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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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Bauernregel.

*1 Alles nach der Bauernregel ermessen. - Eiselein, 60.

*2 Das steht in den Bauernregeln. - Kirchhofer, 37.

Von Sachen, die sehr bekannt und im gemeinen Leben häufig angewandt werden.


Bauernschritt.

Es fehlt nur um ein Burenschritt. - Brandt; Eiselein, 62; Körte, 448.


Bauernschuh.

* Es fehlet einen ganzen Bauernschuh. - Eiselein, 62.

Man ist noch weit vom Ziele.


Bauernstolz.

1 Bauernstolz und Uebermuth wohnen unter Einem Hut.

Wie wir von Bauernstolz reden, so hatten die Alten Bauernhass, worunter ein wilder, furchtbarer Hass verstanden wurde.

Lat.: Odium agreste. (Lucian.) (Erasm., 701.)

2 Bauernstolz wälzt sich auf der Erde.


Bauerntanz.

Ein Bauerntanz.

Holl.: Het is de boeren-dans. (Harrebomee, I, 70.)


Bauerntracht.

Die schönste Bauerntracht ist, selbst gesponnen, selbst gemacht.


Bauernveiel.

Einen gross Bauernveiel setzen. - Eiselein, 62.

Euphemistisch für etwas, das wesentlich anders als Violen riecht. (S. Hofrecht.)


Bauernvolk.

Wann man das Baurenvolck hart thut drucken, so kann man biegen ihren Rucken. - Sutor, 845.


Bauernweihrauch.

* Einem Bauernweihrauch streuen. - Eiselein, 60.


Bauersmann.

1 Bawrsmanns Sohn, lass Rösslein stahn, es thut dir wohl etwas geringers. - Henisch, 211.

2 Dem bawrsman ist sein garten so nützlich als sein gemestes Schwein. - Henisch, 211.


Bauherr.

Er ist bawherr ohne des volcks beyfall. - Henisch, 201.

Wenn sich jemand um Dinge bekümmert, die ihm nicht aufgetragen sind.


Bauholz.

Ein grosses Bauholz kann ein Knabe auf dem Wasser mit dem Seile fortziehen, auf dem Ufer kein Mann aufheben. - Sailer, 328.

Von dem Lebens- und Sterbensgewissen. "Unsere Sünden, die uns im Hinunterschwimmen auf dem Lebensstrome so leicht waren, müssen uns eine schwere Last werden, wenn wir an den Scheidestrom kommen."


Baum.

1 Alte Bäum' lassen sich nicht (oder: eher brechen als) biegen. - Lehmann, 8, 27.

2 Alte Bäum' leiden's nicht, dass sie die jungen wollen überschatten. - Lehmann, 57, 13.

3 Alte Bäume ersticken mit jhrem überschatten die jungen auffschösslinge. - Lehmann, 57, 13.

4 Alte Bäume seynd böss zu biegen. - Lehmann, II, 26, 21; Simrock, 852; Satter, 193.

Lat.: Erigere durum est, qui cadit juvenis, senem.

5 Alte Bäume sind schwer zu verpflanzen (lassen sich nicht umsetzen). - Körte, 462; Steiger, 111.

Personen in vorgerückten Jahren leben sich in neue Verhältnisse schwer ein. Auch von denen, die spät und am Ende des Lebens vergessen wollen, woran sie in der Jugend gewöhnt sind. Die Alten meinten, kein Baum dürfe umgesetzt werden, der unter zwei und über drei Jahre alt sei.

Holl.: Men moet geene oude boomen verzetten. (Harrebomee, I, 78.)

Lat.: Annosa arbor non transplantatur. - Dagegen Seneca: Etiam vetus arbustum transferri potest. (Wiegand, 706.)

6 An den hohen Bäumen merkt man am besten, woher der Wind kommt.

7 An einem starken Baume ist gut anhalten.

Frz.: Il faut se tenir au gros de l'arbre.

Holl.: Men moet zich altijd vasthouden aan het dikste van den boom. (Harrebomee, I, 78.)

8 An jungen Bäumen muss man immer etwas abhauen, wenn sie gerade wachsen sollen. - Simrock, 853; Sailer, 190.

Von der Zuchtbedürftigkeit der Jugend.

Frz.: A jeune arbre, si l'on veut qu'il soit d'une bonne venue, il y a toujours a retrancher. (Cahier, 4092.)

