kleine Kästlein geschlagen und in den Gewölbern aufgehoben wild/ wie Mallet solches aus obigem Scriptore im siebenden Buch seiner Cosmograph. pag. 177. beschrieben hat. Auff was Art und Weiß aber der Indig in Ost-Indien gezogen und zubereitet werde/ kan man im Anhang dieses Buchs/ nach denen Ost-Indianischen Send-Schreiben weitläufftig und umbständlich sehen.

§. 5.

Nachdem nun der Indig entweder von den Blättern des Krauts allein/ oder zugleich aus den Stengeln gemacht und zubereitet wird/ auch von verschiedenen Oertern herkommet/ so wird er in verschiedene Sorten unterschieden. Denjenigen/ welcher aus den blosen Blättern gemachet ist / nennen die Frantzosen l Inde, den andern/ welcher aus den Stengeln und Blättern praeparirt ist / l' Indigo. Im Teutschen aber heissen sie beyde Indig/ und werden nur an den Stücken unterschieden/ indem die erste Art in dünnen- und kleinen platten Stücker kommet/ und auch fein Platt-Indig/ oder (wie ihn Marxius in seiner Teutschen Material-Kammer p. 106. heisset) Platto Xerquies, von Pomet aber l' Inde Serquisse genennet wird. Die andere kommen alle in dicken Stücken und Glumpen/ und haben insgemein ihren Nahmen von den Orten/ wo sie zugerichtet werden/ als der Indigo Guatimalo, Guadimale oder Gontimal-Indig, Doming-Indig, Caribisch und dergleichen.

§. 6.

Nun fragts sich/ welche Sorte unter diesen allen vor die beste zu halten sey? Hier zu Land halten die Färber insgemein den Indigo Guatimalo oder Gontimal-Indig vor den besten/ welches auch fast die Materialisten und Apothecker/ als Marxius, Schurzius und Vielheur in ihren Material-Kammern glauben/ ohne Zweiffel/ weil dieser Indig hier zu Land am meisten abgehet. Allein/ an andern Orten verstehen es kluge Färber viel besser/ welche nicht/ wie unsere Leute/ nach der Wolfeilung sehen/ sondern den theuresten Indig aufsuchen/ weilen sie mit diesem

nicht viel ungleich/ von röthlichter Farb/ nach welcher lange/ dünne und etwas umgebogene Hülsen wachsen/ in welchen ein kleiner Saamen/ an der Grösse wie Rüb-Saamen/ und an der Farb wie Oliven, zu finden/ wie alles aus der Figur/ welche Pomet in seiner Hist. des Drogues pag. 181. vorstellet/ zu sehen ist.

§. 3.

Die Art solches zu pflantzen beschreibet P. Du Tertre in seiner Historie der Antillen-Inseln p. 107. und soll also geschehen: Man erwehlet zuvor ein sehr reines und von den Rissel-Steinen gantz gesaubertes Erdreich/ wie auch ein feuchte Witterung/ welche die Fortpflantzung befördert. Hierauff stecket man das Körnlein in kleine mit dem Finger gemachte Löchlein/ je ein Schuh weit von einander/ welche alsdan[unleserliches Material] mit der Erden wieder zugescharret werden. Wann nun das folgende Wetter feucht und das Erdreich gut ist/ so kommen sie in vier oder fünff Tagen hervor/ und können in Zeit eines vierthel Jahrs abgeschnitten werden: wiewohlen zuweilen ein gewisses Ungezieffer/ so diesem Kraut sehr gefährlich seyn soll/ dessen Abnehmung vor der Zeit verursachet/ indem die Americaner solches merckend/ das Kraut geschwind mit dem Ungeziffer abschneiden und zusammen in den Kessel thun sollen.

