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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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chen oben eine zu sehen ist: mit dergleichen Thon die Tarantula selbst zum springen beweget/ hervor gelocket und gefangen wird: wann nun der rechte Thon getroffen wird/ so fangen sich die sonst halbtodte Patienten allgemach an zu regen/ hohlen tieffe Seuffzer/ springen auf und tantzen mit sehr wunderlichen Leibs-Bewegungen und Crimassen/ zwey bißdrey Stund lang/ da sie sich nieder auf das Bett setzen und den Schweiß abtrucknen müssen: und nachdem sie ein wenig geruhet haben / fangen sie wieder an zu tantzen/ so daß sie täglich wohl zwölff Stund mit dem Tantzen zubringen müssen/ wodurch sie doch nicht matt/ sondern viel stärcker werden. Solchen Tantz müssen sie wohl vier Tag continuiren/ und alle Morgen bey aufgang der Sonnen anfangen/ biß sie wieder zu recht kommen. Und weilen sich die folgende Jahre/ umb die Zeit/ da die Krancken gebissen worden/ die Kranckheit wieder reget/ müssen sie alsdann auch wieder einige Tage nach der vorigen Tarantelle Tantzen/ biß endlich der Morbus gar außbleibet.

§. 7.

Damit wir aber letztens wieder auf unsere einheimische Spinnen kommen möchten/ so wollen wir noch mit wenigen Worten deren Nutzen und Gebrauch berühren/ welcher von einigen gegen die Wechsel-Fieber gerühmet wird/ indem sie dieselbige in einer Haselnus entweder an den Hals hängen/ oder auf die Puls binden/ welches Mittel auch das viertägige Fieber vertreiben soll. Gleicherweiß legen sie auch die Spinnwebe mit einem Ey-Weiß und Kien-Rus auf die Pulß/ welches Mittel im dreytägigen Fieber nicht unrecht befunden hab. Sonsten aber werden eben solche Spinnwebe gegen das überflüssige Bluten gerühmet/ welches sie bald stillen können. So pfleget der gemeine Mann auch vieles von dem Spinnen-Stein zu schwatzen/ und solchen vor ein sonderlich Gifft-treibendes Mittel zu rühmen/ und weiß mich zu erinnern/ daß ein hiesiger Gärtner deßwegen die grosse Kreutz Spinnen in Schachteln aufgehoben/ damit er solchen Stein erlangen möchte; weilen aber Boetius und andere gelehrte Authoren/ so von allerhand Steinen geschrieben/ dessen gar nicht gedencken/ so zweiffle/ ob sich die Sach damit alfo verhalte: und ob schon neulich bey einem guten Freund einen Stein/ worauf eine Spinn abgebildet war/ gesehen/ so ist doch noch ungewiß/ ob er von einer Spinne gekommen oder also in der Erden gezeuget worden sey.

Das XLIV. Capitel. Von den Kutzennellen oder Coccionellen, Carmin, Florentiner-Lac. &amp;c.

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chen oben eine zu sehen ist: mit dergleichen Thon die Tarantula selbst zum springen beweget/ hervor gelocket und gefangen wird: wann nun der rechte Thon getroffen wird/ so fangen sich die sonst halbtodte Patienten allgemach an zu regen/ hohlen tieffe Seuffzer/ springen auf und tantzen mit sehr wunderlichen Leibs-Bewegungen und Crimassen/ zwey bißdrey Stund lang/ da sie sich nieder auf das Bett setzen und den Schweiß abtrucknen müssen: und nachdem sie ein wenig geruhet haben / fangen sie wieder an zu tantzen/ so daß sie täglich wohl zwölff Stund mit dem Tantzen zubringen müssen/ wodurch sie doch nicht matt/ sondern viel stärcker werden. Solchen Tantz müssen sie wohl vier Tag continuiren/ und alle Morgen bey aufgang der Sonnen anfangen/ biß sie wieder zu recht kommen. Und weilen sich die folgende Jahre/ umb die Zeit/ da die Krancken gebissen worden/ die Kranckheit wieder reget/ müssen sie alsdann auch wieder einige Tage nach der vorigen Tarantelle Tantzen/ biß endlich der Morbus gar außbleibet.

§. 7.

