Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

ben sie, mit denen sie würflen: "ja," sag' ich immer, "so!"
und höre die ganze Geschichte, die ganze Behauptung nicht,
die sie vortragen. So gestern; wo Lotte, und Mutter, Gerns-
bach hin, Gernsbach her, in dieser Art sprach. Arnim war
mit uns, der in den Fuß geschossene: es war sehr schönes Wet-
ter: hin, unten gefahren; her, über die Berge; um ein Vier-
tel auf 9 hier; dann mit Allen im Saal. --

Du irrst, mein geliebter Freund, wenn du denkst, ich
könne allein besser mit den Leuten fertig werden: vielleicht mit
der Länge der Zeit: jetzt nicht. Und ich mag hin und her
denken wie ich will: es bleibt bei der Blume vom Stiel. So
fühl' ich mich. -- Sei du nur vergnügt; vergiß mich nicht;
d. h. komme, wenn du kannst. Aber quäle dich auch deß-
halb nicht! --



An Varnhagen, in Karlsruhs.


Kalte Luft, helle heiße Sonne. Ein Götter-Sternenhimmel
gestern Abend: nach allerlei Wetter.

Mit unendlichem Vergnügen hörte ich gestern von Hrn.
von Ende, der einen Augenblick im blauen gestickten Rock hier
war, die baierischen Herrschaften, und Frau Markgräfin Frie-
drich zur Verlobung einzuladen, daß keine fremde Minister
dabei sein würden, und war nun gewiß, daß du den Sonntag
kommst: und doch schreibst du mir in dem heut erhaltenen
Brief wieder nur, vielleicht. Aber genire dich nicht, wenn du
nicht kommst, so komme ich. Die Hochzeitfeste werden dich

ben ſie, mit denen ſie würflen: „ja,“ ſag’ ich immer, „ſo!“
und höre die ganze Geſchichte, die ganze Behauptung nicht,
die ſie vortragen. So geſtern; wo Lotte, und Mutter, Gerns-
bach hin, Gernsbach her, in dieſer Art ſprach. Arnim war
mit uns, der in den Fuß geſchoſſene: es war ſehr ſchönes Wet-
ter: hin, unten gefahren; her, über die Berge; um ein Vier-
tel auf 9 hier; dann mit Allen im Saal. —

Du irrſt, mein geliebter Freund, wenn du denkſt, ich
könne allein beſſer mit den Leuten fertig werden: vielleicht mit
der Länge der Zeit: jetzt nicht. Und ich mag hin und her
denken wie ich will: es bleibt bei der Blume vom Stiel. So
fühl’ ich mich. — Sei du nur vergnügt; vergiß mich nicht;
d. h. komme, wenn du kannſt. Aber quäle dich auch deß-
halb nicht! —



An Varnhagen, in Karlsruhs.


Kalte Luft, helle heiße Sonne. Ein Götter-Sternenhimmel
geſtern Abend: nach allerlei Wetter.

