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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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erdichtet und fabulos gehalten. Ein Gelährter/ Fortius Ringelbergius, schreibet in seinen Experim. pag. 609. daß man dem Magneten die verlohrne Kräfften wieder bringen könne/ wann man denselben in das Blut eines Widders lege/ welches zu probiren stünde. Dieses ist gewiß/ daß zu Vermehrung derselben sehr dienlich sey/ wann man dem gefasten Magneten täglich sein Gewicht mit einem kleinen Zusatz vergrössert.

§. 4.

Der Nutzen und Gebrauch des Magnetsteins ist unbeschreiblich groß/ wann man nur den gemeinen und Schiff-Compas ansiehet/ welcher gleichsam die Seele aller Seefahrt/ und ein Band der ober- und unter-irrdischen Welt ist. Was die Kunst-Erfahrne und curiose Naturkündiger vor Wunder- und Erstaunungswürdige Experimenten damit anstellen können/ ist in des Welt-berühmten P. Kirchers Tr. de Magnete und dessen Nachfolgers P. Schotti Schrifften zu sehen; auß welchen ein gelährter Franzos in einem absonderlichen Buch/ genandt Traeite de l' Aiman vieles in schönen Kupffern unter Augen geleget hat. In der Artzney-Kunst hat er/ wie der Blut-Stein / eine anhaltende und außtruckende Krafft/ wird aber nur äusserlich gebrauchet/ indem er innerlich von einigen gefährlich und gifftig gehalten wird/ wie Wormius in Mus. pag. 63. zeiget. Daß aber viele Doctores und Barbierer denselben zu Pulver stossen und unter ihre so genandte Magnetische Pflaster/ wodurch sie eiserne Spitzen/ verschluckte Messer und der gleichen auß dem Leibe ziehen wollen/ mischen/ ist ein grober Irrthumb/ indem der Magnet kein Eisen ziehet/ wann er zerstossen oder mit Wachs vergleistert wird. Solte derowegen etwas bey den beruffenen Messer-Schluckern außgerichtet worden seyn/ muß es mit dem gantzen Magnet geschehen seyn. Der Aberglauben/ welche mit dem weissen Magnet (so gemeiniglich falsch ist) getrieben werden/ mag nicht gedencken/ Vid. Wormius l. c.

§. 5.

Mit diesem biß daher betrachteten Magneten hat der Blut-Stein oder

LAPIS HAEMATITES

eine grosse Verwandtschafft/ indem dieser nicht allein/ wie Jener/ in den Eisen-Gruben gefunden wird/ sondern zuweilen auch das Eisen an sich ziehet/ wie der seel. D. Bauschius, erster Praeses der curiosen Teutschen/ in einem besondern Buch de Lap. Haemat. in Acht genommen/ dessen Inhalt ich in meiner Hist. Literar. Acad. Leopold. Cont. II. kürtzlich erzehlet habe: Ist sonsten ein dunckel-rother/ harter und schwerer Stein/ auß langen Streiffen gleichsam zusammen gesetzet: wird umb Hildesheim im Joachims-Thal und andern Orten in Teutschland gefunden. Der beste kombt von Compostell auß Spanien: muß in schönen streiffichten Stücken bestehen/ und recht roth seyn. Er kan auch durch die Kunst nachgemachet werden/ wie in den Miscellan. Acad. Germ. Cur. Dec. I. zu sehen ist.

§. 6.

Ohne den rechten und wahren Blut-Stein hat man auch einige Bastarden davon/ mit welchen er offt verfälschet wird: worunter der so genandte

SCHISTUS

der vornehmste ist/ welcher dem Blut-Stein sehr gleichet/ doch aber hieran noch von demselben erkandt werden kan/ weilen der Blut-Stein gemeinlich in stumpffen Stückern/ der Schistus aber spitz und wie ein Keil anzusehen ist. Jener hat ungleiche Streiffen und zerspringet auch in unebene Stücker: dieser zertheilet sich in gleiche Tafeln/ und scheinet in gleiche Streiffen geschieden zu seyn/ weßwegen er auch Lapis scissilis genennet wird/ nicht deßwegen/ als ob er leicht gespalten könte werden/ sondern weilen er nach seinen Streiffen also gespalten scheinet.

§. 7.

