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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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scopia Phys. Part. 2. Sect. 206. XI. nicht ohne Grund davon raisonirt: kommet meistentheils aus Italien und Engeland/ wiewohlen auch jetzo in Teutschland zu Luyck und zu Saalfeld/ Zigenhain in Hessen und anderstwo dessen ein grosse Quantität gemachet wird / wie solches Vielheur selbsten gesehen und in seiner Beschreibung frembder Materialien pag. 20. bezeuget: und hat man destoweniger des West-Indischen vonnöthen/ dessen Hernandez in Hist. Nov. Hisp. pag. 342. gedencket.

§. 2.

Gleichwie aber unser jetziger und gemeine Alaun/ welcher aus gewissen Steinen und Minere, (wie bald gezeiget soll werden) künstlicher Weiß verfertiger wird/ denen alten Scribenten unbekannt gewesen/ weilen sie noch keinen solchen Bescheid/ wie die heutige mit der Chymie gewust: also sind hergegen die natürliche Species vom Alaun/ welche von denselben hin und wieder beschrieben worden/ heut zu Tag gantz unbekannt/ indem auch die geschickteste Materialisten den runden/ fleissigen/ oder vielmehr weissen und schwartzen Alaun/ deren Dioscorides und Galenus gedencken/ niemahlen gesehen/ wie Pomet in seiner Material-Kammer Part. 3. lib. 2. pag. 80. ungefoltert gestehet. Unterdessen sind doch einige curiose Natur-Kündiger/ welche solche auffgesuchet/ wie dann Bartholomaeus Maranta, ein gelahrter Italianer; nicht allein obgedachte drey Arten/ sondern auch das Alumen scissile, in den Berg-Wercken umb Neapolis gefunden/ wie solche Aldrovandus in Museo Metallico pag. 331. in obgesetzter Figur unter Augen leget: welchen das Alumen Botryoides noch könte zugethan werden / dessen Ferd. Imperatus in Hist. Nat. l. 13. c. 10. &amp;amp; 20. gedencket.

§. 3.

Alle diese überlassen wir den Gelährten/ und wollen anjetzo nur deren gedencken/ welche noch heut zu Tag bey den Materialisten und Apotheckern zu finden/ worunter das

ALUMEN RUPEUM,

oder der gemeine Alaun der bekandteste ist/ welcher von den Italianern auch Alumen di Rocca (Rotz-Alaun) genennet wird/ weilen er aus gewissen Steinen gebrandt und außgelauget ist; und ob schon einige/ als Sam. Dale, diesen letzten Nahmen nur dem röthlichten und so genannten Stein-roth Alaun/ welcher bey den Lateinern Alumen Romanum heisset/ beylegen wollen/ so sehe doch nicht/ warumb nicht auch der gemeine und Englische also zu benahmen seye/ indem er eben so wohl aus gewissen Steinen und auff eine Weise gemachet wird/ die P. Kircherus in Mundo subterraneo T. 1. Cap. de Alum. pag. 314. weitläufftig beschrieben hat/ welcher in Anno 1639. zu Tolfa (wo der beste Felsen-Alaun in Europa zu finden ist) sich auffgehalten/ und die Zubereitung des Alauns selbsten gesehen hat/ welche also zugehet: Erstlich werden die Alaun-Steine gebrochen/ darauff in einem Kalck-Ofen gebrandt: nachdem werden sie Hauffen-Weise an geraume Plätze geführet/ wohl einen Monat lang alle Tage vier mahl mit Wasser besprenget / darauff in grosse Kessel gethan/ Wasser darüber gegossen/ mit stetem rühren gekochet/ biß die Alaun-Schärfe außgezogen ist: Hernach wird das klare Wasser von der Häfen abgelassen und in Eichen-höltzern Geschirr gethan/ umb darinnen zu Crystallen anschiessen zulassen/ welche gemeiniglich acht-auch zehen-eckicht sind/ wie oben in der Figur zu sehen. Auff diese Weise wird nicht allein der Römische Alaun umb Civita Vecchia in Italien/ sondern auch der Englische in Engeland/ und der unserige Teutsche zu Saalfeld gemacht. Daß aber der Römische röthlicht scheinet/ ist Ursach/ weilen die Stein/ daraus er gezogen wird/ rothlich sind/ weßwegen diese Farb nicht allein außwendig/ sondern auch von innen an demselben zu sehen ist/ woran er von dem nachgemachten rothen Alaun zu erkennen ist/ welchen einige aus dem Englischen und gemeinen nachmachen/ indem sie ihn äusserlich etwas röthlicht färben/ wie Pomet in seiner Histoire Generale des Drogues, Part. 3. Lib. 2. cap. 46. pag. 87. zeiget.

