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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] 246 Wie der baum blühet, so bringt er frucht. - Henisch, 223.

247 Wie der Baum fällt, so bleibt er liegen. - Kirchhofer, 305; Lehmann, II, 880, 278.

Holl.: Zoo als de boom valt, blijft hij liggen. (Harrebomee, I, 78.)

248 Wie der Baum, so die Birne, wie die Frau, so die Dirne. - Eislein, 58; Simrock, 837; Körte, 463.

Lat.: Serit arbores, quae alteri seculo prosunt. (Cicero.)

249 Wie der Baum, so (schmeckt) die Frucht. - Eislein, 57; Körte, 450.

Von dem innigen Verhältniss zwischen Charakter und Handlung.

Engl.: Such as the tree is, such is the fruit.

Holl.: Alle vrucht smaakt naar haren boom.

It.: Qual albero, tai frutti.

Lat.: Arbor naturam dat fructibus atque figuram.

Russ.: Kakowo derewo, takowa i otrassl.

Ung.: Vad fanak vad a gyümölcse.

250 Wie man in den Baum haut, so fallen die Splitter (Späne).

251 Wilde Bäume, herbe Früchte. - Sprichwörtergarten, 156.

252 Wo de Bom henfallt, da ligt he ok. (Oldenburg.) - Goldschmidt, 56.

253 Wo man Bäume behaut, da fliegen auch Splitter.

254 Zu oft fortgesetzter Baum bringt langsame Früchte. - Winckler, XII, 27.

255 Zwei Bäume machen noch keine Allee.

*256 Alte Bäume verpflanzen.

Lat.: Annosam arborem transplantare. ( Cicero.) (Erasmus, 515.)

*257 Am nächsten besten Baume aufknüpfen. - Eiselein, 58.

*258 Auf dem Baume sitzen.

Der Baum ist ein Gefängniss in Hamburg für Schuldner und andere nicht criminelle Verbrecher.

*259 Auf den Bäumen fischen wollen.

Holl.: Het is kwaad visschen op de boomen. (Harrebomee, I, 77.)

*260 Das geht durch den Baum. (Ostpreuss.)

Von einer Sache, von der man zwar einsieht, dass sie nicht völlig nach dem Gesetz ist, die man aber nicht weiter untersuchen will. Baum ist hier eine Kette oder ein willkürlicher Baumstamm über den Fluss, um den Schiffern den Weg zu versperren. (Hennig.)

*261 Dat geit nich in'n hollen Baum. - Eichwald, 147.

*262 Den Baum auf baiden achseln (Schultern) tragen. - Agricola, II, 112.

*263 Den Baum draufgehen lassen. - Kirchhofer, 305.

*264 Den Baum umhauen, um die Früchte abzupflücken.

*265 Den dürren Baum reiten.

D. h. gehängt werden. So einfach eigentlich die Hinrichtung des Hängens ist, so wurde sie doch von der Phantasie der Vorzeit mit schauerlichen Symbolen und unheimlichem Ritus ausgeschmückt. So nahm man nicht den ersten besten Baum des Waldes, sondern suchte vielmehr laublose, verdorrte Bäume dazu aus.

*266 Den unrechten Baum anbellen.

In Nordamerika, um ein Verfehlen des Ziels auszudrücken. Von der Jagd entlehnt, bei welcher ein Hund ein Eichhörnchen oder ein anderes Wild bis an einen Baum verfolgt, vor welchem er bellt, bis der Jäger kommt; zuweilen bellt er aber vor dem unrechten Baume.

Engl.: To bark up the wrong tree.

*267 Der hat aach nit vom Baum der Erkenntniss (Ez-haddaas) gesse. (Jüd.-deutsch.) - Tendlau, 126.

Von einem geistig Beschränkten.

*268 Die Bäume hinter den Wald verstecken.

*269 Ein Baum wäre wol mit ihm gekleidet. - Eiselein, 58.

*270 Einen in den Baum setzen. (S. 258.)

*271 Er hat vom Baume der Erkenntniss gegessen (gekostet).

Die Griechen sagten: Er hat vom Lotos gekostet.

Lat.: Lotum gustavit. (Erasm., 372.)

*272 Er kann grosse Bäume ausreissen. - Sailer, 175.

