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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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Das III. Capitel.

Von Dem weissen Calbahar.

DAs zweyte Geschlecht der See-Bäumger ist das weisse Calbahar, auß der Verwandtschafft der weissen Corallen/ welches in 3. Sorten vertheilet ist.

Die 1. Sorte ist das zackichte oder gegliederte weisse Calbahar, welches vor diesem Carol. Clusius lib. 6. Exot. etwas dunckel beschrieben/ von welchem es Hippuris Saxea, das ist / Stein-Pferdeschwantz genennt worden ist/ dessen wieder 2. Species zu finden sind: die erste wächset auf flachen und klippichten Ufern/ da das Wasser nicht über 4. Fäden tieff ist: das ander wäch[unleserliches Material]et tieffer in der See.

Das Erste ist die Hippuris Littorea, oder Strandliche Calbahar, ein niedrig Bäumgen von 11/2 biß 2. Schuh hoch/ mit vielen krummen Zweigen auffschiessend/ unten eines Daumens oder Fingers/ und oben eines Kiels oder Strohalmens dicke/ mit wenigen Nebenästen/ welche offters aneinander fest anwachsen. Dieses hat keinen rechten Stamm/ sondern gleich von der Wurtzel an viele krumme Zweige. Alle diese Zweige sind in Gelencke oder Glieder abgetheilet/ (wie die 3. Figur in der achten Kupffer-Tafel/ oder Tab. VIII. zeiget /) einige eines halben/ einige eines gantzen Zwerchfingers lang/ weiß/ steinhart/ außwendig tieff gestreifft/ und durch einen tieffen und breiten Riß voneinander geschieden/ allwo sie schwartz von aussen/ und als mit einem Häutgen umbgeben sind/ darunter eben wol der weisse Stein ligt/ nicht anderst als an dem Kraut Roßschwantz genannt. Die Glieder oder articulen können leicht voneinander brechen / wornach deren Ende auch gestreiffet oder geribbet scheinen/ als ob sie schlechterdings auffeinander gesetzt wären. Die öberste Glieder/ welche nicht über einen Strohhalm dick sind / hangen so schlaff aneinander/ daß sie sehr leicht voneinander fallen/ wann man sie säubern will/ oder sonsten damit umbgehet/ und sind den Gelencken an einem Scorpions-Schwantz sehr gleich. An dem Stamm und den untersten Aesten sind diese Glieder länger/ die schwartze Außsprößling kleiner/ und an den alten schier auch außgewachsen/ doch können die Glieder noch voneinander brechen/ und behalten gemeiniglich inwendig umb das Hertz noch ein Restgen von dem schwartzen Häutgen. Sie wachsen auf Corallensteinen/ und sind unter dem Wasser mit einer dicken grauen Schale oder Krust umbgeben/ welche ribbelicht und sandicht ist/ auch leicht abgehet/ wann man sie eine Zeitlang in den Regen hänget. Die rechte Substantz ist durchgehends steinhart/ außwendig grau-weiß/ an den öbersten Zweigen recht weiß/ wie Marmelstein/ und die junge Sprößlein schwartz. An den dicksten Zweigen fallen etliche licht-grau/ etliche gelbicht/ wie faul Helffenbein/ welche besser sind/ wann man sie an den Enden schleiffet / mit einem kleinen weissen Hertzgen/ so inwendig ist/ worumb rund umb 2. Rollen gehen. An den öbersten Aestlein vergehen zuweilen die äussere Streiffen/ oder sind zum wenigsten nicht mehr so tieff.

