Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

ich von ihm bin. -- Troxler ist zu bescheiden; das sagten
wir längst: drum macht er zu viel Wesen aus mir: meins,
wie es ist, ist nicht schlecht: aber er muß mich nicht beschämen.
Nun! ich bin gewiß für ihn: ich fischte ihn ja gleich aus der
Rezension vor acht, neun Jahren, und er ist ein lieber Mensch.
Bleibt er nicht in unsrem Land? Die Männer, die ihn ehren,
müssen ihn gar nicht weglassen. Wir werden schon wieder
mit einander sprechen. Ich bin sehr stolz und vergnügt, daß
er mir gut ist; und freue mich, wie es dich freut. Zum Glück
kann ich kein Narr werden, sonst würd' ich's von deiner Liebe.
Beste Guste! Die Ansicht seines Magnetismus kenne ich von
ihm; geistreich ist er immer. --




-- Man weiß nicht wo ruhen mit seinen Gedanken.
Wenigstens ich möchte sehr gern nach Arkadien! Es begegnet
einem auch nichts Bestimmtes, Schönes, Deutliches, Thätiges,
Erhebendes, Restaurirendes irgend einer Art. Hörtet ihr nun
dabei all die hundert Arten von schein-agirenden Menschen
sprechen! Wie sie Alle nicht mehr wissen und hervorbrin-
gen als ich; und es eine komplete Luftbläschen-Agitation ist,
wie in einem Gefäße, wo Champagner brauset; und man
sieht, es wird überströmen, obgleich es Bläschen sind. --



An Varnhagen, in Paris.

Bei schöner Hitze vor dem Bade, nach einer göttlichen
Mondscheinnacht, die wir bis 12 Uhr im Park und auf dem

ich von ihm bin. — Troxler iſt zu beſcheiden; das ſagten
wir längſt: drum macht er zu viel Weſen aus mir: meins,
wie es iſt, iſt nicht ſchlecht: aber er muß mich nicht beſchämen.
Nun! ich bin gewiß für ihn: ich fiſchte ihn ja gleich aus der
Rezenſion vor acht, neun Jahren, und er iſt ein lieber Menſch.
Bleibt er nicht in unſrem Land? Die Männer, die ihn ehren,
müſſen ihn gar nicht weglaſſen. Wir werden ſchon wieder
mit einander ſprechen. Ich bin ſehr ſtolz und vergnügt, daß
er mir gut iſt; und freue mich, wie es dich freut. Zum Glück
kann ich kein Narr werden, ſonſt würd’ ich’s von deiner Liebe.
Beſte Guſte! Die Anſicht ſeines Magnetismus kenne ich von
ihm; geiſtreich iſt er immer. —




— Man weiß nicht wo ruhen mit ſeinen Gedanken.
Wenigſtens ich möchte ſehr gern nach Arkadien! Es begegnet
einem auch nichts Beſtimmtes, Schönes, Deutliches, Thätiges,
Erhebendes, Reſtaurirendes irgend einer Art. Hörtet ihr nun
dabei all die hundert Arten von ſchein-agirenden Menſchen
ſprechen! Wie ſie Alle nicht mehr wiſſen und hervorbrin-
gen als ich; und es eine komplete Luftbläschen-Agitation iſt,
wie in einem Gefäße, wo Champagner brauſet; und man
ſieht, es wird überſtrömen, obgleich es Bläschen ſind. —



An Varnhagen, in Paris.

Bei ſchöner Hitze vor dem Bade, nach einer göttlichen
Mondſcheinnacht, die wir bis 12 Uhr im Park und auf dem

