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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] 55 Wo kein Bart, da ist auch kein Verstand. - Wurzbach II, 22; Simrock, 731; Kirchhofer, 195.

56 Zum Bart gehört ein Stab. (Lit.)

*57 An meinem Barte soll er das Scheren nicht lernen.

Ich gehöre nicht zu den Leuten, die mit sich spielen und sich mishandeln lassen.

Holl.: Hij zal voor niet het scheren aan mijn baard nit leeren. (Harrebomee, I, 25.)

*58 Beim Bart schwören.

*59 Da wechst mir kein bart von. - Henisch, 193.

Den Bart wachsen lassen, war bei den Alten ein Zeichen der Trauer.

*60 Dar is di de Baart noch nich na wussn. - Eichwald, 69.

*61 Deäm geid de Board, as wan hä van der Aennekefuet1 freäten hädde. (Grafschaft Mark.) - Frommann, V, 62, 10.

1) Entenbürzel.

*62 Deam geit de Board, äs der Hitte1 na Micheili. (Büren.) - Frommann, V, 62, 10.

1) Ziege. - Von jemand, der beim Sprechen isst. Die Ziegen werden nach Michaeli auf die Weide getrieben.

*63 Der Bart lacht ihm darob. (Ostpreuss.)

Er zeigt sein Wohlgefallen, es ist ihm angenehm.

*64 Een en Bart maken. (Rendsburg.) - Hochdeutsch bei Kirchhofer, 211.

Ihn übers Ohr hauen.

*65 Einem den Bart spinnen (streichen).

*66 Einem einen Bart machen.

Uebervortheilen.

Frz.: Braver quelqu'un.

*67 Einem etwas in den Bart sagen.

Geradezu, ins Gesicht.

*68 Einem etwas in den Bart werfen.

Ihm gelegentlich einen Vorwurf, Tadel u. s. w. sagen.

*69 Einem im Barte krauen.

Lat.: Demulcere caput. (Faselius, 29.)

*70 Einem in den Bart fahren.

Holl.: Iemand in den baard varen.

*71 Einem um den Bart herumgehen (spielen).

Ihn freundlich, liebkosend behandeln, ihn schmeicheln. Süsse Worte, Honigreden.

Lat.: Ficum cupit. (Aristoph., Vesp.)

*72 Einen am Bart zupfen.

Zeichen des Spottes und der Verachtung.

Lat.: Barbam alcui vellere. (Faselius, 28; Wiegand, 347.)

*73 Einen fetten Bart machen.

*74 Einen im Barte krauen. - Eiselein, 55.

Lat.: Demulcere caput. (Erasm., 37.)

*75 Einen mit dem Barte zu etwas ziehen.

*76 Er brummt in den Bart, wie ein Bettler, der die Grütze verstreut hat.

*77 Er hat sich einen Bart gemacht.

*78 Er kann nicht mehr über den Bart spucken.

Ist betrunken.

Lat.: Rosas loqui alicui. (Suidas.)

*79 Er kann noch nicht über den Bart spucken. (Ostpreuss.)

Ist noch nicht fähig, männlich zu handeln.

*80 Er lässt sich darum keinen Bart wachsen. - Tendlau, 509.

Holl.: Laat u daarom den baard niet wassen. (Harrebomee, I, 25.)

*81 Er lässt sich nicht im Bart kratzen. - Kirchhofer, 241.

*82 Er macht einen Bart, als wenn der Kater in dat Sprü schet.

*83 Er würde sich seinen Bart Haar für Haar ausrupfen lassen.

*84 Es in seinen Bart lügen.

Vermuthlich von der alten Gewohnheit, bei seinem Barte zu schwören.

*85 Es träuft durch den Bart, die Zähne kosten es nicht. (Lit.)

*86 Etwas in den Bart hineinmurmeln.

Leise, unverständlich reden.

*87 Hol den Bart!

*88 Ich will's ihm in den Bart hineinsagen.

*89 Ihre Bärte sind zwischen Hana und Bana verloren gegangen. - Burckhardt, 146.

