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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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men meistens auß Ost- und West-Indien/ wie auch Böhmen und andern Ländern/ unter welchen die erste immer besser und theurer sind; wie von deren Erkäntnüs und Werth Boetius de Boot. (welcher dieser Materie wegen vor diesem alle Kayserliche und Königliche Höfe und Schätze durchkrochen hat) in seinem Tr. de Gemm. wie auch Kunckelius in einem Send-Brieff von der Art / Unterschied und Güte der Edel-Gesteinen/ würdig zu lesen sind. Wie aber die Orientalische rohe Edel-Gesteine gegraben und verkauffet werden/ ist im Anhang dieses unsers Buchs/ nach den Ost-Indischen Sendschreiben zu sinden.

§. 2.

Sie werden füglich in die recht - austrichtige und falsche getheilet/ darvon die letztere entweder von Natur so wachsen/ als die so genandte Flüsse oder FLUORES METALLICI, welche in denen Berg-Wercken gefunden werden/ wie sie oben in der Figur abgebildet sind/ und von den rechten (welchen sie sonsten an Durchsichtichkeit und Farbe offters so gleich sind/ daß auch die Verständigste sich daran versehen können) darinnen leicht zu erkennen sind/ daß sie im Feuer fliessen. Oder sie werden von der Kunst auß dem Crystall und Glas nachgemachet/ worvon der obenangeführte Kunckel vor andern deutlich handelt.

§. 3.

Von dem Nutzen und Gebrauch der wahren Edel-Gesteinen in der Artzney machet vor anderen Helmontius in seinem Tr. In verbis herbis &amp;amp; lapidibus magnalatet vis, ein grosses Wesen; allein/ wann man es bey dem Liecht ans[unleserliches Material]ehet/ so kombt das meinste auff einen blossen Aberglauben an/ wie nicht allein D. Amman in seinen, Büchlein de Mat. Med. sondern auch der junge Herr Spener, weyland Profess. zu Halle/ in seiner Gradual-Disputation, de Usibus Gemmarum Superstitiosis offentlich gezeiget haben. Unterdessen will die Welt betrogen seyn / welche fast keine Artzney vor kräfftig hält/ sie werde dann mit Gold und Edel - Gesteinen beglissen/ obwohlen sie offters an deren statt nur Krebs-Augen und garstige Muscheln schlucken müssen/ ohnerachtet nur die kleineste Steinlein und Fragmenata zur Artzney genommen werden / indem die super-feine zu den Jubelen kommen.

§. 4.

Ob schon aber nur die so genandte V. Lapides pretiosi, als Granaten, Hyacinthen, Sapphir, Carneol und Schmaragd in den Apothecken meistens gebräuchlich sind; so hat man doch vor gut befunden/ der übrigen auch mit wenigem zu gedencken/ worunter der Diamant/ Demant oder

ADAMAS

der härteste/ schwereste und helleste Stein ist/ dessen überauß-grosser Preiß/ theils bey obbemeldtem Boetio zu sehen/ theils auch darauß abzunehmen ist/ was in verwichenem 1697 Jahr / den 16. Febr. auß Venedig in den ordentlichen Zeitungen mit diesen Worten geschrieben wurde: Der Diamant/ welchen ein Armenianer hier vor 36000. Ducaten verkaufft/ ist von hiesigen Künstlern geschliffen und fast so breit/ als ein halber Thaler: Und weilen dergleichen an allen Höfen in Europa nicht zu finden/ als wird diser Monarch der Diamanten (so 80. Karat wigt) auf 200000. Ducaten werth gehalten. Doch ist dieses nur von den recht Orientalischen zu verstehen. In Böhmen findet man auch viele/ aber schlechtere Demanten und andere Edel - Steine/ weßwegen die Italiäner/ Frantzosen/ und die Juden dahin reisen und sie auff suchen/ wo die Küh-Hirten offters einen Stein nach den Kühen werffen/ welcher mehr werth als die Kuh selbsten/ wie Balbinus in seiner Böhmischen Hist. lib. I. c. 29. schreibet. Ober aber in der Atzney-Kunst einigen Nutzen habe/ wird von den Medicis noch disputiret. Einige halten ihn vor schädlich/ wo nicht gifftig/ weilen er die Därme verwunde und die rothe Ruhr verursache/ wann er innerlich genossen werde/ wie Sennertus in Paralip. pag. 130. meldet. Andere hergegen/ als Wormius in Mus. pag. 130. hält den pulverisirten Demant vor ein Medicament gegen solche Kranckheit. Ettmüllerus thut endlich den Außpruch also/ das er den recht sauber und rein gestossenen Demant vor dienlich/ den gröblich gestossenen aber vor schädlich hält/ wie in dessen Comment. ad Schroed. p. 787. zu sehen ist. Man kan aber dessen wohl entbehren/ indem die Krebs-Augen eben das/ oder ein noch mehrers praestiren/ als der Demant. Unterdessen erhellet darauß/ daß es falsch sey/ daß der Demant nicht zerschlagen oder zerstossen/ sondern nur in Bocks-Blut erweichet werden könne.