Mit unendlichem Vergnügen hörte ich geſtern von Hrn.
von Ende, der einen Augenblick im blauen geſtickten Rock hier
war, die baieriſchen Herrſchaften, und Frau Markgräfin Frie-
drich zur Verlobung einzuladen, daß keine fremde Miniſter
dabei ſein würden, und war nun gewiß, daß du den Sonntag
kommſt: und doch ſchreibſt du mir in dem heut erhaltenen
Brief wieder nur, vielleicht. Aber genire dich nicht, wenn du
nicht kommſt, ſo komme ich. Die Hochzeitfeſte werden dich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0589" n="581"/>
ben &#x017F;ie, mit denen &#x017F;ie würflen: &#x201E;ja,&#x201C; &#x017F;ag&#x2019; ich immer, &#x201E;&#x017F;o!&#x201C;<lb/>
und höre die ganze Ge&#x017F;chichte, die ganze Behauptung nicht,<lb/>
die &#x017F;ie vortragen. So ge&#x017F;tern; wo Lotte, und Mutter, Gerns-<lb/>
bach <hi rendition="#g">hin</hi>, Gernsbach <hi rendition="#g">her</hi>, in die&#x017F;er Art <hi rendition="#g">&#x017F;prach</hi>. Arnim war<lb/>
mit uns, der in den Fuß ge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;ene: es war &#x017F;ehr &#x017F;chönes Wet-<lb/>
ter: hin, unten gefahren; her, über die Berge; um ein Vier-<lb/>
tel auf 9 hier; dann mit Allen im Saal. &#x2014;</p><lb/>
          <p>Du irr&#x017F;t, mein geliebter Freund, wenn du denk&#x017F;t, ich<lb/>
könne allein be&#x017F;&#x017F;er mit den Leuten fertig werden: vielleicht mit<lb/>
der Länge der Zeit: jetzt nicht. Und ich mag hin und her<lb/>
denken wie ich will: es bleibt bei der Blume vom Stiel. So<lb/>
fühl&#x2019; ich mich. &#x2014; Sei du nur vergnügt; vergiß mich nicht;<lb/>
d. h. komme, wenn du kann&#x017F;t. Aber quäle dich auch deß-<lb/>
halb nicht! &#x2014;</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>An Varnhagen, in Karlsruhs.</head><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#et">Baden, Freitag Vormittag nach 11 Uhr, den 16. Juli 1819.</hi> </dateline><lb/>
          <p> <hi rendition="#et">Kalte Luft, helle heiße Sonne. Ein Götter-Sternenhimmel<lb/>
ge&#x017F;tern Abend: nach allerlei Wetter.</hi> </p><lb/>
          <p>Mit unendlichem Vergnügen hörte ich ge&#x017F;tern von Hrn.<lb/>
von Ende, der einen Augenblick im blauen ge&#x017F;tickten Rock hier<lb/>
war, die baieri&#x017F;chen Herr&#x017F;chaften, und Frau Markgräfin Frie-<lb/>
drich zur Verlobung einzuladen, daß keine fremde Mini&#x017F;ter<lb/>
dabei &#x017F;ein würden, und war nun gewiß, daß du den Sonntag<lb/>
komm&#x017F;t: und doch &#x017F;chreib&#x017F;t du mir in dem heut erhaltenen<lb/>
Brief wieder nur, vielleicht. Aber genire dich nicht, wenn du<lb/>
nicht komm&#x017F;t, &#x017F;o komme ich. Die Hochzeitfe&#x017F;te werden dich<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[581/0589] ben ſie, mit denen ſie würflen: „ja,“ ſag’ ich immer, „ſo!“ und höre die ganze Geſchichte, die ganze Behauptung nicht, die ſie vortragen. So geſtern; wo Lotte, und Mutter, Gerns- bach hin, Gernsbach her, in dieſer Art ſprach. Arnim war mit uns, der in den Fuß geſchoſſene: es war ſehr ſchönes Wet- ter: hin, unten gefahren; her, über die Berge; um ein Vier- tel auf 9 hier; dann mit Allen im Saal. — Du irrſt, mein geliebter Freund, wenn du denkſt, ich könne allein beſſer mit den Leuten fertig werden: vielleicht mit der Länge der Zeit: jetzt nicht. Und ich mag hin und her denken wie ich will: es bleibt bei der Blume vom Stiel. So fühl’ ich mich. — Sei du nur vergnügt; vergiß mich nicht; d. h. komme, wenn du kannſt. Aber quäle dich auch deß- halb nicht! — An Varnhagen, in Karlsruhs. Baden, Freitag Vormittag nach 11 Uhr, den 16. Juli 1819. Kalte Luft, helle heiße Sonne. Ein Götter-Sternenhimmel geſtern Abend: nach allerlei Wetter. Mit unendlichem Vergnügen hörte ich geſtern von Hrn. von Ende, der einen Augenblick im blauen geſtickten Rock hier war, die baieriſchen Herrſchaften, und Frau Markgräfin Frie- drich zur Verlobung einzuladen, daß keine fremde Miniſter dabei ſein würden, und war nun gewiß, daß du den Sonntag kommſt: und doch ſchreibſt du mir in dem heut erhaltenen Brief wieder nur, vielleicht. Aber genire dich nicht, wenn du nicht kommſt, ſo komme ich. Die Hochzeitfeſte werden dich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/589
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 581. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/589>, abgerufen am 19.04.2024.