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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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Ventris onus misero, nec Te pudet, excipis Auro: Bassa, bibis Vitro: carius ergo cacas:

Das ist:

Schämst du dich/ Bassa/ nicht/ ins Gold dich zu entbürden: Du trinckst aus Glaß: und hältst den Mist in höhern Würden.

Das II. Capitel.

Von der noch kostbarern Curiosität des Mexicanischen Königs

Montezumae.

§. 1. ABer noch noch viel überflüssiger/ ja zu allen Zeiten unvergleichlich/ und grösserntheils nützlicher sind gewesen/ die aller hand Natur-Sachen/ so wol copeylich von Gold/ Edelgestein und Silber/ als in selbständig- und lebendigen Originalien bestehende curiöse Reichthümer des Montezumae, Muteezumae, oder Motezumae, letzten Königs in dem mächtigen Königreich Mexico/ welche die fürnehmste Landschafft ist von Neu-Spanien im Nordertheil der neuen Weltja wol in gantz America; seinen Namen habende von Mexico/ der daselbst gelegenen berühmt- und gewaltigen Königlichen Haupt-Stadt und heutiges Tages Residentz des Königlichen Spanischen Statthalters/ bestehende in vielen schönen Pallästen/ und mehr dann 70000. Häusern.

§. 2. Denn von Seinen ( des Montezumae) daselbst befindlichen unterschiedlichen kostbaren Pallästen/ Gärten/ Lust-Seen/ Thier- und Vogel-Häusern/ so wol in-als ausserhalb der Stadt / berichtet der im vorigen Capitel angezogene sehr-fleißig-curiöse Autor, Erasmus Francisci, im dritten Theil seines Ost- und West-Indianischen Lust-Gartens (pag. 1719, seq.) aus einem andern Scribenten/ folgende Dinge/ die ich allhier/ zu gegenwärtigem Zweck/ etwas kürtzer zusammen gezogen.

§. 3. Unter denselbigen Pallästen hat König Montezuma einen Garten/ und in dem Garten ein Lust-Hauß gehabt/ darinnen alles von Marmel und Jaspis auffs beste ausgearbeitet gewesen. Es waren darinnen allerhand Lust-Pfüle oder Seen/ auf welchen allerhand Meer- und andere Wasser-Vögel in grosser Anzahl zu finden: und zwar für die See-Vögel/ Seen voll Saltzwassers. Für die Strom-Vögel süß Wasser. Dergleichen Seen rein zu halten/ sie zu gewisser Zeit abgelassen/ und dann wiederumb/ vermittels dazu-gehöriger Canäle/ bewässert/ und sonderlich jetzt-bemeldete so mancherley Arten Vögel/ täglich mit Fischwerck/ Würmen/ Maitz/ oder kleinerer Saat/ und anderer ihnen bequämer Nahrung/ versehen worden. Welches alleine nur was für ein kostbares Thun muß gewesen seyn/ mag beynebenst dahero etlicher massen ermessen werden / daß zu blosser Fütterung dieser Vögel/ 300. Männer verordnet gewesen sind/ die sonst nichts anders zu thun gehabt; und ausser diesen sonst noch andere/ von welchen die Vögel / wenn es die Noth erfodert/ mit Artzneyen und andern Hülff-Mitteln erhalten worden: welche Curiosität warhafftig an diesem Americanischen grossen Alexander/ (und hätte bald geschrieben / andrem Salomon/ so viel nemlich die Beföderung weltlicher Wissenschafften betrifft /) billich auffs höchste ist zu loben.

§. 4. Er hat ferner auch ein grosses/ und am Boden/ mit unterschiedener Art Marmor kostbar-eingelegtes Theriotropheum oder Thier-Hauß gehabt/ in welchem viel kleinere Häußlein / oder grosse Vogel-Gebaure/ von ohngefehr 9. Füssen; worinnen vielerley Raub-Vögel gespeist / und gehalten worden; und sie mehrentheils mit Hünern füttern lassen; welches letztere jedoch / einer unnützen Verschwendung fast nahe kommende/ so viel minder zu rühmen stehet. Und haben hernach dergleichen Vögel-Häuser ihre Endschafft durch schädliche Feuers-Brunst erlanget.

