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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] dem Becher der Circe getrunken. Circe nahm den Verstand und gab ihn wieder; sie machte Thiere zu Menschen und umgekehrt.

Lat.: Eodem bibere poculo. (Plautus.) (Erasm., 591; Wiegand, 283.)

*22 Beim Becher ist er ein Held. - Eiselein, 62.

*23 Er hat den Becher bis auf die Hefe ausgetrunken.

Von denen, die das Aeusserste erduldet haben.

Frz.: Boire la coupe jusqu'a la lie.

Holl.: Hij heeft den beker tot dem bodem geledigd.

*24 Mit dem Becher arbeiten. (Altgr.)

D. h. statt des Werkzeugs den Becher in der Hand führen. Von Trinkern.

*25 Sie haben aus dem Becher der Freundschaft getrunken. (Altgr.)

Dieser Becher ward bei den Gastmählern der Alten als Symbol der Freundschaft herumgereicht.


Becherköpfe.

Die grossen Becherköpfe mit Wein, die machen einen reden Latein.


Bechern.

Bei vielem Bechern und Banketiren thut mancher Zucht und Scham verlieren.


Bechersrand.

Von Bechersrand zu Munde ist eine lange Stunde.


Beck.

De Beck1 steit er recht na't Flimstriken2 un Munjeproten3. - Frommann, III, 432, 272.

1) Schnabel, Mund.

2) Flaumstreichen = schmeicheln (s. Federlesen).

3) Proten, praten = reden, schwatzen, schmeicheln, nach dem Munde reden.


Becker.

* Es bleibt bei Matz Becker's Urtheil.

Wenn man etwas bei dem alten Herkommen lässt. Unter diesem Urtheil ist ein solches zu verstehen, wie es der schlichte Menschenverstand fällt. Das Sprichwort soll (nach dem Idiotikon der deutschen Sprache in Liv- und Esthland.) seine Entstehung einem revalschen Bürger verdanken.


Bedacht (Adj.).

Bedacht im Rathen, geschwind in Thaten.


Bedacht (Subst.).

1 Alles gethan mit bedacht, hat niemand in Vnglück gebracht. - Lehmann, II, 33, 24.

2 Alles mit Bedacht. - Eislein, 62.

3 Alles mit Bedacht, sagte der Junge und kämmte seine Mutter mit der Harke.


Bedächtig.

1 Bedächtig im Rath und schnell zur That, nie gereuet hat.

Lat.: Cochlea consiliis, in factis esto volucris.

2 Wer bedächtig ist, kann sich selbst helfen.


Bedächtigkeit.

1 Bedächtigkeit ist die Mutter der Klugheit.

Frz.: La reflexion est la mere de la prudence.

2 Bedächtigkeit schafft Sicherheit.


Bedachtsam.

Bedachtsam wie einer, der ums Maul barbiert. - Eiselein, 62.


Bedachtsamkeit.

Bedachtsamkeit ist die Tochter der Weisheit.


Bedanken.

* Ich bedank' mich für de gnäd'ge Strofe. (Oberlausitz.)

Ironisch bei erhaltenen Verweisen und dergleichen, doch mit sehr ernster geschichtlicher Grundlage, an jene Zeiten erinnernd, wo sich die Bauern beim "gnädigen Herrn" für die erhaltenen Prügel u. s. w. zu bedanken hatten.


Bedauern.

*1 Er bedauert, dass er seine Kinder geschlagen und sie sind des Pfaffen. - Lehmann.

*2 Er bedauert die Zwiebeln Aegyptens.

Seinen vorigen, obgleich weniger glücklichen Zustand. Diese Redensart ist eine Anspielung auf das Murren der Juden wider Mose und Aaron, die sie aus dem zwiebelreichen Gosen in die Wüste führten, wo sie nichts hatten, als Freiheit, Langeweile und Manna.


Bede.

Erst'n Bede, dann 'n Sede, dann 'n Pflicht. (Ostfries.)


Bedenken.