Von einem sich selbst Ueberhebenden.

*273 Er kann keinen Baum finden, an dem ihm zu hängen gelüstet.

*274 Er meint, es sei auf allen Bäumen Kilbi. - Kirchhofer, 336.

[Spaltenumbruch] *275 Er steckt zwischen Baum und Borke. - Körte, 466.

Unschlüssigkeit, Verlegenheit.

*276 Offn Bam schteing un of dr Walt nischt meh ze suchsn ha'n.(Oberharz.) - Lohrengel, 411.

Verächtlich von armen Leuten.

*277 Risk dör den Bom gan. - Eichwald, 150.

*278 Sich nach dem Baume neigen, der den meisten Schatten gibt.

*279 Sie hat vom verbotenen Baume gegessen (gekostet, genascht).

Frz.: Cette fille a laisse aller le chat au fromage. (Lendroy, 334.)

*280 Sie ist ein Baum, der aus der Mauer wächst. (Pers.)

Von einer Frau, die ihres Mannes Ehre untergräbt, wie ein Baum durch seine Wurzeln eine Mauer zerstört.

*281 Unter fremden Bäumen Früchte lesen.

Lat.: Sub aliena arbore fructum legere. (Wiegand, 898.)

*282 Von allen Bäumen pflücken und keinen begiessen.

Ueberall Nutzen ziehen, gewinnen wollen, ohne irgendein Opfer dafür zu bringen.

*283 Vor lauter Bäumen den Wald nicht sehen.

Vor lauter Nebendingen nicht die Hauptsache; oder vor einer so grossen Menge von Gegenständen nicht zur Betrachtung der einzelnen gelangen können.

Frz.: Les maisons empechent de voir la ville.


Baumausreisser.

Es ist ein Baumausreisser.

Ein Grossprahler. In alten Heldenbüchern wird von Riesen erzählt, die Bäume ausgerissen und damit zugeschlagen, was aber unsere Baumausreisser nicht nachmachen.


Baumann.

Der Bawman (Bauer) ist allezeit aufs künftige Jahr reich. - Lehmann, II, 17, 12.


Bäumchen.

1 Ehe das Bäumchen gross, ist der Pflanzer todt.

Holl.: Eer het boompje is groot, is het plantertje dood. (Harrebomee, I, 77.)

2 Man muss das Bäumchen biegen, weil es jung ist. - Steiger, 121; Rossel's Wochenblatt, 1833, S. 82.

3 Was als Bäumchen falsch gebogen, wird als Baum nicht grad' gezogen.


Baumeister.

1 Er ist ein guter Baumeister, er baut zehn Jahre über einer Hundehütte.

Lat.: Diphilo tardior. (Faselius, 65.)

Diphilus war ein zu Cicero's Zeit lebender, wegen seiner Langsamkeit und Saumseligkeit in übelm Rufe stehender Baumeister.

2 Es ist ein schlechter Baumeister, der einen Bau weiss anzufangen und nicht auszuführen.


Baumeisterzunft.

Die Baumeisterzunft plündert den Beutel und spart (schont) die Vernunft.


Bäumlein.

1 Auf die niedern Bäumlein steigt man, auf die höhern will sich niemand wagen. - Kirchhofer, 305.

2 Aus Bäumlein werden Bäume.

Holl.: Kleine boompjes worden groot. (Harrebomee, I, 78.)

3 Ein Bäumlein, das gerade wachsen will, sinkt nicht zur Erde (oder: senkt sich nicht zu Boden). - Sailer, 149.

4 Es ist nit lange, dass 's regelet, die Bäumli tröpfle noh; i ha mi Schatz überläfelet un es mi wäger o. (Gegend am Thunersee.)

5 Junge Bäumlein wollen beschnitten sein.

Jugend verlangt strenge Zucht.

6 Niedrige Bäumlein besteigt man.


Baumlich.

Ae is ä longer Baumlich. (Leipzig.)

Unbeholfener Mensch.


Baumöl.

Wenn du kein Baumöl hast, so brate deine Kuchen in Leinöl. (Moskau.) - Altmann V.


Baumschule.

Wer seine Baumschule lieb hat, der lässt keinen Affen (Ziegen) hinein.


Baumspitze.

