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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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Wenn schon in der Nähe der Antillen größere Ausbreitungen
riffbildender Korallenpolypen vorkamen, so treten wir mit dem indi-
schen Meere
und seinen nordwestlichen Ausläufern, dem rothen
Meere
und dem persischen Golfe, mit dem Sundameere und
dem stillen Oceane in die wahre Zone der großen Korallen-
riffe
ein, die ganze Inseln und Länder einzäunen und eine höchst
eigenthümliche Fauna bergen, welche in den stillen Gewässern der
Atoll's und Lagunen einen Zufluchtsort sucht. Hier finden sich vor-
züglich die Lederfische (Teuthida), die Harthäuter (Sclerodermata) und
die in den lebhaftesten Farben schimmernde Familie der Schuppenfloßer
(Squamipennia). Der Hai mit Mahlzähnen (Cestracion) ist in Au-
stralien und Japan verbreitet, während der Dugong (Halicore) vor-
züglich das rothe Meer und den persischen Golf besucht. In der
Sunda begegnen wir dem Nautilus und dem Posthörnchen (Spirula),
dem einzigen Repräsentanten der vielkammerigen Cephalopodenschalen
der Vorwelt; wir finden dort die Riesenmuscheln (Tridacna), die Loch-
muscheln (Terebratula), die Trigonien; unter den Schnecken die glän-
zenden Familien der Kegel- (Conida) und Porcellanschnecken (Cypraea)
in ihrer höchsten Entfaltung und in den Korallenriffen die reichste
Entwicklung der Stachelhäuter in allen Formen und Familien. Als
eine besondere Fauna kann dann endlich noch jener Theil des Oceans
angesehen werden, welcher zwischen der ostasiatischen Küste von
China bis Kamschatka hin und der westamerikanischen im Nor-
den eingeschlossen ist. Nicht minder eigenthümlich und von der des
großen Oceans verschieden ist die Bevölkerung des westlichen Küsten-
striches von Südamerika längs der Küste von Chili und Peru.
Es fehlen uns indeß noch genügende Thatsachen, um diese Faunen in
ihrer Besonderheit zu umgränzen.



Wenn ſchon in der Nähe der Antillen größere Ausbreitungen
riffbildender Korallenpolypen vorkamen, ſo treten wir mit dem indi-
ſchen Meere
und ſeinen nordweſtlichen Ausläufern, dem rothen
Meere
und dem perſiſchen Golfe, mit dem Sundameere und
dem ſtillen Oceane in die wahre Zone der großen Korallen-
riffe
ein, die ganze Inſeln und Länder einzäunen und eine höchſt
eigenthümliche Fauna bergen, welche in den ſtillen Gewäſſern der
Atoll’s und Lagunen einen Zufluchtsort ſucht. Hier finden ſich vor-
züglich die Lederfiſche (Teuthida), die Harthäuter (Sclerodermata) und
die in den lebhafteſten Farben ſchimmernde Familie der Schuppenfloßer
(Squamipennia). Der Hai mit Mahlzähnen (Cestracion) iſt in Au-
ſtralien und Japan verbreitet, während der Dugong (Halicore) vor-
züglich das rothe Meer und den perſiſchen Golf beſucht. In der
Sunda begegnen wir dem Nautilus und dem Poſthörnchen (Spirula),
dem einzigen Repräſentanten der vielkammerigen Cephalopodenſchalen
der Vorwelt; wir finden dort die Rieſenmuſcheln (Tridacna), die Loch-
muſcheln (Terebratula), die Trigonien; unter den Schnecken die glän-
zenden Familien der Kegel- (Conida) und Porcellanſchnecken (Cypraea)
in ihrer höchſten Entfaltung und in den Korallenriffen die reichſte
Entwicklung der Stachelhäuter in allen Formen und Familien. Als
eine beſondere Fauna kann dann endlich noch jener Theil des Oceans
angeſehen werden, welcher zwiſchen der oſtaſiatiſchen Küſte von
China bis Kamſchatka hin und der weſtamerikaniſchen im Nor-
den eingeſchloſſen iſt. Nicht minder eigenthümlich und von der des
großen Oceans verſchieden iſt die Bevölkerung des weſtlichen Küſten-
ſtriches von Südamerika längs der Küſte von Chili und Peru.
Es fehlen uns indeß noch genügende Thatſachen, um dieſe Faunen in
ihrer Beſonderheit zu umgränzen.



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[590/0596] Wenn ſchon in der Nähe der Antillen größere Ausbreitungen riffbildender Korallenpolypen vorkamen, ſo treten wir mit dem indi- ſchen Meere und ſeinen nordweſtlichen Ausläufern, dem rothen Meere und dem perſiſchen Golfe, mit dem Sundameere und dem ſtillen Oceane in die wahre Zone der großen Korallen- riffe ein, die ganze Inſeln und Länder einzäunen und eine höchſt eigenthümliche Fauna bergen, welche in den ſtillen Gewäſſern der Atoll’s und Lagunen einen Zufluchtsort ſucht. Hier finden ſich vor- züglich die Lederfiſche (Teuthida), die Harthäuter (Sclerodermata) und die in den lebhafteſten Farben ſchimmernde Familie der Schuppenfloßer (Squamipennia). Der Hai mit Mahlzähnen (Cestracion) iſt in Au- ſtralien und Japan verbreitet, während der Dugong (Halicore) vor- züglich das rothe Meer und den perſiſchen Golf beſucht. In der Sunda begegnen wir dem Nautilus und dem Poſthörnchen (Spirula), dem einzigen Repräſentanten der vielkammerigen Cephalopodenſchalen der Vorwelt; wir finden dort die Rieſenmuſcheln (Tridacna), die Loch- muſcheln (Terebratula), die Trigonien; unter den Schnecken die glän- zenden Familien der Kegel- (Conida) und Porcellanſchnecken (Cypraea) in ihrer höchſten Entfaltung und in den Korallenriffen die reichſte Entwicklung der Stachelhäuter in allen Formen und Familien. Als eine beſondere Fauna kann dann endlich noch jener Theil des Oceans angeſehen werden, welcher zwiſchen der oſtaſiatiſchen Küſte von China bis Kamſchatka hin und der weſtamerikaniſchen im Nor- den eingeſchloſſen iſt. Nicht minder eigenthümlich und von der des großen Oceans verſchieden iſt die Bevölkerung des weſtlichen Küſten- ſtriches von Südamerika längs der Küſte von Chili und Peru. Es fehlen uns indeß noch genügende Thatſachen, um dieſe Faunen in ihrer Beſonderheit zu umgränzen.

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 590. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/596>, abgerufen am 19.04.2024.