1 Ach ich habe viel zu bedenken, sagte der Schultheiss, da er im Bade sass und nit wusst, ob er gezwagt hatt'. - Fischart.

2 Bedacht hat kein Schaden gebracht. - Lehmann, 60, 12.

[Spaltenumbruch] 3 Bedenke das Ende, so wirst du nimmer Böses thun. - Reche, I, 5.

Lat.: Finem vitae specta. (Wiegand, 97.)

4 Bedenke, dass du sterben musst!

Lat.: Momento mori. - Momente homo, quia pulvis es et in pulverem revertis. (Wiegand, 761-62.)

5 Bedenke, warum du hier bist. - Simrock, 867.

Lat.: Dic, cur hic.

6 Bedenken bringt frommen. - Henisch, 232.

7 Bedenken is got bi'n Minschen. (Rastede.) - Firmenich, III, 28, 94.

8 Bedencks, darnach lencks. - Henisch, 232.

9 Besser früh bedacht, denn spät bereut.

10 Ein jeder sich bedencke, eh er gibt trew vnd schencke. - Henisch, 232.

11 Erst bedacht, dann gemacht.

12 Lange bedacht, geschwind gemacht. - Winckler, XX, 68.

13 Viele bedenken sich, in die Kirche zu speien, nicht aber gar aufs Altar zu spucken.

14 Was hilft gut bedacht, wenn's (wird's) nicht gut gemacht. - Simrock, 868; Körte, 470.

15 Wer alles bedenckt bei der zeit, der sattelt, ehe er reit't. - Henisch, 25.

16 Wer sich bedenket nach der That, dess Anschlag kommt zu spat. - Brandt, Nb., 12; Henisch, 232.

17 Wer sich lange bedenkt, wählt nicht immer das Beste.

18 Wer sich lange will bedenken, versteht nicht zu schenken.

19 Wer zu viel bedenkt, wird wenig leisten.

Lat.: Res est imperiosa timor. (Martial, 11, 59.)

20 Zuerst bedacht und dann gelacht.

*21 Er bedenkt sich, als wollte er sich einen Zahn ausbrechen lassen.


Bedeuten.

Es hat nichts zu bedeuten.

Holl.: 'T heeft niet te beduiden. (Sprenger II, 11.)


Bedeutung.

* Das hat seine Bedeutung, wie des Mönchs Hand unter der Priorin Tafel. - Eiselein, 63.


Bedienen.

1 Besser bedient werden, als dienen. - Simrock, 869; Eiselein, 63.

2 Wer wohl bedient sein will, bediene sich selbst.

It.: Se vuoi esser ben servito, serviti da te stesso. (Pazzaglia, 332.)


Bediente.

1 Ein guter Bedienter darf mit seinen Augen nicht sehen und mit seinen Ohren nicht hören.

Holl.: Een bediende moet met ezelsooren luisteren. (Harrebomee, I, 37.)

2 Je mehr Bediente man hat, desto schlechter wird man bedient.

3 Wenn der Bediente gefällt, so gefällt auch sein Thun.


Bedingen.

1 Bedingen bricht Landrecht. - Simrock, 870; Lehmann, 61, 2; Eiselein, 63.

2 Genah bedunge un richtig bezohlt is dr beste Kummob. (Oberharz.) - Lohrengel, I, 308.

Holl.: Vooraf beding maakt naderhand geen krakeel. (Harrebomee, I, 37.)

3 Genau bedingt und wohl bezahlt. - Eiselein, 63.

4 Wenn das Bedingen ist gebrochen, so kann man nichts gewinnen. - Lehmann, 61, 1.

5 Wohl bedinget und gehalten, stehet wohl an Jung und Alten.


Bedingung.

1 Es ist die erste Bedingung der Freundschaft, dass man eines Sinnes ist. (Aegypt.)

*2 Nur unter dieser Bedingung.

Lat.: Conditio sine qua non. (Wiegand, 869.)


Bedrängte.

1 Es gibt mehr Bedrängte als Gesengte.

2 Wer den Bedrängten in der Noth beisteht, gibt das beste Almosen.


Bedrohte.