Das geht über alle Baumspitzen. (Harz.) - Lohrengel, II, 68.


[Spaltenumbruch] 246 Wie der baum blühet, so bringt er frucht.Henisch, 223.

247 Wie der Baum fällt, so bleibt er liegen.Kirchhofer, 305; Lehmann, II, 880, 278.

Holl.: Zoo als de boom valt, blijft hij liggen. (Harrebomée, I, 78.)

248 Wie der Baum, so die Birne, wie die Frau, so die Dirne.Eislein, 58; Simrock, 837; Körte, 463.

Lat.: Serit arbores, quae alteri seculo prosunt. (Cicero.)

249 Wie der Baum, so (schmeckt) die Frucht.Eislein, 57; Körte, 450.

Von dem innigen Verhältniss zwischen Charakter und Handlung.

Engl.: Such as the tree is, such is the fruit.

Holl.: Alle vrucht smaakt naar haren boom.

It.: Qual albero, tai frutti.

Lat.: Arbor naturam dat fructibus atque figuram.

Russ.: Kakowo derewo, takowa i otrassl.

Ung.: Vad fának vad a gyümölcse.

250 Wie man in den Baum haut, so fallen die Splitter (Späne).

251 Wilde Bäume, herbe Früchte.Sprichwörtergarten, 156.

252 Wo de Bôm henfallt, da ligt he ok. (Oldenburg.) – Goldschmidt, 56.

253 Wo man Bäume behaut, da fliegen auch Splitter.

254 Zu oft fortgesetzter Baum bringt langsame Früchte.Winckler, XII, 27.

255 Zwei Bäume machen noch keine Allee.

*256 Alte Bäume verpflanzen.

Lat.: Annosam arborem transplantare. ( Cicero.) (Erasmus, 515.)

*257 Am nächsten besten Baume aufknüpfen.Eiselein, 58.

*258 Auf dem Baume sitzen.

Der Baum ist ein Gefängniss in Hamburg für Schuldner und andere nicht criminelle Verbrecher.

*259 Auf den Bäumen fischen wollen.

Holl.: Het is kwaad visschen op de boomen. (Harrebomée, I, 77.)

*260 Das geht durch den Baum. (Ostpreuss.)

Von einer Sache, von der man zwar einsieht, dass sie nicht völlig nach dem Gesetz ist, die man aber nicht weiter untersuchen will. Baum ist hier eine Kette oder ein willkürlicher Baumstamm über den Fluss, um den Schiffern den Weg zu versperren. (Hennig.)

*261 Dat geit nich in'n hollen Baum.Eichwald, 147.

*262 Den Baum auf baiden achseln (Schultern) tragen.Agricola, II, 112.

*263 Den Baum draufgehen lassen.Kirchhofer, 305.

*264 Den Baum umhauen, um die Früchte abzupflücken.

*265 Den dürren Baum reiten.

D. h. gehängt werden. So einfach eigentlich die Hinrichtung des Hängens ist, so wurde sie doch von der Phantasie der Vorzeit mit schauerlichen Symbolen und unheimlichem Ritus ausgeschmückt. So nahm man nicht den ersten besten Baum des Waldes, sondern suchte vielmehr laublose, verdorrte Bäume dazu aus.

*266 Den unrechten Baum anbellen.

In Nordamerika, um ein Verfehlen des Ziels auszudrücken. Von der Jagd entlehnt, bei welcher ein Hund ein Eichhörnchen oder ein anderes Wild bis an einen Baum verfolgt, vor welchem er bellt, bis der Jäger kommt; zuweilen bellt er aber vor dem unrechten Baume.

Engl.: To bark up the wrong tree.

*267 Der hat aach nit vom Baum der Erkenntniss (Ez-haddáas) gesse. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 126.

Von einem geistig Beschränkten.

*268 Die Bäume hinter den Wald verstecken.

*269 Ein Baum wäre wol mit ihm gekleidet.Eiselein, 58.

*270 Einen in den Baum setzen. (S. 258.)

*271 Er hat vom Baume der Erkenntniss gegessen (gekostet).

Die Griechen sagten: Er hat vom Lotos gekostet.

Lat.: Lotum gustavit. (Erasm., 372.)

