Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

nuyirt mich bis zur Krankheit. Manches sollte längst faulen;
anderes längst geboren und erzogen sein! Ihre treue Fr. V.
-- Lernen Sie par hazard eine Prinzessin Vaudemont kennen?
Dort würden Sie eine Freundin von mir, Gräfin Custine, geb.
Sabran sehen, die ich sehr liebe. Sie liebten sie auch. Adieu. --



An Rose, im Haag.

Ziemlich helles, ziemlich gutes Wetter.

Endlich antworte ich dir wieder einmal, mein theures Rös-
chen! Aber die Veranlassung zur heutigen Antwort, soll ehr
kommen, als sie selbst. Scholz, unser alter Scholz, der jetzt
Minister-Resident in Frankfurt am Main ist, wird in sehr
kurzer Zeit, in seinen Geschäften, nach Amsterdam reisen, und
von dort aus seinen alten Freund Falck im Haag besuchen;
und euch sehen. Ich hab' ihm versprochen, ihn dir und Karl
noch vorher zu empfehlen. -- Die Hauptsache für mich aber
ist die, daß du dich fertig machst, mit ihm hierher zu reisen.
Karl hat es mir versprochen, und es muß geschehen!! Dein
Sohn ist groß, deine Wirthschaft klein; die Gelegenheit gött-
lich. -- Hier findest du alles, Bedienung, Bequemlichkeit, Liebe,
Mittel deinen Körper zu erholen. Karl kommt nachher, und
holt dich wieder ab! Leben muß man auch; nicht immer neue
Anstalten zum Leben machen! Du bist es mir schuldig!
Ich war wieder sehr krank. Und wenn ich nun Einmal stürbe,
und bloß mit eurem Versprechen, und nicht mit der Erfüllung
davon: ihr würdet euch quälende Vorwürfe machen. Ich ver-

nuyirt mich bis zur Krankheit. Manches ſollte längſt faulen;
anderes längſt geboren und erzogen ſein! Ihre treue Fr. V.
— Lernen Sie par hazard eine Prinzeſſin Vaudémont kennen?
Dort würden Sie eine Freundin von mir, Gräfin Cuſtine, geb.
Sabran ſehen, die ich ſehr liebe. Sie liebten ſie auch. Adieu. —



An Roſe, im Haag.

Ziemlich helles, ziemlich gutes Wetter.

