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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837.

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Ihnen rauscht Vergangenheit
Mit der Zukunft Hoffnungswonne
In dem Fluge frischer Gegenwart!
Doch in blüh'nde Kindheit kam
Harte Jugend schnell herein;
Alter kommt, noch eh des Glückes Reife,
Thatkraft weicht, noch eh die That genaht,
Und des öden Harrens müder Gram
Schlürft den letzten Funken ein.
Sage mir, o hehre Sonne,
Warum weckst du mich zu solchen Tagen?
O vergönne tiefe Schlummernacht!
Willst du darum nur mir weiter schreiten,
Um den Lebensstillstand anzuschauen,
Den verzaubernd Trennung mir gebracht?

Ihnen rauſcht Vergangenheit
Mit der Zukunft Hoffnungswonne
In dem Fluge friſcher Gegenwart!
Doch in bluͤh'nde Kindheit kam
Harte Jugend ſchnell herein;
Alter kommt, noch eh des Gluͤckes Reife,
Thatkraft weicht, noch eh die That genaht,
Und des oͤden Harrens muͤder Gram
Schluͤrft den letzten Funken ein.
Sage mir, o hehre Sonne,
Warum weckſt du mich zu ſolchen Tagen?
O vergoͤnne tiefe Schlummernacht!
Willſt du darum nur mir weiter ſchreiten,
Um den Lebensſtillſtand anzuſchauen,
Den verzaubernd Trennung mir gebracht?

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[505/0519] Ihnen rauſcht Vergangenheit Mit der Zukunft Hoffnungswonne In dem Fluge friſcher Gegenwart! Doch in bluͤh'nde Kindheit kam Harte Jugend ſchnell herein; Alter kommt, noch eh des Gluͤckes Reife, Thatkraft weicht, noch eh die That genaht, Und des oͤden Harrens muͤder Gram Schluͤrft den letzten Funken ein. Sage mir, o hehre Sonne, Warum weckſt du mich zu ſolchen Tagen? O vergoͤnne tiefe Schlummernacht! Willſt du darum nur mir weiter ſchreiten, Um den Lebensſtillſtand anzuſchauen, Den verzaubernd Trennung mir gebracht?

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 505. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/519>, abgerufen am 25.04.2024.