§. 4.

Der grosse Nutzen des Alauns ist den Färbern meistens bekandt/ welche die Wolle und Tücher darinn beitzen/ daß sie alle Farben desto besser annehmen/ und wird deßwegen auch Alumen, quasi dans Lumen, genennet. Andere machen auch falsche Perlen und andere Galanterien darauß. So brauchen ihn auch die Müntz-Meister/ Gerber/ Buchbinder und andere Künstler. In der Artzeney aber stopster er in der Weissen- und Rothen-Ruhr/ auch anderen Blutstürtzungen/ wo er auch äusserlich mit der Lacca in Globulis vermischet/ gut thut. In dem Zahn-bluten mischet man ihn mit gestossenen Mußcaten. Einige thun andere [unleserliches Material] fixa darunter und curiren damit die Wechsel-Fiebern. So wirder auch zu Wiederbringung der verlohrnen Jungfrauschafft (pro Sophisticatione Virginum) mißbrauchet/ worvon Doct. Hoffmann und Ettmüllerus in Comment. ad Schroed. zu sehen sind. Die Barbierer brauchen ihn zum abätzen in äusserlichen Schäden / absonderlich das ALUMEN USTUM, welches auß dem gemeinen und in einem Löffel so lang geschmoltzenen Alaun/ biß er in einen weissen Kalck zerfället/ gemacht wird: nimbt das faule Fleisch in den offenen Schäden hinweg/ und saubert sie. Vornehme Leut thun ihn zerstossen unter die Arme/ oder in die Fußsohlen/ wann

scopiâ Phys. Part. 2. Sect. 206. XI. nicht ohne Grund davon raisonirt: kommet meistentheils aus Italien und Engeland/ wiewohlen auch jetzo in Teutschland zu Luyck und zu Saalfeld/ Zigenhain in Hessen und anderstwo dessen ein grosse Quantität gemachet wird / wie solches Vielheur selbsten gesehen und in seiner Beschreibung frembder Materialien pag. 20. bezeuget: und hat man destoweniger des West-Indischen vonnöthen/ dessen Hernandez in Hist. Nov. Hisp. pag. 342. gedencket.

§. 2.

Gleichwie aber unser jetziger und gemeine Alaun/ welcher aus gewissen Steinen und Minere, (wie bald gezeiget soll werden) künstlicher Weiß verfertiger wird/ denen alten Scribenten unbekannt gewesen/ weilen sie noch keinen solchen Bescheid/ wie die heutige mit der Chymie gewust: also sind hergegen die natürliche Species vom Alaun/ welche von denselben hin und wieder beschrieben worden/ heut zu Tag gantz unbekannt/ indem auch die geschickteste Materialisten den runden/ fleissigen/ oder vielmehr weissen und schwartzen Alaun/ deren Dioscorides und Galenus gedencken/ niemahlen gesehen/ wie Pomet in seiner Material-Kammer Part. 3. lib. 2. pag. 80. ungefoltert gestehet. Unterdessen sind doch einige curiose Natur-Kündiger/ welche solche auffgesuchet/ wie dann Bartholomaeus Maranta, ein gelahrter Italianer; nicht allein obgedachte drey Arten/ sondern auch das Alumen scissile, in den Berg-Wercken umb Neapolis gefunden/ wie solche Aldrovandus in Museo Metallico pag. 331. in obgesetzter Figur unter Augen leget: welchen das Alumen Botryoides noch könte zugethan werden / dessen Ferd. Imperatus in Hist. Nat. l. 13. c. 10. &amp;amp; 20. gedencket.

§. 3.