Dies Sprichwort verdankt seine Entstehung einer Geschichte, welche einer Lafontaine'schen ähnlich ist. Hana und Bana waren die Weiber eines ältlichen Mannes, [Spaltenumbruch] von denen ihm das eine die grauen, das andere die schwarzen Haare auszog, bis er gar keine mehr hatte. Die Aegypter haben viel Ausdrücke, welche blos ihres ähnlichen Lautes wegen gebraucht werden, wozu auch Hana und Bana gehören.

*90 In dem bart grasen lassen. - Henisch, 195.

*91 In den Bart hineinlachen.

Frz.: Rire sous barbe.

*92 Jemand einen strohenen Bart flechten. - Agricola, 691; Murner, Schelm., 6; Murner, Nb., 10; Henisch, 193.

Von Lügnern; einem etwas aufbinden, überreden, das erlogen ist, ihn mit sehenden Augen blind machen. "Wenn du die Sach' besiehest recht, so ist's ein strohern Bartgeflecht."

Frz.: Faire barbe de paille a Dieu.

*93 Lass dir keinen bart darumb wachsen. - Agricola, 161; Campen, 22; Latendorf, 90; Simrock, 737; Henisch, 193; Franck, I, 44; Wurzbach II, 21; Sailer, 46.

So sagte man früher, wo wir jetzt sagen: Sich kein graues Haar wachsen lassen, weil man damals den Bart wachsen liess, wenn man in Trauer war. Als z. B. der Papst Clemens VII. im Jahre 1525 vom Cardinal P. Colonna in der Engelsburg eingeschlossen ward, hatte er sich den Bart wachsen lassen und liess sich in dieser Gestalt des Leidtragenden auch nachher auf einer Münze abbilden.

*94 Man wird ihm bald den letzten Bart abnehmen.

*95 Ohne Bart die Alten lehren.

Lat.: Ante barbam docere senes. (Philippi, I, 33; Faselius, 17; Wiegand, 769.)

*96 Sein Bart wurde grau, seine Gesellschaft angenehm. (Aegypt.)

Frz.: Il a la barbe trop jeune pour cette place.

*97 Sich einen Bart in Wansen holen. (Schles.)

Vgl. darüber Breslauer Erzähler, 1801, S. 26.

*98 Sie nahmen es vom Barte und legten es auf den Flügel des Bartes. - Burckhardt, 346.

Vom Wechsel, der die Sache nicht besser macht.

*99 Sinen bart von Stro ströhen. - Agricola, II, 81.

*100 Ueber des Kaisers Bart streiten. (S. Esels Schatten und Kaiser.) - Wurzbach II, 23; Simrock, 739.

Ueber eine unbedeutende Sache streiten, obgleich die Entstehung der Redensart dieser Bedeutung entgegen ist. Es gab nämlich eine Zeit, wo man weitläufig, heftig und sehr gelehrt darüber stritt, ob Kaiser Karl der Grosse einen Bart getragen habe oder nicht. Tausende lachten über den Streit und spotteten seiner, als eines Beispiels von einer unnützen Untersuchung; aber mit Unrecht. Es war in der That wichtig, zu wissen, ob der Kaiser seinen Bart habe scheren lassen oder nicht, weil sich Urkunden vorfanden, von deren Echtheit grosse Privilegien abhingen. Auf einigen Siegeln derselben stand nämlich das Bild des Kaisers mit und auf andern ohne einen Bart. Es entstand daher der sehr natürliche Verdacht, dass entweder jene oder diese untergeschoben sein möchten; und es ward eine wichtige Frage, welche von beiden echt sein möchten; eine Frage, die nicht anders entschieden werden konnte, als dass man auszumitteln suchte, ob der Kaiser einen Bart getragen habe oder nicht. So ungerecht indess der Spott über diese Untersuchung war, so ist er doch in eine sprichwörtliche Redensart übergegangen. (Vgl. J. F. Zöllner, Lesebuch für alle Stände, Thl. 5.)

Frz.: Se battre de la chape a l'eveque. - Se battre de l'epee, qui est chez le fourbisseur. - Se disputer de la chape a l'eveque.