Noch eine andere Art davon findet man bey denen Materialisten/ welche sie

Braun-Stein

nennen/ welcher nicht so hart ist/ wie die vorige sind/ und färben die Häfner an etlichen Orten ihre Gefäse damit/ wovon Boetius in seinem Buch von den Gemeinen und Edelsteinen pag. 390. zu sehen ist. Ob aber dieser Stein einerley Art mit dem jenigen Braunstein/ dessen wir oben bey dem Glasmachen gedacht/ seye? kan vor gewiß nicht bestreiten.

§. 8.

In der Artzney-Kunst haben alle diese Blut-Steine eine anhaltende und stopffende Krafft / absonderlich in den Blut-Stürtzungen und Blut-Flüssen/ so wohl innerlich/ wann man solche zu einem subtilen Pulver zerstösset/ und mit Muscaten oder Muscaten-Oehl eingibt: als äusserlich / wann man solches Pulver in die Wunde streuet oder den blossen Stein in der Hand hält / welches im übermässigen Nasen-Bluten zwar gut thut/ doch muß man zusehen/ daß man mit den Spitzen dieser Steinen sich nicht verletze/ weilen sie gefährliche Wunden mache/ wie Pomet in seiner Material Kammer Part. 3. l. 2. pag. 62. davor warnet. Man sublimiret auch auß dem Blut-Stein mit Salarmoniac rothe Flores, welche einige Aroma Philosophorum oder das Philosophische Gewürtz nennen: Auß welchen mit dem Spiritu Vini die R. Lap. Haemat. oder Blut-Stein-Tinctur gemacht wird/ welche gegen das Blut-Speyen/ Lungen-Sucht/ Blut-Harnen / Nasen-Blu-

erdichtet und fabulos gehalten. Ein Gelährter/ Fortius Ringelbergius, schreibet in seinen Experim. pag. 609. daß man dem Magneten die verlohrne Kräfften wieder bringen könne/ wann man denselben in das Blut eines Widders lege/ welches zu probiren stünde. Dieses ist gewiß/ daß zu Vermehrung derselben sehr dienlich sey/ wann man dem gefasten Magneten täglich sein Gewicht mit einem kleinen Zusatz vergrössert.

§. 4.

Der Nutzen und Gebrauch des Magnetsteins ist unbeschreiblich groß/ wann man nur den gemeinen und Schiff-Compas ansiehet/ welcher gleichsam die Seele aller Seefahrt/ und ein Band der ober- und unter-irrdischen Welt ist. Was die Kunst-Erfahrne und curiose Naturkündiger vor Wunder- und Erstaunungswürdige Experimenten damit anstellen können/ ist in des Welt-berühmten P. Kirchers Tr. de Magnete und dessen Nachfolgers P. Schotti Schrifften zu sehen; auß welchen ein gelährter Franzos in einem absonderlichen Buch/ genandt Traîte de l' Aiman vieles in schönen Kupffern unter Augen geleget hat. In der Artzney-Kunst hat er/ wie der Blut-Stein / eine anhaltende und außtruckende Krafft/ wird aber nur äusserlich gebrauchet/ indem er innerlich von einigen gefährlich und gifftig gehalten wird/ wie Wormius in Mus. pag. 63. zeiget. Daß aber viele Doctores und Barbierer denselben zu Pulver stossen und unter ihre so genandte Magnetische Pflaster/ wodurch sie eiserne Spitzen/ verschluckte Messer und der gleichen auß dem Leibe ziehen wollen/ mischen/ ist ein grober Irrthumb/ indem der Magnet kein Eisen ziehet/ wann er zerstossen oder mit Wachs vergleistert wird. Solte derowegen etwas bey den beruffenen Messer-Schluckern außgerichtet worden seyn/ muß es mit dem gantzen Magnet geschehen seyn. Der Aberglauben/ welche mit dem weissen Magnet (so gemeiniglich falsch ist) getrieben werden/ mag nicht gedencken/ Vid. Wormius l. c.

§. 5.

Mit diesem biß daher betrachteten Magneten hat der Blut-Stein oder

LAPIS HAEMATITES

eine grosse Verwandtschafft/ indem dieser nicht allein/ wie Jener/ in den Eisen-Gruben gefunden wird/ sondern zuweilen auch das Eisen an sich ziehet/ wie der seel. D. Bauschius, erster Praeses der curiosen Teutschen/ in einem besondern Buch de Lap. Haemat. in Acht genommen/ dessen Inhalt ich in meiner Hist. Literar. Acad. Leopold. Cont. II. kürtzlich erzehlet habe: Ist sonsten ein dunckel-rother/ harter und schwerer Stein/ auß langen Streiffen gleichsam zusam̃en gesetzet: wird umb Hildesheim im Joachims-Thal und andern Orten in Teutschland gefunden. Der beste kombt von Compostell auß Spanien: muß in schönen streiffichten Stücken bestehen/ und recht roth seyn. Er kan auch durch die Kunst nachgemachet werden/ wie in den Miscellan. Acad. Germ. Cur. Dec. I. zu sehen ist.