[Spaltenumbruch] 9 Andere Bäume, andere Holzhauer. (Lit.)

10 Auch ein guter Baum bringt ungleich Obst (mancherlei Früchte). - Eiselein, 58; Simrock, 840.

11 Auch mit grossen Bäumen spielt der Wind (die Axt). - Sprichwörtergarten, 239.

12 Auf dem Baume ist kein Blatt, das nicht seinen Nutzen hat.

It.: Non vi e cosa per vile che sia, che a qualche cosa utile non sia.

13 Auf den ersten Hieb fällt kein Baum.

Frz.: Au premier coup ne chet pas l'arbre. (Leroux, I, 37.)

14 Auf einen Baum, der sich neigt, klettern auch die Ziegen.

15 Auf unfruchtbare Bäume wirft man keine Steine.

Nur die Tugend ist den Schlägen des Neides ausgesetzt.

16 Bäume, die nahe beieinander stehen, reiben sich.

Ein ähnliches Sprichwort haben auch die Akwapimneger, deren Land nördlich von Akkra liegt und eine zu Aschanti gehörige Provinz der Goldküste Afrikas ist.

17 Bäume, die zeitig grünen, verlieren die Blätter früh.

18 Bäume sind allweg ins zukünftige Jahr reich. - Körte, 464.

19 Bäume, welche die meisten Blätter haben, tragen oft die wenigsten Früchte.

20 Bo de Baum hinfällt, do ligget hei auck. - Curtze, 354, 497.

21 Böm, de oft knack'n, bräk'n nich licht. - Danneil, 205.

Leute, die viel klagen, halten es oft lange aus.

22 Dat is en slechten Baum, de op den ersten Hau fällt. (Westf.)

Z. B. in Bezug auf den ersten Antrag eines Freiers.

23 Den Baum an der Frucht, den Buben an der Zucht. - Eiselein, 58; Simrock, 839.

Lat.: Arbor ut ex fructu, sic nequam noscitur actu.

24 Den Baum, darunter man schauern will, soll man ehren. - Simrock, 849.

25 Den Baum, der dir Schatten gibt, lass nicht niederhauen. (Aegypt.)

26 Den Baum kennet man an den Früchten. - Matth., 12, 33; Luc., 6, 44; Schulze, 210; Zaupser, 389; Lehmann, II, 60, 66; Simrock, 838; Gaal, 173.

Die Denkart eines Menschen an seinen Handlungen.

Engl.: A tree is known by its fruit.

Frz.: On connaeit l'arbre a son fruit. (Kritzinger, 33.) - On connaeit le cerf par ses abattures. - On connaeit l'homme par ses actions.

Holl.: Aan de vruchten kent men de boom. (Harrebomee, I, 77.)

It.: L'albero si conosce dal frutto.

Lat.: Arbore de dulci dulcia poma cadunt. - E fructu cognoscitur arbor. (Wiegand, 840.)

Ung.: A fat gyümölcseröl, az embert erkölcseröl könnyen megismerheted.

27 Den Baum muss man stutzen, der zu hoch will wachsen. - Eiselein, 58.

28 Den baum soll man biegen, weil er jung ist, wirt er alt, so will er vngebogen sein. - Henisch, 222; Vogel, 48; Simrock, 851; Körte, 457.

29 Den baum soll man in ehren halten, davon man schatten hat. - Henisch, 222; Eiselein, 58; Lehmann, 57, 14; II, 404, 52.

30 Den Baum, worauf die Ehre wächst, schüttelt jeder gern.

31 Der Baum, der edle Frucht bringt, wächst langsam.

Holl.: De boom, daer ghy nu onder zit dat was een rijsken, als een lidt. (Brunes, 180.) - De boom, waar gij nu vrucht van leest, die is wel eer een rijs geweest. (Harrebomee, I, 77.)

32 Der Baum des todten Nimmergrün hängt immer voller Früchte.

So heisst der Galgen in der englischen Kunstsprache. Da es in England noch gegen den Anfang unsers Jahrhunderts hundertsechzig Verbrechen gab, die mit dem Tode bestraft wurden, so konnte es diesem Baume nie an Früchten fehlen.

33 Der Baum fällt nicht auf Einen Hieb. - Bücking, 232; Siebenkees, 101; Sailer, 186.

Von der zur Erreichung eines grossen Zwecks nothwendigen Beharrlichkeit und Ausdauer. - Es gibt Bäume, die zu fällen viel Zeit und Mühe erfordern. So

[Spaltenumbruch]
Bauernregel.