Holl.: Wedden (spelen, vechten) om des keisers baard, die het wint, zal hem halen. (Harrebomee, I, 25.)

*101 Um des Kaisers Bart spielen. - Meinau, 73; Eiselein, 55; Wurzbach II, 23; Vogel, 214.

Um nichts, um werthlose Dinge, oder um eine Sache, woran man kein Recht hat, noch haben kann; denn des Kaisers Bart war bis auf das Kleinste daran heilig und unverletzlich; also um eine Sache, die sich nicht erreichen lässt, wobei man also weder gewinnt, noch verliert. Andere denken dabei an das Volksmärchen vom Kaiser Barbarossa, der im Kyffhäuser sitzt und dem der Bart durch einen steinernen Tisch gewachsen sei, mit dessen Lösung die Hebung eines unermesslichen Schatzes und das Wiederaufleben des deutschen Reichs erfolgen soll.


Bartbecken.

* Ein Bartbecken für einen Helm ansehen.

Sprichwörtlich aus Cervantes' Don Quixote. "Wer durch die trüben Gläser der Zeitungen und Zeitschriften die Welt beurtheilt, sieht öfters ein Bartbecken für Mambrin's Helm an."


Barte.

1 Wenn du mich mit der Barte schlägst (wirfst), schlag' (werf) ich dich mit dem Beile. - Simrock, 741.

Barte, eine beilartige Waffe (Hellebarte).

Lat.: Armaque in armatos sumere jura sinunt.

[Spaltenumbruch] 55 Wo kein Bart, da ist auch kein Verstand.Wurzbach II, 22; Simrock, 731; Kirchhofer, 195.

56 Zum Bart gehört ein Stab. (Lit.)

*57 An meinem Barte soll er das Scheren nicht lernen.

Ich gehöre nicht zu den Leuten, die mit sich spielen und sich mishandeln lassen.

Holl.: Hij zal voor niet het scheren aan mijn baard nit leeren. (Harrebomée, I, 25.)

*58 Beim Bart schwören.

*59 Da wechst mir kein bart von.Henisch, 193.

Den Bart wachsen lassen, war bei den Alten ein Zeichen der Trauer.

*60 Dar is di de Baart noch nich na wussn.Eichwald, 69.

*61 Deäm geid de Board, as wan hä van der Aennekefuet1 freäten hädde. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 62, 10.

1) Entenbürzel.

*62 Deam geit de Board, äs der Hitte1 na Micheili. (Büren.) – Frommann, V, 62, 10.

1) Ziege. – Von jemand, der beim Sprechen isst. Die Ziegen werden nach Michaeli auf die Weide getrieben.

*63 Der Bart lacht ihm darob. (Ostpreuss.)

Er zeigt sein Wohlgefallen, es ist ihm angenehm.

*64 Een en Bart maken. (Rendsburg.) – Hochdeutsch bei Kirchhofer, 211.

Ihn übers Ohr hauen.

*65 Einem den Bart spinnen (streichen).

*66 Einem einen Bart machen.

Uebervortheilen.

Frz.: Braver quelqu'un.

*67 Einem etwas in den Bart sagen.

Geradezu, ins Gesicht.

*68 Einem etwas in den Bart werfen.

Ihm gelegentlich einen Vorwurf, Tadel u. s. w. sagen.

*69 Einem im Barte krauen.

Lat.: Demulcere caput. (Faselius, 29.)

*70 Einem in den Bart fahren.

Holl.: Iemand in den baard varen.

*71 Einem um den Bart herumgehen (spielen).

Ihn freundlich, liebkosend behandeln, ihn schmeicheln. Süsse Worte, Honigreden.

Lat.: Ficum cupit. (Aristoph., Vesp.)

*72 Einen am Bart zupfen.

Zeichen des Spottes und der Verachtung.

Lat.: Barbam alcui vellere. (Faselius, 28; Wiegand, 347.)

*73 Einen fetten Bart machen.

*74 Einen im Barte krauen.Eiselein, 55.

Lat.: Demulcere caput. (Erasm., 37.)

