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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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Das XIV. Capitel
Von der SAFFRA, blauen Stärcken/ MAGNESEIN und PERIGUEUR.

[Abbildung]

§. 1.

DIe SAFFRA, ZAFFERA oder (wie es die Berg-Leut heissen) Zofloer, ist ein blauichter mineralischer Stein/ womit dem Glas und so genandten gemeinen Porcellein die blaue Farb gegeben wird; deßwegen ihn die Holländer sehr auffsuchen/ welche ihn alsdann weiter in Franckreich/ Engeland und anderstwo verschicken und verhandeln: wird von dem Sapphiro, einem blaulichten Edelstein/ (wegen Gleichheit der Färb) also geheissen.

§. 2.

Was nun diese Saffra für ein Stein sey/ und woher sie komme? verlangen die Außländer mit grosser Sorgfalt zu wissen/ wie auß Anthonij Neri, eines Italiäners/ Glasmacher-Kunst und dabey gesetzten Anmerckungen D. Merreti, des gelährten Engeländers/ pag. 265. zu sehen ist / allwo auch des Cardani, Caesalpini, Aldrovandi und Ferd. Imperati Meynungen erzehlet werden / welche doch alle die Sache nicht getroffen. Vielweniger ist dem Frantzöischen Materialisten M. Pomet hier Beyfall zu geben/ welcher die Saffra vor ein Ost-Indisches Ertz/ so über Surato käme/ gehalten/ wie auß dessen dritten Theil/ im zweyten Buch pag. 65. zu sehen ist. Am wenigsten aber trifft es Sam. Dale, welcher in seiner Mineralogia pag. 70. die Zaffery vor sublimirte Flores hält. Diesen allen nun auß dem Traume zu helffen/ hat sich Kunckelius, einerfahrner Teutscher Laborant, in seiner vollakommenen Glasmacher-Kunst pag. 57. nicht verdriessen lassen diese Sache/ gründlich und deutlich also zit beschreiben: Es wird ein Ertz-Stein zu Schneeberg in Meissen von denen Berg-Leuten auß der Erden gebracht/ den sie Cobolt nennen/ weilen solcher gantz kein gut Metall gibt/ ohne daß manchmahl der Centner ein Loth/ mehrentheils aber gar nichts hält. Dieser Cobolt wird anfänglich in einen darzu behörigen Ofen (dessen Abriß im Anfang dieses Cap. Lit. B. zu sehen) geworffen/ welcher einem Back-Ofen gleich und also auffgesetzet ist/ daß das Holtz oder Flammen-Feuer/ so an der Seiten lieget/ über dem Cobolt zusammen schlagen könne. So bald nun solcher anfänget zu giüen / so raucht ein weisser Rauch Lit. A. davon/ welcher in einem darbey gebauten höltzernen Gebäu / in welchem er sich allenthalben anhänget/ auffgefangen und ferner zum Arsenico zubereitet wird/ wie andersiwo gezeiget worden: der zurückgebliebene /

Das XIV. Capitel
Von der SAFFRA, blauen Stärcken/ MAGNESEIN und PERIGUEUR.

[Abbildung]

§. 1.

DIe SAFFRA, ZAFFERA oder (wie es die Berg-Leut heissen) Zofloer, ist ein blauichter mineralischer Stein/ womit dem Glas und so genandten gemeinen Porcellein die blaue Farb gegeben wird; deßwegen ihn die Holländer sehr auffsuchen/ welche ihn alsdann weiter in Franckreich/ Engeland und anderstwo verschicken und verhandeln: wird von dem Sapphiro, einem blaulichten Edelstein/ (wegen Gleichheit der Färb) also geheissen.

§. 2.

