Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite
An Rose, im Haag.


Kühles, in sich nicht fertiges Frühlingswetter, mit
Blüthen, und Einheizen.

Liebes Rosenschwesterchen! Du antwortest mir nicht! Es
ist doch Krankheit nicht Schuld? Nun ist Scholz bei dir: und
du kannst von mir, von Deutschland und der Vergangenheit
hören und sprechen. Alles was uns bleibt. Ich fühle mich
auch vertrocknet mit der Zeit! -- Abwesenheit, Mangel an
Anregung, an Liebem und Gewohntem, viele Unpäßlichkeit,
haben das Ihrige gethan. Mir ist nur heute so! Sonst weiß
ich den Vorzug meiner Lage sehr! Aber wir sind beide aus
unserm Majorat, und entfernt von einander: und, und! --
-- -- für dergleichen müßte brillanter Ersatz kommen.
Speise für Vernunft, sättigt nur die: und macht kein frisches
Blut. Wenn du nicht krank bist, schreib mir ein Wort. Was
ich den Sommer mache, weiß ich noch nicht: und das ist auch
gut: es ist eine Art Freiheit. Von deinem Kommen schreib'
ich nichts, weil ich dich nicht quälen mag. Wenn du kommst,
bist du da. Von der Freude und dem Rest dabei chargir' ich
mich. Grüße Karl recht sehr! Wenn mich die Laune ergreift,
schreib' ich ihm sehr ausführlich. Ich umarme dich herzlich.
Varnhagen euch beide. Deine R. Mein liebes Röschen!
Ach! Ach! Ach! du dort; ich hier: und alles blüht. -- --



An Roſe, im Haag.


Kühles, in ſich nicht fertiges Frühlingswetter, mit
Blüthen, und Einheizen.

Liebes Roſenſchweſterchen! Du antworteſt mir nicht! Es
iſt doch Krankheit nicht Schuld? Nun iſt Scholz bei dir: und
du kannſt von mir, von Deutſchland und der Vergangenheit
hören und ſprechen. Alles was uns bleibt. Ich fühle mich
auch vertrocknet mit der Zeit! — Abweſenheit, Mangel an
Anregung, an Liebem und Gewohntem, viele Unpäßlichkeit,
haben das Ihrige gethan. Mir iſt nur heute ſo! Sonſt weiß
ich den Vorzug meiner Lage ſehr! Aber wir ſind beide aus
unſerm Majorat, und entfernt von einander: und, und! —
— — für dergleichen müßte brillanter Erſatz kommen.
Speiſe für Vernunft, ſättigt nur die: und macht kein friſches
Blut. Wenn du nicht krank biſt, ſchreib mir ein Wort. Was
ich den Sommer mache, weiß ich noch nicht: und das iſt auch
gut: es iſt eine Art Freiheit. Von deinem Kommen ſchreib’
ich nichts, weil ich dich nicht quälen mag. Wenn du kommſt,
biſt du da. Von der Freude und dem Reſt dabei chargir’ ich
mich. Grüße Karl recht ſehr! Wenn mich die Laune ergreift,
ſchreib’ ich ihm ſehr ausführlich. Ich umarme dich herzlich.
Varnhagen euch beide. Deine R. Mein liebes Röschen!
Ach! Ach! Ach! du dort; ich hier: und alles blüht. — —



