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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834.

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eine liebliche Kreatur sein. Es soll ihr wohlgehn! sie verdient
es gewiß noch besonders. --



An Adelheid Fürstin von Carolath.


Ihr Geburtstag!

Geliebte Freundin! Unter allen Segen, Wünschen und
Gebeten, sind Sie auch von den meinigen überzeugt; sie er-
strecken sich auf das ganze Jahr und auf Alle, die Sie lie-
ben! Das wissen Sie. Kostbare Eigenschaften, die Sie vor
mir voraus haben, und die den lebendigsten Liebespunkt in
meinem Herzen eben deßwegen in entschiedenen Anspruch neh-
men, möchte ich hegen, und mit Einer, die ich voraus habe,
bewachen; hüten, beschützen. Mit bändigender Wachsamkeit,
-- la force de la prudence, auf Deutsch -- mit der leidigen
prudence; sie macht leiden, wenn wir noch etwas Besseres
besitzen und sind, als sie. Sie tödtet: und vieles in uns ab-
tödten, ist unsre leidige Aufgabe: ist die Bedingung, wenig-
stens die Hälfte davon zu genießen. Wer aber kann dies
Grausame anrathen! ich nicht! Darum wünsche ich: meine
Eigenschaft möge Ihre Gaben, Ihr Sein bewachen können:
wie denn menschliches Wohlwollen, Freundschaft, nichts ande-
res, als Vertrauen, und Ergänzen sein kann. So viel
ist gewiß: das Schöne, das Gute in Ihnen hat seine Ruhe-
stätte in meinen Augen, in meinem Herzen: und wie Sie sich
äußern mögen; ich weiß es daher zu leiten, und muß es als

eine liebliche Kreatur ſein. Es ſoll ihr wohlgehn! ſie verdient
es gewiß noch beſonders. —



An Adelheid Fürſtin von Carolath.


Ihr Geburtstag!

Geliebte Freundin! Unter allen Segen, Wünſchen und
Gebeten, ſind Sie auch von den meinigen überzeugt; ſie er-
ſtrecken ſich auf das ganze Jahr und auf Alle, die Sie lie-
ben! Das wiſſen Sie. Koſtbare Eigenſchaften, die Sie vor
mir voraus haben, und die den lebendigſten Liebespunkt in
meinem Herzen eben deßwegen in entſchiedenen Anſpruch neh-
men, möchte ich hegen, und mit Einer, die ich voraus habe,
bewachen; hüten, beſchützen. Mit bändigender Wachſamkeit,
la force de la prudence, auf Deutſch — mit der leidigen
prudence; ſie macht leiden, wenn wir noch etwas Beſſeres
beſitzen und ſind, als ſie. Sie tödtet: und vieles in uns ab-
tödten, iſt unſre leidige Aufgabe: iſt die Bedingung, wenig-
ſtens die Hälfte davon zu genießen. Wer aber kann dies
Grauſame anrathen! ich nicht! Darum wünſche ich: meine
Eigenſchaft möge Ihre Gaben, Ihr Sein bewachen können:
wie denn menſchliches Wohlwollen, Freundſchaft, nichts ande-
res, als Vertrauen, und Ergänzen ſein kann. So viel
iſt gewiß: das Schöne, das Gute in Ihnen hat ſeine Ruhe-
ſtätte in meinen Augen, in meinem Herzen: und wie Sie ſich
äußern mögen; ich weiß es daher zu leiten, und muß es als

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[324/0332] eine liebliche Kreatur ſein. Es ſoll ihr wohlgehn! ſie verdient es gewiß noch beſonders. — An Adelheid Fürſtin von Carolath. Berlin, den 3. März 1828. Ihr Geburtstag! Geliebte Freundin! Unter allen Segen, Wünſchen und Gebeten, ſind Sie auch von den meinigen überzeugt; ſie er- ſtrecken ſich auf das ganze Jahr und auf Alle, die Sie lie- ben! Das wiſſen Sie. Koſtbare Eigenſchaften, die Sie vor mir voraus haben, und die den lebendigſten Liebespunkt in meinem Herzen eben deßwegen in entſchiedenen Anſpruch neh- men, möchte ich hegen, und mit Einer, die ich voraus habe, bewachen; hüten, beſchützen. Mit bändigender Wachſamkeit, — la force de la prudence, auf Deutſch — mit der leidigen prudence; ſie macht leiden, wenn wir noch etwas Beſſeres beſitzen und ſind, als ſie. Sie tödtet: und vieles in uns ab- tödten, iſt unſre leidige Aufgabe: iſt die Bedingung, wenig- ſtens die Hälfte davon zu genießen. Wer aber kann dies Grauſame anrathen! ich nicht! Darum wünſche ich: meine Eigenſchaft möge Ihre Gaben, Ihr Sein bewachen können: wie denn menſchliches Wohlwollen, Freundſchaft, nichts ande- res, als Vertrauen, und Ergänzen ſein kann. So viel iſt gewiß: das Schöne, das Gute in Ihnen hat ſeine Ruhe- ſtätte in meinen Augen, in meinem Herzen: und wie Sie ſich äußern mögen; ich weiß es daher zu leiten, und muß es als

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/332>, abgerufen am 23.04.2024.