*272 Er kann grosse Bäume ausreissen.Sailer, 175.

Von einem sich selbst Ueberhebenden.

*273 Er kann keinen Baum finden, an dem ihm zu hängen gelüstet.

*274 Er meint, es sei auf allen Bäumen Kilbi.Kirchhofer, 336.

[Spaltenumbruch] *275 Er steckt zwischen Baum und Borke.Körte, 466.

Unschlüssigkeit, Verlegenheit.

*276 Offn Bâm schteing un of dr Walt nischt meh ze suchsn ha'n.(Oberharz.) – Lohrengel, 411.

Verächtlich von armen Leuten.

*277 Risk dör den Bom gan.Eichwald, 150.

*278 Sich nach dem Baume neigen, der den meisten Schatten gibt.

*279 Sie hat vom verbotenen Baume gegessen (gekostet, genascht).

Frz.: Cette fille a laissé aller le chat au fromage. (Lendroy, 334.)

*280 Sie ist ein Baum, der aus der Mauer wächst. (Pers.)

Von einer Frau, die ihres Mannes Ehre untergräbt, wie ein Baum durch seine Wurzeln eine Mauer zerstört.

*281 Unter fremden Bäumen Früchte lesen.

Lat.: Sub aliena arbore fructum legere. (Wiegand, 898.)

*282 Von allen Bäumen pflücken und keinen begiessen.

Ueberall Nutzen ziehen, gewinnen wollen, ohne irgendein Opfer dafür zu bringen.

*283 Vor lauter Bäumen den Wald nicht sehen.

Vor lauter Nebendingen nicht die Hauptsache; oder vor einer so grossen Menge von Gegenständen nicht zur Betrachtung der einzelnen gelangen können.

Frz.: Les maisons empêchent de voir la ville.


Baumausreisser.

Es ist ein Baumausreisser.

Ein Grossprahler. In alten Heldenbüchern wird von Riesen erzählt, die Bäume ausgerissen und damit zugeschlagen, was aber unsere Baumausreisser nicht nachmachen.


Baumann.

Der Bawman (Bauer) ist allezeit aufs künftige Jahr reich.Lehmann, II, 17, 12.


Bäumchen.

1 Ehe das Bäumchen gross, ist der Pflanzer todt.

Holl.: Eer het boompje is groot, is het plantertje dood. (Harrebomée, I, 77.)

2 Man muss das Bäumchen biegen, weil es jung ist.Steiger, 121; Rossel's Wochenblatt, 1833, S. 82.

3 Was als Bäumchen falsch gebogen, wird als Baum nicht grad' gezogen.


Baumeister.

1 Er ist ein guter Baumeister, er baut zehn Jahre über einer Hundehütte.

Lat.: Diphilo tardior. (Faselius, 65.)

Diphilus war ein zu Cicero's Zeit lebender, wegen seiner Langsamkeit und Saumseligkeit in übelm Rufe stehender Baumeister.

2 Es ist ein schlechter Baumeister, der einen Bau weiss anzufangen und nicht auszuführen.


Baumeisterzunft.

Die Baumeisterzunft plündert den Beutel und spart (schont) die Vernunft.


Bäumlein.

1 Auf die niedern Bäumlein steigt man, auf die höhern will sich niemand wagen.Kirchhofer, 305.

2 Aus Bäumlein werden Bäume.

Holl.: Kleine boompjes worden groot. (Harrebomée, I, 78.)

3 Ein Bäumlein, das gerade wachsen will, sinkt nicht zur Erde (oder: senkt sich nicht zu Boden).Sailer, 149.

4 Es ist nit lange, dass 's regelet, die Bäumli tröpfle noh; i ha mi Schatz überläfelet un es mi wäger o. (Gegend am Thunersee.)

5 Junge Bäumlein wollen beschnitten sein.

Jugend verlangt strenge Zucht.

6 Niedrige Bäumlein besteigt man.


Baumlich.

Ae is ä longer Baumlich. (Leipzig.)

Unbeholfener Mensch.


Baumöl.

Wenn du kein Baumöl hast, so brate deine Kuchen in Leinöl. (Moskau.) – Altmann V.


Baumschule.

Wer seine Baumschule lieb hat, der lässt keinen Affen (Ziegen) hinein.


