Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

brachte es auch heute gleich auf der Kunstausstellung an.
Jetzt bin ich erhitzt, und habe Schmerzen: auch ist das Wet-
ter zu sehr feuchte Wolke. Und fast habe ich den Muth nicht,
Sie zu fragen, ob Sie mich morgen Abend mit Ihrem Be-
such erfreuen wollen. Ich werde einige Menschen zitiren. Auch
ändert sich die Wolke vielleicht bis dahin!

Mir ist es doch unbegreiflich, warum Frau von Z. nicht
ein Wort schreibt! mir fällt es nur wieder ein; weil ich Sie
eben bitten wollte, daß, wenn Sie etwas hörten, Sie es mich
möchten wissen lassen. Pardon! So wie Einer nicht thut, was
er müßte, so müssen Zwei, Drei, Vier dies für ihn thun; und
nie so gut, als er es könnte. Mille, mille pardons!

Ergebenst Fr. V.


An Leopold Ranke, in Venedig.


Guten Morgen, in Italien! In Venedig ist es in den
Zimmern unleidlich kalt, weiß ich von einer Freundin; wegen
Ofen- und Kaminlosigkeit. Hier, jetzt, Sonnabend, Dreivier-
tel auf 12, haben wir, nach unleidlichem Nord oft Wind,
Schnee, Trübe, Glätte. Mich zerwühlt dies, wie schlappe
Gewitterhitze; unser täglich Sommer- und Winterbrot. Nichts
war gut als Muskau. De plain pied aus einer Glasthüre
in für mich gebraute Luft: erquickende: liebe Freunde, keine
gene; meine Kind Elischen mit mir: viel Fahren: genug allein:
hinlänglich Zerstreuung. Viel für's Aug; und, da das Ganze

brachte es auch heute gleich auf der Kunſtausſtellung an.
Jetzt bin ich erhitzt, und habe Schmerzen: auch iſt das Wet-
ter zu ſehr feuchte Wolke. Und faſt habe ich den Muth nicht,
Sie zu fragen, ob Sie mich morgen Abend mit Ihrem Be-
ſuch erfreuen wollen. Ich werde einige Menſchen zitiren. Auch
ändert ſich die Wolke vielleicht bis dahin!

Mir iſt es doch unbegreiflich, warum Frau von Z. nicht
ein Wort ſchreibt! mir fällt es nur wieder ein; weil ich Sie
eben bitten wollte, daß, wenn Sie etwas hörten, Sie es mich
möchten wiſſen laſſen. Pardon! So wie Einer nicht thut, was
er müßte, ſo müſſen Zwei, Drei, Vier dies für ihn thun; und
nie ſo gut, als er es könnte. Mille, mille pardons!

Ergebenſt Fr. V.


An Leopold Ranke, in Venedig.


Guten Morgen, in Italien! In Venedig iſt es in den
Zimmern unleidlich kalt, weiß ich von einer Freundin; wegen
Ofen- und Kaminloſigkeit. Hier, jetzt, Sonnabend, Dreivier-
tel auf 12, haben wir, nach unleidlichem Nord oft Wind,
Schnee, Trübe, Glätte. Mich zerwühlt dies, wie ſchlappe
Gewitterhitze; unſer täglich Sommer- und Winterbrot. Nichts
war gut als Muskau. De plain pied aus einer Glasthüre
in für mich gebraute Luft: erquickende: liebe Freunde, keine
gêne; meine Kind Elischen mit mir: viel Fahren: genug allein:
hinlänglich Zerſtreuung. Viel für’s Aug; und, da das Ganze

