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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] nicht völlig erklären. Der Ursprung derselben wird auch folgendermassen erzählt: Ein Bärenführer kam einige Tage vor der leipziger Messe in diese Stadt und bezog mit seinem Vierfüssler eine ärmliche Wohnung in der Vorstadt, in der Hoffnung einer guten Einnahme, weil damals die Erscheinung eines Bären keine gewöhnliche war. Er lebte herrlich und in Freuden und liess den Wirth, unbekümmert wegen der Zahlung, anschreiben. Endlich trat die Messfreiheit ein und hoffnungtrunken eilte der Sarmate in den Stall, um Pätzens Künste zu verwerthen; allein er fand seinen Broterwerber todt. Sein Angstgeschrei lockte den Wirth hinein, welcher nun ernstlich auf Befriedigung drang, und im Nichterfüllungsfalle mit dem Arm der Gerechtigkeit drohte. Der Bärenführer versprach Zahlung bei seinen Landsleuten aufzutreiben und, wenn alle Stränge rissen, mit des Bären Haut zu bezahlen, wodurch er den Wirth einstweilen beschwichtigte, klüglich aber den Stallschlüssel, welcher das Behältniss, worin sich die Haut und der Cadaver befand, an sich nahm. Der Pole ging fort, kehrte abends wieder, genoss eine gute Mahlzeit und legte sich schlafen. Im Dunkel der Nacht, da alle im Gasthofe ruhten, erwachte der Bärenführer auf seinem Lager, schlich sich in den Hof und trennte leise ein Stallbret, bemächtigte sich der Haut, band den Cadaver des Thiers an die Krippe, machte sich sofort aus dem Staube und liess am kommenden Morgen dem Wirthe, der sich an das nutzlose Fleisch nicht halten konnte, zu seinem grössten Aerger und Verdruss das leere Nachsehen. Diese Erklärung ist mir handschriftlich aus Kamenz in Sachsen zugegangen. - In Baiern soll: "An Bärn anbinden", soviel bedeuten als einem eine Lüge, ein Märchen aufheften. (Zaupser.)

*85 Ennen Baar an 't Seil hebben. (Meurs.) - Firmenich, I, 400, 22.

*86 Er ist ein ungeleckter Bär.

Plumper, roher, ungeschickter Mensch.

Holl.: Het is een ongelikte beer. (Sprenger III, 7.)

*87 Er ist wie ein Bär, er trauert, wenn schön Wetter ist.

Von jemand, der durch heiteres Wesen anderer verstimmt wird.

*88 Er sucht den Bären vnd steht vor jhm. - Henisch, 172.

D. h. er sucht Ausflucht aus Furcht und lässt das gegenwärtige Geschäft fahren.

*89 Es ist, ihm ein (oder: noch kein) Bär in den Weg gekommen.

Anfechtung.

*90 Es lernt ja ein Bär das Tanzen. (Meiningen.)

*91 Wenn der Bär da ist, seine Spur suchen.

Von denen, die sich auch einer gegenwärtigen Arbeit entziehen und zu andern Dingen wenden. Furchtsamen Jägern entlehnt, die leugnen, einen Bären gesehen zu haben und seine Spur zu verfolgen vorgeben, wo keine Gefahr ist.

*92 Wie ein Bär, der sich weder melken, noch in Parade aufführen, noch reiten lässt. - Burckhardt, 266.

Von einem unbrauchbaren Tölpel.


Barbar.

* Es ist ein Barbar vom Kreuzwege. (Altgr.)

Von einem ganz niedrigen, ungeschlachten Menschen.


Barbara.

1 In Barbara1 können Esel Menschen und Menschen Esel machen. - Eiselein, 53.

1) Art von Syllogismen.

2 In Barbara machen einige Syllogismos, die Händ' und Füsse haben. - Eiselein, 53.


Barbe.

Barben haben süsse Mäulein, bringen manchen vmb sein fahles Gäulein. - Lehmann, II, 49, 3.


Barbenmaul.

Barbenmäullein und Hechtenzünglein bringen den Reiter um sein Gäullein. - Sailer, 49.

Die Geschichte vom Wohlleben und Verarmen in kurzer anmuthiger Form, gedrängt, nicht blos in Taschen -, sondern Mundformat.

Holl.: Een lekkere mond leidt tot den bedelzak. (Harrebomee, I, 36.)


Barbier.

