Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] *9 He schütt deröwer as Peter Wever up de Landdag. - Bueren, 560.

*10 Se fallen driw1 wä de Maldierfer2 än't Hemelbreit3. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 174, 140.

1) Drüber.

2) Der Maldorfer.

3) Himmelbrot, Oblaten.

*11 Se fallen driw wä de Rumeser1 än den Agersch2. - Frommann, V, 174, 140.

1) Von Rumes, auch Rams, ein siebenbürgisch- sächsisches Dorf, wie Maldorf. Die Veranlassungen zu diesen Vergleichungen sind mir nicht bekannt.

2) Stachelbeere. In der ältern Sprache bezeichnet agrass, agrest einen sauern Saft aus unreifen Trauben oder anderm Obst. (Grimm, I, 190.)


Darum.

1 Er geht darum, wie die Katze um den heissen Brei.

2 Es geht darum wie um warme Semmeln.

3 He geitrum so as de Kuper1 um de Tünne2. - Bueren, 528.

1) Küper, Böttcher.

2) Tonne.

4 Hei geit derümme, äs de Katte um den heiten Briy. (Westf.)

*5 Ich geb nit das darumb. - Tappius, 217b.

*6 Ich gebe keinen Rübenschnitz darum.

*7 Ich gheue nicht ein knipgen darumb. - Tappius, 217b.

Lat.: Ne crepitu quidem digiti dignum. (Tappius, 217a.)


Darunter.

*1 Dat löppt unner dör as de Röttenkötel unner de Peper.

*2 Er schlägt darunter wie der närrische Hans unter die Hühner.

*3 Es geht drunter und drüber.


Das.

1 Dat es dat, sacht Schmack, da schlog he de Frau egen Nack. (Aachen.) - Hoefer, 923.

2 Wat dat ess, dat es't, hadde jenne Kerl sägt, dor es dat Geld för de Koh; dor hadde he seiner Fruggen enen goden Grössen up den Disk schmetten, dat annere hat he verspelt. (Lippe.)

Wird oft von einem mit Verlust Spielenden gebraucht, wenn er sein Letztes hingibt.


Daschkasch.

* Das is e Daschkasch. (Jüd.-deutsch.) - Tendlau, 398.

Ein Gassenbube, Taugenichts, ein frecher, nichtsnutziger Mensch.


Dasein.

1 Es ist nix mehr do! - Tendlau, 872.

Jüd.-deutsch: Boruch hu uwöruch Schemoo (gelobt sei er, gelobt sein Name)! Damit beginnt nämlich das Tischgebet, das nach dem Essen gesprochen wird. Jemand, der gern noch gegessen hätte, wenn noch etwas dagewesen wäre, begann damit sein Tischgebet.

2 Es ist was da und streut auch.

Fällt auch etwas ab.

3 Ich bin da, sagte der Hund.

Spott auf jemand, der seine Person sehr hervortreten lässt.

Holl.: Ik ben een, zei de hond. (Harrebomee, I, 170.)

4 Nun wärn mer do, sagen die Pathen, wenn sie mit dem Kinde zur Taufe kommen. (Oberlausitz.)

5 Ok all wedder dor? säd' de Voss to'n Sweinegel, dor lepen se Werrban1. - Hoefer, 359.

1) Wettbahn, um die Wette. - Es wird hier auf die bekannte plattdeutsch behandelte Geschichte des Wettlaufens zwischen Hasen und Igel angespielt. (Vgl. Frommann, VI, 241.)

6 Wer nicht da ist, bekommt die Beine (Knochen).

Frz.: Les absens ont toujours tort. - Os sont pour les absens.

Lat.: Absens haeres non erit. (Faselius, 4; Wiegand, 454.)

7 Wer nicht da ist, dem wird der Kopf nicht gewaschen. - Bücking, 250.

Lat.: Absens carens. (Faselius, 4; Wiegand, 1038; Philippi, I, 3; Binder II, 31; Eiselein, 149.)

8 Wer nicht da ist, hat immer unrecht.

9 Wer nicht da ist, isst nicht mit.

10 Wer nicht da ist, wird bald vergessen.

11 Wer nicht da ist, wird nicht mitgezählt. - Tendlau, 888.

*12 Es ist alles da, nur die Einladung fehlt. (Lit.)

Bezieht sich auf die in Litauen herrschende Sitte, die es verbietet, wenn man auch vor dem reichsten Mahl steht und dem Verhungern nahe ist, auch nur [Spaltenumbruch] einen Bissen zu berühren, bis der Wirth wiederholt gebeten und zum Zulangen genöthigt hat. Man bedient sich des Sprichworts, wenn man von reichen Gastmählern hungrig heimkehrt, weil der Wirth nicht verstanden hat, die Gäste angemessen zu nöthigen. (Wurzbach I, 33.)

*13 Ich bin nicht da für einen Petersdreck.

*14 Wenn er nicht da wäre, es könnte nicht gemacht werden. (Schles.)

Spott auf einen, der alles allein zu verstehen, alles besser zu wissen und besser machen zu können vermeint.


Dasitzen.

*1 A sitzt dau wie a Hoifel Unglicke. (Sprottau.) - Firmenich, II, 298, 3.

