Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

en/ wiewol Er nicht eben einer von den subrilsten Philosophis gewest/ gleichwol und zum wenigsten nur eine unersättliche Begierde gehabt/ allerhand Cörper der gantzen Welt zusammen zulesen/ und zu letzt darüber fast gar zum Bettler worden.

§. 6. Aber wie viel und grosse Abhaltungen hingegen sind/ die auch den fürtrefflichsten Gemüthern bißweilen entweder aus sonderbahrer Schickung Gottes/ und Angelegenheit Geistlichen und andern Beruffs; oder aus Boßheit des Teuffels/ und seiner cörperlichen werckzeuge; Oder aus gewissen und wiedersinnlichen Umbständen des Glücks; oder aus andern Ursachen/ sonst in den Weg geleget werden! Davon ist hier nicht Zeit/ außfürlich zu gedencken; ausser des einigen / daß auch der an Gemüthe-Leib- und Glück-begabteste Mensch/ dennoch zu seiner Curiosität nicht die gantze Welt durch reisen/ und die so mancherley Schätze der Natur/ in und ausser aller ihrer Geburth-Stadt zu erforschen vermag; sondern von hunderten offt kaum eins und anders / und dieses zwar in Ost-jenes in West-Indien kriegt zu schauen/ also/ daß manch löblicher Vorsatz/ aus blosser Entlegenheit der Orthe/ Unsicherheit zu reisen/ und Mangel der Dinge nicht kan sein Ziel erreichen.

Das III. Capitel.

Absonderlich von der ersten Gelegenheit-Kunst- oder Naturälien-Kammern zu erfinden.

§. 1.

SOlcher Schwer- und Gefährligkeit entgegen/ haben endlich curiöse Gemüther hin und wieder gedacht/ welcher gestalt/ wo nicht alle Sorten der gantzen Welt/ jedoch zum wenigsten eine scheinbare Anzahl vielerley außerleßner Stücke der Natur/ aus See und Land/ aus Ober- und Unter-Irrdischen Theilen der Erde/ so wohl in als außländischer Oerther/ möchten mit Fleiß zusammen gesucht/ in gewisse Repositoria oder Scrinia gesetzt/ nachgehens weiter und weiter vermehrt/ und einiger massen in Ordnung behalten werden. Und solches zuföderst durch eigene Untersuchung der Natur/ so wol zu Hause/ als durch Hülffe vielerley Reisen und Schiffahrten; demnach auch durch münd- und schrifftliche Correspontentz; und durch Hülffe der löblichen Kauffmanschafft/ die Ich nur bloß umb solcher Nutzbarkeit willen gar hoch zu schätzen pflege.

§. 2. Und ist dergleichen Anstalt anfänglich zwar ein allerbequemstes Thun für Fürste- und Herren/ oder sonst wolbegütterte Leute/ gewesen. Es befindet sich aber je und allewege die Ergötzlichkeit und innerliche Gemüths-Freude aus Erforschung der Gaben der Natur bey philosophischen Hertzen so unschätzbar und groß/ daß auch mittel- und niedrigere Stände nachgehends und sonderlich jtziger Zeit/ sich nicht mässigen können/ einen Versuch zu thun / allerhand groß und kleiner/ vollkommen- oder mittelmässige kunst-Anriquitäten-Schaltz- und fürnemlich Naturälien-Kammern/ Conclavia, Musea Repositoria, oder auch nur kleine Serinia Rerum Naturalium Selectiorum, gleich wie zu eigener Belustigung/ also zu anderer Ergötz- und nützlicher Beschauung auffzurichten.