1 Barbieren und Huren muss man recht zahlen. - Pistor., V, 67.

2 Der Barbier lernt das Schaben am Barte der Narren.

Engl.: A barber learneth to shave by shaving fools. (Bohn, 281.)

3 Der Barbier muss jung und der Doctor alt sein.

Holl.: Neem een' jongen barbier en een' ouden dokter. (Harrebomee, I, 32.)

[Spaltenumbruch] 4 Der Barbier muss nicht mit kaltem Wasser einseifen.

Wer eine Sache unternimmt, muss sie ordentlich vorbereiten; Uebereilung schadet.

It.: Aspetta barbiere, che l'acqua fia calda.

5 Der Barbier will mehr als den abgeschnittenen Bart.

It.: Del solo pelo non si contento il barbiero. (Pazzaglia, 268.)

6 Ein Barbier öffnete seine Baderstube: der erste, den er schor, war grindig. - Burckhardt, 638.

Von einem unter ungünstigen Vorzeichen begonnenen Geschäft.

7 Ein Barbier schiert den andern. - Winckler, VII, 97.

Frz.: Un barbier rase l'autre. (Lendroy, 104.)

Holl.: De eene barbier heelt den anderen geschooren. (Harrebomee, I, 31.)

Lat.: Tonsor tonsorem radit. (Bovill I, 11.)

8 Ein guter Barbier hat auch für den Bettler eine Binde. - Sprichwörtergarten, 310.

9 Ein guter Barbier hat mehr als Ein Schermesser.

It.: Tristo e quel barbiere, che ha un sol rasojo. (Pazzaglia, 26.)

10 Ein guter Barbier muss auch den Armen verbinden.

11 Es ist ein schlechter Barbier, der nur einen Kamm hat. - Winckler, XI, 69.

12 Es ist ein thörichter Barbier, der eine Ader schlägt und dann erst fragt, wie er sie verbinden soll.

13 Wer zu spät zum Barbier kommt, findet stumpfe Messer und schmuzige Tücher.

Vläm.: Die de Barbier al te laat komt bezoeken, die vind 'er botte messen, en vuile doeken.

14 Wer zum Barbier geht, bleibt nicht ungeschoren.

Holl.: Daar kom je wel kaal af, zei de vrouw tegen haar' man, en hij kwam van den barbier. (Harrebomee, I, 31.)

*15 Das ist allen Barbieren (und Triefäugigen) bekannt. (Altröm.)

Von einer allgemein bekannten Sache, weil ehemals in den Barbierstuben alle Schnaken und Gerüchte erzählt zu werden pflegten, die Triefäugigen u. s. w. aber bei den Barbieren waren, um geheilt zu werden.

Lat.: Notum lippis ac tonsoribus. (Erasm., 745.)

*16 Er ist wie mein Barbier, er ruht nicht eher, bis er Blut sieht.

Lat.: Radit usque ad cutem. (Sophokles.)

*17 Er wird den Barbier nicht mehr (oft) brauchen.


Barbieren.

1 Wer barbieren will, der muss sehen, wie er die streich führet. - Henisch, 188.

2 Wer gut barbieren kann, wird leicht ein grosser (reicher) Mann.

Wie z. B. der Barbier Krim Girait's, Mustapha Aga, der als dessen Gesandter im Jahre 1758 zu Friedrich dem Grossen kam, um ein Bündniss mit dem Tatarenfürsten zu vermitteln. (Vgl. Th. Mundt's Schrift Krim Girai, Berlin 1855.)

*3 Einen barbieren, dass der Bart nie wieder wächst.

*4 Einen barbieren ohne Seife.

Holl.: Hij heeft met eenen barbier te doen, die kan scheren. (Harrebomee, I, 31.)

*5 Einen gut barbieren. (S. Löffel.)

*6 Einen spanisch barbieren.

Sehr langsam. - Martialis sagt von den spanischen Barbieren, dass der Bart unter deren Händen immer wieder auf der einen Seite wachse, während er auf der andern abgenommen werde.

*7 Man hat ihn gut barbiert.

Geprellt, betrogen.

Holl.: Hij is wel gebarbierd. (Harrebomee, I, 32.)


Barchat.

1 Er versteht 'n Barchat. (Baiern.) - Zaupser.

Er versteht die Sache.

2 Um den Barchat jagen. - Fischart.


Bärenanbinder.

* Er ist ein Bärenanbinder.

Ein Flausenmacher.

Frz.: C'est un donneur de bourdes.


Bärenfleisch.

Zu Bärenfleisch gehören Hundezähne.


Bärenführen.