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0541" n="533"/>
        <div n="2">
          <head>An Ro&#x017F;e, im Haag.</head><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#et">Karlsruhe, Dienstag den 21. April 1818.</hi> </dateline><lb/>
          <p> <hi rendition="#et">Kühles, in &#x017F;ich nicht fertiges Frühlingswetter, mit<lb/>
Blüthen, und Einheizen.</hi> </p><lb/>
          <p>Liebes Ro&#x017F;en&#x017F;chwe&#x017F;terchen! Du antworte&#x017F;t mir nicht! Es<lb/>
i&#x017F;t doch Krankheit nicht Schuld? Nun i&#x017F;t Scholz bei dir: und<lb/>
du kann&#x017F;t von mir, von Deut&#x017F;chland und der Vergangenheit<lb/>
hören und &#x017F;prechen. Alles was uns bleibt. Ich fühle mich<lb/>
auch vertrocknet mit der Zeit! &#x2014; Abwe&#x017F;enheit, Mangel an<lb/>
Anregung, an Liebem und Gewohntem, <hi rendition="#g">viele</hi> Unpäßlichkeit,<lb/>
haben das Ihrige gethan. Mir i&#x017F;t nur heute &#x017F;o! Son&#x017F;t weiß<lb/>
ich den Vorzug <hi rendition="#g">meiner</hi> Lage <hi rendition="#g">&#x017F;ehr</hi>! Aber wir &#x017F;ind beide aus<lb/>
un&#x017F;erm Majorat, und entfernt von einander: und, und! &#x2014;<lb/>
&#x2014; &#x2014; für dergleichen müßte <hi rendition="#g">brillanter</hi> Er&#x017F;atz kommen.<lb/>
Spei&#x017F;e für Vernunft, &#x017F;ättigt nur die: und macht kein fri&#x017F;ches<lb/>
Blut. Wenn du nicht krank bi&#x017F;t, &#x017F;chreib mir ein Wort. Was<lb/>
ich den Sommer mache, weiß ich noch nicht: und das i&#x017F;t auch<lb/>
gut: es i&#x017F;t eine Art Freiheit. Von deinem Kommen &#x017F;chreib&#x2019;<lb/>
ich nichts, weil ich dich nicht quälen mag. Wenn du komm&#x017F;t,<lb/>
bi&#x017F;t du da. Von der Freude und dem Re&#x017F;t dabei chargir&#x2019; ich<lb/>
mich. Grüße Karl recht &#x017F;ehr! Wenn mich die Laune ergreift,<lb/>
&#x017F;chreib&#x2019; ich ihm &#x017F;ehr ausführlich. Ich umarme dich herzlich.<lb/>
Varnhagen euch beide. Deine R. <hi rendition="#g">Mein</hi> liebes Röschen!<lb/>
Ach! Ach! Ach! du dort; ich hier: und alles blüht. &#x2014; &#x2014;</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[533/0541] An Roſe, im Haag. Karlsruhe, Dienstag den 21. April 1818. Kühles, in ſich nicht fertiges Frühlingswetter, mit Blüthen, und Einheizen. Liebes Roſenſchweſterchen! Du antworteſt mir nicht! Es iſt doch Krankheit nicht Schuld? Nun iſt Scholz bei dir: und du kannſt von mir, von Deutſchland und der Vergangenheit hören und ſprechen. Alles was uns bleibt. Ich fühle mich auch vertrocknet mit der Zeit! — Abweſenheit, Mangel an Anregung, an Liebem und Gewohntem, viele Unpäßlichkeit, haben das Ihrige gethan. Mir iſt nur heute ſo! Sonſt weiß ich den Vorzug meiner Lage ſehr! Aber wir ſind beide aus unſerm Majorat, und entfernt von einander: und, und! — — — für dergleichen müßte brillanter Erſatz kommen. Speiſe für Vernunft, ſättigt nur die: und macht kein friſches Blut. Wenn du nicht krank biſt, ſchreib mir ein Wort. Was ich den Sommer mache, weiß ich noch nicht: und das iſt auch gut: es iſt eine Art Freiheit. Von deinem Kommen ſchreib’ ich nichts, weil ich dich nicht quälen mag. Wenn du kommſt, biſt du da. Von der Freude und dem Reſt dabei chargir’ ich mich. Grüße Karl recht ſehr! Wenn mich die Laune ergreift, ſchreib’ ich ihm ſehr ausführlich. Ich umarme dich herzlich. Varnhagen euch beide. Deine R. Mein liebes Röschen! Ach! Ach! Ach! du dort; ich hier: und alles blüht. — —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/541
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 533. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/541>, abgerufen am 28.03.2024.