§. 6.

Ohne den rechten und wahren Blut-Stein hat man auch einige Bastarden davon/ mit welchen er offt verfälschet wird: worunter der so genandte

SCHISTUS

der vornehmste ist/ welcher dem Blut-Stein sehr gleichet/ doch aber hieran noch von demselben erkandt werden kan/ weilen der Blut-Stein gemeinlich in stumpffen Stückern/ der Schistus aber spitz und wie ein Keil anzusehen ist. Jener hat ungleiche Streiffen und zerspringet auch in unebene Stücker: dieser zertheilet sich in gleiche Tafeln/ und scheinet in gleiche Streiffen geschieden zu seyn/ weßwegen er auch Lapis scissilis genennet wird/ nicht deßwegen/ als ob er leicht gespalten könte werden/ sondern weilen er nach seinen Streiffen also gespalten scheinet.

§. 7.

Noch eine andere Art davon findet man bey denen Materialisten/ welche sie

Braun-Stein

nennen/ welcher nicht so hart ist/ wie die vorige sind/ und färben die Häfner an etlichen Orten ihre Gefäse damit/ wovon Boëtius in seinem Buch von den Gemeinen und Edelsteinen pag. 390. zu sehen ist. Ob aber dieser Stein einerley Art mit dem jenigen Braunstein/ dessen wir oben bey dem Glasmachen gedacht/ seye? kan vor gewiß nicht bestreiten.

§. 8.

In der Artzney-Kunst haben alle diese Blut-Steine eine anhaltende und stopffende Krafft / absonderlich in den Blut-Stürtzungen und Blut-Flüssen/ so wohl innerlich/ wann man solche zu einem subtilen Pulver zerstösset/ und mit Muscaten oder Muscaten-Oehl eingibt: als äusserlich / wann man solches Pulver in die Wunde streuet oder den blossen Stein in der Hand hält / welches im übermässigen Nasen-Bluten zwar gut thut/ doch muß man zusehen/ daß man mit den Spitzen dieser Steinen sich nicht verletze/ weilen sie gefährliche Wunden mache/ wie Pomet in seiner Material Kammer Part. 3. l. 2. pag. 62. davor warnet. Man sublimiret auch auß dem Blut-Stein mit Salarmoniac rothe Flores, welche einige Aroma Philosophorum oder das Philosophische Gewürtz nennen: Auß welchen mit dem Spiritu Vini die R. Lap. Haemat. oder Blut-Stein-Tinctur gemacht wird/ welche gegen das Blut-Speyen/ Lungen-Sucht/ Blut-Harnen / Nasen-Blu-