Baumspitze.

Das geht über alle Baumspitzen. (Harz.) – Lohrengel, II, 68.


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[[142]/0170] 246 Wie der baum blühet, so bringt er frucht. – Henisch, 223. 247 Wie der Baum fällt, so bleibt er liegen. – Kirchhofer, 305; Lehmann, II, 880, 278. Holl.: Zoo als de boom valt, blijft hij liggen. (Harrebomée, I, 78.) 248 Wie der Baum, so die Birne, wie die Frau, so die Dirne. – Eislein, 58; Simrock, 837; Körte, 463. Lat.: Serit arbores, quae alteri seculo prosunt. (Cicero.) 249 Wie der Baum, so (schmeckt) die Frucht. – Eislein, 57; Körte, 450. Von dem innigen Verhältniss zwischen Charakter und Handlung. Engl.: Such as the tree is, such is the fruit. Holl.: Alle vrucht smaakt naar haren boom. It.: Qual albero, tai frutti. Lat.: Arbor naturam dat fructibus atque figuram. Russ.: Kakowo derewo, takowa i otrassl. Ung.: Vad fának vad a gyümölcse. 250 Wie man in den Baum haut, so fallen die Splitter (Späne). 251 Wilde Bäume, herbe Früchte. – Sprichwörtergarten, 156. 252 Wo de Bôm henfallt, da ligt he ok. (Oldenburg.) – Goldschmidt, 56. 253 Wo man Bäume behaut, da fliegen auch Splitter. 254 Zu oft fortgesetzter Baum bringt langsame Früchte. – Winckler, XII, 27. 255 Zwei Bäume machen noch keine Allee. *256 Alte Bäume verpflanzen. Lat.: Annosam arborem transplantare. ( Cicero.) (Erasmus, 515.) *257 Am nächsten besten Baume aufknüpfen. – Eiselein, 58. *258 Auf dem Baume sitzen. Der Baum ist ein Gefängniss in Hamburg für Schuldner und andere nicht criminelle Verbrecher. *259 Auf den Bäumen fischen wollen. Holl.: Het is kwaad visschen op de boomen. (Harrebomée, I, 77.) *260 Das geht durch den Baum. (Ostpreuss.) Von einer Sache, von der man zwar einsieht, dass sie nicht völlig nach dem Gesetz ist, die man aber nicht weiter untersuchen will. Baum ist hier eine Kette oder ein willkürlicher Baumstamm über den Fluss, um den Schiffern den Weg zu versperren. (Hennig.) *261 Dat geit nich in'n hollen Baum. – Eichwald, 147. *262 Den Baum auf baiden achseln (Schultern) tragen. – Agricola, II, 112. *263 Den Baum draufgehen lassen. – Kirchhofer, 305. *264 Den Baum umhauen, um die Früchte abzupflücken. *265 Den dürren Baum reiten. D. h. gehängt werden. So einfach eigentlich die Hinrichtung des Hängens ist, so wurde sie doch von der Phantasie der Vorzeit mit schauerlichen Symbolen und unheimlichem Ritus ausgeschmückt. So nahm man nicht den ersten besten Baum des Waldes, sondern suchte vielmehr laublose, verdorrte Bäume dazu aus. *266 Den unrechten Baum anbellen. In Nordamerika, um ein Verfehlen des Ziels auszudrücken. Von der Jagd entlehnt, bei welcher ein Hund ein Eichhörnchen oder ein anderes Wild bis an einen Baum verfolgt, vor welchem er bellt, bis der Jäger kommt; zuweilen bellt er aber vor dem unrechten Baume. Engl.: To bark up the wrong tree. *267 Der hat aach nit vom Baum der Erkenntniss (Ez-haddáas) gesse. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 126. Von einem geistig Beschränkten. *268 Die Bäume hinter den Wald verstecken. *269 Ein Baum wäre wol mit ihm gekleidet. – Eiselein, 58. *270 Einen in den Baum setzen. (S. 258.) *271 Er hat vom Baume der Erkenntniss gegessen (gekostet). Die Griechen sagten: Er hat vom Lotos gekostet. Lat.: Lotum gustavit. (Erasm., 372.) *272 Er kann grosse Bäume ausreissen. – Sailer, 175. Von einem sich selbst Ueberhebenden. *273 Er kann keinen Baum finden, an dem ihm zu hängen gelüstet. *274 Er meint, es sei auf allen Bäumen Kilbi. – Kirchhofer, 336. *275 Er steckt zwischen Baum und Borke. – Körte, 466. Unschlüssigkeit, Verlegenheit. *276 Offn Bâm schteing un of dr Walt nischt meh ze suchsn ha'n.