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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834.

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gesehn. Erhellen Sie bald wieder mein jetzt sonnenloses Haus!
Das haben Sie davon: wie die Sonne, die alle Menschen
inkommodiren und haben wollen.

Darf ich hier meine Fürstin Carolath grüßen! und sie
bitten, mir morgen die herrlichen Kinder wieder zum Abend
zu gönnen? Meine Augen bewachen sie; und nur Gesundes
kommt ihnen, in jedem Sinne, zu. Die Fürstin selbst sicht
mich gewiß wenn sie kann: ich bin in beides einverstanden,
es halten sie Pflichten, oder Unterhaltungen ab: oft wird das
zweite zur Pflicht, wenn das erste geflissend geübt wird. An
allem nehm' und hab' ich meinen Antheil, was sie betrifft
und thut. --



An Gustav Robert.


Guten Morgen, lieber Gustav! Dies Billet soll dich bit-
ten, daß du mich heute Abend besuchest; aber nicht so spät
kommest! -- "Bist du auch nicht so gelehrt, bist du doch dop-
pelt vergnügt!" heißt es in einer von Goethens römischen
Elegieen: dies lehr' ich dich heute zum Ersatz: sag' das Hrn.
Werner; da wird er dich gleich früher freilassen. Mutter,
hoff' ich, ist ganz hergestellt; und ich sehe sie auch den Abend,
oder ganz nächstens: ich muß meiner Genesung Raum lassen,
der in Zeit besteht; sonst hätte ich sie längst besucht; ich bin
aber zu lange krank, und versuche nichts mehr. Ferdinand
verzeihe ich es, daß er nicht weiß wie alten Leuten zu Muthe

geſehn. Erhellen Sie bald wieder mein jetzt ſonnenloſes Haus!
Das haben Sie davon: wie die Sonne, die alle Menſchen
inkommodiren und haben wollen.

Darf ich hier meine Fürſtin Carolath grüßen! und ſie
bitten, mir morgen die herrlichen Kinder wieder zum Abend
zu gönnen? Meine Augen bewachen ſie; und nur Geſundes
kommt ihnen, in jedem Sinne, zu. Die Fürſtin ſelbſt ſicht
mich gewiß wenn ſie kann: ich bin in beides einverſtanden,
es halten ſie Pflichten, oder Unterhaltungen ab: oft wird das
zweite zur Pflicht, wenn das erſte gefliſſend geübt wird. An
allem nehm’ und hab’ ich meinen Antheil, was ſie betrifft
und thut. —



An Guſtav Robert.


Guten Morgen, lieber Guſtav! Dies Billet ſoll dich bit-
ten, daß du mich heute Abend beſucheſt; aber nicht ſo ſpät
kommeſt! — „Biſt du auch nicht ſo gelehrt, biſt du doch dop-
pelt vergnügt!“ heißt es in einer von Goethens römiſchen
Elegieen: dies lehr’ ich dich heute zum Erſatz: ſag’ das Hrn.
Werner; da wird er dich gleich früher freilaſſen. Mutter,
hoff’ ich, iſt ganz hergeſtellt; und ich ſehe ſie auch den Abend,
oder ganz nächſtens: ich muß meiner Geneſung Raum laſſen,
der in Zeit beſteht; ſonſt hätte ich ſie längſt beſucht; ich bin
aber zu lange krank, und verſuche nichts mehr. Ferdinand
verzeihe ich es, daß er nicht weiß wie alten Leuten zu Muthe

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[594/0602] geſehn. Erhellen Sie bald wieder mein jetzt ſonnenloſes Haus! Das haben Sie davon: wie die Sonne, die alle Menſchen inkommodiren und haben wollen. Darf ich hier meine Fürſtin Carolath grüßen! und ſie bitten, mir morgen die herrlichen Kinder wieder zum Abend zu gönnen? Meine Augen bewachen ſie; und nur Geſundes kommt ihnen, in jedem Sinne, zu. Die Fürſtin ſelbſt ſicht mich gewiß wenn ſie kann: ich bin in beides einverſtanden, es halten ſie Pflichten, oder Unterhaltungen ab: oft wird das zweite zur Pflicht, wenn das erſte gefliſſend geübt wird. An allem nehm’ und hab’ ich meinen Antheil, was ſie betrifft und thut. — An Guſtav Robert. Sonnabend, den 19. Januar 1833. Guten Morgen, lieber Guſtav! Dies Billet ſoll dich bit- ten, daß du mich heute Abend beſucheſt; aber nicht ſo ſpät kommeſt! — „Biſt du auch nicht ſo gelehrt, biſt du doch dop- pelt vergnügt!“ heißt es in einer von Goethens römiſchen Elegieen: dies lehr’ ich dich heute zum Erſatz: ſag’ das Hrn. Werner; da wird er dich gleich früher freilaſſen. Mutter, hoff’ ich, iſt ganz hergeſtellt; und ich ſehe ſie auch den Abend, oder ganz nächſtens: ich muß meiner Geneſung Raum laſſen, der in Zeit beſteht; ſonſt hätte ich ſie längſt beſucht; ich bin aber zu lange krank, und verſuche nichts mehr. Ferdinand verzeihe ich es, daß er nicht weiß wie alten Leuten zu Muthe

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 594. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/602>, abgerufen am 29.03.2024.