Es sind mehr bedräute als gehenckte. - Winckler, XVI, 66.


[Spaltenumbruch] dem Becher der Circe getrunken. Circe nahm den Verstand und gab ihn wieder; sie machte Thiere zu Menschen und umgekehrt.

Lat.: Eodem bibere poculo. (Plautus.) (Erasm., 591; Wiegand, 283.)

*22 Beim Becher ist er ein Held.Eiselein, 62.

*23 Er hat den Becher bis auf die Hefe ausgetrunken.

Von denen, die das Aeusserste erduldet haben.

Frz.: Boire la coupe jusqu'à la lie.

Holl.: Hij heeft den beker tot dem bodem geledigd.

*24 Mit dem Becher arbeiten. (Altgr.)

D. h. statt des Werkzeugs den Becher in der Hand führen. Von Trinkern.

*25 Sie haben aus dem Becher der Freundschaft getrunken. (Altgr.)

Dieser Becher ward bei den Gastmählern der Alten als Symbol der Freundschaft herumgereicht.


Becherköpfe.

Die grossen Becherköpfe mit Wein, die machen einen reden Latein.


Bechern.

Bei vielem Bechern und Banketiren thut mancher Zucht und Scham verlieren.


Bechersrand.

Von Bechersrand zu Munde ist eine lange Stunde.


Beck.

De Beck1 steit er recht na't Flimstriken2 un Munjeproten3.Frommann, III, 432, 272.

1) Schnabel, Mund.

2) Flaumstreichen = schmeicheln (s. Federlesen).

3) Proten, prâten = reden, schwatzen, schmeicheln, nach dem Munde reden.


Becker.

* Es bleibt bei Matz Becker's Urtheil.

Wenn man etwas bei dem alten Herkommen lässt. Unter diesem Urtheil ist ein solches zu verstehen, wie es der schlichte Menschenverstand fällt. Das Sprichwort soll (nach dem Idiotikon der deutschen Sprache in Liv- und Esthland.) seine Entstehung einem revalschen Bürger verdanken.


Bedacht (Adj.).

Bedacht im Rathen, geschwind in Thaten.


Bedacht (Subst.).

1 Alles gethan mit bedacht, hat niemand in Vnglück gebracht.Lehmann, II, 33, 24.

2 Alles mit Bedacht.Eislein, 62.

3 Alles mit Bedacht, sagte der Junge und kämmte seine Mutter mit der Harke.


Bedächtig.

1 Bedächtig im Rath und schnell zur That, nie gereuet hat.

Lat.: Cochlea consiliis, in factis esto volucris.

2 Wer bedächtig ist, kann sich selbst helfen.


Bedächtigkeit.

1 Bedächtigkeit ist die Mutter der Klugheit.

Frz.: La réflexion est la mère de la prudence.

2 Bedächtigkeit schafft Sicherheit.


Bedachtsam.

Bedachtsam wie einer, der ums Maul barbiert.Eiselein, 62.


Bedachtsamkeit.

Bedachtsamkeit ist die Tochter der Weisheit.


Bedanken.

* Ich bedank' mich für de gnäd'ge Strofe. (Oberlausitz.)

Ironisch bei erhaltenen Verweisen und dergleichen, doch mit sehr ernster geschichtlicher Grundlage, an jene Zeiten erinnernd, wo sich die Bauern beim „gnädigen Herrn“ für die erhaltenen Prügel u. s. w. zu bedanken hatten.


Bedauern.

*1 Er bedauert, dass er seine Kinder geschlagen und sie sind des Pfaffen.Lehmann.

*2 Er bedauert die Zwiebeln Aegyptens.

Seinen vorigen, obgleich weniger glücklichen Zustand. Diese Redensart ist eine Anspielung auf das Murren der Juden wider Mose und Aaron, die sie aus dem zwiebelreichen Gosen in die Wüste führten, wo sie nichts hatten, als Freiheit, Langeweile und Manna.


Bede.

Erst'n Bede, dann 'n Sede, dann 'n Pflicht. (Ostfries.)