§. 4

Auß diesen Kräutlein wird der India hernach in den Indig-Hütten auf folgende Manier zubereitet: Eine jede Indig-Hütte oder Indigoterie ist mit einem sehr grossen Becken/ zweyen Kuffen/ welche sie die Einweichungs-Gefäß (trempoires)/ einem andern/ so die Schlag-Bütte (Batterie) und noch einem andern/ das sie Reposoir oder den Ruhe-Zuber heissen/ versehen und zugerichtet. Alle diese Gefässe sind gleichsam als in Stock-Wercke eingetheilet/ und stehet je das eine höher/ als das andere Man trägt darauf die Pflantzen zusammen/ legt sie fein ordentlich in unter schiedliche Bett oder Lager in den Eintauchungs-Zuber und tritt sie mit Füssen: gleich nach diesem thut man ein Rahme darüber/ damit sie in Ordnung liegen verbleiben: alsdann läst man das Wasser so lang auß dem grossen Becken darauf fallen/ biß daß es die Höhe der aufgelegten Rahmen erreichet. Dieses Wasser/ nachdem es etwas erwarmet/ fänget an aufzugieren und fast zu sieden/ da es dann aus der Pflantzen die Materie heraußziehet/ auß welcher der Indig (so die Faecula von diesem Kraut ist) gemacht wird. Auß dem Einweichungs-Gefäß läst man hiernechst das Wasser in den Zuber/ die Schlag-Bütte genannt/ in welcher ein sechseckichtes Stück Holtz liegt/ welches mit einer Handhabe/ damit man es hin und wider bewegen kan/ und sechs länglicht-runde Pyramidische-Kübel/ welche an vielen Orten durchlöchert sind/ versehen ist. Gemeldtes Wasser nun/ indem es in dem Schlag-Zuber zugleich beweget/ in die Höhe gezogen und vielmahl durch die Eymer oder Kübel wieder hinunter gelassen wird/ säubert und reiniget sich gantz und gar/ und steigen auch aus demselben solche böse und ungesunde Dämpffe hervor/ die gar offters die Arbeiter zu ersticken pflegen. Wann es nun ein geraume Zeit also gestampfft worden/ so wird fast eine dicklichte Materi/ gleichsam als die Wein-Hefen daraus/ welche die Indianer in leinen Säcken aufhängen/ damit das Wasser abfliessen könne/ und der Indig allein übrig bleibe/ welcher alsdann in kleine Kästlein geschlagen und in den Gewölbern aufgehoben wild/ wie Mallet solches aus obigem Scriptore im siebenden Buch seiner Cosmograph. pag. 177. beschrieben hat. Auff was Art und Weiß aber der Indig in Ost-Indien gezogen und zubereitet werde/ kan man im Anhang dieses Buchs/ nach denen Ost-Indianischen Send-Schreiben weitläufftig und umbständlich sehen.

§. 5.

Nachdem nun der Indig entweder von den Blättern des Krauts allein/ oder zugleich aus den Stengeln gemacht und zubereitet wird/ auch von verschiedenen Oertern herkommet/ so wird er in verschiedene Sorten unterschieden. Denjenigen/ welcher aus den blosen Blättern gemachet ist / nennen die Frantzosen l Inde, den andern/ welcher aus den Stengeln und Blättern praeparirt ist / l' Indigo. Im Teutschen aber heissen sie beyde Indig/ und werden nur an den Stücken unterschieden/ indem die erste Art in dünnen- und kleinen platten Stücker kommet/ und auch fein Platt-Indig/ oder (wie ihn Marxius in seiner Teutschen Material-Kammer p. 106. heisset) Platto Xerquies, von Pomet aber l’ Inde Serquisse genennet wird. Die andere kommen alle in dicken Stücken und Glumpen/ und haben insgemein ihren Nahmen von den Orten/ wo sie zugerichtet werden/ als der Indigo Guatimalo, Guadimale oder Gontimal-Indig, Doming-Indig, Caribisch und dergleichen.

§. 6.

Nun fragts sich/ welche Sorte unter diesen allen vor die beste zu halten sey? Hier zu Land halten die Färber insgemein den Indigo Guatimalo oder Gontimal-Indig vor den besten/ welches auch fast die Materialisten und Apothecker/ als Marxius, Schurzius und Vielheur in ihren Material-Kammern glauben/ ohne Zweiffel/ weil dieser Indig hier zu Land am meisten abgehet. Allein/ an andern Orten verstehen es kluge Färber viel besser/ welche nicht/ wie unsere Leute/ nach der Wolfeilung sehen/ sondern den theuresten Indig aufsuchen/ weilen sie mit diesem