Das 2. und Fig. 4. Tab. VIII. abgerissene ist das Hippuris Pelagica oder weisse See-Calbahar, welches tieffer in der See/ auf 80. biß 90. Fäden tieff/ und ist deßwegen sein völliger Baum noch unbekandt: Auß den abgeworffenen Zweigen spüret man/ daß es meist von derselben facon seye/ höher von Stamm/ und dicker von Aesten/ wenig gestreifft/ und die Glieder hangen schier ohne schwartze Nebenschößlein aneinander/ welche man allein an den Stümpffen der kleinen Zweigen siehet. Die Substantz ist meistens steinhart/ aequal und massiv, von aussen mit dunckeln Streiffen/ auß dem Grauen ins Gelbe gemengt/ doch mehr gelb/ als faul Helffenbein. Wann es auf dem Strand eine Zeitlang hin und her geweltzet worden/ wird es so weiß und glatt/ wie Helffenbein. Man kan es auch in lange Glieder brechen/ welche an den Enden/ da sie gegeneinander gesessen haben/ gestreifft sind/ und wann man sie schleifft / ein weisses Hertz zeiget/ so dick als ein Besemreißgen.

Von der ersten Sort kan man durch die Täucher gantze Bäumlein herauß bekommen/ wovon man allein die jenige zur rarität verwahret/ welche schöne Zweige haben/ und zuweilen 3. Schuh hoch sind. Sonsten aber bricht man all das feine Gut davon ab/ so doch auch von sich selbsten abfället/ und verwahret allein die dickste Zweigen zur Artzney.

Von der zweyten Sorte kan man zuweilen zimliche Stücker oder Aestlein bekommen/ welche dann und wann mit einem Fischer-Hacken herauß gezogen werden/ wann solcher sich ungefähr anhänget / oder wann dieselbe Bäume durch Sturm/ Erdbeben oder andere Fälle in Stücker geschlagen/ und an das Ufer getrieben worden. Auf dem Ufer aber müssen sie nicht über 1. oder 2. Jahre ligen / indem sie durch das lange Umbweltzen wol schön glatt/ weiß und steinhart/ aber zugleich / nach der Einwohner dieser Insulen Meinung/ geschwächet werden/ indem sie viel von ihrer Krafft verlieren. Weßwegen dieselbige die jenige nur zur Medicin gebrauchen/ welche frisch auß der See gezogen worden/ oder nicht lang auf dem Ufer gelegen haben.

Das III. Capitel.

Von Dem weissen Calbahar.

DAs zweyte Geschlecht der See-Bäumger ist das weisse Calbahar, auß der Verwandtschafft der weissen Corallen/ welches in 3. Sorten vertheilet ist.

Die 1. Sorte ist das zackichte oder gegliederte weisse Calbahar, welches vor diesem Carol. Clusius lib. 6. Exot. etwas dunckel beschrieben/ von welchem es Hippuris Saxea, das ist / Stein-Pferdeschwantz genennt worden ist/ dessen wieder 2. Species zu finden sind: die erste wächset auf flachen und klippichten Ufern/ da das Wasser nicht über 4. Fäden tieff ist: das ander wäch[unleserliches Material]et tieffer in der See.

