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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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gliederung zu unterscheiden (Octopus; Eledone); bei den Argonauten
aber, sowie bei einer nackten Gattung, Tremoctopus, finden sich die
verkümmerten Männchen, deren wir oben gedachten, und die es wahr-
scheinlich machen, daß auch die Nautilen und die ihnen verwandten
fossilen Gattungen ähnliche verkümmerte Männchen besaßen.



Eilfter Brief.
Kreis der Gliederthiere. (Articulata.)


Für sich allein umfaßt dieser Kreis eine bei weitem größere An-
zahl von Thieren, als das ganze übrige Reich zusammengenommen,
sowohl wenn man die Zahl der Individuen, als auch die Man-
nigfaltigkeit der in Gattungen und Arten repräsentirten Formen in
das Auge faßt. Deßhalb sind es die Thiere dieses Kreises auch haupt-
sächlich, welche trotz der verhältnißmäßigen Kleinheit ihres Körpers --
denn nur wenige Gliederthiere können sich hierin mit den kleineren
Wirbelthieren messen -- den einzelnen Strichen und Zonen der Erde
eine bestimmte Physiognomie aufdrücken, indem sie eben sowohl die Luft,
als das Wasser mit ihren unzähligen Schwärmen erfüllen und durch
ihr massenhaftes Auftreten und den Schaden, den viele von ihnen
stiften, selbst weniger aufmerksameren Beobachtern in die Augen fallen.

So mannigfaltig auch die äußeren Formen der Krebse, Spinnen,
Tausendfüßler und Insekten sein mögen, welche diesen Kreis bilden,
so läßt sich doch auf der andern Seite nicht läugnen, daß die Orga-
nisation der genannten einzelnen Glieder des Kreises viele und höchst
wesentliche Berührungspunkte miteinander gemein hat und daß ein
engeres Band dieselben umschlingt, als wir bei den bisherigen Kreisen
zu finden gewohnt waren. Die Gliederthiere bilden in der That eine
in sich wohl geschlossene Gruppe, die auf einem gemeinsamen Organi-
sationsplane beruht, dessen einzelne Modificationen in streng gesetz-
mäßiger Weise sich allmählig aneinander reihen, ohne schroffe Ab-
grenzungen zu zeigen. Diese Gesetzmäßigkeit des Baues geht so weit,

gliederung zu unterſcheiden (Octopus; Eledone); bei den Argonauten
aber, ſowie bei einer nackten Gattung, Tremoctopus, finden ſich die
verkümmerten Männchen, deren wir oben gedachten, und die es wahr-
ſcheinlich machen, daß auch die Nautilen und die ihnen verwandten
foſſilen Gattungen ähnliche verkümmerte Männchen beſaßen.



Eilfter Brief.
Kreis der Gliederthiere. (Articulata.)


Für ſich allein umfaßt dieſer Kreis eine bei weitem größere An-
zahl von Thieren, als das ganze übrige Reich zuſammengenommen,
ſowohl wenn man die Zahl der Individuen, als auch die Man-
nigfaltigkeit der in Gattungen und Arten repräſentirten Formen in
das Auge faßt. Deßhalb ſind es die Thiere dieſes Kreiſes auch haupt-
ſächlich, welche trotz der verhältnißmäßigen Kleinheit ihres Körpers —
denn nur wenige Gliederthiere können ſich hierin mit den kleineren
Wirbelthieren meſſen — den einzelnen Strichen und Zonen der Erde
eine beſtimmte Phyſiognomie aufdrücken, indem ſie eben ſowohl die Luft,
als das Waſſer mit ihren unzähligen Schwärmen erfüllen und durch
ihr maſſenhaftes Auftreten und den Schaden, den viele von ihnen
ſtiften, ſelbſt weniger aufmerkſameren Beobachtern in die Augen fallen.

So mannigfaltig auch die äußeren Formen der Krebſe, Spinnen,
Tauſendfüßler und Inſekten ſein mögen, welche dieſen Kreis bilden,
ſo läßt ſich doch auf der andern Seite nicht läugnen, daß die Orga-
niſation der genannten einzelnen Glieder des Kreiſes viele und höchſt
weſentliche Berührungspunkte miteinander gemein hat und daß ein
engeres Band dieſelben umſchlingt, als wir bei den bisherigen Kreiſen
zu finden gewohnt waren. Die Gliederthiere bilden in der That eine
in ſich wohl geſchloſſene Gruppe, die auf einem gemeinſamen Organi-
ſationsplane beruht, deſſen einzelne Modificationen in ſtreng geſetz-
mäßiger Weiſe ſich allmählig aneinander reihen, ohne ſchroffe Ab-
grenzungen zu zeigen. Dieſe Geſetzmäßigkeit des Baues geht ſo weit,

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[392/0398] gliederung zu unterſcheiden (Octopus; Eledone); bei den Argonauten aber, ſowie bei einer nackten Gattung, Tremoctopus, finden ſich die verkümmerten Männchen, deren wir oben gedachten, und die es wahr- ſcheinlich machen, daß auch die Nautilen und die ihnen verwandten foſſilen Gattungen ähnliche verkümmerte Männchen beſaßen. Eilfter Brief. Kreis der Gliederthiere. (Articulata.) Für ſich allein umfaßt dieſer Kreis eine bei weitem größere An- zahl von Thieren, als das ganze übrige Reich zuſammengenommen, ſowohl wenn man die Zahl der Individuen, als auch die Man- nigfaltigkeit der in Gattungen und Arten repräſentirten Formen in das Auge faßt. Deßhalb ſind es die Thiere dieſes Kreiſes auch haupt- ſächlich, welche trotz der verhältnißmäßigen Kleinheit ihres Körpers — denn nur wenige Gliederthiere können ſich hierin mit den kleineren Wirbelthieren meſſen — den einzelnen Strichen und Zonen der Erde eine beſtimmte Phyſiognomie aufdrücken, indem ſie eben ſowohl die Luft, als das Waſſer mit ihren unzähligen Schwärmen erfüllen und durch ihr maſſenhaftes Auftreten und den Schaden, den viele von ihnen ſtiften, ſelbſt weniger aufmerkſameren Beobachtern in die Augen fallen. So mannigfaltig auch die äußeren Formen der Krebſe, Spinnen, Tauſendfüßler und Inſekten ſein mögen, welche dieſen Kreis bilden, ſo läßt ſich doch auf der andern Seite nicht läugnen, daß die Orga- niſation der genannten einzelnen Glieder des Kreiſes viele und höchſt weſentliche Berührungspunkte miteinander gemein hat und daß ein engeres Band dieſelben umſchlingt, als wir bei den bisherigen Kreiſen zu finden gewohnt waren. Die Gliederthiere bilden in der That eine in ſich wohl geſchloſſene Gruppe, die auf einem gemeinſamen Organi- ſationsplane beruht, deſſen einzelne Modificationen in ſtreng geſetz- mäßiger Weiſe ſich allmählig aneinander reihen, ohne ſchroffe Ab- grenzungen zu zeigen. Dieſe Geſetzmäßigkeit des Baues geht ſo weit,

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/398>, abgerufen am 20.04.2024.