§. 5.

Nechst diesem machet man von dem so genandten Carfunckel - Stein oder

CARBUNCULO.

welcher des Nachts leuchten und röthlichte Strahlen werffen soll/ viel Werckes: allein niemand will biß daher einen dergleichen Stein/ so des Nachts strahlt/ gesehen haben/ wie Boetius de Boot. l. c. wohl und auffrichtig angemercket; weßwegen einige entweder den Rubin oder die Granaten/ andere aber alle röthlich-strahlende Edelgestein also nennen. Er wird sonsten zu den Pestilentz-Blattern/ welche auch Carbunculi heissen/ gerühmet/ umb welche er zu reiben wäre.

§. 6.

Folget also der Rubin oder

RUBINUS,

welches ein durchsichtiger Stein/ von einer reinen Scharlach oder Carmesin-Farb/ und je feuriger/ je besser er ist. Wann er aber eine Gelbe an sich hat/ so wird er von einen Granat oder

men meistens auß Ost- und West-Indien/ wie auch Böhmen und andern Ländern/ unter welchen die erste immer besser und theurer sind; wie von deren Erkäntnüs und Werth Boëtius de Boot. (welcher dieser Materie wegen vor diesem alle Kayserliche und Königliche Höfe und Schätze durchkrochen hat) in seinem Tr. de Gemm. wie auch Kunckelius in einem Send-Brieff von der Art / Unterschied und Güte der Edel-Gesteinen/ würdig zu lesen sind. Wie aber die Orientalische rohe Edel-Gesteine gegraben und verkauffet werden/ ist im Anhang dieses unsers Buchs/ nach den Ost-Indischen Sendschreiben zu sinden.

§. 2.

Sie werden füglich in die recht - austrichtige und falsche getheilet/ darvon die letztere entweder von Natur so wachsen/ als die so genandte Flüsse oder FLUORES METALLICI, welche in denen Berg-Wercken gefunden werden/ wie sie oben in der Figur abgebildet sind/ und von den rechten (welchen sie sonsten an Durchsichtichkeit und Farbe offters so gleich sind/ daß auch die Verständigste sich daran versehen können) darinnen leicht zu erkennen sind/ daß sie im Feuer fliessen. Oder sie werden von der Kunst auß dem Crystall und Glas nachgemachet/ worvon der obenangeführte Kunckel vor andern deutlich handelt.

§. 3.

Von dem Nutzen und Gebrauch der wahren Edel-Gesteinen in der Artzney machet vor anderen Helmontius in seinem Tr. In verbis herbis &amp;amp; lapidibus magnalatet vis, ein grosses Wesen; allein/ wann man es bey dem Liecht ans[unleserliches Material]ehet/ so kombt das meinste auff einen blossen Aberglauben an/ wie nicht allein D. Amman in seinen, Büchlein de Mat. Med. sondern auch der junge Herr Spener, weyland Profess. zu Halle/ in seiner Gradual-Disputation, de Usibus Gemmarum Superstitiosis offentlich gezeiget haben. Unterdessen will die Welt betrogen seyn / welche fast keine Artzney vor kräfftig hält/ sie werde dann mit Gold und Edel - Gesteinen beglissen/ obwohlen sie offters an deren statt nur Krebs-Augen und garstige Muscheln schlucken müssen/ ohnerachtet nur die kleineste Steinlein und Fragmenata zur Artzney genommen werden / indem die super-feine zu den Jubelen kommen.

§. 4.

