Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

wollen! Steif, bornirt u. s. w. wie Sie wollen! Vielleicht
schick' oder bring' ich Ihnen noch einmal etwas über Paris,
dann können Sie berichtigen und streiten. Adieu. Antworten
Sie mir. Es ist 12 Uhr nachts, wenigstens. --



An Mama und Rose, in Amsterdam.


Den Abend vor Vorgestern brachte mir Mendelssohn den
so sehnlichst erwarteten Brief von Ihnen, in dem Sie mir
sagen, daß Sie bis den 12. Mai warten wollen; und sagte
mir gleich dabei, erst morgen ginge eine Post, morgen Mit-
tag, nach Amsterdam. Hier ist meine kategorische Antwort.
Ich reise den ersten Mai. Sollten aber, mich unvorher-
zusehende Umstände abhalten, so erfahren Sie es vor dem
10. Mai, heilig. Die Gräfin -- und bis jetzt hab' ich kei-
nen andern Begleiter, macht mir viel zu schaffen! Sie will
mit der Diligence. Es giebt keinen Preis, um welchen ich
das thäte. (Ursachen mündlich.) Nun will sie immer so er-
schrecklich
wohlfeil, mit Einspännern und so dergleichen, rei-
sen. Ihren Wagen hat sie mit Möllendorf nach Berlin ge-
schickt, also haben wir keinen. Kurz! ich weiß nur, daß ich
kommen will, und noch gar nicht wie. Über Hals und Kopf
aufpacken, ist auch nicht angenehm. Doch komm' ich. Rose!
wenn du hier wärst, was wollt' ich dir zeigen. Es ist ein
Mensch. Was sagt ihr zu der politischen Begebenheit? Mir
kömmt die Welt jetzt accurat vor wie ein Spektakel, wo zu
viel Menschen sind. An einem Ende fangen sie sich an zu

wollen! Steif, bornirt u. ſ. w. wie Sie wollen! Vielleicht
ſchick’ oder bring’ ich Ihnen noch einmal etwas über Paris,
dann können Sie berichtigen und ſtreiten. Adieu. Antworten
Sie mir. Es iſt 12 Uhr nachts, wenigſtens. —



An Mama und Roſe, in Amſterdam.


Den Abend vor Vorgeſtern brachte mir Mendelsſohn den
ſo ſehnlichſt erwarteten Brief von Ihnen, in dem Sie mir
ſagen, daß Sie bis den 12. Mai warten wollen; und ſagte
mir gleich dabei, erſt morgen ginge eine Poſt, morgen Mit-
tag, nach Amſterdam. Hier iſt meine kategoriſche Antwort.
Ich reiſe den erſten Mai. Sollten aber, mich unvorher-
zuſehende Umſtände abhalten, ſo erfahren Sie es vor dem
10. Mai, heilig. Die Gräfin — und bis jetzt hab’ ich kei-
nen andern Begleiter, macht mir viel zu ſchaffen! Sie will
mit der Diligence. Es giebt keinen Preis, um welchen ich
das thäte. (Urſachen mündlich.) Nun will ſie immer ſo er-
ſchrecklich
wohlfeil, mit Einſpännern und ſo dergleichen, rei-
ſen. Ihren Wagen hat ſie mit Möllendorf nach Berlin ge-
ſchickt, alſo haben wir keinen. Kurz! ich weiß nur, daß ich
kommen will, und noch gar nicht wie. Über Hals und Kopf
aufpacken, iſt auch nicht angenehm. Doch komm’ ich. Roſe!
wenn du hier wärſt, was wollt’ ich dir zeigen. Es iſt ein
Menſch. Was ſagt ihr zu der politiſchen Begebenheit? Mir
kömmt die Welt jetzt accurat vor wie ein Spektakel, wo zu
viel Menſchen ſind. An einem Ende fangen ſie ſich an zu