(Oberharz.) – Lohrengel, 411. Verächtlich von armen Leuten. *277 Risk dör den Bom gan. – Eichwald, 150. *278 Sich nach dem Baume neigen, der den meisten Schatten gibt. *279 Sie hat vom verbotenen Baume gegessen (gekostet, genascht). Frz.: Cette fille a laissé aller le chat au fromage. (Lendroy, 334.) *280 Sie ist ein Baum, der aus der Mauer wächst. (Pers.) Von einer Frau, die ihres Mannes Ehre untergräbt, wie ein Baum durch seine Wurzeln eine Mauer zerstört. *281 Unter fremden Bäumen Früchte lesen. Lat.: Sub aliena arbore fructum legere. (Wiegand, 898.) *282 Von allen Bäumen pflücken und keinen begiessen. Ueberall Nutzen ziehen, gewinnen wollen, ohne irgendein Opfer dafür zu bringen. *283 Vor lauter Bäumen den Wald nicht sehen. Vor lauter Nebendingen nicht die Hauptsache; oder vor einer so grossen Menge von Gegenständen nicht zur Betrachtung der einzelnen gelangen können. Frz.: Les maisons empêchent de voir la ville. Baumausreisser. Es ist ein Baumausreisser. Ein Grossprahler. In alten Heldenbüchern wird von Riesen erzählt, die Bäume ausgerissen und damit zugeschlagen, was aber unsere Baumausreisser nicht nachmachen. Baumann. Der Bawman (Bauer) ist allezeit aufs künftige Jahr reich. – Lehmann, II, 17, 12. Bäumchen. 1 Ehe das Bäumchen gross, ist der Pflanzer todt. Holl.: Eer het boompje is groot, is het plantertje dood. (Harrebomée, I, 77.) 2 Man muss das Bäumchen biegen, weil es jung ist. – Steiger, 121; Rossel's Wochenblatt, 1833, S. 82. 3 Was als Bäumchen falsch gebogen, wird als Baum nicht grad' gezogen. Baumeister. 1 Er ist ein guter Baumeister, er baut zehn Jahre über einer Hundehütte. Lat.: Diphilo tardior. (Faselius, 65.) Diphilus war ein zu Cicero's Zeit lebender, wegen seiner Langsamkeit und Saumseligkeit in übelm Rufe stehender Baumeister. 2 Es ist ein schlechter Baumeister, der einen Bau weiss anzufangen und nicht auszuführen. Baumeisterzunft. Die Baumeisterzunft plündert den Beutel und spart (schont) die Vernunft. Bäumlein. 1 Auf die niedern Bäumlein steigt man, auf die höhern will sich niemand wagen. – Kirchhofer, 305. 2 Aus Bäumlein werden Bäume. Holl.: Kleine boompjes worden groot. (Harrebomée, I, 78.) 3 Ein Bäumlein, das gerade wachsen will, sinkt nicht zur Erde (oder: senkt sich nicht zu Boden). – Sailer, 149. 4 Es ist nit lange, dass 's regelet, die Bäumli tröpfle noh; i ha mi Schatz überläfelet un es mi wäger o. (Gegend am Thunersee.) 5 Junge Bäumlein wollen beschnitten sein. Jugend verlangt strenge Zucht. 6 Niedrige Bäumlein besteigt man. Baumlich. Ae is ä longer Baumlich. (Leipzig.) Unbeholfener Mensch. Baumöl. Wenn du kein Baumöl hast, so brate deine Kuchen in Leinöl. (Moskau.) – Altmann V. Baumschule. Wer seine Baumschule lieb hat, der lässt keinen Affen (Ziegen) hinein. Baumspitze. Das geht über alle Baumspitzen. (Harz.) – Lohrengel, II, 68.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [142]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/170>, abgerufen am 28.03.2024.