Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite
Odüßee.
Zwölfter Gesang.


Als wir jezo die Flut des Ozeanstromes durchsegelt,
Fuhren wir über die Woge, des weithinwogenden Meeres
Zur aiaiischen Insel, alwo der dämmernden Frühe
Wohnung und Tänze sind, und Hälios leuchtender Aufgang. V. 4.
Jezo landeten wir am sandigen Ufer der Insel, 5
Stiegen alsdann aus dem Schiff' ans krumme Gestade des Meeres,
Schlummerten dort ein wenig, und harrten der heiligen Frühe.

Als die dämmernde Frühe mit Rosenfingern erwachte,
Sandt' ich einige Freunde zur Wohnung der göttlichen Kirkä,
Unsers todten Gefährten Elpänors Leichnam zu holen. 10
Eilig fällten wir Holz auf der höchsten Spize des Landes,
Und bestateten ihn mit vielen Thränen und Seufzern.
Als der Todte nunmehr und des Todten Rüstung verbrannt war,
Häuften wir ihm ein Grab, und errichteten drüber ein Denkmal,
Pflanzten dann hoch auf das Grab sein schöngeglättetes Ruder. 15

Also bestellten wir dies nach der Ordnung. Doch unsre Zurückkunft

V. 4. Wir kamen aus dem dunkeln Lande der Kimmerier jenseits des Ozean-
stromes zu der nächsten Insel im Mittelmeere zurück, wo die Morgenröthe und
die Sonne scheint.
Oduͤßee.
Zwoͤlfter Geſang.


Als wir jezo die Flut des Ozeanſtromes durchſegelt,
Fuhren wir uͤber die Woge, des weithinwogenden Meeres
Zur aiaiiſchen Inſel, alwo der daͤmmernden Fruͤhe
Wohnung und Taͤnze ſind, und Haͤlios leuchtender Aufgang. V. 4.
Jezo landeten wir am ſandigen Ufer der Inſel, 5
Stiegen alsdann aus dem Schiff' ans krumme Geſtade des Meeres,
Schlummerten dort ein wenig, und harrten der heiligen Fruͤhe.

Als die daͤmmernde Fruͤhe mit Roſenfingern erwachte,
Sandt' ich einige Freunde zur Wohnung der goͤttlichen Kirkaͤ,
Unſers todten Gefaͤhrten Elpaͤnors Leichnam zu holen. 10
Eilig faͤllten wir Holz auf der hoͤchſten Spize des Landes,
Und beſtateten ihn mit vielen Thraͤnen und Seufzern.
Als der Todte nunmehr und des Todten Ruͤſtung verbrannt war,
Haͤuften wir ihm ein Grab, und errichteten druͤber ein Denkmal,
Pflanzten dann hoch auf das Grab ſein ſchoͤngeglaͤttetes Ruder. 15

Alſo beſtellten wir dies nach der Ordnung. Doch unſre Zuruͤckkunft

V. 4. Wir kamen aus dem dunkeln Lande der Kimmerier jenſeits des Ozean-
ſtromes zu der naͤchſten Inſel im Mittelmeere zuruͤck, wo die Morgenroͤthe und
die Sonne ſcheint.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0235" n="229"/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#g">Odu&#x0364;ßee</hi>.<lb/><hi rendition="#g">Zwo&#x0364;lfter Ge&#x017F;ang</hi>.</head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p><hi rendition="#in">A</hi>ls wir jezo die Flut des Ozean&#x017F;tromes durch&#x017F;egelt,<lb/><hi rendition="#et">Fuhren wir u&#x0364;ber die Woge, des weithinwogenden Meeres</hi><lb/>
Zur aiaii&#x017F;chen In&#x017F;el, alwo der da&#x0364;mmernden Fru&#x0364;he<lb/>
Wohnung und Ta&#x0364;nze &#x017F;ind, und Ha&#x0364;lios leuchtender Aufgang. <note place="foot" n="V. 4.">Wir kamen aus dem dunkeln Lande der Kimmerier jen&#x017F;eits des Ozean-<lb/>
&#x017F;tromes zu der na&#x0364;ch&#x017F;ten In&#x017F;el im Mittelmeere zuru&#x0364;ck, wo die Morgenro&#x0364;the und<lb/>
die Sonne &#x017F;cheint.</note><lb/>
Jezo landeten wir am &#x017F;andigen Ufer der In&#x017F;el, <note place="right">5</note><lb/>
Stiegen alsdann aus dem Schiff' ans krumme Ge&#x017F;tade des Meeres,<lb/>
Schlummerten dort ein wenig, und harrten der heiligen Fru&#x0364;he.</p><lb/>
        <p>Als die da&#x0364;mmernde Fru&#x0364;he mit Ro&#x017F;enfingern erwachte,<lb/>
Sandt' ich einige Freunde zur Wohnung der go&#x0364;ttlichen Kirka&#x0364;,<lb/>
Un&#x017F;ers todten Gefa&#x0364;hrten Elpa&#x0364;nors Leichnam zu holen. <note place="right">10</note><lb/>
Eilig fa&#x0364;llten wir Holz auf der ho&#x0364;ch&#x017F;ten Spize des Landes,<lb/>
Und be&#x017F;tateten ihn mit vielen Thra&#x0364;nen und Seufzern.<lb/>
Als der Todte nunmehr und des Todten Ru&#x0364;&#x017F;tung verbrannt war,<lb/>
Ha&#x0364;uften wir ihm ein Grab, und errichteten dru&#x0364;ber ein Denkmal,<lb/>
Pflanzten dann hoch auf das Grab &#x017F;ein &#x017F;cho&#x0364;ngegla&#x0364;ttetes Ruder. <note place="right">15</note></p><lb/>
        <p>Al&#x017F;o be&#x017F;tellten wir dies nach der Ordnung. Doch un&#x017F;re Zuru&#x0364;ckkunft<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[229/0235] Oduͤßee. Zwoͤlfter Geſang. Als wir jezo die Flut des Ozeanſtromes durchſegelt, Fuhren wir uͤber die Woge, des weithinwogenden Meeres Zur aiaiiſchen Inſel, alwo der daͤmmernden Fruͤhe Wohnung und Taͤnze ſind, und Haͤlios leuchtender Aufgang. V. 4. Jezo landeten wir am ſandigen Ufer der Inſel, Stiegen alsdann aus dem Schiff' ans krumme Geſtade des Meeres, Schlummerten dort ein wenig, und harrten der heiligen Fruͤhe. 5 Als die daͤmmernde Fruͤhe mit Roſenfingern erwachte, Sandt' ich einige Freunde zur Wohnung der goͤttlichen Kirkaͤ, Unſers todten Gefaͤhrten Elpaͤnors Leichnam zu holen. Eilig faͤllten wir Holz auf der hoͤchſten Spize des Landes, Und beſtateten ihn mit vielen Thraͤnen und Seufzern. Als der Todte nunmehr und des Todten Ruͤſtung verbrannt war, Haͤuften wir ihm ein Grab, und errichteten druͤber ein Denkmal, Pflanzten dann hoch auf das Grab ſein ſchoͤngeglaͤttetes Ruder. 10 15 Alſo beſtellten wir dies nach der Ordnung. Doch unſre Zuruͤckkunft V. 4. Wir kamen aus dem dunkeln Lande der Kimmerier jenſeits des Ozean- ſtromes zu der naͤchſten Inſel im Mittelmeere zuruͤck, wo die Morgenroͤthe und die Sonne ſcheint.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/voss_oduessee_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/voss_oduessee_1781/235
Zitationshilfe: Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_oduessee_1781/235>, abgerufen am 28.03.2024.