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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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welches ihm jährlich ein sehr grosses einträgt/ davon hat/ so doch gemeiniglich unter gewissen Gesetzen und Bedingungen verpachtet wird.

§. 2.

Was es aber mit dem Agstein vor ein Bewandnus habe und woher sein Ursprung zu führen sey? davon sind gar verschiedene Meynungen unter den Gelährten. Viele halten es vor ein Hartz oder Gummi/ welches auß den Fichten und Thannen in das Meer fliesse und von dessen Saltz-Wasser also coaguliret würde. Andere und zwar die meinste halten es vor ein Erd-Hartz oder Bitumen, welches in dem Baltischen Meer also erhärtete. Unterdessen können beyde wohl vereiniget warden / indem solches Erd-Hartz auch gemeiniglich an solchen Orten zu finden ist/ wo viel Fichten-Bäume stehen/ von welchen es gleichsam seine Nahrung haben kan. Dahero Boetius de Boot in seinem Buch von den Edelsteinen pag. 323. zweyja breyerley Bornstein setzet/ deren einer von den Baum-Säfften/ der ander von dem Erd-Hartz/ der dritte von Fettigkeit der Thiere (welche sich wohl immisciren) herrühren thäte; von welcher Strittigkeit Goebelius, Hartmannus und Wigandus (welche eigene Bücher de Succino geschrieben /) können nachgesehen warden.

§. 3.

Sonsten hat man insgemein zweyerley Species des Bornsteins in denen Officinen/ nehmlich den weissen und gelben Agstein/ davon beyderseits die Materialisten verschiedene Sorten führen / nehmlich in gantzen und feinen Stückern/ in feinen und mittelmäsigen Corallen/ in fragmentis, rasura, ad praeparandum, praeparatum, tostum und dergleichen. Ob aber der weisse/ oder der gelbe und durchsichtige mehr zu aestimiren sey? Fraget sich hinwiederumb? Insgemein halten sie den weissen vor besser: Allein ich halte es mit dem Ettmüller, welcher in seinen Anmerckungen über den Schroeder pag. 934. lehret/ daß die weisse Farbe dem Bornstein von Natur nicht zukomme/ sondern von dem Meersatz herrühre; wie dann Schroederus schon gezeiget hat/ daß man den gelben leicht weiß machen könne/ wann er in Saltz-Wasser gesotten würde; weßwegen in der Medicin, und sonsten der gelbe und durchsichtige dem weissen vorzuziehen wäre. Nur muß man zuschen/ daß er nicht verfälschet sey/ indem man solchen mit dem Gummi Arabico, Copal und Eyer-Gelb nachzumachen suchet: welcher Betrug daran zu erkennen ist/ daß der auffrichtige Bornstein in grossen Stücken komme und klein zerhackt Stroh/ wie der Magnet das Eissen/ ziehe / welches derjenige so auß Gummi nachgemacht ist/ nicht thut/ auch auß kleinen runden Stücken bestehet/ wie in Pomet Histoire des Drogues Part. 3. Lib. 3. c. 1[unleserliches Material]. p. 84. zu sehen ist.

§. 4.

Im übrigen wird der meiste Agstein in Oestreich/ Pohlen/ und nacher Venedig verhandelt / allwo er in grossem Werth gehalten wird/ absonderlich in der Lombardey/ längst dem Poo-Fluß / wo keine Weibs-Person seyn wird/ welche nicht ein/ oder mehr Reyhen/ grosse oder kleine Agstein-Körner umb den Halß trage/ weilen sie wegen des bösen Wassers den Flüssen und Kröpffen sehr unterworffen sind/ gegen welche sie den Agstein dienlich zu seyn erachten. Man machete auch andere Galanterien/ als Messerstiel/ Becher und dergleichen darvon/ welche nach der Grösse bezahlet werden; wie dann diejenige Stücker/ welche von Natur einige Figuren in sich haben/ vor kostbar und sehr rar gehalten werden/ auch deßwegen an höhern Preiß kommen / worvon Boetius de Boot lib. cit. pag. 333. zu lesenist. In der Artzney-Kunst hat das Succinum, wegen seines flüchtigen Saltzes/ und Balsamischen Oehls/ eine besondere Krafft/ die scharffe saltzichte Lympham zu zertheilen und zu besänfftigen/ und derowegen alle Flüsse und daher rührende Kranckheit zu curiren/ als da sind der gantze und halbe Schlag/ die Schlaff-Sucht / Schwindel/ Krampff und schwere Noth im Leibe/ gegen welche es nicht allein so roh/ in den eusserlichen Rauchwercken/ sondern auch innerlich dessen Praeparata, als die Pilulae de Succino Cratonis, das praeparirte Succinum, dessen säuerlichtes Sal volatile, Tinctur und Oehl sehr dienlich sind. So hat es auch eine anhaltende Krafft in gar zu vielem Harnen / Durchflüssen/ Blutspeyen und Saamen-Fluß/ gegen welche die so genandte Trochisci de Carabe sehr gut thun/ absonderlich weilen einige Natcotica darzu kommen. Kerckringius hat die Abortus damit überzogen und balsamiret/ daß man solche durch das durchscheinende Succinum schön sehen können.