Damit wir aber letztens wieder auf unsere einheimische Spinnen kommen möchten/ so wollen wir noch mit wenigen Worten deren Nutzen und Gebrauch berühren/ welcher von einigen gegen die Wechsel-Fieber gerühmet wird/ indem sie dieselbige in einer Haselnus entweder an den Hals hängen/ oder auf die Puls binden/ welches Mittel auch das viertägige Fieber vertreiben soll. Gleicherweiß legen sie auch die Spinnwebe mit einem Ey-Weiß und Kien-Rus auf die Pulß/ welches Mittel im dreytägigen Fieber nicht unrecht befunden hab. Sonsten aber werden eben solche Spinnwebe gegen das überflüssige Bluten gerühmet/ welches sie bald stillen können. So pfleget der gemeine Mann auch vieles von dem Spinnen-Stein zu schwatzen/ und solchen vor ein sonderlich Gifft-treibendes Mittel zu rühmen/ und weiß mich zu erinnern/ daß ein hiesiger Gärtner deßwegen die grosse Kreutz Spiñen in Schachteln aufgehoben/ damit er solchen Stein erlangen möchte; weilen aber Boëtius und andere gelehrte Authoren/ so von allerhand Steinen geschrieben/ dessen gar nicht gedencken/ so zweiffle/ ob sich die Sach damit alfo verhalte: und ob schon neulich bey einem guten Freund einen Stein/ worauf eine Spinn abgebildet war/ gesehen/ so ist doch noch ungewiß/ ob er von einer Spinne gekommen oder also in der Erden gezeuget worden sey.

Das XLIV. Capitel. Von den Kutzennellen oder Coccionellen, Carmin, Florentiner-Lac. &amp;c.

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[516/0568] chen oben eine zu sehen ist: mit dergleichen Thon die Tarantula selbst zum springen beweget/ hervor gelocket und gefangen wird: wann nun der rechte Thon getroffen wird/ so fangen sich die sonst halbtodte Patienten allgemach an zu regen/ hohlen tieffe Seuffzer/ springen auf und tantzen mit sehr wunderlichen Leibs-Bewegungen und Crimassen/ zwey bißdrey Stund lang/ da sie sich nieder auf das Bett setzen und den Schweiß abtrucknen müssen: und nachdem sie ein wenig geruhet haben / fangen sie wieder an zu tantzen/ so daß sie täglich wohl zwölff Stund mit dem Tantzen zubringen müssen/ wodurch sie doch nicht matt/ sondern viel stärcker werden. Solchen Tantz müssen sie wohl vier Tag continuiren/ und alle Morgen bey aufgang der Sonnen anfangen/ biß sie wieder zu recht kommen. Und weilen sich die folgende Jahre/ umb die Zeit/ da die Krancken gebissen worden/ die Kranckheit wieder reget/ müssen sie alsdann auch wieder einige Tage nach der vorigen Tarantelle Tantzen/ biß endlich der Morbus gar außbleibet. §. 7. Damit wir aber letztens wieder auf unsere einheimische Spinnen kommen möchten/ so wollen wir noch mit wenigen Worten deren Nutzen und Gebrauch berühren/ welcher von einigen gegen die Wechsel-Fieber gerühmet wird/ indem sie dieselbige in einer Haselnus entweder an den Hals hängen/ oder auf die Puls binden/ welches Mittel auch das viertägige Fieber vertreiben soll. Gleicherweiß legen sie auch die Spinnwebe mit einem Ey-Weiß und Kien-Rus auf die Pulß/ welches Mittel im dreytägigen Fieber nicht unrecht befunden hab. Sonsten aber werden eben solche Spinnwebe gegen das überflüssige Bluten gerühmet/ welches sie bald stillen können. So pfleget der gemeine Mann auch vieles von dem Spinnen-Stein zu schwatzen/ und solchen vor ein sonderlich Gifft-treibendes Mittel zu rühmen/ und weiß mich zu erinnern/ daß ein hiesiger Gärtner deßwegen die grosse Kreutz Spiñen in Schachteln aufgehoben/ damit er solchen Stein erlangen möchte; weilen aber Boëtius und andere gelehrte Authoren/ so von allerhand Steinen geschrieben/ dessen gar nicht gedencken/ so zweiffle/ ob sich die Sach damit alfo verhalte: und ob schon neulich bey einem guten Freund einen Stein/ worauf eine Spinn abgebildet war/ gesehen/ so ist doch noch ungewiß/ ob er von einer Spinne gekommen oder also in der Erden gezeuget worden sey. Das XLIV. Capitel. Von den Kutzennellen oder Coccionellen, Carmin, Florentiner-Lac. &amp;c. [Abbildung]

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 516. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/568>, abgerufen am 29.03.2024.