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0256" n="242"/>
wollen! Steif, bornirt u. &#x017F;. w. wie Sie wollen! Vielleicht<lb/>
&#x017F;chick&#x2019; oder bring&#x2019; ich Ihnen noch einmal etwas über Paris,<lb/>
dann können Sie berichtigen und &#x017F;treiten. Adieu. Antworten<lb/>
Sie mir. Es i&#x017F;t 12 Uhr nachts, wenig&#x017F;tens. &#x2014;</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>An Mama und Ro&#x017F;e, in Am&#x017F;terdam.</head><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#et">Paris, den 8. April 1801.</hi> </dateline><lb/>
          <p>Den Abend vor Vorge&#x017F;tern brachte mir Mendels&#x017F;ohn den<lb/>
&#x017F;o &#x017F;ehnlich&#x017F;t erwarteten Brief von Ihnen, in dem Sie mir<lb/>
&#x017F;agen, daß Sie bis den 12. Mai warten wollen; und &#x017F;agte<lb/>
mir gleich dabei, er&#x017F;t morgen ginge eine Po&#x017F;t, morgen Mit-<lb/>
tag, nach Am&#x017F;terdam. Hier i&#x017F;t meine kategori&#x017F;che Antwort.<lb/>
Ich rei&#x017F;e den er&#x017F;ten Mai. <hi rendition="#g">Sollten aber</hi>, mich unvorher-<lb/>
zu&#x017F;ehende Um&#x017F;tände abhalten, &#x017F;o erfahren Sie es vor dem<lb/>
10. Mai, <hi rendition="#g">heilig</hi>. Die Gräfin &#x2014; und bis jetzt hab&#x2019; ich kei-<lb/>
nen andern Begleiter, macht mir viel zu &#x017F;chaffen! Sie will<lb/>
mit der Diligence. Es giebt <hi rendition="#g">keinen</hi> Preis, um welchen ich<lb/>
das thäte. (Ur&#x017F;achen mündlich.) Nun will &#x017F;ie immer &#x017F;o <hi rendition="#g">er-<lb/>
&#x017F;chrecklich</hi> wohlfeil, mit Ein&#x017F;pännern und &#x017F;o dergleichen, rei-<lb/>
&#x017F;en. Ihren Wagen hat &#x017F;ie mit Möllendorf nach Berlin ge-<lb/>
&#x017F;chickt, al&#x017F;o haben wir keinen. Kurz! ich weiß nur, daß ich<lb/>
kommen <hi rendition="#g">will</hi>, und noch gar nicht wie. Über Hals und Kopf<lb/>
aufpacken, i&#x017F;t auch nicht angenehm. Doch komm&#x2019; ich. <hi rendition="#g">Ro&#x017F;e</hi>!<lb/>
wenn du hier wär&#x017F;t, <hi rendition="#g">was</hi> wollt&#x2019; ich dir zeigen. Es i&#x017F;t ein<lb/>
Men&#x017F;ch. Was &#x017F;agt ihr zu der politi&#x017F;chen Begebenheit? Mir<lb/>
kömmt die Welt jetzt accurat vor wie ein Spektakel, wo zu<lb/>
viel Men&#x017F;chen &#x017F;ind. An einem Ende fangen &#x017F;ie &#x017F;ich an zu<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[242/0256] wollen! Steif, bornirt u. ſ. w. wie Sie wollen! Vielleicht ſchick’ oder bring’ ich Ihnen noch einmal etwas über Paris, dann können Sie berichtigen und ſtreiten. Adieu. Antworten Sie mir. Es iſt 12 Uhr nachts, wenigſtens. — An Mama und Roſe, in Amſterdam. Paris, den 8. April 1801. Den Abend vor Vorgeſtern brachte mir Mendelsſohn den ſo ſehnlichſt erwarteten Brief von Ihnen, in dem Sie mir ſagen, daß Sie bis den 12. Mai warten wollen; und ſagte mir gleich dabei, erſt morgen ginge eine Poſt, morgen Mit- tag, nach Amſterdam. Hier iſt meine kategoriſche Antwort. Ich reiſe den erſten Mai. Sollten aber, mich unvorher- zuſehende Umſtände abhalten, ſo erfahren Sie es vor dem 10. Mai, heilig. Die Gräfin — und bis jetzt hab’ ich kei- nen andern Begleiter, macht mir viel zu ſchaffen! Sie will mit der Diligence. Es giebt keinen Preis, um welchen ich das thäte. (Urſachen mündlich.) Nun will ſie immer ſo er- ſchrecklich wohlfeil, mit Einſpännern und ſo dergleichen, rei- ſen. Ihren Wagen hat ſie mit Möllendorf nach Berlin ge- ſchickt, alſo haben wir keinen. Kurz! ich weiß nur, daß ich kommen will, und noch gar nicht wie. Über Hals und Kopf aufpacken, iſt auch nicht angenehm. Doch komm’ ich. Roſe! wenn du hier wärſt, was wollt’ ich dir zeigen. Es iſt ein Menſch. Was ſagt ihr zu der politiſchen Begebenheit? Mir kömmt die Welt jetzt accurat vor wie ein Spektakel, wo zu viel Menſchen ſind. An einem Ende fangen ſie ſich an zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/256
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/256>, abgerufen am 28.03.2024.