§. 3. Dergleichen Exempel in- und ausserhalb Europa/ aus unsern und vorigen Zeiten hervor zu suchen/ und gleichsam ein allgemein Inventarium der meisten Naturäl-Sachen/ die irgend zu finden/ zusammen zu bringen/ Ich zwar eine geräume Zeit hero der Meinung gewejen/ aber vielfältig daran/ so wol von äusserlichen Abhältnüssen/ als innerlicher Gemüthes Unlust / etwas zu schreiben/ gehindert worden; biß endlich mich überwunden/ und zu Beförderung guter Künste/ (nach meiner Wenigkeit) so viel mir theils aus eigener Erfahrung/ theils aus Lesung glauwürdiger Schrifften/ und ein und anderer Correspondentz mit guten Gönnern und Freunden bekant/ in Gottes Nahmen zu einer ordentlichen Consignation den Anfang mache/ und allein besorglichen Verdruß des Lesers vorzubeugen/ also das Werck zu versüssen hoffe/ daß weder an denckwürdigen raren Sachen an sich selbsi/ noch annehmlicher Beschreibung derselben / (hindangesetzt aller irrigen/ von Alters her fortgepflantzten Meinungen) was gebrechen solle.

§. 4. Ehe und bevor Ich aber eine richtige Verzeichniß dero mir solcher Gestalt kund-gewordenen Kunst- oder Naturäl-Kammern/ und dero fürnehmsten Behältnüsse zu Papier bringe: so achte Ich/ wo nicht nöthig/ doch nützlich zu seyn/ mit wenigen zuvorher zu erörtern/ (I.) die vielerley Nnhmen/ und Beschaffenheit der so-genanten Kunst- oder Naturalien-Kammern ins gemein; (2.) die fürnehmsten Ursachen/ warumb biß anhero die wenigsten ordentlich eingerichtet zu finden: (3.) Wie solchen Unvollkommenheiten zu begegnen/ und dergleichen Kammern also einzurichten seyn/ daß weder dem äusserlichen Splendor was entgehen / noch auch den Regeln guter Philosophie zu nahe getreten werden möge. Welche drey Puncte / nachdem Sie dann

en/ wiewol Er nicht eben einer von den subrilsten Philosophis gewest/ gleichwol und zum wenigsten nur eine unersättliche Begierde gehabt/ allerhand Cörper der gantzen Welt zusammen zulesen/ und zu letzt darüber fast gar zum Bettler worden.

§. 6. Aber wie viel und grosse Abhaltungen hingegen sind/ die auch den fürtrefflichsten Gemüthern bißweilen entweder aus sonderbahrer Schickung Gottes/ und Angelegenheit Geistlichen und andern Beruffs; oder aus Boßheit des Teuffels/ und seiner cörperlichen werckzeuge; Oder aus gewissen und wiedersinnlichen Umbständen des Glücks; oder aus andern Ursachen/ sonst in den Weg geleget werden! Davon ist hier nicht Zeit/ außfürlich zu gedencken; ausser des einigen / daß auch der an Gemüthe-Leib- und Glück-begabteste Mensch/ dennoch zu seiner Curiosität nicht die gantze Welt durch reisen/ und die so mancherley Schätze der Natur/ in und ausser aller ihrer Geburth-Stadt zu erforschen vermag; sondern von hunderten offt kaum eins und anders / und dieses zwar in Ost-jenes in West-Indien kriegt zu schauen/ also/ daß manch löblicher Vorsatz/ aus blosser Entlegenheit der Orthe/ Unsicherheit zu reisen/ und Mangel der Dinge nicht kan sein Ziel erreichen.

Das III. Capitel.

Absonderlich von der ersten Gelegenheit-Kunst- oder Naturälien-Kammern zu erfinden.

§. 1.