§. 5. Noch mehr: an einem andern Ort hat Er grosse höltzerne Kasten gehabt/ in welchen Löwen / Tiegerthier/ Wölffe/ Füchse und allerhand Art zahm- und wilde Katzen an einem andern Ort Knaben und Frauens-Personen/ die von Natur weiß an Haut und Haaren: unb wiederumb anderswo seltzame Mißgeburten/ so wohl weib-als männlichen Geschlechts; Zwerge/ Höckerichte/ und viel andere Menschen-Wunder: deren einem jedweden Er absonderliche Behältnüsse und Zimmer/ wie auch gewisse Leute/ die ihrer in Kranckheiten gepflogen/ zueignen lassen. Und ist/ kurtz davon zu melden/ dieser so gar curiöse Pallast des Königes Montezumae, ein kurtzer Begriff der Gaben der Natur seines Königreichs/ und gleichsam der andere Kasten Noä gewesen.

§. 6. Woran Er jedoch sich nicht vergnügt befunden: sondern/ gleich wie von dem Inga in Peru in vorigem Capitel gedacht/ also hat dieser Mexicanische Monarch an einem Theil zwar sich gleichsam als einen klugen Alexander und Salomon/ an dem andern aber zugleich als einen in das leblose Gold gar zu sehr verliebten Midas erwiesen; indem er nicht allein aller lebendigen Thiere Geschlechter/ die in seiner Herrschafft zu finden gewesen seyn/ in denen so kostbaren Vivariis, Lust-Seen/ Häldern/ Thier- und Vogel-Häusern/ Kasten/ Gebauern/ Zimmern/ und Cabinetten in Originali gehabt; sondern auch derer Bildnüsse von Gold und Silber: und zwar so lebhafft gebildet/ daß solche kein Europäischer Künstler besser hätte machen können.

Ventris onus misero, nec Te pudet, excipis Auro: Bassa, bibis Vitro: cariùs ergò cacas:

Das ist:

Schämst du dich/ Bassa/ nicht/ ins Gold dich zu entbürden: Du trinckst aus Glaß: und hältst den Mist in höhern Würden.

Das II. Capitel.

Von der noch kostbarern Curiosität des Mexicanischen Königs

Montezumae.

§. 1. ABer noch noch viel überflüssiger/ ja zu allen Zeiten unvergleichlich/ und grösserntheils nützlicher sind gewesen/ die aller hand Natur-Sachen/ so wol copeylich von Gold/ Edelgestein und Silber/ als in selbständig- und lebendigen Originalien bestehende curiöse Reichthümer des Montezumae, Muteezumae, oder Motezumae, letzten Königs in dem mächtigen Königreich Mexico/ welche die fürnehmste Landschafft ist von Neu-Spanien im Nordertheil der neuen Weltja wol in gantz America; seinen Namen habende von Mexico/ der daselbst gelegenen berühmt- und gewaltigen Königlichen Haupt-Stadt und heutiges Tages Residentz des Königlichen Spanischen Statthalters/ bestehende in vielen schönen Pallästen/ und mehr dann 70000. Häusern.

§. 2. Denn von Seinen ( des Montezumae) daselbst befindlichen unterschiedlichen kostbaren Pallästen/ Gärten/ Lust-Seen/ Thier- und Vogel-Häusern/ so wol in-als ausserhalb der Stadt / berichtet der im vorigen Capitel angezogene sehr-fleißig-curiöse Autor, Erasmus Francisci, im dritten Theil seines Ost- und West-Indianischen Lust-Gartens (pag. 1719, seq.) aus einem andern Scribenten/ folgende Dinge/ die ich allhier/ zu gegenwärtigem Zweck/ etwas kürtzer zusammen gezogen.