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0354" n="346"/>
brachte es auch heute gleich auf der Kun&#x017F;taus&#x017F;tellung an.<lb/>
Jetzt bin ich erhitzt, und habe Schmerzen: auch i&#x017F;t das Wet-<lb/>
ter zu &#x017F;ehr feuchte Wolke. Und fa&#x017F;t habe ich den Muth nicht,<lb/>
Sie zu fragen, ob Sie mich morgen Abend mit Ihrem Be-<lb/>
&#x017F;uch erfreuen wollen. Ich werde einige Men&#x017F;chen zitiren. Auch<lb/>
ändert &#x017F;ich die Wolke vielleicht bis dahin!</p><lb/>
          <p>Mir i&#x017F;t es doch unbegreiflich, warum Frau von Z. nicht<lb/><hi rendition="#g">ein</hi> Wort &#x017F;chreibt! mir fällt es nur wieder ein; weil ich Sie<lb/>
eben bitten wollte, daß, wenn Sie etwas hörten, Sie es mich<lb/>
möchten wi&#x017F;&#x017F;en la&#x017F;&#x017F;en. <hi rendition="#aq">Pardon!</hi> So wie Einer nicht thut, was<lb/>
er müßte, &#x017F;o mü&#x017F;&#x017F;en Zwei, Drei, Vier dies für ihn thun; und<lb/>
nie &#x017F;o gut, als er es könnte. <hi rendition="#aq">Mille, mille pardons!</hi></p><lb/>
          <closer>
            <salute> <hi rendition="#et">Ergeben&#x017F;t Fr. V.</hi> </salute>
          </closer>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>An Leopold Ranke, in Venedig.</head><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#et">Berlin, den 7. November 1828.</hi> </dateline><lb/>
          <p>Guten Morgen, in Italien! In Venedig i&#x017F;t es in den<lb/>
Zimmern unleidlich kalt, weiß ich von einer Freundin; wegen<lb/>
Ofen- und Kaminlo&#x017F;igkeit. Hier, jetzt, Sonnabend, Dreivier-<lb/>
tel auf 12, haben wir, nach unleidlichem Nord <hi rendition="#g">oft</hi> Wind,<lb/>
Schnee, Trübe, Glätte. Mich zerwühlt dies, wie &#x017F;chlappe<lb/>
Gewitterhitze; un&#x017F;er täglich Sommer- und Winterbrot. Nichts<lb/>
war gut als Muskau. <hi rendition="#aq">De plain pied</hi> aus einer Glasthüre<lb/>
in <hi rendition="#g">für mich</hi> gebraute Luft: erquickende: liebe Freunde, keine<lb/><hi rendition="#aq">gêne;</hi> meine Kind Elischen mit mir: viel Fahren: genug allein:<lb/>
hinlänglich Zer&#x017F;treuung. Viel für&#x2019;s Aug; und, da das Ganze<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[346/0354] brachte es auch heute gleich auf der Kunſtausſtellung an. Jetzt bin ich erhitzt, und habe Schmerzen: auch iſt das Wet- ter zu ſehr feuchte Wolke. Und faſt habe ich den Muth nicht, Sie zu fragen, ob Sie mich morgen Abend mit Ihrem Be- ſuch erfreuen wollen. Ich werde einige Menſchen zitiren. Auch ändert ſich die Wolke vielleicht bis dahin! Mir iſt es doch unbegreiflich, warum Frau von Z. nicht ein Wort ſchreibt! mir fällt es nur wieder ein; weil ich Sie eben bitten wollte, daß, wenn Sie etwas hörten, Sie es mich möchten wiſſen laſſen. Pardon! So wie Einer nicht thut, was er müßte, ſo müſſen Zwei, Drei, Vier dies für ihn thun; und nie ſo gut, als er es könnte. Mille, mille pardons! Ergebenſt Fr. V. An Leopold Ranke, in Venedig. Berlin, den 7. November 1828. Guten Morgen, in Italien! In Venedig iſt es in den Zimmern unleidlich kalt, weiß ich von einer Freundin; wegen Ofen- und Kaminloſigkeit. Hier, jetzt, Sonnabend, Dreivier- tel auf 12, haben wir, nach unleidlichem Nord oft Wind, Schnee, Trübe, Glätte. Mich zerwühlt dies, wie ſchlappe Gewitterhitze; unſer täglich Sommer- und Winterbrot. Nichts war gut als Muskau. De plain pied aus einer Glasthüre in für mich gebraute Luft: erquickende: liebe Freunde, keine gêne; meine Kind Elischen mit mir: viel Fahren: genug allein: hinlänglich Zerſtreuung. Viel für’s Aug; und, da das Ganze

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/354
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/354>, abgerufen am 25.04.2024.