SOlcher Schwer- und Gefährligkeit entgegen/ haben endlich curiöse Gemüther hin und wieder gedacht/ welcher gestalt/ wo nicht alle Sorten der gantzen Welt/ jedoch zum wenigsten eine scheinbare Anzahl vielerley außerleßner Stücke der Natur/ aus See und Land/ aus Ober- und Unter-Irrdischen Theilen der Erde/ so wohl in als außländischer Oerther/ möchten mit Fleiß zusammen gesucht/ in gewisse Repositoria oder Scrinia gesetzt/ nachgehens weiter und weiter vermehrt/ und einiger massen in Ordnung behalten werden. Und solches zuföderst durch eigene Untersuchung der Natur/ so wol zu Hause/ als durch Hülffe vielerley Reisen und Schiffahrten; demnach auch durch münd- und schrifftliche Correspontentz; und durch Hülffe der löblichen Kauffmanschafft/ die Ich nur bloß umb solcher Nutzbarkeit willen gar hoch zu schätzen pflege.

§. 2. Und ist dergleichen Anstalt anfänglich zwar ein allerbequemstes Thun für Fürste- und Herren/ oder sonst wolbegütterte Leute/ gewesen. Es befindet sich aber je und allewege die Ergötzlichkeit und iñerliche Gemüths-Freude aus Erforschung der Gaben der Natur bey philosophischen Hertzen so unschätzbar und groß/ daß auch mittel- und niedrigere Stände nachgehends und sonderlich jtziger Zeit/ sich nicht mässigen können/ einen Versuch zu thun / allerhand groß und kleiner/ vollkommen- oder mittelmässige kunst-Anriquitäten-Schaltz- und fürnemlich Naturälien-Kammern/ Conclavia, Musèa Repositoria, oder auch nur kleine Serinia Rerum Naturalium Selectiorum, gleich wie zu eigener Belustigung/ also zu anderer Ergötz- und nützlicher Beschauung auffzurichten.

§. 3. Dergleichen Exempel in- und ausserhalb Europa/ aus unsern und vorigen Zeiten hervor zu suchen/ und gleichsam ein allgemein Inventarium der meisten Naturäl-Sachen/ die irgend zu finden/ zusammen zu bringen/ Ich zwar eine geräume Zeit hero der Meinung gewejen/ aber vielfältig daran/ so wol von äusserlichen Abhältnüssen/ als innerlicher Gemüthes Unlust / etwas zu schreiben/ gehindert worden; biß endlich mich überwunden/ und zu Beförderung guter Künste/ (nach meiner Wenigkeit) so viel mir theils aus eigener Erfahrung/ theils aus Lesung glauwürdiger Schrifften/ und ein und anderer Correspondentz mit guten Gönnern und Freunden bekant/ in Gottes Nahmen zu einer ordentlichen Consignation den Anfang mache/ und allein besorglichen Verdruß des Lesers vorzubeugen/ also das Werck zu versüssen hoffe/ daß weder an denckwürdigen raren Sachen an sich selbsi/ noch annehmlicher Beschreibung derselben / (hindangesetzt aller irrigen/ von Alters her fortgepflantzten Meinungen) was gebrechen solle.

§. 4. Ehe und bevor Ich aber eine richtige Verzeichniß dero mir solcher Gestalt kund-gewordenen Kunst- oder Naturäl-Kammern/ und dero fürnehmsten Behältnüsse zu Papier bringe: so achte Ich/ wo nicht nöthig/ doch nützlich zu seyn/ mit wenigen zuvorher zu erörtern/ (I.) die vielerley Nnhmen/ und Beschaffenheit der so-genanten Kunst- oder Naturalien-Kammern ins gemein; (2.) die fürnehmsten Ursachen/ warumb biß anhero die wenigsten ordentlich eingerichtet zu finden: (3.) Wie solchen Unvollkommenheiten zu begegnen/ und dergleichen Kammern also einzurichten seyn/ daß weder dem äusserlichen Splendor was entgehen / noch auch den Regeln guter Philosophie zu nahe getreten werden möge. Welche drey Puncte / nachdem Sie dann