§. 3. Unter denselbigen Pallästen hat König Montezuma einen Garten/ und in dem Garten ein Lust-Hauß gehabt/ darinnen alles von Marmel und Jaspis auffs beste ausgearbeitet gewesen. Es waren darinnen allerhand Lust-Pfüle oder Seen/ auf welchen allerhand Meer- und andere Wasser-Vögel in grosser Anzahl zu finden: und zwar für die See-Vögel/ Seen voll Saltzwassers. Für die Strom-Vögel süß Wasser. Dergleichen Seen rein zu halten/ sie zu gewisser Zeit abgelassen/ und dann wiederumb/ vermittels dazu-gehöriger Canäle/ bewässert/ und sonderlich jetzt-bemeldete so mancherley Arten Vögel/ täglich mit Fischwerck/ Würmen/ Maitz/ oder kleinerer Saat/ und anderer ihnen bequämer Nahrung/ versehen worden. Welches alleine nur was für ein kostbares Thun muß gewesen seyn/ mag beynebenst dahero etlicher massen ermessen werden / daß zu blosser Fütterung dieser Vögel/ 300. Mäñer verordnet gewesen sind/ die sonst nichts anders zu thun gehabt; und ausser diesen sonst noch andere/ von welchen die Vögel / wenn es die Noth erfodert/ mit Artzneyen und andern Hülff-Mitteln erhalten worden: welche Curiosität warhafftig an diesem Americanischen grossen Alexander/ (und hätte bald geschrieben / andrem Salomon/ so viel nemlich die Beföderung weltlicher Wissenschafften betrifft /) billich auffs höchste ist zu loben.

§. 4. Er hat ferner auch ein grosses/ und am Boden/ mit unterschiedener Art Marmor kostbar-eingelegtes Theriotrophéum oder Thier-Hauß gehabt/ in welchem viel kleinere Häußlein / oder grosse Vogel-Gebaure/ von ohngefehr 9. Füssen; worinnen vielerley Raub-Vögel gespeist / und gehalten worden; und sie mehrentheils mit Hünern füttern lassen; welches letztere jedoch / einer unnützen Verschwendung fast nahe kommende/ so viel minder zu rühmen stehet. Und haben hernach dergleichen Vögel-Häuser ihre Endschafft durch schädliche Feuers-Brunst erlanget.

§. 5. Noch mehr: an einem andern Ort hat Er grosse höltzerne Kasten gehabt/ in welchen Löwen / Tiegerthier/ Wölffe/ Füchse und allerhand Art zahm- und wilde Katzen an einem andern Ort Knaben und Frauens-Personen/ die von Natur weiß an Haut und Haaren: unb wiederumb anderswo seltzame Mißgeburten/ so wohl weib-als männlichen Geschlechts; Zwerge/ Höckerichte/ und viel andere Menschen-Wunder: deren einem jedweden Er absonderliche Behältnüsse und Zimmer/ wie auch gewisse Leute/ die ihrer in Kranckheiten gepflogen/ zueignen lassen. Und ist/ kurtz davon zu melden/ dieser so gar curiöse Pallast des Königes Montezumae, ein kurtzer Begriff der Gaben der Natur seines Königreichs/ und gleichsam der andere Kasten Noä gewesen.

§. 6. Woran Er jedoch sich nicht vergnügt befunden: sondern/ gleich wie von dem Ingâ in Peru in vorigem Capitel gedacht/ also hat dieser Mexicanische Monarch an einem Theil zwar sich gleichsam als einen klugen Alexander und Salomon/ an dem andern aber zugleich als einen in das leblose Gold gar zu sehr verliebten Midas erwiesen; indem er nicht allein aller lebendigen Thiere Geschlechter/ die in seiner Herrschafft zu finden gewesen seyn/ in denen so kostbaren Vivariis, Lust-Seen/ Häldern/ Thier- und Vogel-Häusern/ Kasten/ Gebauern/ Zimmern/ und Cabinetten in Originali gehabt; sondern auch derer Bildnüsse von Gold und Silber: und zwar so lebhafft gebildet/ daß solche kein Europäischer Künstler besser hätte machen können.