*75 Einen mit dem Barte zu etwas ziehen.

*76 Er brummt in den Bart, wie ein Bettler, der die Grütze verstreut hat.

*77 Er hat sich einen Bart gemacht.

*78 Er kann nicht mehr über den Bart spucken.

Ist betrunken.

Lat.: Rosas loqui alicui. (Suidas.)

*79 Er kann noch nicht über den Bart spucken. (Ostpreuss.)

Ist noch nicht fähig, männlich zu handeln.

*80 Er lässt sich darum keinen Bart wachsen.Tendlau, 509.

Holl.: Laat u daarom den baard niet wassen. (Harrebomée, I, 25.)

*81 Er lässt sich nicht im Bart kratzen.Kirchhofer, 241.

*82 Er macht einen Bart, als wenn der Kater in dat Sprü schet.

*83 Er würde sich seinen Bart Haar für Haar ausrupfen lassen.

*84 Es in seinen Bart lügen.

Vermuthlich von der alten Gewohnheit, bei seinem Barte zu schwören.

*85 Es träuft durch den Bart, die Zähne kosten es nicht. (Lit.)

*86 Etwas in den Bart hineinmurmeln.

Leise, unverständlich reden.

*87 Hol den Bart!

*88 Ich will's ihm in den Bart hineinsagen.

*89 Ihre Bärte sind zwischen Háná und Báná verloren gegangen.Burckhardt, 146.

Dies Sprichwort verdankt seine Entstehung einer Geschichte, welche einer Lafontaine'schen ähnlich ist. Háná und Báná waren die Weiber eines ältlichen Mannes, [Spaltenumbruch] von denen ihm das eine die grauen, das andere die schwarzen Haare auszog, bis er gar keine mehr hatte. Die Aegypter haben viel Ausdrücke, welche blos ihres ähnlichen Lautes wegen gebraucht werden, wozu auch Háná und Báná gehören.

*90 In dem bart grasen lassen.Henisch, 195.

*91 In den Bart hineinlachen.

Frz.: Rire sous barbe.

*92 Jemand einen strohenen Bart flechten.Agricola, 691; Murner, Schelm., 6; Murner, Nb., 10; Henisch, 193.

Von Lügnern; einem etwas aufbinden, überreden, das erlogen ist, ihn mit sehenden Augen blind machen. „Wenn du die Sach' besiehest recht, so ist's ein strohern Bartgeflecht.“

Frz.: Faire barbe de paille à Dieu.

*93 Lass dir keinen bart darumb wachsen.Agricola, 161; Campen, 22; Latendorf, 90; Simrock, 737; Henisch, 193; Franck, I, 44; Wurzbach II, 21; Sailer, 46.

So sagte man früher, wo wir jetzt sagen: Sich kein graues Haar wachsen lassen, weil man damals den Bart wachsen liess, wenn man in Trauer war. Als z. B. der Papst Clemens VII. im Jahre 1525 vom Cardinal P. Colonna in der Engelsburg eingeschlossen ward, hatte er sich den Bart wachsen lassen und liess sich in dieser Gestalt des Leidtragenden auch nachher auf einer Münze abbilden.

*94 Man wird ihm bald den letzten Bart abnehmen.

*95 Ohne Bart die Alten lehren.

Lat.: Ante barbam docere senes. (Philippi, I, 33; Faselius, 17; Wiegand, 769.)

*96 Sein Bart wurde grau, seine Gesellschaft angenehm. (Aegypt.)

Frz.: Il a la barbe trop jeune pour cette place.

*97 Sich einen Bart in Wansen holen. (Schles.)

Vgl. darüber Breslauer Erzähler, 1801, S. 26.

*98 Sie nahmen es vom Barte und legten es auf den Flügel des Bartes.Burckhardt, 346.

Vom Wechsel, der die Sache nicht besser macht.

*99 Sinen bart von Stro ströhen.Agricola, II, 81.

*100 Ueber des Kaisers Bart streiten. (S. Esels Schatten und Kaiser.)Wurzbach II, 23; Simrock, 739.

