Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

parce qu'elle entend parler francais, et ne la trouve pas si
redoutable parce qu'on lui parle une espece d'allemand.
Adieu, cher ami; j'attends une reponse. Comme toujours vo-
tre R. Les Gavaudans jouent aujourd'hui le tyran corrige.
J'ai une loge.



An Varnhagen, in Berlin.


Nicht ganz kühles, helles schönes Wetter.

Deine ganze liebevolle Art, dein Gesicht, der Ausdruck
womit du mich ansiehst, steht vor meinen Augen! Tausend
Liebe! und liebevolle Vorsätze gegen dich strömen dir aus mei-
nem Herzen entgegen; und ich merke erst recht, wenn du nicht
da bist, daß mir gleich alle Beziehung fehlt, und das mir
Theuerstgewordene, die Vorsorge mit ihren in kleine Thätig-
keiten zerfallenen Beschäftigungen. Theurer, lieber Freund!
Laß es dich nicht wundern, wenn ich dir dergleichen immer
bei jeder kleinen Trennung wiederhole. Wir sind ganz wie
unsere äußere Organisation: manche Dinge, Dinge die wir nah,
und lange nah sahen, müssen ferner geschoben werden, damit
wir sie wieder recht sehen; besser sehen. Lieber August! bei
der kleinsten Trennung überlege ich mir dein Wesen, wie ge-
diegen es ist, und sich immer bessert; und wie zu meinem
Glück sich zu mir stimmt: und in aller Freiheit! Ohne Vor-
urtheil. Und nun umarm' ich dich!

Heute ist endlich der Tag, wo ich denken kann, du bist

parce qu’elle entend parler français, et ne la trouve pas si
redoutable parce qu’on lui parle une espèce d’allemand.
Adieu, cher ami; j’attends une réponse. Comme toujours vo-
tre R. Les Gavaudans jouent aujourd’hui le tyran corrigé.
J’ai une loge.



An Varnhagen, in Berlin.


Nicht ganz kühles, helles ſchönes Wetter.

Deine ganze liebevolle Art, dein Geſicht, der Ausdruck
womit du mich anſiehſt, ſteht vor meinen Augen! Tauſend
Liebe! und liebevolle Vorſätze gegen dich ſtrömen dir aus mei-
nem Herzen entgegen; und ich merke erſt recht, wenn du nicht
da biſt, daß mir gleich alle Beziehung fehlt, und das mir
Theuerſtgewordene, die Vorſorge mit ihren in kleine Thätig-
keiten zerfallenen Beſchäftigungen. Theurer, lieber Freund!
Laß es dich nicht wundern, wenn ich dir dergleichen immer
bei jeder kleinen Trennung wiederhole. Wir ſind ganz wie
unſere äußere Organiſation: manche Dinge, Dinge die wir nah,
und lange nah ſahen, müſſen ferner geſchoben werden, damit
wir ſie wieder recht ſehen; beſſer ſehen. Lieber Auguſt! bei
der kleinſten Trennung überlege ich mir dein Weſen, wie ge-
diegen es iſt, und ſich immer beſſert; und wie zu meinem
Glück ſich zu mir ſtimmt: und in aller Freiheit! Ohne Vor-
urtheil. Und nun umarm’ ich dich!