Endlich antworte ich dir wieder einmal, mein theures Rös-
chen! Aber die Veranlaſſung zur heutigen Antwort, ſoll ehr
kommen, als ſie ſelbſt. Scholz, unſer alter Scholz, der jetzt
Miniſter-Reſident in Frankfurt am Main iſt, wird in ſehr
kurzer Zeit, in ſeinen Geſchäften, nach Amſterdam reiſen, und
von dort aus ſeinen alten Freund Falck im Haag beſuchen;
und euch ſehen. Ich hab’ ihm verſprochen, ihn dir und Karl
noch vorher zu empfehlen. — Die Hauptſache für mich aber
iſt die, daß du dich fertig machſt, mit ihm hierher zu reiſen.
Karl hat es mir verſprochen, und es muß geſchehen!! Dein
Sohn iſt groß, deine Wirthſchaft klein; die Gelegenheit gött-
lich. — Hier findeſt du alles, Bedienung, Bequemlichkeit, Liebe,
Mittel deinen Körper zu erholen. Karl kommt nachher, und
holt dich wieder ab! Leben muß man auch; nicht immer neue
Anſtalten zum Leben machen! Du biſt es mir ſchuldig!
Ich war wieder ſehr krank. Und wenn ich nun Einmal ſtürbe,
und bloß mit eurem Verſprechen, und nicht mit der Erfüllung
davon: ihr würdet euch quälende Vorwürfe machen. Ich ver-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0532" n="524"/>
nuyirt mich bis zur Krankheit. Manches &#x017F;ollte läng&#x017F;t faulen;<lb/>
anderes läng&#x017F;t geboren und erzogen &#x017F;ein! Ihre treue Fr. V.<lb/>
&#x2014; Lernen Sie <hi rendition="#aq">par hazard</hi> eine Prinze&#x017F;&#x017F;in Vaud<hi rendition="#aq">é</hi>mont kennen?<lb/>
Dort würden Sie eine Freundin von mir, Gräfin Cu&#x017F;tine, geb.<lb/>
Sabran &#x017F;ehen, die ich &#x017F;ehr liebe. Sie liebten &#x017F;ie auch. Adieu. &#x2014;</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>An Ro&#x017F;e, im Haag.</head><lb/>
          <div n="3">
            <dateline> <hi rendition="#et">Karlsruhe, Sonntag Vormittag den 15. März 1818.</hi> </dateline><lb/>
            <p> <hi rendition="#et">Ziemlich helles, ziemlich gutes Wetter.</hi> </p><lb/>
            <p>Endlich antworte ich dir wieder einmal, mein theures Rös-<lb/>
chen! Aber die Veranla&#x017F;&#x017F;ung zur heutigen Antwort, &#x017F;oll ehr<lb/>
kommen, als &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t. Scholz, un&#x017F;er alter Scholz, der jetzt<lb/>
Mini&#x017F;ter-Re&#x017F;ident in Frankfurt am Main i&#x017F;t, wird in &#x017F;ehr<lb/>
kurzer Zeit, in &#x017F;einen Ge&#x017F;chäften, nach Am&#x017F;terdam rei&#x017F;en, und<lb/>
von dort aus &#x017F;einen alten Freund Falck im Haag be&#x017F;uchen;<lb/>
und euch &#x017F;ehen. Ich hab&#x2019; ihm ver&#x017F;prochen, ihn dir und Karl<lb/>
noch vorher zu empfehlen. &#x2014; Die Haupt&#x017F;ache für mich aber<lb/>
i&#x017F;t die, daß du dich fertig mach&#x017F;t, mit ihm hierher zu rei&#x017F;en.<lb/>
Karl hat es mir ver&#x017F;prochen, und es muß ge&#x017F;chehen!! Dein<lb/>
Sohn i&#x017F;t groß, deine Wirth&#x017F;chaft klein; die Gelegenheit gött-<lb/>
lich. &#x2014; Hier finde&#x017F;t du alles, Bedienung, Bequemlichkeit, Liebe,<lb/>
Mittel deinen Körper zu erholen. Karl kommt nachher, und<lb/>
holt dich wieder ab! Leben muß man auch; nicht immer neue<lb/>
An&#x017F;talten zum Leben machen! Du bi&#x017F;t es <hi rendition="#g">mir &#x017F;chuldig!</hi><lb/>
Ich war wieder &#x017F;ehr krank. Und wenn ich nun Einmal &#x017F;türbe,<lb/>
und bloß mit eurem Ver&#x017F;prechen, und <hi rendition="#g">nicht</hi> mit der Erfüllung<lb/>
davon: ihr würdet euch quälende Vorwürfe machen. Ich ver-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[524/0532] nuyirt mich bis zur Krankheit. Manches ſollte längſt faulen; anderes längſt geboren und erzogen ſein! Ihre treue Fr. V. — Lernen Sie par hazard eine Prinzeſſin Vaudémont kennen? Dort würden Sie eine Freundin von mir, Gräfin Cuſtine, geb. Sabran ſehen, die ich ſehr liebe. Sie liebten ſie auch. Adieu. — An Roſe, im Haag. Karlsruhe, Sonntag Vormittag den 15. März 1818. Ziemlich helles, ziemlich gutes Wetter. Endlich antworte ich dir wieder einmal, mein theures Rös- chen! Aber die Veranlaſſung zur heutigen Antwort, ſoll ehr kommen, als ſie ſelbſt. Scholz, unſer alter Scholz, der jetzt Miniſter-Reſident in Frankfurt am Main iſt, wird in ſehr kurzer Zeit, in ſeinen Geſchäften, nach Amſterdam reiſen, und von dort aus ſeinen alten Freund Falck im Haag beſuchen; und euch ſehen. Ich hab’ ihm verſprochen, ihn dir und Karl noch vorher zu empfehlen. — Die Hauptſache für mich aber iſt die, daß du dich fertig machſt, mit ihm hierher zu reiſen. Karl hat es mir verſprochen, und es muß geſchehen!! Dein Sohn iſt groß, deine Wirthſchaft klein; die Gelegenheit gött- lich. — Hier findeſt du alles, Bedienung, Bequemlichkeit, Liebe, Mittel deinen Körper zu erholen. Karl kommt nachher, und holt dich wieder ab! Leben muß man auch; nicht immer neue Anſtalten zum Leben machen! Du biſt es mir ſchuldig! Ich war wieder ſehr krank. Und wenn ich nun Einmal ſtürbe, und bloß mit eurem Verſprechen, und nicht mit der Erfüllung davon: ihr würdet euch quälende Vorwürfe machen. Ich ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/532
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 524. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/532>, abgerufen am 19.04.2024.