Bedenken.

1 Ach ich habe viel zu bedenken, sagte der Schultheiss, da er im Bade sass und nit wusst, ob er gezwagt hatt'.Fischart.

2 Bedacht hat kein Schaden gebracht.Lehmann, 60, 12.

[Spaltenumbruch] 3 Bedenke das Ende, so wirst du nimmer Böses thun.Reche, I, 5.

Lat.: Finem vitae specta. (Wiegand, 97.)

4 Bedenke, dass du sterben musst!

Lat.: Momento mori. – Momente homo, quia pulvis es et in pulverem revertis. (Wiegand, 761-62.)

5 Bedenke, warum du hier bist.Simrock, 867.

Lat.: Dic, cur hic.

6 Bedenken bringt frommen.Henisch, 232.

7 Bedenken is gôt bi'n Minschen. (Rastede.) – Firmenich, III, 28, 94.

8 Bedencks, darnach lencks.Henisch, 232.

9 Besser früh bedacht, denn spät bereut.

10 Ein jeder sich bedencke, eh er gibt trew vnd schencke.Henisch, 232.

11 Erst bedacht, dann gemacht.

12 Lange bedacht, geschwind gemacht.Winckler, XX, 68.

13 Viele bedenken sich, in die Kirche zu speien, nicht aber gar aufs Altar zu spucken.

14 Was hilft gut bedacht, wenn's (wird's) nicht gut gemacht.Simrock, 868; Körte, 470.

15 Wer alles bedenckt bei der zeit, der sattelt, ehe er reit't.Henisch, 25.

16 Wer sich bedenket nach der That, dess Anschlag kommt zu spat.Brandt, Nb., 12; Henisch, 232.

17 Wer sich lange bedenkt, wählt nicht immer das Beste.

18 Wer sich lange will bedenken, versteht nicht zu schenken.

19 Wer zu viel bedenkt, wird wenig leisten.

Lat.: Res est imperiosa timor. (Martial, 11, 59.)

20 Zuerst bedacht und dann gelacht.

*21 Er bedenkt sich, als wollte er sich einen Zahn ausbrechen lassen.


Bedeuten.

Es hat nichts zu bedeuten.

Holl.: 'T heeft niet te beduiden. (Sprenger II, 11.)


Bedeutung.

* Das hat seine Bedeutung, wie des Mönchs Hand unter der Priorin Tafel.Eiselein, 63.


Bedienen.

1 Besser bedient werden, als dienen.Simrock, 869; Eiselein, 63.

2 Wer wohl bedient sein will, bediene sich selbst.

It.: Se vuoi esser ben servito, serviti da te stesso. (Pazzaglia, 332.)


Bediente.

1 Ein guter Bedienter darf mit seinen Augen nicht sehen und mit seinen Ohren nicht hören.

Holl.: Een bediende moet met ezelsooren luisteren. (Harrebomée, I, 37.)

2 Je mehr Bediente man hat, desto schlechter wird man bedient.

3 Wenn der Bediente gefällt, so gefällt auch sein Thun.


Bedingen.

1 Bedingen bricht Landrecht.Simrock, 870; Lehmann, 61, 2; Eiselein, 63.

2 Genah bedunge un richtig bezohlt is dr beste Kummob. (Oberharz.) – Lohrengel, I, 308.

Holl.: Vooraf beding maakt naderhand geen krakeel. (Harrebomée, I, 37.)

3 Genau bedingt und wohl bezahlt.Eiselein, 63.

4 Wenn das Bedingen ist gebrochen, so kann man nichts gewinnen.Lehmann, 61, 1.

5 Wohl bedinget und gehalten, stehet wohl an Jung und Alten.


Bedingung.

1 Es ist die erste Bedingung der Freundschaft, dass man eines Sinnes ist. (Aegypt.)

*2 Nur unter dieser Bedingung.

Lat.: Conditio sine qua non. (Wiegand, 869.)


Bedrängte.

