Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
Nur im eignen Volk, dem theuern,
Wird ein wahrer Freund gefunden,
Dem, wenn aller Schein entgegen,
Noch Vertrauen lebt im Blute;
Wohl aus Dänemark ja werden
Mußte dieser Leidensstunden
Hier nicht mehr gehofftes Ende,
Däne, mir durch deine Wunder!
Habe Dank, mein holder Knabe!
Habe Dank von Kunigunden,
Die dir lange theuer war,
Eh' noch Kaiserin sie wurde,
Und die, schon herabgestiegen
Wieder von des Thrones Stufen,
Nicht als Kaiserin kann lohnen,
Nur als deine Kunigunde!
Diesen Ring will ich dir schenken,
Der mir ward von meiner Mutter,
Dir ein vaterländisch Kleinod
Bleib' er treu in allen Stunden!
Ich ein ew'ges Lebewohl
Sage dir in diesem Kusse.
Meine Lebenszeit umhüllet
Fortan eines Klosters Dunkel;
Nicht vermag ich zu verweilen
Wo ich ward so schwer beschuldigt,
Aufgelöst ist mir allhier
Jeder Frieden, jede Ruhe;
Fremd sind Alle mir geworden,
Allen fremd ist auch mein Busen,
Liebe starb da und Vertrauen,
33 *
Nur im eignen Volk, dem theuern,
Wird ein wahrer Freund gefunden,
Dem, wenn aller Schein entgegen,
Noch Vertrauen lebt im Blute;
Wohl aus Daͤnemark ja werden
Mußte dieſer Leidensſtunden
Hier nicht mehr gehofftes Ende,
Daͤne, mir durch deine Wunder!
Habe Dank, mein holder Knabe!
Habe Dank von Kunigunden,
Die dir lange theuer war,
Eh' noch Kaiſerin ſie wurde,
Und die, ſchon herabgeſtiegen
Wieder von des Thrones Stufen,
Nicht als Kaiſerin kann lohnen,
Nur als deine Kunigunde!
Dieſen Ring will ich dir ſchenken,
Der mir ward von meiner Mutter,
Dir ein vaterlaͤndiſch Kleinod
Bleib' er treu in allen Stunden!
Ich ein ew'ges Lebewohl
Sage dir in dieſem Kuſſe.
Meine Lebenszeit umhuͤllet
Fortan eines Kloſters Dunkel;
Nicht vermag ich zu verweilen
Wo ich ward ſo ſchwer beſchuldigt,
Aufgeloͤſt iſt mir allhier
Jeder Frieden, jede Ruhe;
Fremd ſind Alle mir geworden,
Allen fremd iſt auch mein Buſen,
Liebe ſtarb da und Vertrauen,
33 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0529" n="515"/>
              <lg n="3">
                <l>Nur im eignen Volk, dem theuern,</l><lb/>
                <l>Wird ein wahrer Freund gefunden,</l><lb/>
                <l>Dem, wenn aller Schein entgegen,</l><lb/>
                <l>Noch Vertrauen lebt im Blute;</l><lb/>
                <l>Wohl aus Da&#x0364;nemark ja werden</l><lb/>
                <l>Mußte die&#x017F;er Leidens&#x017F;tunden</l><lb/>
                <l>Hier nicht mehr gehofftes Ende,</l><lb/>
                <l>Da&#x0364;ne, mir durch deine Wunder!</l><lb/>
                <l>Habe Dank, mein holder Knabe!</l><lb/>
                <l>Habe Dank von Kunigunden,</l><lb/>
                <l>Die dir lange theuer war,</l><lb/>
                <l>Eh' noch Kai&#x017F;erin &#x017F;ie wurde,</l><lb/>
                <l>Und die, &#x017F;chon herabge&#x017F;tiegen</l><lb/>
                <l>Wieder von des Thrones Stufen,</l><lb/>
                <l>Nicht als Kai&#x017F;erin kann lohnen,</l><lb/>
                <l>Nur als deine Kunigunde!</l><lb/>
                <l>Die&#x017F;en Ring will ich dir &#x017F;chenken,</l><lb/>
                <l>Der mir ward von meiner Mutter,</l><lb/>
                <l>Dir ein vaterla&#x0364;ndi&#x017F;ch Kleinod</l><lb/>
                <l>Bleib' er treu in allen Stunden!</l><lb/>
                <l>Ich ein ew'ges Lebewohl</l><lb/>
                <l>Sage dir in die&#x017F;em Ku&#x017F;&#x017F;e.</l><lb/>
                <l>Meine Lebenszeit umhu&#x0364;llet</l><lb/>
                <l>Fortan eines Klo&#x017F;ters Dunkel;</l><lb/>
                <l>Nicht vermag ich zu verweilen</l><lb/>
                <l>Wo ich ward &#x017F;o &#x017F;chwer be&#x017F;chuldigt,</l><lb/>
                <l>Aufgelo&#x0364;&#x017F;t i&#x017F;t mir allhier</l><lb/>
                <l>Jeder Frieden, jede Ruhe;</l><lb/>
                <l>Fremd &#x017F;ind Alle mir geworden,</l><lb/>
                <l>Allen fremd i&#x017F;t auch mein Bu&#x017F;en,</l><lb/>
                <l>Liebe &#x017F;tarb da und Vertrauen,</l><lb/>
              </lg>
              <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#b">33</hi> *<lb/></fw>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[515/0529] Nur im eignen Volk, dem theuern, Wird ein wahrer Freund gefunden, Dem, wenn aller Schein entgegen, Noch Vertrauen lebt im Blute; Wohl aus Daͤnemark ja werden Mußte dieſer Leidensſtunden Hier nicht mehr gehofftes Ende, Daͤne, mir durch deine Wunder! Habe Dank, mein holder Knabe! Habe Dank von Kunigunden, Die dir lange theuer war, Eh' noch Kaiſerin ſie wurde, Und die, ſchon herabgeſtiegen Wieder von des Thrones Stufen, Nicht als Kaiſerin kann lohnen, Nur als deine Kunigunde! Dieſen Ring will ich dir ſchenken, Der mir ward von meiner Mutter, Dir ein vaterlaͤndiſch Kleinod Bleib' er treu in allen Stunden! Ich ein ew'ges Lebewohl Sage dir in dieſem Kuſſe. Meine Lebenszeit umhuͤllet Fortan eines Kloſters Dunkel; Nicht vermag ich zu verweilen Wo ich ward ſo ſchwer beſchuldigt, Aufgeloͤſt iſt mir allhier Jeder Frieden, jede Ruhe; Fremd ſind Alle mir geworden, Allen fremd iſt auch mein Buſen, Liebe ſtarb da und Vertrauen, 33 *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/529
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 515. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/529>, abgerufen am 19.04.2024.