Alle diese überlassen wir den Gelährten/ und wollen anjetzo nur deren gedencken/ welche noch heut zu Tag bey den Materialisten und Apotheckern zu finden/ worunter das

ALUMEN RUPEUM,

oder der gemeine Alaun der bekandteste ist/ welcher von den Italianern auch Alumen di Roccâ (Rotz-Alaun) genennet wird/ weilen er aus gewissen Steinen gebrandt und außgelauget ist; und ob schon einige/ als Sam. Dale, diesen letzten Nahmen nur dem röthlichten und so genannten Stein-roth Alaun/ welcher bey den Lateinern Alumen Romanum heisset/ beylegen wollen/ so sehe doch nicht/ warumb nicht auch der gemeine und Englische also zu benahmen seye/ indem er eben so wohl aus gewissen Steinen und auff eine Weise gemachet wird/ die P. Kircherus in Mundo subterraneô T. 1. Cap. de Alum. pag. 314. weitläufftig beschrieben hat/ welcher in Anno 1639. zu Tolfa (wo der beste Felsen-Alaun in Europâ zu finden ist) sich auffgehalten/ und die Zubereitung des Alauns selbsten gesehen hat/ welche also zugehet: Erstlich werden die Alaun-Steine gebrochen/ darauff in einem Kalck-Ofen gebrandt: nachdem werden sie Hauffen-Weise an geraume Plätze geführet/ wohl einen Monat lang alle Tage vier mahl mit Wasser besprenget / darauff in grosse Kessel gethan/ Wasser darüber gegossen/ mit stetem rühren gekochet/ biß die Alaun-Schärfe außgezogen ist: Hernach wird das klare Wasser von der Häfen abgelassen und in Eichen-höltzern Geschirr gethan/ umb darinnen zu Crystallen anschiessen zulassen/ welche gemeiniglich acht-auch zehen-eckicht sind/ wie oben in der Figur zu sehen. Auff diese Weise wird nicht allein der Römische Alaun umb Civita Vecchia in Italien/ sondern auch der Englische in Engeland/ und der unserige Teutsche zu Saalfeld gemacht. Daß aber der Römische röthlicht scheinet/ ist Ursach/ weilen die Stein/ daraus er gezogen wird/ rothlich sind/ weßwegen diese Farb nicht allein außwendig/ sondern auch von innen an demselben zu sehen ist/ woran er von dem nachgemachten rothen Alaun zu erkennen ist/ welchen einige aus dem Englischen und gemeinen nachmachen/ indem sie ihn äusserlich etwas röthlicht färben/ wie Pomet in seiner Histoire Generale des Drogues, Part. 3. Lib. 2. cap. 46. pag. 87. zeiget.

§. 4.

Der grosse Nutzen des Alauns ist den Färbern meistens bekandt/ welche die Wolle und Tücher darinn beitzen/ daß sie alle Farben desto besser annehmen/ und wird deßwegen auch Alumen, quasi dans Lumen, genennet. Andere machen auch falsche Perlen und andere Galanterien darauß. So brauchen ihn auch die Müntz-Meister/ Gerber/ Buchbinder und andere Künstler. In der Artzeney aber stopster er in der Weissen- und Rothen-Ruhr/ auch anderen Blutstürtzungen/ wo er auch äusserlich mit der Lacca in Globulis vermischet/ gut thut. In dem Zahn-bluten mischet man ihn mit gestossenen Mußcaten. Einige thun andere [unleserliches Material] fixa darunter und curiren damit die Wechsel-Fiebern. So wirder auch zu Wiederbringung der verlohrnen Jungfrauschafft (pro Sophisticatione Virginum) mißbrauchet/ worvon Doct. Hoffmann und Ettmüllerus in Comment. ad Schroed. zu sehen sind. Die Barbierer brauchen ihn zum abätzen in äusserlichen Schäden / absonderlich das ALUMEN USTUM, welches auß dem gemeinen und in einem Löffel so lang geschmoltzenen Alaun/ biß er in einen weissen Kalck zerfället/ gemacht wird: nimbt das faule Fleisch in den offenen Schäden hinweg/ und saubert sie. Vornehme Leut thun ihn zerstossen unter die Arme/ oder in die Fußsohlen/ wann