Das Erste ist die Hippuris Littorea, oder Strandliche Calbahar, ein niedrig Bäumgen von 1½ biß 2. Schuh hoch/ mit vielen krummen Zweigen auffschiessend/ unten eines Daumens oder Fingers/ und oben eines Kiels oder Strohalmens dicke/ mit wenigen Nebenästen/ welche offters aneinander fest anwachsen. Dieses hat keinen rechten Stamm/ sondern gleich von der Wurtzel an viele krumme Zweige. Alle diese Zweige sind in Gelencke oder Glieder abgetheilet/ (wie die 3. Figur in der achten Kupffer-Tafel/ oder Tab. VIII. zeiget /) einige eines halben/ einige eines gantzen Zwerchfingers lang/ weiß/ steinhart/ außwendig tieff gestreifft/ und durch einen tieffen und breiten Riß voneinander geschieden/ allwo sie schwartz von aussen/ und als mit einem Häutgen umbgeben sind/ darunter eben wol der weisse Stein ligt/ nicht anderst als an dem Kraut Roßschwantz genannt. Die Glieder oder articulen können leicht voneinander brechen / wornach deren Ende auch gestreiffet oder geribbet scheinen/ als ob sie schlechterdings auffeinander gesetzt wären. Die öberste Glieder/ welche nicht über einen Strohhalm dick sind / hangen so schlaff aneinander/ daß sie sehr leicht voneinander fallen/ wann man sie säubern will/ oder sonsten damit umbgehet/ und sind den Gelencken an einem Scorpions-Schwantz sehr gleich. An dem Stamm und den untersten Aesten sind diese Glieder länger/ die schwartze Außsprößling kleiner/ und an den alten schier auch außgewachsen/ doch können die Glieder noch voneinander brechen/ und behalten gemeiniglich inwendig umb das Hertz noch ein Restgen von dem schwartzen Häutgen. Sie wachsen auf Corallensteinen/ und sind unter dem Wasser mit einer dicken grauen Schale oder Krust umbgeben/ welche ribbelicht und sandicht ist/ auch leicht abgehet/ wann man sie eine Zeitlang in den Regen hänget. Die rechte Substantz ist durchgehends steinhart/ außwendig grau-weiß/ an den öbersten Zweigen recht weiß/ wie Marmelstein/ und die junge Sprößlein schwartz. An den dicksten Zweigen fallen etliche licht-grau/ etliche gelbicht/ wie faul Helffenbein/ welche besser sind/ wann man sie an den Enden schleiffet / mit einem kleinen weissen Hertzgen/ so inwendig ist/ worumb rund umb 2. Rollen gehen. An den öbersten Aestlein vergehen zuweilen die äussere Streiffen/ oder sind zum wenigsten nicht mehr so tieff.

Das 2. und Fig. 4. Tab. VIII. abgerissene ist das Hippuris Pelagica oder weisse See-Calbahar, welches tieffer in der See/ auf 80. biß 90. Fäden tieff/ und ist deßwegen sein völliger Baum noch unbekandt: Auß den abgeworffenen Zweigen spüret man/ daß es meist von derselben façon seye/ höher von Stamm/ und dicker von Aesten/ wenig gestreifft/ und die Glieder hangen schier ohne schwartze Nebenschößlein aneinander/ welche man allein an den Stümpffen der kleinen Zweigen siehet. Die Substantz ist meistens steinhart/ aequal und massiv, von aussen mit dunckeln Streiffen/ auß dem Grauen ins Gelbe gemengt/ doch mehr gelb/ als faul Helffenbein. Wann es auf dem Strand eine Zeitlang hin und her geweltzet worden/ wird es so weiß und glatt/ wie Helffenbein. Man kan es auch in lange Glieder brechen/ welche an den Enden/ da sie gegeneinander gesessen haben/ gestreifft sind/ und wann man sie schleifft / ein weisses Hertz zeiget/ so dick als ein Besemreißgen.

Von der ersten Sort kan man durch die Täucher gantze Bäumlein herauß bekommen/ wovon man allein die jenige zur rarität verwahret/ welche schöne Zweige haben/ und zuweilen 3. Schuh hoch sind. Sonsten aber bricht man all das feine Gut davon ab/ so doch auch von sich selbsten abfället/ und verwahret allein die dickste Zweigen zur Artzney.

Von der zweyten Sorte kan man zuweilen zimliche Stücker oder Aestlein bekommen/ welche dann und wann mit einem Fischer-Hacken herauß gezogen werden/ wann solcher sich ungefähr anhänget / oder wann dieselbe Bäume durch Sturm/ Erdbeben oder andere Fälle in Stücker geschlagen/ und an das Ufer getrieben worden. Auf dem Ufer aber müssen sie nicht über 1. oder 2. Jahre ligen / indem sie durch das lange Umbweltzen wol schön glatt/ weiß und steinhart/ aber zugleich / nach der Einwohner dieser Insulen Meinung/ geschwächet werden/ indem sie viel von ihrer Krafft verlieren. Weßwegen dieselbige die jenige nur zur Medicin gebrauchen/ welche frisch auß der See gezogen worden/ oder nicht lang auf dem Ufer gelegen haben.