Ueber eine unbedeutende Sache streiten, obgleich die Entstehung der Redensart dieser Bedeutung entgegen ist. Es gab nämlich eine Zeit, wo man weitläufig, heftig und sehr gelehrt darüber stritt, ob Kaiser Karl der Grosse einen Bart getragen habe oder nicht. Tausende lachten über den Streit und spotteten seiner, als eines Beispiels von einer unnützen Untersuchung; aber mit Unrecht. Es war in der That wichtig, zu wissen, ob der Kaiser seinen Bart habe scheren lassen oder nicht, weil sich Urkunden vorfanden, von deren Echtheit grosse Privilegien abhingen. Auf einigen Siegeln derselben stand nämlich das Bild des Kaisers mit und auf andern ohne einen Bart. Es entstand daher der sehr natürliche Verdacht, dass entweder jene oder diese untergeschoben sein möchten; und es ward eine wichtige Frage, welche von beiden echt sein möchten; eine Frage, die nicht anders entschieden werden konnte, als dass man auszumitteln suchte, ob der Kaiser einen Bart getragen habe oder nicht. So ungerecht indess der Spott über diese Untersuchung war, so ist er doch in eine sprichwörtliche Redensart übergegangen. (Vgl. J. F. Zöllner, Lesebuch für alle Stände, Thl. 5.)

Frz.: Se battre de la chape à l'évêque. – Se battre de l'épée, qui est chez le fourbisseur. – Se disputer de la chape à l'évêque.

Holl.: Wedden (spelen, vechten) om des keisers baard, die het wint, zal hem halen. (Harrebomée, I, 25.)

*101 Um des Kaisers Bart spielen.Meinau, 73; Eiselein, 55; Wurzbach II, 23; Vogel, 214.

Um nichts, um werthlose Dinge, oder um eine Sache, woran man kein Recht hat, noch haben kann; denn des Kaisers Bart war bis auf das Kleinste daran heilig und unverletzlich; also um eine Sache, die sich nicht erreichen lässt, wobei man also weder gewinnt, noch verliert. Andere denken dabei an das Volksmärchen vom Kaiser Barbarossa, der im Kyffhäuser sitzt und dem der Bart durch einen steinernen Tisch gewachsen sei, mit dessen Lösung die Hebung eines unermesslichen Schatzes und das Wiederaufleben des deutschen Reichs erfolgen soll.


Bartbecken.

* Ein Bartbecken für einen Helm ansehen.

Sprichwörtlich aus Cervantes' Don Quixote. „Wer durch die trüben Gläser der Zeitungen und Zeitschriften die Welt beurtheilt, sieht öfters ein Bartbecken für Mambrin's Helm an.“


Barte.