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scopiâ Phys. Part. 2. Sect. 206. XI. nicht ohne Grund davon raisonirt:       kommet meistentheils aus Italien und Engeland/ wiewohlen auch jetzo in Teutschland zu Luyck       und zu Saalfeld/ Zigenhain in Hessen und anderstwo dessen ein grosse Quantität gemachet wird /       wie solches Vielheur selbsten gesehen und in seiner Beschreibung frembder Materialien pag. 20.       bezeuget: und hat man destoweniger des West-Indischen vonnöthen/ dessen Hernandez in Hist.       Nov. Hisp. pag. 342. gedencket.</p>
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        <p>oder der gemeine Alaun der bekandteste ist/ welcher von den Italianern auch Alumen di Roccâ       (Rotz-Alaun) genennet wird/ weilen er aus gewissen Steinen gebrandt und außgelauget ist; und       ob schon einige/ als Sam. Dale, diesen letzten Nahmen nur dem röthlichten und so genannten       Stein-roth Alaun/ welcher bey den Lateinern Alumen Romanum heisset/ beylegen wollen/ so sehe       doch nicht/ warumb nicht auch der gemeine und Englische also zu benahmen seye/ indem er eben       so wohl aus gewissen Steinen und auff eine Weise gemachet wird/ die P. Kircherus in Mundo       subterraneô T. 1. Cap. de Alum. pag. 314. weitläufftig beschrieben hat/ welcher in Anno 1639.       zu Tolfa (wo der beste Felsen-Alaun in Europâ zu finden ist) sich auffgehalten/ und die       Zubereitung des Alauns selbsten gesehen hat/ welche also zugehet: Erstlich werden die       Alaun-Steine gebrochen/ darauff in einem Kalck-Ofen gebrandt: nachdem werden sie Hauffen-Weise       an geraume Plätze geführet/ wohl einen Monat lang alle Tage vier mahl mit Wasser besprenget /       darauff in grosse Kessel gethan/ Wasser darüber gegossen/ mit stetem rühren gekochet/ biß       die Alaun-Schärfe außgezogen ist: Hernach wird das klare Wasser von der Häfen abgelassen und in       Eichen-höltzern Geschirr gethan/ umb darinnen zu Crystallen anschiessen zulassen/ welche       gemeiniglich acht-auch zehen-eckicht sind/ wie oben in der Figur zu sehen. Auff diese Weise       wird nicht allein der Römische Alaun umb Civita Vecchia in Italien/ sondern auch der Englische       in Engeland/ und der unserige Teutsche zu Saalfeld gemacht. Daß aber der Römische röthlicht       scheinet/ ist Ursach/ weilen die Stein/ daraus er gezogen wird/ rothlich sind/ weßwegen       diese Farb nicht allein außwendig/ sondern auch von innen an demselben zu sehen ist/ woran er       von dem nachgemachten rothen Alaun zu erkennen ist/ welchen einige aus dem Englischen und       gemeinen nachmachen/ indem sie ihn äusserlich etwas röthlicht färben/ wie Pomet in seiner       Histoire Generale des Drogues, Part. 3. Lib. 2. cap. 46. pag. 87. zeiget.</p>
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[16/0060] scopiâ Phys. Part. 2. Sect. 206. XI. nicht ohne Grund davon raisonirt: kommet meistentheils aus Italien und Engeland/ wiewohlen auch jetzo in Teutschland zu Luyck und zu Saalfeld/ Zigenhain in Hessen und anderstwo dessen ein grosse Quantität gemachet wird / wie solches Vielheur selbsten gesehen und in seiner Beschreibung frembder Materialien pag. 20. bezeuget: und hat man destoweniger des West-Indischen vonnöthen/ dessen Hernandez in Hist. Nov. Hisp. pag. 342. gedencket. §. 2. Gleichwie aber unser jetziger und gemeine Alaun/ welcher aus gewissen Steinen und Minere, (wie bald gezeiget soll werden) künstlicher Weiß verfertiger wird/ denen alten Scribenten unbekannt gewesen/ weilen sie noch keinen solchen Bescheid/ wie die heutige mit der Chymie gewust: also sind hergegen die natürliche Species vom Alaun/ welche von denselben hin und wieder beschrieben worden/ heut zu Tag gantz unbekannt/ indem auch die geschickteste Materialisten den runden/ fleissigen/ oder vielmehr weissen und schwartzen Alaun/ deren Dioscorides und Galenus gedencken/ niemahlen gesehen/ wie Pomet in seiner Material-Kammer Part. 3. lib. 2. pag. 80. ungefoltert gestehet. Unterdessen sind doch einige curiose Natur-Kündiger/ welche solche auffgesuchet/ wie dann Bartholomaeus Maranta, ein gelahrter Italianer; nicht allein obgedachte drey Arten/ sondern auch das Alumen scissile, in den Berg-Wercken umb Neapolis gefunden/ wie solche Aldrovandus in Museo Metallico pag. 331. in obgesetzter Figur unter Augen leget: welchen das Alumen Botryoides noch könte zugethan werden / dessen Ferd. Imperatus in Hist. Nat. l. 13. c. 10. &amp;amp; 20. gedencket. §. 