1 Es gibt mehr Bedrängte als Gesengte.

2 Wer den Bedrängten in der Noth beisteht, gibt das beste Almosen.


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[[144]/0172] dem Becher der Circe getrunken. Circe nahm den Verstand und gab ihn wieder; sie machte Thiere zu Menschen und umgekehrt. Lat.: Eodem bibere poculo. (Plautus.) (Erasm., 591; Wiegand, 283.) *22 Beim Becher ist er ein Held. – Eiselein, 62. *23 Er hat den Becher bis auf die Hefe ausgetrunken. Von denen, die das Aeusserste erduldet haben. Frz.: Boire la coupe jusqu'à la lie. Holl.: Hij heeft den beker tot dem bodem geledigd. *24 Mit dem Becher arbeiten. (Altgr.) D. h. statt des Werkzeugs den Becher in der Hand führen. Von Trinkern. *25 Sie haben aus dem Becher der Freundschaft getrunken. (Altgr.) Dieser Becher ward bei den Gastmählern der Alten als Symbol der Freundschaft herumgereicht. Becherköpfe. Die grossen Becherköpfe mit Wein, die machen einen reden Latein. Bechern. Bei vielem Bechern und Banketiren thut mancher Zucht und Scham verlieren. Bechersrand. Von Bechersrand zu Munde ist eine lange Stunde. Beck. De Beck1 steit er recht na't Flimstriken2 un Munjeproten3. – Frommann, III, 432, 272. 1) Schnabel, Mund. 2) Flaumstreichen = schmeicheln (s. Federlesen). 3) Proten, prâten = reden, schwatzen, schmeicheln, nach dem Munde reden. Becker. * Es bleibt bei Matz Becker's Urtheil. Wenn man etwas bei dem alten Herkommen lässt. Unter diesem Urtheil ist ein solches zu verstehen, wie es der schlichte Menschenverstand fällt. Das Sprichwort soll (nach dem Idiotikon der deutschen Sprache in Liv- und Esthland.) seine Entstehung einem revalschen Bürger verdanken. Bedacht (Adj.). Bedacht im Rathen, geschwind in Thaten. Bedacht (Subst.). 1 Alles gethan mit bedacht, hat niemand in Vnglück gebracht. – Lehmann, II, 33, 24. 2 Alles mit Bedacht. – Eislein, 62. 3 Alles mit Bedacht, sagte der Junge und kämmte seine Mutter mit der Harke. Bedächtig. 1 Bedächtig im Rath und schnell zur That, nie gereuet hat. Lat.: Cochlea consiliis, in factis esto volucris. 2 Wer bedächtig ist, kann sich selbst helfen. Bedächtigkeit. 1 Bedächtigkeit ist die Mutter der Klugheit. Frz.: La réflexion est la mère de la prudence. 2 Bedächtigkeit schafft Sicherheit. Bedachtsam. Bedachtsam wie einer, der ums Maul barbiert. – Eiselein, 62. Bedachtsamkeit. Bedachtsamkeit ist die Tochter der Weisheit. Bedanken. * Ich bedank' mich für de gnäd'ge Strofe. (Oberlausitz.) Ironisch bei erhaltenen Verweisen und dergleichen, doch mit sehr ernster geschichtlicher Grundlage, an jene Zeiten erinnernd, wo sich die Bauern beim „gnädigen Herrn“ für die erhaltenen Prügel u. s. w. zu bedanken hatten. Bedauern. *1 Er bedauert, dass er seine Kinder geschlagen und sie sind des Pfaffen. – Lehmann. *2 Er bedauert die Zwiebeln Aegyptens. Seinen vorigen, obgleich weniger glücklichen Zustand. Diese Redensart ist eine Anspielung auf das Murren der Juden wider Mose und Aaron, die sie aus dem zwiebelreichen Gosen in die Wüste führten, wo sie nichts hatten, als Freiheit, Langeweile und Manna. Bede. Erst'n Bede, dann 'n Sede, dann 'n Pflicht. (Ostfries.) Bedenken. 