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0580" n="4"/>
en/ wiewol Er       nicht eben einer von den subrilsten Philosophis gewest/ gleichwol und zum wenigsten nur eine       unersättliche Begierde gehabt/ allerhand Cörper der gantzen Welt zusammen zulesen/ und zu       letzt darüber fast gar zum Bettler worden.</p>
        <p>§. 6. Aber wie viel und grosse Abhaltungen hingegen sind/ die auch den fürtrefflichsten       Gemüthern bißweilen entweder aus sonderbahrer Schickung Gottes/ und Angelegenheit Geistlichen       und andern Beruffs; oder aus Boßheit des Teuffels/ und seiner cörperlichen werckzeuge; Oder       aus gewissen und wiedersinnlichen Umbständen des Glücks; oder aus andern Ursachen/ sonst in       den Weg geleget werden! Davon ist hier nicht Zeit/ außfürlich zu gedencken; ausser des einigen      / daß auch der an Gemüthe-Leib- und Glück-begabteste Mensch/ dennoch zu seiner Curiosität       nicht die gantze Welt durch reisen/ und die so mancherley Schätze der Natur/ in und ausser       aller ihrer Geburth-Stadt zu erforschen vermag; sondern von hunderten offt kaum eins und anders      / und dieses zwar in Ost-jenes in West-Indien kriegt zu schauen/ also/ daß manch löblicher       Vorsatz/ aus blosser Entlegenheit der Orthe/ Unsicherheit zu reisen/ und Mangel der Dinge       nicht kan sein Ziel erreichen.</p>
      </div>
      <div>
        <head>Das III. Capitel.</head>
        <p>Absonderlich von der ersten Gelegenheit-Kunst- oder Naturälien-Kammern zu erfinden.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 1.</head>
        <p>SOlcher Schwer- und Gefährligkeit entgegen/ haben endlich curiöse Gemüther hin und wieder       gedacht/ welcher gestalt/ wo nicht alle Sorten der gantzen Welt/ jedoch zum wenigsten eine       scheinbare Anzahl vielerley außerleßner Stücke der Natur/ aus See und Land/ aus Ober- und       Unter-Irrdischen Theilen der Erde/ so wohl in als außländischer Oerther/ möchten mit Fleiß       zusammen gesucht/ in gewisse Repositoria oder Scrinia gesetzt/ nachgehens weiter und weiter       vermehrt/ und einiger massen in Ordnung behalten werden. Und solches zuföderst durch eigene       Untersuchung der Natur/ so wol zu Hause/ als durch Hülffe vielerley Reisen und Schiffahrten;       demnach auch durch münd- und schrifftliche Correspontentz; und durch Hülffe der löblichen       Kauffmanschafft/ die Ich nur bloß umb solcher Nutzbarkeit willen gar hoch zu schätzen       pflege.</p>
        <p>§. 2. Und ist dergleichen Anstalt anfänglich zwar ein allerbequemstes Thun für Fürste- und       Herren/ oder sonst wolbegütterte Leute/ gewesen. Es befindet sich aber je und allewege die       Ergötzlichkeit und in&#x0303;erliche Gemüths-Freude aus Erforschung der Gaben der Natur bey       philosophischen Hertzen so unschätzbar und groß/ daß auch mittel- und niedrigere Stände       nachgehends und sonderlich jtziger Zeit/ sich nicht mässigen können/ einen Versuch zu thun /       allerhand groß und kleiner/ vollkommen- oder mittelmässige kunst-Anriquitäten-Schaltz- und       fürnemlich Naturälien-Kammern/ Conclavia, Musèa Repositoria, oder auch nur kleine Serinia       Rerum Naturalium Selectiorum, gleich wie zu eigener Belustigung/ also zu anderer Ergötz- und       nützlicher Beschauung auffzurichten.</p>