3. Alle diese überlassen wir den Gelährten/ und wollen anjetzo nur deren gedencken/ welche noch heut zu Tag bey den Materialisten und Apotheckern zu finden/ worunter das ALUMEN RUPEUM, oder der gemeine Alaun der bekandteste ist/ welcher von den Italianern auch Alumen di Roccâ (Rotz-Alaun) genennet wird/ weilen er aus gewissen Steinen gebrandt und außgelauget ist; und ob schon einige/ als Sam. Dale, diesen letzten Nahmen nur dem röthlichten und so genannten Stein-roth Alaun/ welcher bey den Lateinern Alumen Romanum heisset/ beylegen wollen/ so sehe doch nicht/ warumb nicht auch der gemeine und Englische also zu benahmen seye/ indem er eben so wohl aus gewissen Steinen und auff eine Weise gemachet wird/ die P. Kircherus in Mundo subterraneô T. 1. Cap. de Alum. pag. 314. weitläufftig beschrieben hat/ welcher in Anno 1639. zu Tolfa (wo der beste Felsen-Alaun in Europâ zu finden ist) sich auffgehalten/ und die Zubereitung des Alauns selbsten gesehen hat/ welche also zugehet: Erstlich werden die Alaun-Steine gebrochen/ darauff in einem Kalck-Ofen gebrandt: nachdem werden sie Hauffen-Weise an geraume Plätze geführet/ wohl einen Monat lang alle Tage vier mahl mit Wasser besprenget / darauff in grosse Kessel gethan/ Wasser darüber gegossen/ mit stetem rühren gekochet/ biß die Alaun-Schärfe außgezogen ist: Hernach wird das klare Wasser von der Häfen abgelassen und in Eichen-höltzern Geschirr gethan/ umb darinnen zu Crystallen anschiessen zulassen/ welche gemeiniglich acht-auch zehen-eckicht sind/ wie oben in der Figur zu sehen. Auff diese Weise wird nicht allein der Römische Alaun umb Civita Vecchia in Italien/ sondern auch der Englische in Engeland/ und der unserige Teutsche zu Saalfeld gemacht. Daß aber der Römische röthlicht scheinet/ ist Ursach/ weilen die Stein/ daraus er gezogen wird/ rothlich sind/ weßwegen diese Farb nicht allein außwendig/ sondern auch von innen an demselben zu sehen ist/ woran er von dem nachgemachten rothen Alaun zu erkennen ist/ welchen einige aus dem Englischen und gemeinen nachmachen/ indem sie ihn äusserlich etwas röthlicht färben/ wie Pomet in seiner Histoire Generale des Drogues, Part. 3. Lib. 2. cap. 46. pag. 87. zeiget. §. 4. Der grosse Nutzen des Alauns ist den Färbern meistens bekandt/ welche die Wolle und Tücher darinn beitzen/ daß sie alle Farben desto besser annehmen/ und wird deßwegen auch Alumen, quasi dans Lumen, genennet. Andere machen auch falsche Perlen und andere Galanterien darauß. So brauchen ihn auch die Müntz-Meister/ Gerber/ Buchbinder und andere Künstler. In der Artzeney aber stopster er in der Weissen- und Rothen-Ruhr/ auch anderen Blutstürtzungen/ wo er auch äusserlich mit der Lacca in Globulis vermischet/ gut thut. In dem Zahn-bluten mischet man ihn mit gestossenen Mußcaten. Einige thun andere _ fixa darunter und curiren damit die Wechsel-Fiebern. So wirder auch zu Wiederbringung der verlohrnen Jungfrauschafft (pro Sophisticatione Virginum) mißbrauchet/ worvon Doct. Hoffmann und Ettmüllerus in Comment. ad Schroed. zu sehen sind. Die Barbierer brauchen ihn zum abätzen in äusserlichen Schäden / absonderlich das ALUMEN USTUM, welches auß dem gemeinen und in einem Löffel so lang geschmoltzenen Alaun/ biß er in einen weissen Kalck zerfället/ gemacht wird: nimbt das faule Fleisch in den offenen Schäden hinweg/ und saubert sie. Vornehme Leut thun ihn zerstossen unter die Arme/ oder in die Fußsohlen/ wann

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/60>, abgerufen am 29.03.2024.