*1 Alles nach der Bauernregel ermessen.Eiselein, 60.

*2 Das steht in den Bauernregeln.Kirchhofer, 37.

Von Sachen, die sehr bekannt und im gemeinen Leben häufig angewandt werden.


Bauernschritt.

Es fehlt nur um ein Burenschritt.Brandt; Eiselein, 62; Körte, 448.


Bauernschuh.

* Es fehlet einen ganzen Bauernschuh.Eiselein, 62.

Man ist noch weit vom Ziele.


Bauernstolz.

1 Bauernstolz und Uebermuth wohnen unter Einem Hut.

Wie wir von Bauernstolz reden, so hatten die Alten Bauernhass, worunter ein wilder, furchtbarer Hass verstanden wurde.

Lat.: Odium agreste. (Lucian.) (Erasm., 701.)

2 Bauernstolz wälzt sich auf der Erde.


Bauerntanz.

Ein Bauerntanz.

Holl.: Het is de boeren-dans. (Harrebomée, I, 70.)


Bauerntracht.

Die schönste Bauerntracht ist, selbst gesponnen, selbst gemacht.


Bauernveiel.

Einen gross Bauernveiel setzen.Eiselein, 62.

Euphemistisch für etwas, das wesentlich anders als Violen riecht. (S. Hofrecht.)


Bauernvolk.

Wann man das Baurenvolck hart thut drucken, so kann man biegen ihren Rucken.Sutor, 845.


Bauernweihrauch.

* Einem Bauernweihrauch streuen.Eiselein, 60.


Bauersmann.

1 Bawrsmanns Sohn, lass Rösslein stahn, es thut dir wohl etwas geringers.Henisch, 211.

2 Dem bawrsman ist sein garten so nützlich als sein gemestes Schwein.Henisch, 211.


Bauherr.

Er ist bawherr ohne des volcks beyfall.Henisch, 201.

Wenn sich jemand um Dinge bekümmert, die ihm nicht aufgetragen sind.


Bauholz.

Ein grosses Bauholz kann ein Knabe auf dem Wasser mit dem Seile fortziehen, auf dem Ufer kein Mann aufheben.Sailer, 328.

Von dem Lebens- und Sterbensgewissen. „Unsere Sünden, die uns im Hinunterschwimmen auf dem Lebensstrome so leicht waren, müssen uns eine schwere Last werden, wenn wir an den Scheidestrom kommen.“


Baum.

1 Alte Bäum' lassen sich nicht (oder: eher brechen als) biegen.Lehmann, 8, 27.

2 Alte Bäum' leiden's nicht, dass sie die jungen wollen überschatten.Lehmann, 57, 13.

3 Alte Bäume ersticken mit jhrem überschatten die jungen auffschösslinge.Lehmann, 57, 13.

4 Alte Bäume seynd böss zu biegen.Lehmann, II, 26, 21; Simrock, 852; Satter, 193.

Lat.: Erigere durum est, qui cadit juvenis, senem.

5 Alte Bäume sind schwer zu verpflanzen (lassen sich nicht umsetzen).Körte, 462; Steiger, 111.

Personen in vorgerückten Jahren leben sich in neue Verhältnisse schwer ein. Auch von denen, die spät und am Ende des Lebens vergessen wollen, woran sie in der Jugend gewöhnt sind. Die Alten meinten, kein Baum dürfe umgesetzt werden, der unter zwei und über drei Jahre alt sei.

Holl.: Men moet geene oude boomen verzetten. (Harrebomée, I, 78.)

Lat.: Annosa arbor non transplantatur. – Dagegen Seneca: Etiam vetus arbustum transferri potest. (Wiegand, 706.)

6 An den hohen Bäumen merkt man am besten, woher der Wind kommt.

7 An einem starken Baume ist gut anhalten.

Frz.: Il faut se tenir au gros de l'arbre.

Holl.: Men moet zich altijd vasthouden aan het dikste van den boom. (Harrebomée, I, 78.)

8 An jungen Bäumen muss man immer etwas abhauen, wenn sie gerade wachsen sollen.Simrock, 853; Sailer, 190.

Von der Zuchtbedürftigkeit der Jugend.

Frz.: A jeune arbre, si l'on veut qu'il soit d'une bonne venue, il y a toujours à retrancher. (Cahier, 4092.)