        <p>§. 3. Dergleichen Exempel in- und ausserhalb Europa/ aus unsern und vorigen Zeiten hervor zu       suchen/ und gleichsam ein allgemein Inventarium der meisten Naturäl-Sachen/ die irgend zu       finden/ zusammen zu bringen/ Ich zwar eine geräume Zeit hero der Meinung gewejen/ aber       vielfältig daran/ so wol von äusserlichen Abhältnüssen/ als innerlicher Gemüthes Unlust /       etwas zu schreiben/ gehindert worden; biß endlich mich überwunden/ und zu Beförderung guter       Künste/ (nach meiner Wenigkeit) so viel mir theils aus eigener Erfahrung/ theils aus Lesung       glauwürdiger Schrifften/ und ein und anderer Correspondentz mit guten Gönnern und Freunden       bekant/ in Gottes Nahmen zu einer ordentlichen Consignation den Anfang mache/ und allein       besorglichen Verdruß des Lesers vorzubeugen/ also das Werck zu versüssen hoffe/ daß weder an       denckwürdigen raren Sachen an sich selbsi/ noch annehmlicher Beschreibung derselben /       (hindangesetzt aller irrigen/ von Alters her fortgepflantzten Meinungen) was gebrechen       solle.</p>
        <p>§. 4. Ehe und bevor Ich aber eine richtige Verzeichniß dero mir solcher Gestalt       kund-gewordenen Kunst- oder Naturäl-Kammern/ und dero fürnehmsten Behältnüsse zu Papier       bringe: so achte Ich/ wo nicht nöthig/ doch nützlich zu seyn/ mit wenigen zuvorher zu       erörtern/ (I.) die vielerley Nnhmen/ und Beschaffenheit der so-genanten Kunst- oder       Naturalien-Kammern ins gemein; (2.) die fürnehmsten Ursachen/ warumb biß anhero die wenigsten       ordentlich eingerichtet zu finden: (3.) Wie solchen Unvollkommenheiten zu begegnen/ und       dergleichen Kammern also einzurichten seyn/ daß weder dem äusserlichen Splendor was entgehen /       noch auch den Regeln guter Philosophie zu nahe getreten werden möge. Welche drey Puncte /       nachdem Sie dann
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[4/0580] en/ wiewol Er nicht eben einer von den subrilsten Philosophis gewest/ gleichwol und zum wenigsten nur eine unersättliche Begierde gehabt/ allerhand Cörper der gantzen Welt zusammen zulesen/ und zu letzt darüber fast gar zum Bettler worden. §. 6. Aber wie viel und grosse Abhaltungen hingegen sind/ die auch den fürtrefflichsten Gemüthern bißweilen entweder aus sonderbahrer Schickung Gottes/ und Angelegenheit Geistlichen und andern Beruffs; oder aus Boßheit des Teuffels/ und seiner cörperlichen werckzeuge; Oder aus gewissen und wiedersinnlichen Umbständen des Glücks; oder aus andern Ursachen/ sonst in den Weg geleget werden! Davon ist hier nicht Zeit/ außfürlich zu gedencken; ausser des einigen / daß auch der an Gemüthe-Leib- und Glück-begabteste Mensch/ dennoch zu seiner Curiosität nicht die gantze Welt durch reisen/ und die so mancherley Schätze der Natur/ in und ausser aller ihrer Geburth-Stadt zu erforschen vermag; sondern von hunderten offt kaum eins und anders / und dieses zwar in Ost-jenes in West-Indien kriegt zu schauen/ also/ daß manch löblicher Vorsatz/ aus blosser Entlegenheit der Orthe/ Unsicherheit zu reisen/ und Mangel der Dinge nicht kan sein Ziel erreichen. Das III. Capitel. Absonderlich von der ersten Gelegenheit-Kunst- oder Naturälien-Kammern zu erfinden. §. 