Heute iſt endlich der Tag, wo ich denken kann, du biſt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p> <hi rendition="#aq"><pb facs="#f0485" n="477"/>
parce qu&#x2019;elle entend parler français, et ne la trouve pas si<lb/>
redoutable parce qu&#x2019;on lui parle une espèce d&#x2019;allemand.<lb/>
Adieu, cher ami; j&#x2019;attends une réponse. Comme toujours vo-<lb/>
tre R. Les Gavaudans jouent aujourd&#x2019;hui le tyran corrigé.<lb/>
J&#x2019;ai une loge.</hi> </p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>An Varnhagen, in Berlin.</head><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#et">Frankfurt a. M., Dienstag Vormittag 10 Uhr,<lb/>
den 14. Oktober 1817.</hi> </dateline><lb/>
          <p> <hi rendition="#et">Nicht ganz kühles, helles &#x017F;chönes Wetter.</hi> </p><lb/>
          <p>Deine ganze liebevolle Art, dein Ge&#x017F;icht, der Ausdruck<lb/>
womit du mich an&#x017F;ieh&#x017F;t, &#x017F;teht vor meinen Augen! Tau&#x017F;end<lb/>
Liebe! und liebevolle Vor&#x017F;ätze gegen dich &#x017F;trömen dir aus mei-<lb/>
nem Herzen entgegen; und ich merke er&#x017F;t recht, wenn du nicht<lb/>
da bi&#x017F;t, daß mir gleich alle Beziehung fehlt, und das mir<lb/>
Theuer&#x017F;tgewordene, die Vor&#x017F;orge mit ihren in kleine Thätig-<lb/>
keiten zerfallenen Be&#x017F;chäftigungen. Theurer, lieber Freund!<lb/>
Laß es dich nicht wundern, wenn ich dir dergleichen immer<lb/>
bei jeder kleinen Trennung wiederhole. Wir &#x017F;ind ganz wie<lb/>
un&#x017F;ere äußere Organi&#x017F;ation: manche Dinge, Dinge die wir nah,<lb/>
und lange nah &#x017F;ahen, mü&#x017F;&#x017F;en ferner ge&#x017F;choben werden, damit<lb/>
wir &#x017F;ie wieder recht &#x017F;ehen; be&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ehen. <hi rendition="#g">Lieber</hi> Augu&#x017F;t! bei<lb/>
der klein&#x017F;ten Trennung überlege ich mir dein We&#x017F;en, wie ge-<lb/>
diegen es i&#x017F;t, und &#x017F;ich immer be&#x017F;&#x017F;ert; und wie zu meinem<lb/>
Glück &#x017F;ich zu mir &#x017F;timmt: und in aller Freiheit! Ohne Vor-<lb/>
urtheil. Und nun umarm&#x2019; ich dich!</p><lb/>
          <p>Heute i&#x017F;t endlich der Tag, wo ich denken kann, du bi&#x017F;t<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[477/0485] parce qu’elle entend parler français, et ne la trouve pas si redoutable parce qu’on lui parle une espèce d’allemand. Adieu, cher ami; j’attends une réponse. Comme toujours vo- tre R. Les Gavaudans jouent aujourd’hui le tyran corrigé. J’ai une loge. An Varnhagen, in Berlin. Frankfurt a. M., Dienstag Vormittag 10 Uhr, den 14. Oktober 1817. Nicht ganz kühles, helles ſchönes Wetter. Deine ganze liebevolle Art, dein Geſicht, der Ausdruck womit du mich anſiehſt, ſteht vor meinen Augen! Tauſend Liebe! und liebevolle Vorſätze gegen dich ſtrömen dir aus mei- nem Herzen entgegen; und ich merke erſt recht, wenn du nicht da biſt, daß mir gleich alle Beziehung fehlt, und das mir Theuerſtgewordene, die Vorſorge mit ihren in kleine Thätig- keiten zerfallenen Beſchäftigungen. Theurer, lieber Freund! Laß es dich nicht wundern, wenn ich dir dergleichen immer bei jeder kleinen Trennung wiederhole. Wir ſind ganz wie unſere äußere Organiſation: manche Dinge, Dinge die wir nah, und lange nah ſahen, müſſen ferner geſchoben werden, damit wir ſie wieder recht ſehen; beſſer ſehen. Lieber Auguſt! bei der kleinſten Trennung überlege ich mir dein Weſen, wie ge- diegen es iſt, und ſich immer beſſert; und wie zu meinem Glück ſich zu mir ſtimmt: und in aller Freiheit! Ohne Vor- urtheil. Und nun umarm’ ich dich! Heute iſt endlich der Tag, wo ich denken kann, du biſt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/485
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 477. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/485>, abgerufen am 20.04.2024.