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        <head>Das III. Capitel.</head>
        <p>Von Dem weissen Calbahar.</p>
        <p>DAs zweyte Geschlecht der See-Bäumger ist das weisse Calbahar, auß der Verwandtschafft der       weissen Corallen/ welches in 3. Sorten vertheilet ist.</p>
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        <p>Das Erste ist die Hippuris Littorea, oder Strandliche Calbahar, ein niedrig Bäumgen von 1½       biß 2. Schuh hoch/ mit vielen krummen Zweigen auffschiessend/ unten eines Daumens oder       Fingers/ und oben eines Kiels oder Strohalmens dicke/ mit wenigen Nebenästen/ welche offters       aneinander fest anwachsen. Dieses hat keinen rechten Stamm/ sondern gleich von der Wurtzel an       viele krumme Zweige. Alle diese Zweige sind in Gelencke oder Glieder abgetheilet/ (wie die 3.       Figur in der achten Kupffer-Tafel/ oder Tab. VIII. zeiget /) einige eines halben/ einige       eines gantzen Zwerchfingers lang/ weiß/ steinhart/ außwendig tieff gestreifft/ und durch       einen tieffen und breiten Riß voneinander geschieden/ allwo sie schwartz von aussen/ und als       mit einem Häutgen umbgeben sind/ darunter eben wol der weisse Stein ligt/ nicht anderst als       an dem Kraut Roßschwantz genannt. Die Glieder oder articulen können leicht voneinander brechen      / wornach deren Ende auch gestreiffet oder geribbet scheinen/ als ob sie schlechterdings       auffeinander gesetzt wären. Die öberste Glieder/ welche nicht über einen Strohhalm dick sind /       hangen so schlaff aneinander/ daß sie sehr leicht voneinander fallen/ wann man sie säubern       will/ oder sonsten damit umbgehet/ und sind den Gelencken an einem Scorpions-Schwantz sehr       gleich. An dem Stamm und den untersten Aesten sind diese Glieder länger/ die schwartze       Außsprößling kleiner/ und an den alten schier auch außgewachsen/ doch können die Glieder noch       voneinander brechen/ und behalten gemeiniglich inwendig umb das Hertz noch ein Restgen von dem       schwartzen Häutgen. Sie wachsen auf Corallensteinen/ und sind unter dem Wasser mit einer       dicken grauen Schale oder Krust umbgeben/ welche ribbelicht und sandicht ist/ auch leicht       abgehet/ wann man sie eine Zeitlang in den Regen hänget. Die rechte Substantz ist durchgehends       steinhart/ außwendig grau-weiß/ an den öbersten Zweigen recht weiß/ wie Marmelstein/ und       die junge Sprößlein schwartz. An den dicksten Zweigen fallen etliche licht-grau/ etliche       gelbicht/ wie faul Helffenbein/ welche besser sind/ wann man sie an den Enden schleiffet /       mit einem kleinen weissen Hertzgen/ so inwendig ist/ worumb rund umb 2. Rollen gehen. An den       öbersten Aestlein vergehen zuweilen die äussere Streiffen/ oder sind zum wenigsten nicht mehr       so tieff.</p>
        <p>Das 2. und Fig. 4. Tab. VIII. abgerissene ist das Hippuris Pelagica oder weisse See-Calbahar,       welches tieffer in der See/ auf 80. biß 90. Fäden tieff/ und ist deßwegen sein völliger Baum       noch unbekandt: Auß den abgeworffenen Zweigen spüret man/ daß es meist von derselben façon       seye/ höher von Stamm/ und dicker von Aesten/ wenig gestreifft/ und die Glieder hangen       schier ohne schwartze Nebenschößlein aneinander/ welche man allein an den Stümpffen der       kleinen Zweigen siehet. Die Substantz ist meistens steinhart/ aequal und massiv, von aussen       mit dunckeln Streiffen/ auß dem Grauen ins Gelbe gemengt/ doch mehr gelb/ als faul       Helffenbein. Wann es auf dem Strand eine Zeitlang hin und her geweltzet worden/ wird es so       weiß und glatt/ wie Helffenbein. Man kan es auch in lange Glieder brechen/ welche an den       Enden/ da sie gegeneinander gesessen haben/ gestreifft sind/ und wann man sie schleifft /       ein weisses Hertz zeiget/ so dick als ein Besemreißgen.</p>