[Spaltenumbruch] 9 Andere Bäume, andere Holzhauer. (Lit.)

10 Auch ein guter Baum bringt ungleich Obst (mancherlei Früchte).Eiselein, 58; Simrock, 840.

11 Auch mit grossen Bäumen spielt der Wind (die Axt).Sprichwörtergarten, 239.

12 Auf dem Baume ist kein Blatt, das nicht seinen Nutzen hat.

It.: Non vi è cosa per vile che sia, che a qualche cosa utile non sia.

13 Auf den ersten Hieb fällt kein Baum.

Frz.: Au premier coup ne chet pas l'arbre. (Leroux, I, 37.)

14 Auf einen Baum, der sich neigt, klettern auch die Ziegen.

15 Auf unfruchtbare Bäume wirft man keine Steine.

Nur die Tugend ist den Schlägen des Neides ausgesetzt.

16 Bäume, die nahe beieinander stehen, reiben sich.

Ein ähnliches Sprichwort haben auch die Akwapimneger, deren Land nördlich von Akkra liegt und eine zu Aschanti gehörige Provinz der Goldküste Afrikas ist.

17 Bäume, die zeitig grünen, verlieren die Blätter früh.

18 Bäume sind allweg ins zukünftige Jahr reich.Körte, 464.

19 Bäume, welche die meisten Blätter haben, tragen oft die wenigsten Früchte.

20 Bô de Baum hinfällt, dô ligget hei auck.Curtze, 354, 497.

21 Böm, de oft knack'n, bräk'n nich licht.Danneil, 205.

Leute, die viel klagen, halten es oft lange aus.

22 Dat is en slechten Baum, de op den ersten Hau fällt. (Westf.)

Z. B. in Bezug auf den ersten Antrag eines Freiers.

23 Den Baum an der Frucht, den Buben an der Zucht.Eiselein, 58; Simrock, 839.

Lat.: Arbor ut ex fructu, sic nequam noscitur actu.

24 Den Baum, darunter man schauern will, soll man ehren.Simrock, 849.

25 Den Baum, der dir Schatten gibt, lass nicht niederhauen. (Aegypt.)

26 Den Baum kennet man an den Früchten.Matth., 12, 33; Luc., 6, 44; Schulze, 210; Zaupser, 389; Lehmann, II, 60, 66; Simrock, 838; Gaal, 173.

Die Denkart eines Menschen an seinen Handlungen.

Engl.: A tree is known by its fruit.

Frz.: On connaît l'arbre à son fruit. (Kritzinger, 33.) – On connaît le cerf par ses abattures. – On connaît l'homme par ses actions.

Holl.: Aan de vruchten kent men de boom. (Harrebomée, I, 77.)

It.: L'albero si conosce dal frutto.

Lat.: Arbore de dulci dulcia poma cadunt. – E fructu cognoscitur arbor. (Wiegand, 840.)

Ung.: A fát gyümölcséröl, az embert erkölcséröl könnyen megismerheted.

27 Den Baum muss man stutzen, der zu hoch will wachsen.Eiselein, 58.

28 Den baum soll man biegen, weil er jung ist, wirt er alt, so will er vngebogen sein.Henisch, 222; Vogel, 48; Simrock, 851; Körte, 457.

29 Den baum soll man in ehren halten, davon man schatten hat.Henisch, 222; Eiselein, 58; Lehmann, 57, 14; II, 404, 52.

30 Den Baum, worauf die Ehre wächst, schüttelt jeder gern.

31 Der Baum, der edle Frucht bringt, wächst langsam.

Holl.: De boom, daer ghy nu onder zit dat was een rijsken, als een lidt. (Brunes, 180.) – De boom, waar gij nu vrucht van leest, die is wel eer een rijs geweest. (Harrebomée, I, 77.)

32 Der Baum des todten Nimmergrün hängt immer voller Früchte.

So heisst der Galgen in der englischen Kunstsprache. Da es in England noch gegen den Anfang unsers Jahrhunderts hundertsechzig Verbrechen gab, die mit dem Tode bestraft wurden, so konnte es diesem Baume nie an Früchten fehlen.

