Von zwey wunderbaren Sprachen, und deren geheimnißvoller Kraft.
Die Sprache der Worte ist eine große Ga¬ be des Himmels, und es war eine ewige Wohlthat des Schöpfers, daß er die Zunge des ersten Menschen löste, damit er alle Dinge, die der Höchste um ihn her in die Welt gesetzt, und alle geistigen Bilder, die er in seine Seele gelegt hatte, nennen, und seinen Geist in dem mannigfaltigen Spiele mit diesem Reichthum von Namen üben konnte. Durch Worte herrschen wir über den ganzen Erdkreis; durch Worte erhan¬ deln wir uns mit leichter Mühe alle Schätze der Erde. Nur das Unsichtbare, das
I 2
Von zwey wunderbaren Sprachen, und deren geheimnißvoller Kraft.
Die Sprache der Worte iſt eine große Ga¬ be des Himmels, und es war eine ewige Wohlthat des Schöpfers, daß er die Zunge des erſten Menſchen löſte, damit er alle Dinge, die der Höchſte um ihn her in die Welt geſetzt, und alle geiſtigen Bilder, die er in ſeine Seele gelegt hatte, nennen, und ſeinen Geiſt in dem mannigfaltigen Spiele mit dieſem Reichthum von Namen üben konnte. Durch Worte herrſchen wir über den ganzen Erdkreis; durch Worte erhan¬ deln wir uns mit leichter Mühe alle Schätze der Erde. Nur das Unſichtbare, das
I 2
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0139"n="131"/></div><divn="1"><head><hirendition="#g">Von<lb/>
zwey wunderbaren Sprachen</hi>,<lb/><hirendition="#g">und<lb/>
deren geheimnißvoller Kraft</hi>.<lb/></head><p><hirendition="#in">D</hi>ie Sprache der Worte iſt eine große Ga¬<lb/>
be des Himmels, und es war eine ewige<lb/>
Wohlthat des Schöpfers, daß er die Zunge<lb/>
des erſten Menſchen löſte, damit er alle<lb/>
Dinge, die der Höchſte um ihn her in die<lb/>
Welt geſetzt, und alle geiſtigen Bilder, die<lb/>
er in ſeine Seele gelegt hatte, nennen, und<lb/>ſeinen Geiſt in dem mannigfaltigen Spiele<lb/>
mit dieſem Reichthum von Namen üben<lb/>
konnte. Durch Worte herrſchen wir über<lb/>
den ganzen Erdkreis; durch Worte erhan¬<lb/>
deln wir uns mit leichter Mühe alle Schätze<lb/>
der Erde. Nur <hirendition="#g">das Unſichtbare</hi>, <hirendition="#g">das</hi><lb/><fwplace="bottom"type="sig">I 2<lb/></fw></p></div></body></text></TEI>
[131/0139]
Von
zwey wunderbaren Sprachen,
und
deren geheimnißvoller Kraft.
Die Sprache der Worte iſt eine große Ga¬
be des Himmels, und es war eine ewige
Wohlthat des Schöpfers, daß er die Zunge
des erſten Menſchen löſte, damit er alle
Dinge, die der Höchſte um ihn her in die
Welt geſetzt, und alle geiſtigen Bilder, die
er in ſeine Seele gelegt hatte, nennen, und
ſeinen Geiſt in dem mannigfaltigen Spiele
mit dieſem Reichthum von Namen üben
konnte. Durch Worte herrſchen wir über
den ganzen Erdkreis; durch Worte erhan¬
deln wir uns mit leichter Mühe alle Schätze
der Erde. Nur das Unſichtbare, das
I 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/139>, abgerufen am 28.03.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.