Zum Bärenführen braucht niemand zu studiren.


[Spaltenumbruch] nicht völlig erklären. Der Ursprung derselben wird auch folgendermassen erzählt: Ein Bärenführer kam einige Tage vor der leipziger Messe in diese Stadt und bezog mit seinem Vierfüssler eine ärmliche Wohnung in der Vorstadt, in der Hoffnung einer guten Einnahme, weil damals die Erscheinung eines Bären keine gewöhnliche war. Er lebte herrlich und in Freuden und liess den Wirth, unbekümmert wegen der Zahlung, anschreiben. Endlich trat die Messfreiheit ein und hoffnungtrunken eilte der Sarmate in den Stall, um Pätzens Künste zu verwerthen; allein er fand seinen Broterwerber todt. Sein Angstgeschrei lockte den Wirth hinein, welcher nun ernstlich auf Befriedigung drang, und im Nichterfüllungsfalle mit dem Arm der Gerechtigkeit drohte. Der Bärenführer versprach Zahlung bei seinen Landsleuten aufzutreiben und, wenn alle Stränge rissen, mit des Bären Haut zu bezahlen, wodurch er den Wirth einstweilen beschwichtigte, klüglich aber den Stallschlüssel, welcher das Behältniss, worin sich die Haut und der Cadaver befand, an sich nahm. Der Pole ging fort, kehrte abends wieder, genoss eine gute Mahlzeit und legte sich schlafen. Im Dunkel der Nacht, da alle im Gasthofe ruhten, erwachte der Bärenführer auf seinem Lager, schlich sich in den Hof und trennte leise ein Stallbret, bemächtigte sich der Haut, band den Cadaver des Thiers an die Krippe, machte sich sofort aus dem Staube und liess am kommenden Morgen dem Wirthe, der sich an das nutzlose Fleisch nicht halten konnte, zu seinem grössten Aerger und Verdruss das leere Nachsehen. Diese Erklärung ist mir handschriftlich aus Kamenz in Sachsen zugegangen. – In Baiern soll: „An Bärn anbinden“, soviel bedeuten als einem eine Lüge, ein Märchen aufheften. (Zaupser.)

*85 Ennen Baar an 't Seil hebben. (Meurs.) – Firmenich, I, 400, 22.

*86 Er ist ein ungeleckter Bär.

Plumper, roher, ungeschickter Mensch.

Holl.: Het is een ongelikte beer. (Sprenger III, 7.)

*87 Er ist wie ein Bär, er trauert, wenn schön Wetter ist.

Von jemand, der durch heiteres Wesen anderer verstimmt wird.

*88 Er sucht den Bären vnd steht vor jhm.Henisch, 172.

D. h. er sucht Ausflucht aus Furcht und lässt das gegenwärtige Geschäft fahren.

*89 Es ist, ihm ein (oder: noch kein) Bär in den Weg gekommen.

Anfechtung.

*90 Es lernt ja ein Bär das Tanzen. (Meiningen.)

*91 Wenn der Bär da ist, seine Spur suchen.

Von denen, die sich auch einer gegenwärtigen Arbeit entziehen und zu andern Dingen wenden. Furchtsamen Jägern entlehnt, die leugnen, einen Bären gesehen zu haben und seine Spur zu verfolgen vorgeben, wo keine Gefahr ist.

*92 Wie ein Bär, der sich weder melken, noch in Parade aufführen, noch reiten lässt.Burckhardt, 266.

Von einem unbrauchbaren Tölpel.


Barbar.

* Es ist ein Barbar vom Kreuzwege. (Altgr.)

Von einem ganz niedrigen, ungeschlachten Menschen.


Barbara.

1 In Barbara1 können Esel Menschen und Menschen Esel machen.Eiselein, 53.

1) Art von Syllogismen.

2 In Barbara machen einige Syllogismos, die Händ' und Füsse haben.Eiselein, 53.


Barbe.

Barben haben süsse Mäulein, bringen manchen vmb sein fahles Gäulein.Lehmann, II, 49, 3.


Barbenmaul.

Barbenmäullein und Hechtenzünglein bringen den Reiter um sein Gäullein.Sailer, 49.

Die Geschichte vom Wohlleben und Verarmen in kurzer anmuthiger Form, gedrängt, nicht blos in Taschen –, sondern Mundformat.

Holl.: Een lekkere mond leidt tot den bedelzak. (Harrebomée, I, 36.)


Barbier.