§. 5.

Hier wollen wir auch des SUCCINI NIGRI oder FOSSILIS gedencken/ welches insgemein

GAGATES

Oder

Berg-Wachs

genennet wird/ und nichts anders/ als ein schwartz-gläntzendes und sehr hartes Erd-Hartz ist/ welches also auß der Erden gegraben und vor diesem umb einen Fluß dieses Nahmeng in Thracien gefunden worden/ daher es auch LAPIS THRACIUS geheissen. Heut zu Tag findet man es in Teutschland/ Schweden/ Irrland und Franckreich/ und halten es etliche vor eine Art Stein-Kohlen/ weilen viel hartzichtes darinnen/ daher es auch wie Pech brennet/ und einen dicken Rauch von sich giebet. Es muß schön schwartz und gläntzend/ auch hart seyn/ wann es gut ist. Die Armen gebrauchen sich dessen an statt des Agsteins. In der Artzney aber wird es sonderlich nicht gebraucht/ ob schon ein

welches ihm jährlich ein sehr grosses einträgt/ davon hat/ so doch gemeiniglich unter gewissen Gesetzen und Bedingungen verpachtet wird.

§. 2.

Was es aber mit dem Agstein vor ein Bewandnus habe und woher sein Ursprung zu führen sey? davon sind gar verschiedene Meynungen unter den Gelährten. Viele halten es vor ein Hartz oder Gummi/ welches auß den Fichten und Thannen in das Meer fliesse und von dessen Saltz-Wasser also coaguliret würde. Andere und zwar die meinste halten es vor ein Erd-Hartz oder Bitumen, welches in dem Baltischen Meer also erhärtete. Unterdessen können beyde wohl vereiniget warden / indem solches Erd-Hartz auch gemeiniglich an solchen Orten zu finden ist/ wo viel Fichten-Bäume stehen/ von welchen es gleichsam seine Nahrung haben kan. Dahero Boëtius de Boot in seinem Buch von den Edelsteinen pag. 323. zweyja breyerley Bornstein setzet/ deren einer von den Baum-Säfften/ der ander von dem Erd-Hartz/ der dritte von Fettigkeit der Thiere (welche sich wohl immisciren) herrühren thäte; von welcher Strittigkeit Goebelius, Hartmannus und Wigandus (welche eigene Bücher de Succino geschrieben /) können nachgesehen warden.

§. 3.

Sonsten hat man insgemein zweyerley Species des Bornsteins in denen Officinen/ nehmlich den weissen und gelben Agstein/ davon beyderseits die Materialisten verschiedene Sorten führen / nehmlich in gantzen und feinen Stückern/ in feinen und mittelmäsigen Corallen/ in fragmentis, rasura, ad praeparandum, praeparatum, tostum und dergleichen. Ob aber der weisse/ oder der gelbe und durchsichtige mehr zu aestimiren sey? Fraget sich hinwiederumb? Insgemein halten sie den weissen vor besser: Allein ich halte es mit dem Ettmüller, welcher in seinen Anmerckungen über den Schroeder pag. 934. lehret/ daß die weisse Farbe dem Bornstein von Natur nicht zukomme/ sondern von dem Meersatz herrühre; wie dann Schroederus schon gezeiget hat/ daß man den gelben leicht weiß machen könne/ wann er in Saltz-Wasser gesotten würde; weßwegen in der Medicin, und sonsten der gelbe und durchsichtige dem weissen vorzuziehen wäre. Nur muß man zuschen/ daß er nicht verfälschet sey/ indem man solchen mit dem Gummi Arabico, Copal und Eyer-Gelb nachzumachen suchet: welcher Betrug daran zu erkennen ist/ daß der auffrichtige Bornstein in grossen Stücken komme und klein zerhackt Stroh/ wie der Magnet das Eissen/ ziehe / welches derjenige so auß Gummi nachgemacht ist/ nicht thut/ auch auß kleinen runden Stücken bestehet/ wie in Pomet Histoire des Drogues Part. 3. Lib. 3. c. 1[unleserliches Material]. p. 84. zu sehen ist.

§. 4.