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        <p>Montezumae.</p>
        <p>§. 1. ABer noch noch viel überflüssiger/ ja zu allen Zeiten unvergleichlich/ und       grösserntheils nützlicher sind gewesen/ die aller hand Natur-Sachen/ so wol copeylich von       Gold/ Edelgestein und Silber/ als in selbständig- und lebendigen Originalien bestehende       curiöse Reichthümer des Montezumae, Muteezumae, oder Motezumae, letzten Königs in dem mächtigen       Königreich Mexico/ welche die fürnehmste Landschafft ist von Neu-Spanien im Nordertheil der       neuen Weltja wol in gantz America; seinen Namen habende von Mexico/ der daselbst gelegenen       berühmt- und gewaltigen Königlichen Haupt-Stadt und heutiges Tages Residentz des Königlichen       Spanischen Statthalters/ bestehende in vielen schönen Pallästen/ und mehr dann 70000.       Häusern.</p>
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        <p>§. 3. Unter denselbigen Pallästen hat König Montezuma einen Garten/ und in dem Garten ein       Lust-Hauß gehabt/ darinnen alles von Marmel und Jaspis auffs beste ausgearbeitet gewesen. Es       waren darinnen allerhand Lust-Pfüle oder Seen/ auf welchen allerhand Meer- und andere       Wasser-Vögel in grosser Anzahl zu finden: und zwar für die See-Vögel/ Seen voll Saltzwassers.       Für die Strom-Vögel süß Wasser. Dergleichen Seen rein zu halten/ sie zu gewisser Zeit       abgelassen/ und dann wiederumb/ vermittels dazu-gehöriger Canäle/ bewässert/ und sonderlich       jetzt-bemeldete so mancherley Arten Vögel/ täglich mit Fischwerck/ Würmen/ Maitz/ oder       kleinerer Saat/ und anderer ihnen bequämer Nahrung/ versehen worden. Welches alleine nur was       für ein kostbares Thun muß gewesen seyn/ mag beynebenst dahero etlicher massen ermessen werden      / daß zu blosser Fütterung dieser Vögel/ 300. Män&#x0303;er verordnet gewesen sind/ die sonst       nichts anders zu thun gehabt; und ausser diesen sonst noch andere/ von welchen die Vögel /       wenn es die Noth erfodert/ mit Artzneyen und andern Hülff-Mitteln erhalten worden: welche       Curiosität warhafftig an diesem Americanischen grossen Alexander/ (und hätte bald geschrieben      / andrem Salomon/ so viel nemlich die Beföderung weltlicher Wissenschafften betrifft /)       billich auffs höchste ist zu loben.</p>
        <p>§. 4. Er hat ferner auch ein grosses/ und am Boden/ mit unterschiedener Art Marmor       kostbar-eingelegtes Theriotrophéum oder Thier-Hauß gehabt/ in welchem viel kleinere Häußlein /       oder grosse Vogel-Gebaure/ von ohngefehr 9. Füssen; worinnen vielerley Raub-Vögel gespeist /       und gehalten worden; und sie mehrentheils mit Hünern füttern lassen; welches letztere jedoch /       einer unnützen Verschwendung fast nahe kommende/ so viel minder zu rühmen stehet. Und haben       hernach dergleichen Vögel-Häuser ihre Endschafft durch schädliche Feuers-Brunst erlanget.</p>