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0319" n="311"/>
ich von ihm bin. &#x2014; Troxler i&#x017F;t zu <hi rendition="#g">be&#x017F;cheiden</hi>; das &#x017F;agten<lb/>
wir läng&#x017F;t: drum macht er zu viel We&#x017F;en aus mir: meins,<lb/>
wie es i&#x017F;t, i&#x017F;t nicht &#x017F;chlecht: aber er muß mich nicht be&#x017F;chämen.<lb/>
Nun! ich bin gewiß für ihn: ich fi&#x017F;chte ihn ja gleich aus der<lb/>
Rezen&#x017F;ion vor acht, neun Jahren, und er i&#x017F;t ein lieber Men&#x017F;ch.<lb/>
Bleibt er nicht in un&#x017F;rem Land? Die Männer, die ihn ehren,<lb/>&#x017F;&#x017F;en ihn gar nicht wegla&#x017F;&#x017F;en. Wir werden &#x017F;chon wieder<lb/>
mit einander &#x017F;prechen. Ich bin &#x017F;ehr &#x017F;tolz und vergnügt, daß<lb/>
er mir gut i&#x017F;t; und freue mich, wie es dich freut. Zum Glück<lb/>
kann ich kein Narr werden, &#x017F;on&#x017F;t würd&#x2019; ich&#x2019;s von deiner Liebe.<lb/><hi rendition="#g">Be&#x017F;te</hi> Gu&#x017F;te! Die An&#x017F;icht &#x017F;eines Magnetismus kenne ich von<lb/>
ihm; gei&#x017F;treich i&#x017F;t er immer. &#x2014;</p>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <dateline> <hi rendition="#et">1815.</hi> </dateline><lb/>
            <p>&#x2014; Man weiß nicht wo ruhen mit &#x017F;einen Gedanken.<lb/>
Wenig&#x017F;tens ich möchte &#x017F;ehr gern nach Arkadien! Es begegnet<lb/>
einem auch nichts Be&#x017F;timmtes, Schönes, Deutliches, Thätiges,<lb/>
Erhebendes, Re&#x017F;taurirendes irgend einer Art. Hörtet ihr nun<lb/><hi rendition="#g">dabei</hi> all die hundert Arten von &#x017F;chein-agirenden Men&#x017F;chen<lb/><hi rendition="#g">&#x017F;prechen</hi>! Wie &#x017F;ie <hi rendition="#g">Alle</hi> nicht mehr wi&#x017F;&#x017F;en und hervorbrin-<lb/>
gen als ich; und es eine komplete Luftbläschen-Agitation i&#x017F;t,<lb/>
wie in einem Gefäße, wo Champagner brau&#x017F;et; und man<lb/>
&#x017F;ieht, es wird über&#x017F;trömen, obgleich es Bläschen &#x017F;ind. &#x2014;</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>An Varnhagen, in Paris.</head><lb/>
          <div n="3">
            <dateline> <hi rendition="#et">Baden bei Wien, Mittwoch den 19. Juli 1815.</hi> </dateline><lb/>
            <p>Bei &#x017F;chöner Hitze vor dem Bade, nach einer göttlichen<lb/>
Mond&#x017F;cheinnacht, die wir bis 12 Uhr im Park und auf dem<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[311/0319] ich von ihm bin. — Troxler iſt zu beſcheiden; das ſagten wir längſt: drum macht er zu viel Weſen aus mir: meins, wie es iſt, iſt nicht ſchlecht: aber er muß mich nicht beſchämen. Nun! ich bin gewiß für ihn: ich fiſchte ihn ja gleich aus der Rezenſion vor acht, neun Jahren, und er iſt ein lieber Menſch. Bleibt er nicht in unſrem Land? Die Männer, die ihn ehren, müſſen ihn gar nicht weglaſſen. Wir werden ſchon wieder mit einander ſprechen. Ich bin ſehr ſtolz und vergnügt, daß er mir gut iſt; und freue mich, wie es dich freut. Zum Glück kann ich kein Narr werden, ſonſt würd’ ich’s von deiner Liebe. Beſte Guſte! Die Anſicht ſeines Magnetismus kenne ich von ihm; geiſtreich iſt er immer. — 1815. — Man weiß nicht wo ruhen mit ſeinen Gedanken. Wenigſtens ich möchte ſehr gern nach Arkadien! Es begegnet einem auch nichts Beſtimmtes, Schönes, Deutliches, Thätiges, Erhebendes, Reſtaurirendes irgend einer Art. Hörtet ihr nun dabei all die hundert Arten von ſchein-agirenden Menſchen ſprechen! Wie ſie Alle nicht mehr wiſſen und hervorbrin- gen als ich; und es eine komplete Luftbläschen-Agitation iſt, wie in einem Gefäße, wo Champagner brauſet; und man ſieht, es wird überſtrömen, obgleich es Bläschen ſind. — An Varnhagen, in Paris. Baden bei Wien, Mittwoch den 19. Juli 1815. Bei ſchöner Hitze vor dem Bade, nach einer göttlichen Mondſcheinnacht, die wir bis 12 Uhr im Park und auf dem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/319
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/319>, abgerufen am 19.04.2024.