Ob schon aber nur die so genandte V. Lapides pretiosi, als Granaten, Hyacinthen, Sapphir, Carneol und Schmaragd in den Apothecken meistens gebräuchlich sind; so hat man doch vor gut befunden/ der übrigen auch mit wenigem zu gedencken/ worunter der Diamant/ Demant oder

ADAMAS

der härteste/ schwereste und helleste Stein ist/ dessen überauß-grosser Preiß/ theils bey obbemeldtem Boëtio zu sehen/ theils auch darauß abzunehmen ist/ was in verwichenem 1697 Jahr / den 16. Febr. auß Venedig in den ordentlichen Zeitungen mit diesen Worten geschrieben wurde: Der Diamant/ welchen ein Armenianer hier vor 36000. Ducaten verkaufft/ ist von hiesigen Künstlern geschliffen und fast so breit/ als ein halber Thaler: Und weilen dergleichen an allen Höfen in Europa nicht zu findẽ/ als wird diser Monarch der Diamanten (so 80. Karat wigt) auf 200000. Ducaten werth gehalten. Doch ist dieses nur von den recht Orientalischen zu verstehen. In Böhmen findet man auch viele/ aber schlechtere Demanten und andere Edel - Steine/ weßwegen die Italiäner/ Frantzosen/ und die Juden dahin reisen und sie auff suchen/ wo die Küh-Hirten offters einen Stein nach den Kühen werffen/ welcher mehr werth als die Kuh selbsten/ wie Balbinus in seiner Böhmischen Hist. lib. I. c. 29. schreibet. Ober aber in der Atzney-Kunst einigen Nutzen habe/ wird von den Medicis noch disputiret. Einige halten ihn vor schädlich/ wo nicht gifftig/ weilen er die Därme verwunde und die rothe Ruhr verursache/ wann er innerlich genossen werde/ wie Sennertus in Paralip. pag. 130. meldet. Andere hergegen/ als Wormius in Mus. pag. 130. hält den pulverisirten Demant vor ein Medicament gegen solche Kranckheit. Ettmüllerus thut endlich den Außpruch also/ das er den recht sauber und rein gestossenen Demant vor dienlich/ den gröblich gestossenen aber vor schädlich hält/ wie in dessen Comment. ad Schroed. p. 787. zu sehen ist. Man kan aber dessen wohl entbehren/ indem die Krebs-Augen eben das/ oder ein noch mehrers praestiren/ als der Demant. Unterdessen erhellet darauß/ daß es falsch sey/ daß der Demant nicht zerschlagen oder zerstossen/ sondern nur in Bocks-Blut erweichet werden könne.

§. 5.

Nechst diesem machet man von dem so genandten Carfunckel - Stein oder

CARBUNCULO.

welcher des Nachts leuchten und röthlichte Strahlen werffen soll/ viel Werckes: allein niemand will biß daher einen dergleichen Stein/ so des Nachts strahlt/ gesehen haben/ wie Boëtius de Boot. l. c. wohl und auffrichtig angemercket; weßwegen einige entweder den Rubin oder die Granaten/ andere aber alle röthlich-strahlende Edelgestein also nennen. Er wird sonsten zu den Pestilentz-Blattern/ welche auch Carbunculi heissen/ gerühmet/ umb welche er zu reiben wäre.

§. 6.

Folget also der Rubin oder

RUBINUS,

welches ein durchsichtiger Stein/ von einer reinen Scharlach oder Carmesin-Farb/ und je feuriger/ je besser er ist. Wann er aber eine Gelbe an sich hat/ so wird er von einen Granat oder