1 Wenn du mich mit der Barte schlägst (wirfst), schlag' (werf) ich dich mit dem Beile.Simrock, 741.

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[[120]/0148] 55 Wo kein Bart, da ist auch kein Verstand. – Wurzbach II, 22; Simrock, 731; Kirchhofer, 195. 56 Zum Bart gehört ein Stab. (Lit.) *57 An meinem Barte soll er das Scheren nicht lernen. Ich gehöre nicht zu den Leuten, die mit sich spielen und sich mishandeln lassen. Holl.: Hij zal voor niet het scheren aan mijn baard nit leeren. (Harrebomée, I, 25.) *58 Beim Bart schwören. *59 Da wechst mir kein bart von. – Henisch, 193. Den Bart wachsen lassen, war bei den Alten ein Zeichen der Trauer. *60 Dar is di de Baart noch nich na wussn. – Eichwald, 69. *61 Deäm geid de Board, as wan hä van der Aennekefuet1 freäten hädde. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 62, 10. 1) Entenbürzel. *62 Deam geit de Board, äs der Hitte1 na Micheili. (Büren.) – Frommann, V, 62, 10. 1) Ziege. – Von jemand, der beim Sprechen isst. Die Ziegen werden nach Michaeli auf die Weide getrieben. *63 Der Bart lacht ihm darob. (Ostpreuss.) Er zeigt sein Wohlgefallen, es ist ihm angenehm. *64 Een en Bart maken. (Rendsburg.) – Hochdeutsch bei Kirchhofer, 211. Ihn übers Ohr hauen. *65 Einem den Bart spinnen (streichen). *66 Einem einen Bart machen. Uebervortheilen. Frz.: Braver quelqu'un. *67 Einem etwas in den Bart sagen. Geradezu, ins Gesicht. *68 Einem etwas in den Bart werfen. Ihm gelegentlich einen Vorwurf, Tadel u. s. w. sagen. *69 Einem im Barte krauen. Lat.: Demulcere caput. (Faselius, 29.) *70 Einem in den Bart fahren. Holl.: Iemand in den baard varen. *71 Einem um den Bart herumgehen (spielen). Ihn freundlich, liebkosend behandeln, ihn schmeicheln. Süsse Worte, Honigreden. Lat.: Ficum cupit. (Aristoph., Vesp.) *72 Einen am Bart zupfen. Zeichen des Spottes und der Verachtung. Lat.: Barbam alcui vellere. (Faselius, 28; Wiegand, 347.) *73 Einen fetten Bart machen. *74 Einen im Barte krauen. – Eiselein, 55. Lat.: Demulcere caput. (Erasm., 37.) *75 Einen mit dem Barte zu etwas ziehen. *76 Er brummt in den Bart, wie ein Bettler, der die Grütze verstreut hat. *77 Er hat sich einen Bart gemacht. *78 Er kann nicht mehr über den Bart spucken. Ist betrunken. Lat.: Rosas loqui alicui. (Suidas.) *79 Er kann noch nicht über den Bart spucken. (Ostpreuss.) Ist noch nicht fähig, männlich zu handeln. *80 Er lässt sich darum keinen Bart wachsen. – Tendlau, 509. Holl.: Laat u daarom den baard niet wassen. (Harrebomée, I, 25.) *81 Er lässt sich nicht im Bart kratzen. – Kirchhofer, 241. *82 Er macht einen Bart, als wenn der Kater in dat Sprü schet. *83 Er würde sich seinen Bart Haar für Haar ausrupfen lassen. *84 Es in seinen Bart lügen. Vermuthlich von der alten Gewohnheit, bei seinem Barte zu schwören. *85 Es träuft durch den Bart, die Zähne kosten es nicht. (Lit.) *86 Etwas in den Bart hineinmurmeln. Leise, unverständlich reden. *87 Hol den Bart! *88 Ich will's ihm in den Bart hineinsagen. *89 Ihre Bärte sind zwischen Háná und Báná verloren gegangen. – Burckhardt, 146. Dies Sprichwort verdankt seine Entstehung einer Geschichte, welche einer Lafontaine'schen ähnlich ist. Háná und Báná waren die Weiber eines ältlichen Mannes, von denen ihm das eine die grauen, das andere die schwarzen Haare auszog, bis er gar keine mehr hatte. Die Aegypter haben viel Ausdrücke, welche blos ihres ähnlichen Lautes wegen gebraucht werden, wozu auch Háná und Báná gehören. *90 In dem bart grasen lassen. – Henisch, 195. *91 In den Bart hineinlachen. Frz.: Rire sous barbe. *92 Jemand einen strohenen Bart flechten. – Agricola, 691; Murner, Schelm., 6; Murner, Nb., 10; Henisch, 193. Von Lügnern; einem etwas aufbinden, überreden, das erlogen ist, ihn mit sehenden Augen blind machen. „Wenn du die Sach' besiehest recht, so ist's ein strohern Bartgeflecht.