        <p>§. 5. Noch mehr: an einem andern Ort hat Er grosse höltzerne Kasten gehabt/ in welchen Löwen      / Tiegerthier/ Wölffe/ Füchse und allerhand Art zahm- und wilde Katzen an einem andern Ort       Knaben und Frauens-Personen/ die von Natur weiß an Haut und Haaren: unb wiederumb anderswo       seltzame Mißgeburten/ so wohl weib-als männlichen Geschlechts; Zwerge/ Höckerichte/ und viel       andere Menschen-Wunder: deren einem jedweden Er absonderliche Behältnüsse und Zimmer/ wie auch       gewisse Leute/ die ihrer in Kranckheiten gepflogen/ zueignen lassen. Und ist/ kurtz davon zu       melden/ dieser so gar curiöse Pallast des Königes Montezumae, ein kurtzer Begriff der Gaben       der Natur seines Königreichs/ und gleichsam der andere Kasten Noä gewesen.</p>
        <p>§. 6. Woran Er jedoch sich nicht vergnügt befunden: sondern/ gleich wie von dem Ingâ in Peru       in vorigem Capitel gedacht/ also hat dieser Mexicanische Monarch an einem Theil zwar sich       gleichsam als einen klugen Alexander und Salomon/ an dem andern aber zugleich als einen in das       leblose Gold gar zu sehr verliebten Midas erwiesen; indem er nicht allein aller lebendigen       Thiere Geschlechter/ die in seiner Herrschafft zu finden gewesen seyn/ in denen so kostbaren       Vivariis, Lust-Seen/ Häldern/ Thier- und Vogel-Häusern/ Kasten/ Gebauern/ Zimmern/ und       Cabinetten in Originali gehabt; sondern auch derer Bildnüsse von Gold und Silber: und zwar so       lebhafft gebildet/ daß solche kein Europäischer Künstler besser hätte machen können.</p>
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[30/0606] Ventris onus misero, nec Te pudet, excipis Auro: Bassa, bibis Vitro: cariùs ergò cacas: Das ist: Schämst du dich/ Bassa/ nicht/ ins Gold dich zu entbürden: Du trinckst aus Glaß: und hältst den Mist in höhern Würden. Das II. Capitel. Von der noch kostbarern Curiosität des Mexicanischen Königs Montezumae. §. 1. ABer noch noch viel überflüssiger/ ja zu allen Zeiten unvergleichlich/ und grösserntheils nützlicher sind gewesen/ die aller hand Natur-Sachen/ so wol copeylich von Gold/ Edelgestein und Silber/ als in selbständig- und lebendigen Originalien bestehende curiöse Reichthümer des Montezumae, Muteezumae, oder Motezumae, letzten Königs in dem mächtigen Königreich Mexico/ welche die fürnehmste Landschafft ist von Neu-Spanien im Nordertheil der neuen Weltja wol in gantz America; seinen Namen habende von Mexico/ der daselbst gelegenen berühmt- und gewaltigen Königlichen Haupt-Stadt und heutiges Tages Residentz des Königlichen Spanischen Statthalters/ bestehende in vielen schönen Pallästen/ und mehr dann 70000. Häusern. §. 2. Denn von Seinen ( des Montezumae) daselbst befindlichen unterschiedlichen kostbaren Pallästen/ Gärten/ Lust-Seen/ Thier- und Vogel-Häusern/ so wol in-als ausserhalb der Stadt / berichtet der im vorigen Capitel angezogene sehr-fleißig-curiöse Autor, Erasmus Francisci, im dritten Theil seines Ost- und West-Indianischen Lust-Gartens (pag. 1719, seq.) aus einem andern Scribenten/ folgende Dinge/ die ich allhier/ zu gegenwärtigem Zweck/ etwas kürtzer zusammen gezogen. §. 