33 Der Baum fällt nicht auf Einen Hieb.Bücking, 232; Siebenkees, 101; Sailer, 186.

Von der zur Erreichung eines grossen Zwecks nothwendigen Beharrlichkeit und Ausdauer. – Es gibt Bäume, die zu fällen viel Zeit und Mühe erfordern. So

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[[137]/0165] Bauernregel. *1 Alles nach der Bauernregel ermessen. – Eiselein, 60. *2 Das steht in den Bauernregeln. – Kirchhofer, 37. Von Sachen, die sehr bekannt und im gemeinen Leben häufig angewandt werden. Bauernschritt. Es fehlt nur um ein Burenschritt. – Brandt; Eiselein, 62; Körte, 448. Bauernschuh. * Es fehlet einen ganzen Bauernschuh. – Eiselein, 62. Man ist noch weit vom Ziele. Bauernstolz. 1 Bauernstolz und Uebermuth wohnen unter Einem Hut. Wie wir von Bauernstolz reden, so hatten die Alten Bauernhass, worunter ein wilder, furchtbarer Hass verstanden wurde. Lat.: Odium agreste. (Lucian.) (Erasm., 701.) 2 Bauernstolz wälzt sich auf der Erde. Bauerntanz. Ein Bauerntanz. Holl.: Het is de boeren-dans. (Harrebomée, I, 70.) Bauerntracht. Die schönste Bauerntracht ist, selbst gesponnen, selbst gemacht. Bauernveiel. Einen gross Bauernveiel setzen. – Eiselein, 62. Euphemistisch für etwas, das wesentlich anders als Violen riecht. (S. Hofrecht.) Bauernvolk. Wann man das Baurenvolck hart thut drucken, so kann man biegen ihren Rucken. – Sutor, 845. Bauernweihrauch. * Einem Bauernweihrauch streuen. – Eiselein, 60. Bauersmann. 1 Bawrsmanns Sohn, lass Rösslein stahn, es thut dir wohl etwas geringers. – Henisch, 211. 2 Dem bawrsman ist sein garten so nützlich als sein gemestes Schwein. – Henisch, 211. Bauherr. Er ist bawherr ohne des volcks beyfall. – Henisch, 201. Wenn sich jemand um Dinge bekümmert, die ihm nicht aufgetragen sind. Bauholz. Ein grosses Bauholz kann ein Knabe auf dem Wasser mit dem Seile fortziehen, auf dem Ufer kein Mann aufheben. – Sailer, 328. Von dem Lebens- und Sterbensgewissen. „Unsere Sünden, die uns im Hinunterschwimmen auf dem Lebensstrome so leicht waren, müssen uns eine schwere Last werden, wenn wir an den Scheidestrom kommen.“ Baum. 1 Alte Bäum' lassen sich nicht (oder: eher brechen als) biegen. – Lehmann, 8, 27. 2 Alte Bäum' leiden's nicht, dass sie die jungen wollen überschatten. – Lehmann, 57, 13. 3 Alte Bäume ersticken mit jhrem überschatten die jungen auffschösslinge. – Lehmann, 57, 13. 4 Alte Bäume seynd böss zu biegen. – Lehmann, II, 26, 21; Simrock, 852; Satter, 193. Lat.: Erigere durum est, qui cadit juvenis, senem. 5 Alte Bäume sind schwer zu verpflanzen (lassen sich nicht umsetzen). – Körte, 462; Steiger, 111. Personen in vorgerückten Jahren leben sich in neue Verhältnisse schwer ein. Auch von denen, die spät und am Ende des Lebens vergessen wollen, woran sie in der Jugend gewöhnt sind. Die Alten meinten, kein Baum dürfe umgesetzt werden, der unter zwei und über drei Jahre alt sei. Holl.: Men moet geene oude boomen verzetten. (Harrebomée, I, 78.) Lat.: Annosa arbor non transplantatur. – Dagegen Seneca: Etiam vetus arbustum transferri potest. (Wiegand, 706.) 6 An den hohen Bäumen merkt man am besten, woher der Wind kommt. 7 An einem starken Baume ist gut anhalten. Frz.: Il faut se tenir au gros de l'arbre. Holl.: Men moet zich altijd vasthouden aan het dikste van den boom. (Harrebomée, I, 78.) 8 An jungen Bäumen muss man immer etwas abhauen, wenn sie gerade wachsen sollen. – Simrock, 853; Sailer, 190. Von der Zuchtbedürftigkeit der Jugend. Frz.: A jeune arbre, si l'on veut qu'il soit d'une bonne venue, il y a toujours à retrancher. (Cahier, 4092.) 