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[48/0092] erdichtet und fabulos gehalten. Ein Gelährter/ Fortius Ringelbergius, schreibet in seinen Experim. pag. 609. daß man dem Magneten die verlohrne Kräfften wieder bringen könne/ wann man denselben in das Blut eines Widders lege/ welches zu probiren stünde. Dieses ist gewiß/ daß zu Vermehrung derselben sehr dienlich sey/ wann man dem gefasten Magneten täglich sein Gewicht mit einem kleinen Zusatz vergrössert. §. 4. Der Nutzen und Gebrauch des Magnetsteins ist unbeschreiblich groß/ wann man nur den gemeinen und Schiff-Compas ansiehet/ welcher gleichsam die Seele aller Seefahrt/ und ein Band der ober- und unter-irrdischen Welt ist. Was die Kunst-Erfahrne und curiose Naturkündiger vor Wunder- und Erstaunungswürdige Experimenten damit anstellen können/ ist in des Welt-berühmten P. Kirchers Tr. de Magnete und dessen Nachfolgers P. Schotti Schrifften zu sehen; auß welchen ein gelährter Franzos in einem absonderlichen Buch/ genandt Traîte de l' Aiman vieles in schönen Kupffern unter Augen geleget hat. In der Artzney-Kunst hat er/ wie der Blut-Stein / eine anhaltende und außtruckende Krafft/ wird aber nur äusserlich gebrauchet/ indem er innerlich von einigen gefährlich und gifftig gehalten wird/ wie Wormius in Mus. pag. 63. zeiget. Daß aber viele Doctores und Barbierer denselben zu Pulver stossen und unter ihre so genandte Magnetische Pflaster/ wodurch sie eiserne Spitzen/ verschluckte Messer und der gleichen auß dem Leibe ziehen wollen/ mischen/ ist ein grober Irrthumb/ indem der Magnet kein Eisen ziehet/ wann er zerstossen oder mit Wachs vergleistert wird. Solte derowegen etwas bey den beruffenen Messer-Schluckern außgerichtet worden seyn/ muß es mit dem gantzen Magnet geschehen seyn. Der Aberglauben/ welche mit dem weissen Magnet (so gemeiniglich falsch ist) getrieben werden/ mag nicht gedencken/ Vid. Wormius l. c. §. 5. Mit diesem biß daher betrachteten Magneten hat der Blut-Stein oder LAPIS HAEMATITES eine grosse Verwandtschafft/ indem dieser nicht allein/ wie Jener/ in den Eisen-Gruben gefunden wird/ sondern zuweilen auch das Eisen an sich ziehet/ wie der seel. D. Bauschius, erster Praeses der curiosen Teutschen/ in einem besondern Buch de Lap. Haemat. in Acht genommen/ dessen Inhalt ich in meiner Hist. Literar. Acad. Leopold. Cont. II. kürtzlich erzehlet habe: Ist sonsten ein dunckel-rother/ harter und schwerer Stein/ auß langen Streiffen gleichsam zusam̃en gesetzet: wird umb Hildesheim im Joachims-Thal und andern Orten in Teutschland gefunden. Der beste kombt von Compostell auß Spanien: muß in schönen streiffichten Stücken bestehen/ und recht roth seyn. Er kan auch durch die Kunst nachgemachet werden/ wie in den Miscellan. Acad. Germ. Cur. Dec. I. zu sehen ist. §. 6. Ohne den rechten und wahren Blut-Stein hat man auch einige Bastarden davon/ mit welchen er offt verfälschet wird: worunter der so genandte SCHISTUS der vornehmste ist/ welcher dem Blut-Stein sehr gleichet/ doch aber hieran noch von demselben erkandt werden kan/ weilen der Blut-Stein gemeinlich in stumpffen Stückern/ der Schistus aber spitz und wie ein Keil anzusehen ist. Jener hat ungleiche Streiffen und zerspringet auch in unebene Stücker: dieser zertheilet sich in gleiche Tafeln/ und scheinet in gleiche Streiffen geschieden zu seyn/ weßwegen er auch Lapis scissilis genennet wird/ nicht deßwegen/ als ob er leicht gespalten könte werden/ sondern weilen er nach seinen Streiffen also gespalten scheinet. §. 7. Noch eine andere Art davon findet man bey denen Materialisten/ welche sie Braun-Stein nennen/ welcher nicht so hart ist/ wie die vorige sind/ und färben die Häfner an etlichen Orten ihre Gefäse damit/ wovon Boëtius in seinem Buch von den Gemeinen und Edelsteinen pag. 390. zu sehen ist. Ob aber dieser Stein einerley Art mit dem jenigen Braunstein/ dessen wir oben bey dem Glasmachen gedacht/ seye? kan vor gewiß nicht bestreiten. §. 8. In der Artzney-Kunst haben alle diese Blut-Steine eine anhaltende und stopffende Krafft / absonderlich in den Blut-Stürtzungen und Blut-Flüssen/ so wohl innerlich/ wann man solche zu einem subtilen Pulver zerstösset/ und mit Muscaten oder Muscaten-Oehl eingibt: als äusserlich / wann man solches Pulver in die Wunde streuet oder den blossen Stein in der Hand hält / welches im übermässigen Nasen-Bluten zwar gut thut/ doch muß man zusehen/ daß man mit den Spitzen dieser Steinen sich nicht verletze/ weilen sie gefährliche Wunden mache/ wie Pomet in seiner Material Kammer Part. 3. l. 2. pag. 62. davor warnet. Man sublimiret auch auß dem Blut-Stein mit Salarmoniac rothe Flores, welche einige Aroma Philosophorum oder das Philosophische Gewürtz nennen: Auß welchen mit dem Spiritu Vini die R. Lap. Haemat. oder Blut-Stein-Tinctur gemacht wird/ welche gegen das Blut-Speyen/ Lungen-Sucht/ Blut-Harnen / Nasen-Blu-

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/92>, abgerufen am 25.04.2024.