1 Ach ich habe viel zu bedenken, sagte der Schultheiss, da er im Bade sass und nit wusst, ob er gezwagt hatt'. – Fischart. 2 Bedacht hat kein Schaden gebracht. – Lehmann, 60, 12. 3 Bedenke das Ende, so wirst du nimmer Böses thun. – Reche, I, 5. Lat.: Finem vitae specta. (Wiegand, 97.) 4 Bedenke, dass du sterben musst! Lat.: Momento mori. – Momente homo, quia pulvis es et in pulverem revertis. (Wiegand, 761-62.) 5 Bedenke, warum du hier bist. – Simrock, 867. Lat.: Dic, cur hic. 6 Bedenken bringt frommen. – Henisch, 232. 7 Bedenken is gôt bi'n Minschen. (Rastede.) – Firmenich, III, 28, 94. 8 Bedencks, darnach lencks. – Henisch, 232. 9 Besser früh bedacht, denn spät bereut. 10 Ein jeder sich bedencke, eh er gibt trew vnd schencke. – Henisch, 232. 11 Erst bedacht, dann gemacht. 12 Lange bedacht, geschwind gemacht. – Winckler, XX, 68. 13 Viele bedenken sich, in die Kirche zu speien, nicht aber gar aufs Altar zu spucken. 14 Was hilft gut bedacht, wenn's (wird's) nicht gut gemacht. – Simrock, 868; Körte, 470. 15 Wer alles bedenckt bei der zeit, der sattelt, ehe er reit't. – Henisch, 25. 16 Wer sich bedenket nach der That, dess Anschlag kommt zu spat. – Brandt, Nb., 12; Henisch, 232. 17 Wer sich lange bedenkt, wählt nicht immer das Beste. 18 Wer sich lange will bedenken, versteht nicht zu schenken. 19 Wer zu viel bedenkt, wird wenig leisten. Lat.: Res est imperiosa timor. (Martial, 11, 59.) 20 Zuerst bedacht und dann gelacht. *21 Er bedenkt sich, als wollte er sich einen Zahn ausbrechen lassen. Bedeuten. Es hat nichts zu bedeuten. Holl.: 'T heeft niet te beduiden. (Sprenger II, 11.) Bedeutung. * Das hat seine Bedeutung, wie des Mönchs Hand unter der Priorin Tafel. – Eiselein, 63. Bedienen. 1 Besser bedient werden, als dienen. – Simrock, 869; Eiselein, 63. 2 Wer wohl bedient sein will, bediene sich selbst. It.: Se vuoi esser ben servito, serviti da te stesso. (Pazzaglia, 332.) Bediente. 1 Ein guter Bedienter darf mit seinen Augen nicht sehen und mit seinen Ohren nicht hören. Holl.: Een bediende moet met ezelsooren luisteren. (Harrebomée, I, 37.) 2 Je mehr Bediente man hat, desto schlechter wird man bedient. 3 Wenn der Bediente gefällt, so gefällt auch sein Thun. Bedingen. 1 Bedingen bricht Landrecht. – Simrock, 870; Lehmann, 61, 2; Eiselein, 63. 2 Genah bedunge un richtig bezohlt is dr beste Kummob. (Oberharz.) – Lohrengel, I, 308. Holl.: Vooraf beding maakt naderhand geen krakeel. (Harrebomée, I, 37.) 3 Genau bedingt und wohl bezahlt. – Eiselein, 63. 4 Wenn das Bedingen ist gebrochen, so kann man nichts gewinnen. – Lehmann, 61, 1. 5 Wohl bedinget und gehalten, stehet wohl an Jung und Alten. Bedingung. 1 Es ist die erste Bedingung der Freundschaft, dass man eines Sinnes ist. (Aegypt.) *2 Nur unter dieser Bedingung. Lat.: Conditio sine qua non. (Wiegand, 869.) Bedrängte. 1 Es gibt mehr Bedrängte als Gesengte. 2 Wer den Bedrängten in der Noth beisteht, gibt das beste Almosen. Bedrohte. Es sind mehr bedräute als gehenckte. – Winckler, XVI, 66.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [144]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/172>, abgerufen am 23.04.2024.