1 Barbieren und Huren muss man recht zahlen.Pistor., V, 67.

2 Der Barbier lernt das Schaben am Barte der Narren.

Engl.: A barber learneth to shave by shaving fools. (Bohn, 281.)

3 Der Barbier muss jung und der Doctor alt sein.

Holl.: Neem een' jongen barbier en een' ouden dokter. (Harrebomée, I, 32.)

[Spaltenumbruch] 4 Der Barbier muss nicht mit kaltem Wasser einseifen.

Wer eine Sache unternimmt, muss sie ordentlich vorbereiten; Uebereilung schadet.

It.: Aspetta barbiere, che l'acqua fia calda.

5 Der Barbier will mehr als den abgeschnittenen Bart.

It.: Del solo pelo non si contento il barbiero. (Pazzaglia, 268.)

6 Ein Barbier öffnete seine Baderstube: der erste, den er schor, war grindig.Burckhardt, 638.

Von einem unter ungünstigen Vorzeichen begonnenen Geschäft.

7 Ein Barbier schiert den andern.Winckler, VII, 97.

Frz.: Un barbier rase l'autre. (Lendroy, 104.)

Holl.: De eene barbier heelt den anderen geschooren. (Harrebomée, I, 31.)

Lat.: Tonsor tonsorem radit. (Bovill I, 11.)

8 Ein guter Barbier hat auch für den Bettler eine Binde.Sprichwörtergarten, 310.

9 Ein guter Barbier hat mehr als Ein Schermesser.

It.: Tristo è quel barbiere, che ha un sol rasojo. (Pazzaglia, 26.)

10 Ein guter Barbier muss auch den Armen verbinden.

11 Es ist ein schlechter Barbier, der nur einen Kamm hat.Winckler, XI, 69.

12 Es ist ein thörichter Barbier, der eine Ader schlägt und dann erst fragt, wie er sie verbinden soll.

13 Wer zu spät zum Barbier kommt, findet stumpfe Messer und schmuzige Tücher.

Vläm.: Die de Barbier al te laat komt bezoeken, die vind 'er botte messen, en vuile doeken.

14 Wer zum Barbier geht, bleibt nicht ungeschoren.

Holl.: Daar kom je wel kaal af, zei de vrouw tegen haar' man, en hij kwam van den barbier. (Harrebomée, I, 31.)

*15 Das ist allen Barbieren (und Triefäugigen) bekannt. (Altröm.)

Von einer allgemein bekannten Sache, weil ehemals in den Barbierstuben alle Schnaken und Gerüchte erzählt zu werden pflegten, die Triefäugigen u. s. w. aber bei den Barbieren waren, um geheilt zu werden.

Lat.: Notum lippis ac tonsoribus. (Erasm., 745.)

*16 Er ist wie mein Barbier, er ruht nicht eher, bis er Blut sieht.

Lat.: Radit usque ad cutem. (Sophokles.)

*17 Er wird den Barbier nicht mehr (oft) brauchen.


Barbieren.

1 Wer barbieren will, der muss sehen, wie er die streich führet.Henisch, 188.

2 Wer gut barbieren kann, wird leicht ein grosser (reicher) Mann.

Wie z. B. der Barbier Krim Girait's, Mustapha Aga, der als dessen Gesandter im Jahre 1758 zu Friedrich dem Grossen kam, um ein Bündniss mit dem Tatarenfürsten zu vermitteln. (Vgl. Th. Mundt's Schrift Krim Girai, Berlin 1855.)

*3 Einen barbieren, dass der Bart nie wieder wächst.

*4 Einen barbieren ohne Seife.

Holl.: Hij heeft met eenen barbier te doen, die kan scheren. (Harrebomée, I, 31.)

*5 Einen gut barbieren. (S. Löffel.)

*6 Einen spanisch barbieren.

Sehr langsam. – Martialis sagt von den spanischen Barbieren, dass der Bart unter deren Händen immer wieder auf der einen Seite wachse, während er auf der andern abgenommen werde.

*7 Man hat ihn gut barbiert.

Geprellt, betrogen.

Holl.: Hij is wel gebarbierd. (Harrebomée, I, 32.)


Barchat.

1 Er versteht 'n Barchat. (Baiern.) – Zaupser.

Er versteht die Sache.

2 Um den Barchat jagen.Fischart.


Bärenanbinder.

* Er ist ein Bärenanbinder.

Ein Flausenmacher.

Frz.: C'est un donneur de bourdes.


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Zu Bärenfleisch gehören Hundezähne.