        <p>Von der ersten Sort kan man durch die Täucher gantze Bäumlein herauß bekommen/ wovon man       allein die jenige zur rarität verwahret/ welche schöne Zweige haben/ und zuweilen 3. Schuh       hoch sind. Sonsten aber bricht man all das feine Gut davon ab/ so doch auch von sich selbsten       abfället/ und verwahret allein die dickste Zweigen zur Artzney.</p>
        <p>Von der zweyten Sorte kan man zuweilen zimliche Stücker oder Aestlein bekommen/ welche dann       und wann mit einem Fischer-Hacken herauß gezogen werden/ wann solcher sich ungefähr anhänget /       oder wann dieselbe Bäume durch Sturm/ Erdbeben oder andere Fälle in Stücker geschlagen/ und       an das Ufer getrieben worden. Auf dem Ufer aber müssen sie nicht über 1. oder 2. Jahre ligen /       indem sie durch das lange Umbweltzen wol schön glatt/ weiß und steinhart/ aber zugleich /       nach der Einwohner dieser Insulen Meinung/ geschwächet werden/ indem sie viel von ihrer       Krafft verlieren. Weßwegen dieselbige die jenige nur zur Medicin gebrauchen/ welche frisch auß       der See gezogen worden/ oder nicht lang auf dem Ufer gelegen haben.</p>
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[111/0767] Das III. Capitel. Von Dem weissen Calbahar. DAs zweyte Geschlecht der See-Bäumger ist das weisse Calbahar, auß der Verwandtschafft der weissen Corallen/ welches in 3. Sorten vertheilet ist. Die 1. Sorte ist das zackichte oder gegliederte weisse Calbahar, welches vor diesem Carol. Clusius lib. 6. Exot. etwas dunckel beschrieben/ von welchem es Hippuris Saxea, das ist / Stein-Pferdeschwantz genennt worden ist/ dessen wieder 2. Species zu finden sind: die erste wächset auf flachen und klippichten Ufern/ da das Wasser nicht über 4. Fäden tieff ist: das ander wäch_ et tieffer in der See. Das Erste ist die Hippuris Littorea, oder Strandliche Calbahar, ein niedrig Bäumgen von 1½ biß 2. Schuh hoch/ mit vielen krummen Zweigen auffschiessend/ unten eines Daumens oder Fingers/ und oben eines Kiels oder Strohalmens dicke/ mit wenigen Nebenästen/ welche offters aneinander fest anwachsen. Dieses hat keinen rechten Stamm/ sondern gleich von der Wurtzel an viele krumme Zweige. Alle diese Zweige sind in Gelencke oder Glieder abgetheilet/ (wie die 3. Figur in der achten Kupffer-Tafel/ oder Tab. VIII. zeiget /) einige eines halben/ einige eines gantzen Zwerchfingers lang/ weiß/ steinhart/ außwendig tieff gestreifft/ und durch einen tieffen und breiten Riß voneinander geschieden/ allwo sie schwartz von aussen/ und als mit einem Häutgen umbgeben sind/ darunter eben wol der weisse Stein ligt/ nicht anderst als an dem Kraut Roßschwantz genannt. Die Glieder oder articulen können leicht voneinander brechen / wornach deren Ende auch gestreiffet oder geribbet scheinen/ als ob sie schlechterdings auffeinander gesetzt wären. Die öberste