9 Andere Bäume, andere Holzhauer. (Lit.) 10 Auch ein guter Baum bringt ungleich Obst (mancherlei Früchte). – Eiselein, 58; Simrock, 840. 11 Auch mit grossen Bäumen spielt der Wind (die Axt). – Sprichwörtergarten, 239. 12 Auf dem Baume ist kein Blatt, das nicht seinen Nutzen hat. It.: Non vi è cosa per vile che sia, che a qualche cosa utile non sia. 13 Auf den ersten Hieb fällt kein Baum. Frz.: Au premier coup ne chet pas l'arbre. (Leroux, I, 37.) 14 Auf einen Baum, der sich neigt, klettern auch die Ziegen. 15 Auf unfruchtbare Bäume wirft man keine Steine. Nur die Tugend ist den Schlägen des Neides ausgesetzt. 16 Bäume, die nahe beieinander stehen, reiben sich. Ein ähnliches Sprichwort haben auch die Akwapimneger, deren Land nördlich von Akkra liegt und eine zu Aschanti gehörige Provinz der Goldküste Afrikas ist. 17 Bäume, die zeitig grünen, verlieren die Blätter früh. 18 Bäume sind allweg ins zukünftige Jahr reich. – Körte, 464. 19 Bäume, welche die meisten Blätter haben, tragen oft die wenigsten Früchte. 20 Bô de Baum hinfällt, dô ligget hei auck. – Curtze, 354, 497. 21 Böm, de oft knack'n, bräk'n nich licht. – Danneil, 205. Leute, die viel klagen, halten es oft lange aus. 22 Dat is en slechten Baum, de op den ersten Hau fällt. (Westf.) Z. B. in Bezug auf den ersten Antrag eines Freiers. 23 Den Baum an der Frucht, den Buben an der Zucht. – Eiselein, 58; Simrock, 839. Lat.: Arbor ut ex fructu, sic nequam noscitur actu. 24 Den Baum, darunter man schauern will, soll man ehren. – Simrock, 849. 25 Den Baum, der dir Schatten gibt, lass nicht niederhauen. (Aegypt.) 26 Den Baum kennet man an den Früchten. – Matth., 12, 33; Luc., 6, 44; Schulze, 210; Zaupser, 389; Lehmann, II, 60, 66; Simrock, 838; Gaal, 173. Die Denkart eines Menschen an seinen Handlungen. Engl.: A tree is known by its fruit. Frz.: On connaît l'arbre à son fruit. (Kritzinger, 33.) – On connaît le cerf par ses abattures. – On connaît l'homme par ses actions. Holl.: Aan de vruchten kent men de boom. (Harrebomée, I, 77.) It.: L'albero si conosce dal frutto. Lat.: Arbore de dulci dulcia poma cadunt. – E fructu cognoscitur arbor. (Wiegand, 840.) Ung.: A fát gyümölcséröl, az embert erkölcséröl könnyen megismerheted. 27 Den Baum muss man stutzen, der zu hoch will wachsen. – Eiselein, 58. 28 Den baum soll man biegen, weil er jung ist, wirt er alt, so will er vngebogen sein. – Henisch, 222; Vogel, 48; Simrock, 851; Körte, 457. 29 Den baum soll man in ehren halten, davon man schatten hat. – Henisch, 222; Eiselein, 58; Lehmann, 57, 14; II, 404, 52. 30 Den Baum, worauf die Ehre wächst, schüttelt jeder gern. 31 Der Baum, der edle Frucht bringt, wächst langsam. Holl.: De boom, daer ghy nu onder zit dat was een rijsken, als een lidt. (Brunes, 180.) – De boom, waar gij nu vrucht van leest, die is wel eer een rijs geweest. (Harrebomée, I, 77.) 32 Der Baum des todten Nimmergrün hängt immer voller Früchte. So heisst der Galgen in der englischen Kunstsprache. Da es in England noch gegen den Anfang unsers Jahrhunderts hundertsechzig Verbrechen gab, die mit dem Tode bestraft wurden, so konnte es diesem Baume nie an Früchten fehlen. 33 Der Baum fällt nicht auf Einen Hieb. – Bücking, 232; Siebenkees, 101; Sailer, 186. Von der zur Erreichung eines grossen Zwecks nothwendigen Beharrlichkeit und Ausdauer. – Es gibt Bäume, die zu fällen viel Zeit und Mühe erfordern. So

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [137]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/165>, abgerufen am 19.04.2024.