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Zum Bärenführen braucht niemand zu studiren.


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[[117]/0145] nicht völlig erklären. Der Ursprung derselben wird auch folgendermassen erzählt: Ein Bärenführer kam einige Tage vor der leipziger Messe in diese Stadt und bezog mit seinem Vierfüssler eine ärmliche Wohnung in der Vorstadt, in der Hoffnung einer guten Einnahme, weil damals die Erscheinung eines Bären keine gewöhnliche war. Er lebte herrlich und in Freuden und liess den Wirth, unbekümmert wegen der Zahlung, anschreiben. Endlich trat die Messfreiheit ein und hoffnungtrunken eilte der Sarmate in den Stall, um Pätzens Künste zu verwerthen; allein er fand seinen Broterwerber todt. Sein Angstgeschrei lockte den Wirth hinein, welcher nun ernstlich auf Befriedigung drang, und im Nichterfüllungsfalle mit dem Arm der Gerechtigkeit drohte. Der Bärenführer versprach Zahlung bei seinen Landsleuten aufzutreiben und, wenn alle Stränge rissen, mit des Bären Haut zu bezahlen, wodurch er den Wirth einstweilen beschwichtigte, klüglich aber den Stallschlüssel, welcher das Behältniss, worin sich die Haut und der Cadaver befand, an sich nahm. Der Pole ging fort, kehrte abends wieder, genoss eine gute Mahlzeit und legte sich schlafen. Im Dunkel der Nacht, da alle im Gasthofe ruhten, erwachte der Bärenführer auf seinem Lager, schlich sich in den Hof und trennte leise ein Stallbret, bemächtigte sich der Haut, band den Cadaver des Thiers an die Krippe, machte sich sofort aus dem Staube und liess am kommenden Morgen dem Wirthe, der sich an das nutzlose Fleisch nicht halten konnte, zu seinem grössten Aerger und Verdruss das leere Nachsehen. Diese Erklärung ist mir handschriftlich aus Kamenz in Sachsen zugegangen. – In Baiern soll: „An Bärn anbinden“, soviel bedeuten als einem eine Lüge, ein Märchen aufheften. (Zaupser.) *85 Ennen Baar an 't Seil hebben. (Meurs.) – Firmenich, I, 400, 22. *86 Er ist ein ungeleckter Bär. Plumper, roher, ungeschickter Mensch. Holl.: Het is een ongelikte beer. (Sprenger III, 7.) *87 Er ist wie ein Bär, er trauert, wenn schön Wetter ist. Von jemand, der durch heiteres Wesen anderer verstimmt wird. *88 Er sucht den Bären vnd steht vor jhm. – Henisch, 172. D. h. er sucht Ausflucht aus Furcht und lässt das gegenwärtige Geschäft fahren. *89 Es ist, ihm ein (oder: noch kein) Bär in den Weg gekommen. Anfechtung. *90 Es lernt ja ein Bär das Tanzen. (Meiningen.) *91 Wenn der Bär da ist, seine Spur suchen. Von denen, die sich auch einer gegenwärtigen Arbeit entziehen und zu andern Dingen wenden. Furchtsamen Jägern entlehnt, die leugnen, einen Bären gesehen zu haben und seine Spur zu verfolgen vorgeben, wo keine Gefahr ist. *92 Wie ein Bär, der sich weder melken, noch in Parade aufführen, noch reiten lässt. – Burckhardt, 266. Von einem unbrauchbaren Tölpel. Barbar. * Es ist ein Barbar vom Kreuzwege. (Altgr.) Von einem ganz niedrigen, ungeschlachten Menschen. Barbara. 1 In Barbara1 können Esel Menschen und Menschen Esel machen. – Eiselein, 53. 1) Art von Syllogismen. 2 In Barbara machen einige Syllogismos, die Händ' und Füsse haben. – Eiselein, 53. Barbe. Barben haben süsse Mäulein, bringen manchen vmb sein fahles Gäulein. – Lehmann, II, 49, 3. Barbenmaul. Barbenmäullein und Hechtenzünglein bringen den Reiter um sein Gäullein. – Sailer, 49. Die Geschichte vom Wohlleben und Verarmen in kurzer anmuthiger Form, gedrängt, nicht blos in Taschen –, sondern Mundformat. Holl.: Een lekkere mond leidt tot den bedelzak. (Harrebomée, I, 36.) Barbier. 