Glieder/ welche nicht über einen Strohhalm dick sind / hangen so schlaff aneinander/ daß sie sehr leicht voneinander fallen/ wann man sie säubern will/ oder sonsten damit umbgehet/ und sind den Gelencken an einem Scorpions-Schwantz sehr gleich. An dem Stamm und den untersten Aesten sind diese Glieder länger/ die schwartze Außsprößling kleiner/ und an den alten schier auch außgewachsen/ doch können die Glieder noch voneinander brechen/ und behalten gemeiniglich inwendig umb das Hertz noch ein Restgen von dem schwartzen Häutgen. Sie wachsen auf Corallensteinen/ und sind unter dem Wasser mit einer dicken grauen Schale oder Krust umbgeben/ welche ribbelicht und sandicht ist/ auch leicht abgehet/ wann man sie eine Zeitlang in den Regen hänget. Die rechte Substantz ist durchgehends steinhart/ außwendig grau-weiß/ an den öbersten Zweigen recht weiß/ wie Marmelstein/ und die junge Sprößlein schwartz. An den dicksten Zweigen fallen etliche licht-grau/ etliche gelbicht/ wie faul Helffenbein/ welche besser sind/ wann man sie an den Enden schleiffet / mit einem kleinen weissen Hertzgen/ so inwendig ist/ worumb rund umb 2. Rollen gehen. An den öbersten Aestlein vergehen zuweilen die äussere Streiffen/ oder sind zum wenigsten nicht mehr so tieff. Das 2. und Fig. 4. Tab. VIII. abgerissene ist das Hippuris Pelagica oder weisse See-Calbahar, welches tieffer in der See/ auf 80. biß 90. Fäden tieff/ und ist deßwegen sein völliger Baum noch unbekandt: Auß den abgeworffenen Zweigen spüret man/ daß es meist von derselben façon seye/ höher von Stamm/ und dicker von Aesten/ wenig gestreifft/ und die Glieder hangen schier ohne schwartze Nebenschößlein aneinander/ welche man allein an den Stümpffen der kleinen Zweigen siehet. Die Substantz ist meistens steinhart/ aequal und massiv, von aussen mit dunckeln Streiffen/ auß dem Grauen ins Gelbe gemengt/ doch mehr gelb/ als faul Helffenbein. Wann es auf dem Strand eine Zeitlang hin und her geweltzet worden/ wird es so weiß und glatt/ wie Helffenbein. Man kan es auch in lange Glieder brechen/ welche an den Enden/ da sie gegeneinander gesessen haben/ gestreifft sind/ und wann man sie schleifft / ein weisses Hertz zeiget/ so dick als ein Besemreißgen. Von der ersten Sort kan man durch die Täucher gantze Bäumlein herauß bekommen/ wovon man allein die jenige zur rarität verwahret/ welche schöne Zweige haben/ und zuweilen 3. Schuh hoch sind. Sonsten aber bricht man all das feine Gut davon ab/ so doch auch von sich selbsten abfället/ und verwahret allein die dickste Zweigen zur Artzney. Von der zweyten Sorte kan man zuweilen zimliche Stücker oder Aestlein bekommen/ welche dann und wann mit einem Fischer-Hacken herauß gezogen werden/ wann solcher sich ungefähr anhänget / oder wann dieselbe Bäume durch Sturm/ Erdbeben oder andere Fälle in Stücker geschlagen/ und an das Ufer getrieben worden. Auf dem Ufer aber müssen sie nicht über 1. oder 2. Jahre ligen / indem sie durch das lange Umbweltzen wol schön glatt/ weiß und steinhart/ aber zugleich / nach der Einwohner dieser Insulen Meinung/ geschwächet werden/ indem sie viel von ihrer Krafft verlieren. Weßwegen dieselbige die jenige nur zur Medicin gebrauchen/ welche frisch auß der See gezogen worden/ oder nicht lang auf dem Ufer gelegen haben.

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/767>, abgerufen am 25.04.2024.