1. SOlcher Schwer- und Gefährligkeit entgegen/ haben endlich curiöse Gemüther hin und wieder gedacht/ welcher gestalt/ wo nicht alle Sorten der gantzen Welt/ jedoch zum wenigsten eine scheinbare Anzahl vielerley außerleßner Stücke der Natur/ aus See und Land/ aus Ober- und Unter-Irrdischen Theilen der Erde/ so wohl in als außländischer Oerther/ möchten mit Fleiß zusammen gesucht/ in gewisse Repositoria oder Scrinia gesetzt/ nachgehens weiter und weiter vermehrt/ und einiger massen in Ordnung behalten werden. Und solches zuföderst durch eigene Untersuchung der Natur/ so wol zu Hause/ als durch Hülffe vielerley Reisen und Schiffahrten; demnach auch durch münd- und schrifftliche Correspontentz; und durch Hülffe der löblichen Kauffmanschafft/ die Ich nur bloß umb solcher Nutzbarkeit willen gar hoch zu schätzen pflege. §. 2. Und ist dergleichen Anstalt anfänglich zwar ein allerbequemstes Thun für Fürste- und Herren/ oder sonst wolbegütterte Leute/ gewesen. Es befindet sich aber je und allewege die Ergötzlichkeit und iñerliche Gemüths-Freude aus Erforschung der Gaben der Natur bey philosophischen Hertzen so unschätzbar und groß/ daß auch mittel- und niedrigere Stände nachgehends und sonderlich jtziger Zeit/ sich nicht mässigen können/ einen Versuch zu thun / allerhand groß und kleiner/ vollkommen- oder mittelmässige kunst-Anriquitäten-Schaltz- und fürnemlich Naturälien-Kammern/ Conclavia, Musèa Repositoria, oder auch nur kleine Serinia Rerum Naturalium Selectiorum, gleich wie zu eigener Belustigung/ also zu anderer Ergötz- und nützlicher Beschauung auffzurichten. §. 3. Dergleichen Exempel in- und ausserhalb Europa/ aus unsern und vorigen Zeiten hervor zu suchen/ und gleichsam ein allgemein Inventarium der meisten Naturäl-Sachen/ die irgend zu finden/ zusammen zu bringen/ Ich zwar eine geräume Zeit hero der Meinung gewejen/ aber vielfältig daran/ so wol von äusserlichen Abhältnüssen/ als innerlicher Gemüthes Unlust / etwas zu schreiben/ gehindert worden; biß endlich mich überwunden/ und zu Beförderung guter Künste/ (nach meiner Wenigkeit) so viel mir theils aus eigener Erfahrung/ theils aus Lesung glauwürdiger Schrifften/ und ein und anderer Correspondentz mit guten Gönnern und Freunden bekant/ in Gottes Nahmen zu einer ordentlichen Consignation den Anfang mache/ und allein besorglichen Verdruß des Lesers vorzubeugen/ also das Werck zu versüssen hoffe/ daß weder an denckwürdigen raren Sachen an sich selbsi/ noch annehmlicher Beschreibung derselben / (hindangesetzt aller irrigen/ von Alters her fortgepflantzten Meinungen) was gebrechen solle. §. 4. Ehe und bevor Ich aber eine richtige Verzeichniß dero mir solcher Gestalt kund-gewordenen Kunst- oder Naturäl-Kammern/ und dero fürnehmsten Behältnüsse zu Papier bringe: so achte Ich/ wo nicht nöthig/ doch nützlich zu seyn/ mit wenigen zuvorher zu erörtern/ (I.) die vielerley Nnhmen/ und Beschaffenheit der so-genanten Kunst- oder Naturalien-Kammern ins gemein; (2.) die fürnehmsten Ursachen/ warumb biß anhero die wenigsten ordentlich eingerichtet zu finden: (3.) Wie solchen Unvollkommenheiten zu begegnen/ und dergleichen Kammern also einzurichten seyn/ daß weder dem äusserlichen Splendor was entgehen / noch auch den Regeln guter Philosophie zu nahe getreten werden möge. Welche drey Puncte / nachdem Sie dann

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/580
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/580>, abgerufen am 18.04.2024.