1 Barbieren und Huren muss man recht zahlen. – Pistor., V, 67. 2 Der Barbier lernt das Schaben am Barte der Narren. Engl.: A barber learneth to shave by shaving fools. (Bohn, 281.) 3 Der Barbier muss jung und der Doctor alt sein. Holl.: Neem een' jongen barbier en een' ouden dokter. (Harrebomée, I, 32.) 4 Der Barbier muss nicht mit kaltem Wasser einseifen. Wer eine Sache unternimmt, muss sie ordentlich vorbereiten; Uebereilung schadet. It.: Aspetta barbiere, che l'acqua fia calda. 5 Der Barbier will mehr als den abgeschnittenen Bart. It.: Del solo pelo non si contento il barbiero. (Pazzaglia, 268.) 6 Ein Barbier öffnete seine Baderstube: der erste, den er schor, war grindig. – Burckhardt, 638. Von einem unter ungünstigen Vorzeichen begonnenen Geschäft. 7 Ein Barbier schiert den andern. – Winckler, VII, 97. Frz.: Un barbier rase l'autre. (Lendroy, 104.) Holl.: De eene barbier heelt den anderen geschooren. (Harrebomée, I, 31.) Lat.: Tonsor tonsorem radit. (Bovill I, 11.) 8 Ein guter Barbier hat auch für den Bettler eine Binde. – Sprichwörtergarten, 310. 9 Ein guter Barbier hat mehr als Ein Schermesser. It.: Tristo è quel barbiere, che ha un sol rasojo. (Pazzaglia, 26.) 10 Ein guter Barbier muss auch den Armen verbinden. 11 Es ist ein schlechter Barbier, der nur einen Kamm hat. – Winckler, XI, 69. 12 Es ist ein thörichter Barbier, der eine Ader schlägt und dann erst fragt, wie er sie verbinden soll. 13 Wer zu spät zum Barbier kommt, findet stumpfe Messer und schmuzige Tücher. Vläm.: Die de Barbier al te laat komt bezoeken, die vind 'er botte messen, en vuile doeken. 14 Wer zum Barbier geht, bleibt nicht ungeschoren. Holl.: Daar kom je wel kaal af, zei de vrouw tegen haar' man, en hij kwam van den barbier. (Harrebomée, I, 31.) *15 Das ist allen Barbieren (und Triefäugigen) bekannt. (Altröm.) Von einer allgemein bekannten Sache, weil ehemals in den Barbierstuben alle Schnaken und Gerüchte erzählt zu werden pflegten, die Triefäugigen u. s. w. aber bei den Barbieren waren, um geheilt zu werden. Lat.: Notum lippis ac tonsoribus. (Erasm., 745.) *16 Er ist wie mein Barbier, er ruht nicht eher, bis er Blut sieht. Lat.: Radit usque ad cutem. (Sophokles.) *17 Er wird den Barbier nicht mehr (oft) brauchen. Barbieren. 1 Wer barbieren will, der muss sehen, wie er die streich führet. – Henisch, 188. 2 Wer gut barbieren kann, wird leicht ein grosser (reicher) Mann. Wie z. B. der Barbier Krim Girait's, Mustapha Aga, der als dessen Gesandter im Jahre 1758 zu Friedrich dem Grossen kam, um ein Bündniss mit dem Tatarenfürsten zu vermitteln. (Vgl. Th. Mundt's Schrift Krim Girai, Berlin 1855.) *3 Einen barbieren, dass der Bart nie wieder wächst. *4 Einen barbieren ohne Seife. Holl.: Hij heeft met eenen barbier te doen, die kan scheren. (Harrebomée, I, 31.) *5 Einen gut barbieren. (S. Löffel.) *6 Einen spanisch barbieren. Sehr langsam. – Martialis sagt von den spanischen Barbieren, dass der Bart unter deren Händen immer wieder auf der einen Seite wachse, während er auf der andern abgenommen werde. *7 Man hat ihn gut barbiert. Geprellt, betrogen. Holl.: Hij is wel gebarbierd. (Harrebomée, I, 32.) Barchat. 1 Er versteht 'n Barchat. (Baiern.) – Zaupser. Er versteht die Sache. 2 Um den Barchat jagen. – Fischart. Bärenanbinder. * Er ist ein Bärenanbinder. Ein Flausenmacher. Frz.: C'est un donneur de bourdes. Bärenfleisch. Zu Bärenfleisch gehören Hundezähne. Bärenführen. Zum Bärenführen braucht niemand zu studiren.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [117]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/145>, abgerufen am 24.04.2024.