3. Unter denselbigen Pallästen hat König Montezuma einen Garten/ und in dem Garten ein Lust-Hauß gehabt/ darinnen alles von Marmel und Jaspis auffs beste ausgearbeitet gewesen. Es waren darinnen allerhand Lust-Pfüle oder Seen/ auf welchen allerhand Meer- und andere Wasser-Vögel in grosser Anzahl zu finden: und zwar für die See-Vögel/ Seen voll Saltzwassers. Für die Strom-Vögel süß Wasser. Dergleichen Seen rein zu halten/ sie zu gewisser Zeit abgelassen/ und dann wiederumb/ vermittels dazu-gehöriger Canäle/ bewässert/ und sonderlich jetzt-bemeldete so mancherley Arten Vögel/ täglich mit Fischwerck/ Würmen/ Maitz/ oder kleinerer Saat/ und anderer ihnen bequämer Nahrung/ versehen worden. Welches alleine nur was für ein kostbares Thun muß gewesen seyn/ mag beynebenst dahero etlicher massen ermessen werden / daß zu blosser Fütterung dieser Vögel/ 300. Mäñer verordnet gewesen sind/ die sonst nichts anders zu thun gehabt; und ausser diesen sonst noch andere/ von welchen die Vögel / wenn es die Noth erfodert/ mit Artzneyen und andern Hülff-Mitteln erhalten worden: welche Curiosität warhafftig an diesem Americanischen grossen Alexander/ (und hätte bald geschrieben / andrem Salomon/ so viel nemlich die Beföderung weltlicher Wissenschafften betrifft /) billich auffs höchste ist zu loben. §. 4. Er hat ferner auch ein grosses/ und am Boden/ mit unterschiedener Art Marmor kostbar-eingelegtes Theriotrophéum oder Thier-Hauß gehabt/ in welchem viel kleinere Häußlein / oder grosse Vogel-Gebaure/ von ohngefehr 9. Füssen; worinnen vielerley Raub-Vögel gespeist / und gehalten worden; und sie mehrentheils mit Hünern füttern lassen; welches letztere jedoch / einer unnützen Verschwendung fast nahe kommende/ so viel minder zu rühmen stehet. Und haben hernach dergleichen Vögel-Häuser ihre Endschafft durch schädliche Feuers-Brunst erlanget. §. 5. Noch mehr: an einem andern Ort hat Er grosse höltzerne Kasten gehabt/ in welchen Löwen / Tiegerthier/ Wölffe/ Füchse und allerhand Art zahm- und wilde Katzen an einem andern Ort Knaben und Frauens-Personen/ die von Natur weiß an Haut und Haaren: unb wiederumb anderswo seltzame Mißgeburten/ so wohl weib-als männlichen Geschlechts; Zwerge/ Höckerichte/ und viel andere Menschen-Wunder: deren einem jedweden Er absonderliche Behältnüsse und Zimmer/ wie auch gewisse Leute/ die ihrer in Kranckheiten gepflogen/ zueignen lassen. Und ist/ kurtz davon zu melden/ dieser so gar curiöse Pallast des Königes Montezumae, ein kurtzer Begriff der Gaben der Natur seines Königreichs/ und gleichsam der andere Kasten Noä gewesen. §. 6. Woran Er jedoch sich nicht vergnügt befunden: sondern/ gleich wie von dem Ingâ in Peru in vorigem Capitel gedacht/ also hat dieser Mexicanische Monarch an einem Theil zwar sich gleichsam als einen klugen Alexander und Salomon/ an dem andern aber zugleich als einen in das leblose Gold gar zu sehr verliebten Midas erwiesen; indem er nicht allein aller lebendigen Thiere Geschlechter/ die in seiner Herrschafft zu finden gewesen seyn/ in denen so kostbaren Vivariis, Lust-Seen/ Häldern/ Thier- und Vogel-Häusern/ Kasten/ Gebauern/ Zimmern/ und Cabinetten in Originali gehabt; sondern auch derer Bildnüsse von Gold und Silber: und zwar so lebhafft gebildet/ daß solche kein Europäischer Künstler besser hätte machen können.

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/606>, abgerufen am 25.04.2024.