Was nun diese Saffra für ein Stein sey/ und woher sie komme? verlangen die Außländer mit grosser Sorgfalt zu wissen/ wie auß Anthonij Neri, eines Italiäners/ Glasmacher-Kunst und dabey gesetzten Anmerckungen D. Merreti, des gelährten Engeländers/ pag. 265. zu sehen ist / allwo auch des Cardani, Caesalpini, Aldrovandi und Ferd. Imperati Meynungen erzehlet werden / welche doch alle die Sache nicht getroffen. Vielweniger ist dem Frantzöischen Materialisten M. Pomet hier Beyfall zu geben/ welcher die Saffra vor ein Ost-Indisches Ertz/ so über Surato käme/ gehalten/ wie auß dessen dritten Theil/ im zweyten Buch pag. 65. zu sehen ist. Am wenigsten aber trifft es Sam. Dale, welcher in seiner Mineralogia pag. 70. die Zaffery vor sublimirte Flores hält. Diesen allen nun auß dem Traume zu helffen/ hat sich Kunckelius, einerfahrner Teutscher Laborant, in seiner vollakommenen Glasmacher-Kunst pag. 57. nicht verdriessen lassen diese Sache/ gründlich und deutlich also zit beschreiben: Es wird ein Ertz-Stein zu Schneeberg in Meissen von denen Berg-Leuten auß der Erden gebracht/ den sie Cobolt nennen/ weilen solcher gantz kein gut Metall gibt/ ohne daß manchmahl der Centner ein Loth/ mehrentheils aber gar nichts hält. Dieser Cobolt wird anfänglich in einen darzu behörigen Ofen (dessen Abriß im Anfang dieses Cap. Lit. B. zu sehen) geworffen/ welcher einem Back-Ofen gleich und also auffgesetzet ist/ daß das Holtz oder Flammen-Feuer/ so an der Seiten lieget/ über dem Cobolt zusammen schlagen könne. So bald nun solcher anfänget zu giüen / so raucht ein weisser Rauch Lit. A. davon/ welcher in einem darbey gebauten höltzernen Gebäu / in welchem er sich allenthalben anhänget/ auffgefangen und ferner zum Arsenico zubereitet wird/ wie andersiwo gezeiget worden: der zurückgebliebene /

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[39/0083] Das XIV. Capitel Von der SAFFRA, blauen Stärcken/ MAGNESEIN und PERIGUEUR. [Abbildung] §. 1. DIe SAFFRA, ZAFFERA oder (wie es die Berg-Leut heissen) Zofloer, ist ein blauichter mineralischer Stein/ womit dem Glas und so genandten gemeinen Porcellein die blaue Farb gegeben wird; deßwegen ihn die Holländer sehr auffsuchen/ welche ihn alsdann weiter in Franckreich/ Engeland und anderstwo verschicken und verhandeln: wird von dem Sapphiro, einem blaulichten Edelstein/ (wegen Gleichheit der Färb) also geheissen. §. 2. Was nun diese Saffra für ein Stein sey/ und woher sie komme? verlangen die Außländer mit grosser Sorgfalt zu wissen/ wie auß Anthonij Neri, eines Italiäners/ Glasmacher-Kunst und dabey gesetzten Anmerckungen D. Merreti, des gelährten Engeländers/ pag. 265. zu sehen ist / allwo auch des Cardani, Caesalpini, Aldrovandi und Ferd. Imperati Meynungen erzehlet werden / welche doch alle die Sache nicht getroffen. Vielweniger ist dem Frantzöischen Materialisten M. Pomet hier Beyfall zu geben/ welcher die Saffra vor ein Ost-Indisches Ertz/ so über Surato käme/ gehalten/ wie auß dessen dritten Theil/ im zweyten Buch pag. 65. zu sehen ist. Am wenigsten aber trifft es Sam. Dale, welcher in seiner Mineralogia pag. 70. die Zaffery vor sublimirte Flores hält. Diesen allen nun auß dem Traume zu helffen/ hat sich Kunckelius, einerfahrner Teutscher Laborant, in seiner vollakommenen Glasmacher-Kunst pag. 57. nicht verdriessen lassen diese Sache/ gründlich und deutlich also zit beschreiben: Es wird ein Ertz-Stein zu Schneeberg in Meissen von denen Berg-Leuten auß der Erden gebracht/ den sie Cobolt nennen/ weilen solcher gantz kein gut Metall gibt/ ohne daß manchmahl der Centner ein Loth/ mehrentheils aber gar nichts hält. Dieser Cobolt wird anfänglich in einen darzu behörigen Ofen (dessen Abriß im Anfang dieses Cap. Lit. B. zu sehen) geworffen/ welcher einem Back-Ofen gleich und also auffgesetzet ist/ daß das Holtz oder Flammen-Feuer/ so an der Seiten lieget/ über dem Cobolt zusammen schlagen könne. So bald nun solcher anfänget zu giüen / so raucht ein weisser Rauch Lit. A. davon/ welcher in einem darbey gebauten höltzernen Gebäu / in welchem er sich allenthalben anhänget/ auffgefangen und ferner zum Arsenico zubereitet wird/ wie andersiwo gezeiget worden: der zurückgebliebene /

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/83>, abgerufen am 19.04.2024.