“ Frz.: Faire barbe de paille à Dieu. *93 Lass dir keinen bart darumb wachsen. – Agricola, 161; Campen, 22; Latendorf, 90; Simrock, 737; Henisch, 193; Franck, I, 44; Wurzbach II, 21; Sailer, 46. So sagte man früher, wo wir jetzt sagen: Sich kein graues Haar wachsen lassen, weil man damals den Bart wachsen liess, wenn man in Trauer war. Als z. B. der Papst Clemens VII. im Jahre 1525 vom Cardinal P. Colonna in der Engelsburg eingeschlossen ward, hatte er sich den Bart wachsen lassen und liess sich in dieser Gestalt des Leidtragenden auch nachher auf einer Münze abbilden. *94 Man wird ihm bald den letzten Bart abnehmen. *95 Ohne Bart die Alten lehren. Lat.: Ante barbam docere senes. (Philippi, I, 33; Faselius, 17; Wiegand, 769.) *96 Sein Bart wurde grau, seine Gesellschaft angenehm. (Aegypt.) Frz.: Il a la barbe trop jeune pour cette place. *97 Sich einen Bart in Wansen holen. (Schles.) Vgl. darüber Breslauer Erzähler, 1801, S. 26. *98 Sie nahmen es vom Barte und legten es auf den Flügel des Bartes. – Burckhardt, 346. Vom Wechsel, der die Sache nicht besser macht. *99 Sinen bart von Stro ströhen. – Agricola, II, 81. *100 Ueber des Kaisers Bart streiten. (S. Esels Schatten und Kaiser.) – Wurzbach II, 23; Simrock, 739. Ueber eine unbedeutende Sache streiten, obgleich die Entstehung der Redensart dieser Bedeutung entgegen ist. Es gab nämlich eine Zeit, wo man weitläufig, heftig und sehr gelehrt darüber stritt, ob Kaiser Karl der Grosse einen Bart getragen habe oder nicht. Tausende lachten über den Streit und spotteten seiner, als eines Beispiels von einer unnützen Untersuchung; aber mit Unrecht. Es war in der That wichtig, zu wissen, ob der Kaiser seinen Bart habe scheren lassen oder nicht, weil sich Urkunden vorfanden, von deren Echtheit grosse Privilegien abhingen. Auf einigen Siegeln derselben stand nämlich das Bild des Kaisers mit und auf andern ohne einen Bart. Es entstand daher der sehr natürliche Verdacht, dass entweder jene oder diese untergeschoben sein möchten; und es ward eine wichtige Frage, welche von beiden echt sein möchten; eine Frage, die nicht anders entschieden werden konnte, als dass man auszumitteln suchte, ob der Kaiser einen Bart getragen habe oder nicht. So ungerecht indess der Spott über diese Untersuchung war, so ist er doch in eine sprichwörtliche Redensart übergegangen. (Vgl. J. F. Zöllner, Lesebuch für alle Stände, Thl. 5.) Frz.: Se battre de la chape à l'évêque. – Se battre de l'épée, qui est chez le fourbisseur. – Se disputer de la chape à l'évêque. Holl.: Wedden (spelen, vechten) om des keisers baard, die het wint, zal hem halen. (Harrebomée, I, 25.) *101 Um des Kaisers Bart spielen. – Meinau, 73; Eiselein, 55; Wurzbach II, 23; Vogel, 214. Um nichts, um werthlose Dinge, oder um eine Sache, woran man kein Recht hat, noch haben kann; denn des Kaisers Bart war bis auf das Kleinste daran heilig und unverletzlich; also um eine Sache, die sich nicht erreichen lässt, wobei man also weder gewinnt, noch verliert. Andere denken dabei an das Volksmärchen vom Kaiser Barbarossa, der im Kyffhäuser sitzt und dem der Bart durch einen steinernen Tisch gewachsen sei, mit dessen Lösung die Hebung eines unermesslichen Schatzes und das Wiederaufleben des deutschen Reichs erfolgen soll. Bartbecken. * Ein Bartbecken für einen Helm ansehen. Sprichwörtlich aus Cervantes' Don Quixote. „Wer durch die trüben Gläser der Zeitungen und Zeitschriften die Welt beurtheilt, sieht öfters ein Bartbecken für Mambrin's Helm an.“ Barte. 1 Wenn du mich mit der Barte schlägst (wirfst), schlag' (werf) ich dich mit dem Beile. – Simrock, 741. Barte, eine beilartige Waffe (Hellebarte). Lat.: Armaque in armatos sumere jura sinunt.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [120]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/148>, abgerufen am 19.04.2024.