Im übrigen wird der meiste Agstein in Oestreich/ Pohlen/ und nacher Venedig verhandelt / allwo er in grossem Werth gehalten wird/ absonderlich in der Lombardey/ längst dem Poo-Fluß / wo keine Weibs-Person seyn wird/ welche nicht ein/ oder mehr Reyhen/ grosse oder kleine Agstein-Körner umb den Halß trage/ weilen sie wegen des bösen Wassers den Flüssen und Kröpffen sehr unterworffen sind/ gegen welche sie den Agstein dienlich zu seyn erachten. Man machete auch andere Galanterien/ als Messerstiel/ Becher und dergleichen darvon/ welche nach der Grösse bezahlet werden; wie dann diejenige Stücker/ welche von Natur einige Figuren in sich haben/ vor kostbar und sehr rar gehalten werden/ auch deßwegen an höhern Preiß kommen / worvon Boëtius de Boot lib. cit. pag. 333. zu lesenist. In der Artzney-Kunst hat das Succinum, wegen seines flüchtigen Saltzes/ und Balsamischen Oehls/ eine besondere Krafft/ die scharffe saltzichte Lympham zu zertheilen und zu besänfftigen/ und derowegen alle Flüsse und daher rührende Kranckheit zu curiren/ als da sind der gantze und halbe Schlag/ die Schlaff-Sucht / Schwindel/ Krampff und schwere Noth im Leibe/ gegen welche es nicht allein so roh/ in den eusserlichen Rauchwercken/ sondern auch innerlich dessen Praeparata, als die Pilulae de Succino Cratonis, das praeparirte Succinum, dessen säuerlichtes Sal volatile, Tinctur und Oehl sehr dienlich sind. So hat es auch eine anhaltende Krafft in gar zu vielem Harnen / Durchflüssen/ Blutspeyen und Saamen-Fluß/ gegen welche die so genandte Trochisci de Carabe sehr gut thun/ absonderlich weilen einige Natcotica darzu kommen. Kerckringius hat die Abortus damit überzogen und balsamiret/ daß man solche durch das durchscheinende Succinum schön sehen können.

§. 5.

Hier wollen wir auch des SUCCINI NIGRI oder FOSSILIS gedencken/ welches insgemein

GAGATES

Oder

Berg-Wachs

genennet wird/ und nichts anders/ als ein schwartz-gläntzendes und sehr hartes Erd-Hartz ist/ welches also auß der Erden gegraben und vor diesem umb einen Fluß dieses Nahmeng in Thracien gefunden worden/ daher es auch LAPIS THRACIUS geheissen. Heut zu Tag findet man es in Teutschland/ Schweden/ Irrland und Franckreich/ und halten es etliche vor eine Art Stein-Kohlen/ weilen viel hartzichtes darinnen/ daher es auch wie Pech brennet/ und einen dicken Rauch von sich giebet. Es muß schön schwartz und gläntzend/ auch hart seyn/ wann es gut ist. Die Armen gebrauchen sich dessen an statt des Agsteins. In der Artzney aber wird es sonderlich nicht gebraucht/ ob schon ein