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[42/0086] men meistens auß Ost- und West-Indien/ wie auch Böhmen und andern Ländern/ unter welchen die erste immer besser und theurer sind; wie von deren Erkäntnüs und Werth Boëtius de Boot. (welcher dieser Materie wegen vor diesem alle Kayserliche und Königliche Höfe und Schätze durchkrochen hat) in seinem Tr. de Gemm. wie auch Kunckelius in einem Send-Brieff von der Art / Unterschied und Güte der Edel-Gesteinen/ würdig zu lesen sind. Wie aber die Orientalische rohe Edel-Gesteine gegraben und verkauffet werden/ ist im Anhang dieses unsers Buchs/ nach den Ost-Indischen Sendschreiben zu sinden. §. 2. Sie werden füglich in die recht - austrichtige und falsche getheilet/ darvon die letztere entweder von Natur so wachsen/ als die so genandte Flüsse oder FLUORES METALLICI, welche in denen Berg-Wercken gefunden werden/ wie sie oben in der Figur abgebildet sind/ und von den rechten (welchen sie sonsten an Durchsichtichkeit und Farbe offters so gleich sind/ daß auch die Verständigste sich daran versehen können) darinnen leicht zu erkennen sind/ daß sie im Feuer fliessen. Oder sie werden von der Kunst auß dem Crystall und Glas nachgemachet/ worvon der obenangeführte Kunckel vor andern deutlich handelt. §. 3. Von dem Nutzen und Gebrauch der wahren Edel-Gesteinen in der Artzney machet vor anderen Helmontius in seinem Tr. In verbis herbis &amp;amp; lapidibus magnalatet vis, ein grosses Wesen; allein/ wann man es bey dem Liecht ans_ ehet/ so kombt das meinste auff einen blossen Aberglauben an/ wie nicht allein D. Amman in seinen, Büchlein de Mat. Med. sondern auch der junge Herr Spener, weyland Profess. zu Halle/ in seiner Gradual-Disputation, de Usibus Gemmarum Superstitiosis offentlich gezeiget haben. Unterdessen will die Welt betrogen seyn / welche fast keine Artzney vor kräfftig hält/ sie werde dann mit Gold und Edel - Gesteinen beglissen/ obwohlen sie offters an deren statt nur Krebs-Augen und garstige Muscheln schlucken müssen/ ohnerachtet nur die kleineste Steinlein und Fragmenata zur Artzney genommen werden / indem die super-feine zu den Jubelen kommen. §. 4. Ob schon aber nur die so genandte V. Lapides pretiosi, als Granaten, Hyacinthen, Sapphir, Carneol und Schmaragd in den Apothecken meistens gebräuchlich sind; so hat man doch vor gut befunden/ der übrigen auch mit wenigem zu gedencken/ worunter der Diamant/ Demant oder ADAMAS der härteste/ schwereste und helleste Stein ist/ dessen überauß-grosser Preiß/ theils bey obbemeldtem Boëtio zu sehen/ theils auch darauß abzunehmen ist/ was in verwichenem 1697 Jahr / den 16. Febr. auß Venedig in den ordentlichen Zeitungen mit diesen Worten geschrieben wurde: Der Diamant/ welchen ein Armenianer hier vor 36000. Ducaten verkaufft/ ist von hiesigen Künstlern geschliffen und fast so breit/ als ein halber Thaler: Und weilen dergleichen an allen Höfen in Europa nicht zu findẽ/ als wird diser Monarch der Diamanten (so 80. Karat wigt) auf 200000. Ducaten werth gehalten. Doch ist dieses nur von den recht Orientalischen zu verstehen. In Böhmen findet man auch viele/ aber schlechtere Demanten und andere Edel - Steine/ weßwegen die Italiäner/ Frantzosen/ und die Juden dahin reisen und sie auff suchen/ wo die Küh-Hirten offters einen Stein nach den Kühen werffen/ welcher mehr werth als die Kuh selbsten/ wie Balbinus in seiner Böhmischen Hist. lib. I. c. 29. schreibet. Ober aber in der Atzney-Kunst einigen Nutzen habe/ wird von den Medicis noch disputiret. Einige halten ihn vor schädlich/ wo nicht gifftig/ weilen er die Därme verwunde und die rothe Ruhr verursache/ wann er innerlich genossen werde/ wie Sennertus in Paralip. pag. 130. meldet. Andere hergegen/ als Wormius in Mus. pag. 130. hält den pulverisirten Demant vor ein Medicament gegen solche Kranckheit. Ettmüllerus thut endlich den Außpruch also/ das er den recht sauber und rein gestossenen Demant vor dienlich/ den gröblich gestossenen aber vor schädlich hält/ wie in dessen Comment. ad Schroed. p. 787. zu sehen ist. Man kan aber dessen wohl entbehren/ indem die Krebs-Augen eben das/ oder ein noch mehrers praestiren/ als der Demant. Unterdessen erhellet darauß/ daß es falsch sey/ daß der Demant nicht zerschlagen oder zerstossen/ sondern nur in Bocks-Blut erweichet werden könne. §. 5. Nechst diesem machet man von dem so genandten Carfunckel - Stein oder CARBUNCULO. welcher des Nachts leuchten und röthlichte Strahlen werffen soll/ viel Werckes: allein niemand will biß daher einen dergleichen Stein/ so des Nachts strahlt/ gesehen haben/ wie Boëtius de Boot. l. c. wohl und auffrichtig angemercket; weßwegen einige entweder den Rubin oder die Granaten/ andere aber alle röthlich-strahlende Edelgestein also nennen. Er wird sonsten zu den Pestilentz-Blattern/ welche auch Carbunculi heissen/ gerühmet/ umb welche er zu reiben wäre. §. 6. Folget also der Rubin oder RUBINUS, welches ein durchsichtiger Stein/ von einer reinen Scharlach oder Carmesin-Farb/ und je feuriger/ je besser er ist. Wann er aber eine Gelbe an sich hat/ so wird er von einen Granat oder

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/86>, abgerufen am 28.03.2024.