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nicht viel ungleich/ von       röthlichter Farb/ nach welcher lange/ dünne und etwas umgebogene Hülsen wachsen/ in welchen       ein kleiner Saamen/ an der Grösse wie Rüb-Saamen/ und an der Farb wie Oliven, zu finden/ wie       alles aus der Figur/ welche Pomet in seiner Hist. des Drogues pag. 181. vorstellet/ zu sehen       ist.</p>
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[11/0055] nicht viel ungleich/ von röthlichter Farb/ nach welcher lange/ dünne und etwas umgebogene Hülsen wachsen/ in welchen ein kleiner Saamen/ an der Grösse wie Rüb-Saamen/ und an der Farb wie Oliven, zu finden/ wie alles aus der Figur/ welche Pomet in seiner Hist. des Drogues pag. 181. vorstellet/ zu sehen ist. §. 3. Die Art solches zu pflantzen beschreibet P. Du Tertre in seiner Historie der Antillen-Inseln p. 107. und soll also geschehen: Man erwehlet zuvor ein sehr reines und von den Rissel-Steinen gantz gesaubertes Erdreich/ wie auch ein feuchte Witterung/ welche die Fortpflantzung befördert. Hierauff stecket man das Körnlein in kleine mit dem Finger gemachte Löchlein/ je ein Schuh weit von einander/ welche alsdan_ mit der Erden wieder zugescharret werden. Wann nun das folgende Wetter feucht und das Erdreich gut ist/ so kommen sie in vier oder fünff Tagen hervor/ und können in Zeit eines vierthel Jahrs abgeschnitten werden: wiewohlen zuweilen ein gewisses Ungezieffer/ so diesem Kraut sehr gefährlich seyn soll/ dessen Abnehmung vor der Zeit verursachet/ indem die Americaner solches merckend/ das Kraut geschwind mit dem Ungeziffer abschneiden und zusammen in den Kessel thun sollen. §. 4 Auß diesen Kräutlein wird der India hernach in den Indig-Hütten auf folgende Manier zubereitet: Eine jede Indig-Hütte oder Indigoterie ist mit einem sehr grossen Becken/ zweyen Kuffen/ welche sie die Einweichungs-Gefäß (trempoires)/ einem andern/ so die Schlag-Bütte (Batterie) und noch einem andern/ das sie Reposoir oder den Ruhe-Zuber heissen/ versehen und zugerichtet. Alle diese Gefässe sind gleichsam als in Stock-Wercke eingetheilet/ und stehet je das eine höher/ als das andere Man trägt darauf die Pflantzen zusammen/ legt sie fein ordentlich in unter schiedliche Bett oder Lager in den Eintauchungs-Zuber und tritt sie mit Füssen: gleich nach diesem thut man ein Rahme darüber/ damit sie in Ordnung liegen verbleiben: alsdann läst man das Wasser so lang auß dem grossen Becken darauf fallen/ biß daß es die Höhe der aufgelegten Rahmen erreichet. Dieses Wasser/ nachdem es etwas erwarmet/ fänget an aufzugieren und fast zu sieden/ da es dann aus der Pflantzen die Materie heraußziehet/ auß welcher der Indig (so die Faecula von diesem Kraut ist) gemacht wird. Auß dem Einweichungs-Gefäß läst man hiernechst das Wasser in den Zuber/ die Schlag-Bütte genannt/ in welcher ein sechseckichtes Stück Holtz liegt/ welches mit einer Handhabe/ damit man es hin und wider bewegen kan/ und sechs länglicht-runde Pyramidische-Kübel/ welche an vielen Orten durchlöchert sind/ versehen ist. Gemeldtes Wasser nun/ indem es in dem Schlag-Zuber zugleich beweget/ in die Höhe gezogen und vielmahl durch die Eymer oder Kübel wieder hinunter gelassen wird/ säubert und reiniget sich gantz und gar/ und steigen auch aus demselben solche böse und ungesunde Dämpffe hervor/ die gar offters die Arbeiter zu ersticken pflegen. Wann es nun ein geraume Zeit also gestampfft worden/ so wird fast eine dicklichte Materi/ gleichsam als die Wein-Hefen daraus/ welche die Indianer in leinen Säcken aufhängen/ damit das Wasser abfliessen könne/ und der Indig allein übrig bleibe/ welcher alsdann in kleine Kästlein geschlagen und in den Gewölbern aufgehoben wild/ wie Mallet solches aus obigem Scriptore im siebenden Buch seiner Cosmograph. pag. 177. beschrieben hat. Auff was Art und Weiß aber der Indig in Ost-Indien gezogen und zubereitet werde/ kan man im Anhang dieses Buchs/ nach denen Ost-Indianischen Send-Schreiben weitläufftig und umbständlich sehen. §. 5. Nachdem nun der Indig entweder von den Blättern des Krauts allein/ oder zugleich aus den Stengeln gemacht und zubereitet wird/ auch von verschiedenen Oertern herkommet/ so wird er in verschiedene Sorten unterschieden. Denjenigen/ welcher aus den blosen Blättern gemachet ist / nennen die Frantzosen l Inde, den andern/ welcher aus den Stengeln und Blättern praeparirt ist / l' Indigo. Im Teutschen aber heissen sie beyde Indig/ und werden nur an den Stücken unterschieden/ indem die erste Art in dünnen- und kleinen platten Stücker kommet/ und auch fein Platt-Indig/ oder (wie ihn Marxius in seiner Teutschen Material-Kammer p. 106. heisset) Platto Xerquies, von Pomet aber l’ Inde Serquisse genennet wird. Die andere kommen alle in dicken Stücken und Glumpen/ und haben insgemein ihren Nahmen von den Orten/ wo sie zugerichtet werden/ als der Indigo Guatimalo, Guadimale oder Gontimal-Indig, Doming-Indig, Caribisch und dergleichen. §. 6. Nun fragts sich/ welche Sorte unter diesen allen vor die beste zu halten sey? Hier zu Land halten die Färber insgemein den Indigo Guatimalo oder Gontimal-Indig vor den besten/ welches auch fast die Materialisten und Apothecker/ als Marxius, Schurzius und Vielheur in ihren Material-Kammern glauben/ ohne Zweiffel/ weil dieser Indig hier zu Land am meisten abgehet. Allein/ an andern Orten verstehen es kluge Färber viel besser/ welche nicht/ wie unsere Leute/ nach der Wolfeilung sehen/ sondern den theuresten Indig aufsuchen/ weilen sie mit diesem

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/55>, abgerufen am 28.03.2024.