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[35/0079] welches ihm jährlich ein sehr grosses einträgt/ davon hat/ so doch gemeiniglich unter gewissen Gesetzen und Bedingungen verpachtet wird. §. 2. Was es aber mit dem Agstein vor ein Bewandnus habe und woher sein Ursprung zu führen sey? davon sind gar verschiedene Meynungen unter den Gelährten. Viele halten es vor ein Hartz oder Gummi/ welches auß den Fichten und Thannen in das Meer fliesse und von dessen Saltz-Wasser also coaguliret würde. Andere und zwar die meinste halten es vor ein Erd-Hartz oder Bitumen, welches in dem Baltischen Meer also erhärtete. Unterdessen können beyde wohl vereiniget warden / indem solches Erd-Hartz auch gemeiniglich an solchen Orten zu finden ist/ wo viel Fichten-Bäume stehen/ von welchen es gleichsam seine Nahrung haben kan. Dahero Boëtius de Boot in seinem Buch von den Edelsteinen pag. 323. zweyja breyerley Bornstein setzet/ deren einer von den Baum-Säfften/ der ander von dem Erd-Hartz/ der dritte von Fettigkeit der Thiere (welche sich wohl immisciren) herrühren thäte; von welcher Strittigkeit Goebelius, Hartmannus und Wigandus (welche eigene Bücher de Succino geschrieben /) können nachgesehen warden. §. 3. Sonsten hat man insgemein zweyerley Species des Bornsteins in denen Officinen/ nehmlich den weissen und gelben Agstein/ davon beyderseits die Materialisten verschiedene Sorten führen / nehmlich in gantzen und feinen Stückern/ in feinen und mittelmäsigen Corallen/ in fragmentis, rasura, ad praeparandum, praeparatum, tostum und dergleichen. Ob aber der weisse/ oder der gelbe und durchsichtige mehr zu aestimiren sey? Fraget sich hinwiederumb? Insgemein halten sie den weissen vor besser: Allein ich halte es mit dem Ettmüller, welcher in seinen Anmerckungen über den Schroeder pag. 934. lehret/ daß die weisse Farbe dem Bornstein von Natur nicht zukomme/ sondern von dem Meersatz herrühre; wie dann Schroederus schon gezeiget hat/ daß man den gelben leicht weiß machen könne/ wann er in Saltz-Wasser gesotten würde; weßwegen in der Medicin, und sonsten der gelbe und durchsichtige dem weissen vorzuziehen wäre. Nur muß man zuschen/ daß er nicht verfälschet sey/ indem man solchen mit dem Gummi Arabico, Copal und Eyer-Gelb nachzumachen suchet: welcher Betrug daran zu erkennen ist/ daß der auffrichtige Bornstein in grossen Stücken komme und klein zerhackt Stroh/ wie der Magnet das Eissen/ ziehe / welches derjenige so auß Gummi nachgemacht ist/ nicht thut/ auch auß kleinen runden Stücken bestehet/ wie in Pomet Histoire des Drogues Part. 3. Lib. 3. c. 1_ . p. 84. zu sehen ist. §. 4. Im übrigen wird der meiste Agstein in Oestreich/ Pohlen/ und nacher Venedig verhandelt / allwo er in grossem Werth gehalten wird/ absonderlich in der Lombardey/ längst dem Poo-Fluß / wo keine Weibs-Person seyn wird/ welche nicht ein/ oder mehr Reyhen/ grosse oder kleine Agstein-Körner umb den Halß trage/ weilen sie wegen des bösen Wassers den Flüssen und Kröpffen sehr unterworffen sind/ gegen welche sie den Agstein dienlich zu seyn erachten. Man machete auch andere Galanterien/ als Messerstiel/ Becher und dergleichen darvon/ welche nach der Grösse bezahlet werden; wie dann diejenige Stücker/ welche von Natur einige Figuren in sich haben/ vor kostbar und sehr rar gehalten werden/ auch deßwegen an höhern Preiß kommen / worvon Boëtius de Boot lib. cit. pag. 333. zu lesenist. In der Artzney-Kunst hat das Succinum, wegen seines flüchtigen Saltzes/ und Balsamischen Oehls/ eine besondere Krafft/ die scharffe saltzichte Lympham zu zertheilen und zu besänfftigen/ und derowegen alle Flüsse und daher rührende Kranckheit zu curiren/ als da sind der gantze und halbe Schlag/ die Schlaff-Sucht / Schwindel/ Krampff und schwere Noth im Leibe/ gegen welche es nicht allein so roh/ in den eusserlichen Rauchwercken/ sondern auch innerlich dessen Praeparata, als die Pilulae de Succino Cratonis, das praeparirte Succinum, dessen säuerlichtes Sal volatile, Tinctur und Oehl sehr dienlich sind. So hat es auch eine anhaltende Krafft in gar zu vielem Harnen / Durchflüssen/ Blutspeyen und Saamen-Fluß/ gegen welche die so genandte Trochisci de Carabe sehr gut thun/ absonderlich weilen einige Natcotica darzu kommen. Kerckringius hat die Abortus damit überzogen und balsamiret/ daß man solche durch das durchscheinende Succinum schön sehen können. §. 5. Hier wollen wir auch des SUCCINI NIGRI oder FOSSILIS gedencken/ welches insgemein GAGATES Oder Berg-Wachs genennet wird/ und nichts anders/ als ein schwartz-gläntzendes und sehr hartes Erd-Hartz ist/ welches also auß der Erden gegraben und vor diesem umb einen Fluß dieses Nahmeng in Thracien gefunden worden/ daher es auch LAPIS THRACIUS geheissen. Heut zu Tag findet man es in Teutschland/ Schweden/ Irrland und Franckreich/ und halten es etliche vor eine Art Stein-Kohlen/ weilen viel hartzichtes darinnen/ daher es auch wie Pech brennet/ und einen dicken Rauch von sich giebet. Es muß schön schwartz und gläntzend/ auch hart seyn/ wann es gut ist. Die Armen gebrauchen sich dessen an statt des Agsteins. In der Artzney aber wird es sonderlich nicht gebraucht/ ob schon ein

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/79>, abgerufen am 25.04.2024.