*2 Du sitzest da, wie der Veitle auf dem Hafen. (Schwäb.)

Wie kommt der heilige Veit in den Sanct- Veitstanz und in dies Sprichwort, sowie in andere Redensarten des schwäbischen Volks, in Spitz- und Schimpfnamen, z. B. du Veit, du Erzveit, dummer Veit u. a. m.? Ich habe nirgends einen Grund dafür auffinden können, vielleicht kann es aus seiner Legende erwiesen werden. (Vgl. Braga und Hermode, Bd. 3, Abth. 1, S. 120.)

*3 Er sitzt da, als hätte er eine Laus im Ohr.

*4 Er sitzt da wie die verdammte Luise, als sie durch die Limonade geblitzt war.

Was dies heissen soll, wissen vielleicht die holländischen Matrosen, bei denen die Redensart zu Hause ist. (Vgl. Reise eines deutschen Romantikers nach Batavia, von K. Heinzen.)

*5 Er sitzt da, wie ein Affe in einem Garnladen.

*6 Er sitzt da wie ein geschnitztes Bild.

*7 Er sitzt da wie ein Matador. (Ostpreuss.)

*8 Er sitzt da wie ein Maulaffe.

*9 Er sitzt da wie ein Oelgötze. - Körte, 4648; Körte2, 5835.

In Dresden war ausserhalb der Kreuzkirche ein Anbau, welcher der Oelberg hiess. Es wurde dort die lebensgrosse Figur Christi und der drei schlafenden Jünger bei der Oelkelter (Gethsemane) als geheiligtes Wahrzeichen vom Volke verehrt. Dieser im 15. Jahrhundert in Stein ausgeführte Oelberg wurde vor der Reformation, besonders am Grünen Donnerstage prächtig beleuchtet. Nach der Reformation nannte man dergleichen Bilder Götzen und diese daher Oelgötzen. (Vgl. Illustrirte Zeitung, Nr. 729.) Im Hennebergischen bezeichnet man damit einen mit Oel begossenen Pfosten, woran eine Lampe befestigt ist, daher uneigentlich ein unempfindlicher, dummer und träger Mensch. Nach Frisch wird auch der Abgott Krodo in Menken's Scriptor ein Oelgötze genannt, welche Benennung dadurch erklärt wird, dass man Götzenbilder ehemals mit Oel zu salben pflegte.

*10 Er sitzt da, wie eine Eule im Sterben.

*11 Er sitzt da, wie eine Fliege an einem geborstenen Sirupfasse.

*12 Er sitzt da, wie eine Katze auf dem Schleifstein. (Trier.)

*13 Er sitzt da wie hergeborgt. (Meiningen.)

*14 Er sitzt da wie in der deutschen Predigt. (Poln.)

Von Leuten, die reden hören, ohne den Inhalt zu verstehen; daher entstanden, dass Polen, welche der deutschen Sprache unkundig, der deutschen Predigt beigewohnt. Noch jetzt wird in vielen Kirchen Ostpreussens erst deutsch für die Gutsherrschaft gepredigt, während die polnische Gemeinde dasitzt, ohne etwas zu verstehen, und erst dann polnisch für sie. (Wurzbach I, 7.)

*15 Er sitzt da, wie Matz vor der Essigtonne. (Holst.)

Kann nichts anfangen, ist in Verlegenheit.

*16 Er sitzt da wie Plüsch-Balzer. (Schles.)

*17 Hei sittet doa, äs de Ule vörm Astloek. (Westf.)

*18 Se sütt so ehrbar da, wie 'ne Salzmäste. (Westf.) - Körte2, 6474.

Die Salzmäste ist ein Hauptgegenstand der Mitgift westfälischer Bräute.

*19 Sie sitzt da wie ein Flammfaden. (Preuss.)

Von einem Frauenzimmer, das sich auf dem Stuhle mit ihren Kleidern weit ausbreitet und nicht gern aufsteht. Von einem preussischen Gebäck dieses Namens in dünnen und breiten Fladen in Gestalt der Judenkuchen (entsprechend den schlesischen Rauchkuchen), welches beim Hausbrotbacken nebenbei zubereitet und mit aufgestrichener Butter warm gegessen wird. Das Gebäck heisst darum so, weil es wirklich in der Flamme zubereitet wird, indem man die Pfanne, in welcher der Teig liegt, über sie hält. Schon die alten heidnischen Preussen pflegten auf diese Weise bei den Opfern sich ihre Kuchen zu bereiten.

[Spaltenumbruch] *9 He schütt deröwer as Peter Wever up de Landdag.Bueren, 560.

*10 Se fallen driw1 wä de Maldierfer2 än't Hemelbrît3. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 174, 140.

1) Drüber.

2) Der Maldorfer.

3) Himmelbrot, Oblaten.

*11 Se fallen driw wä de Rumeser1 än den Âgersch2.Frommann, V, 174, 140.

1) Von Rumes, auch Rams, ein siebenbürgisch- sächsisches Dorf, wie Maldorf. Die Veranlassungen zu diesen Vergleichungen sind mir nicht bekannt.

2) Stachelbeere. In der ältern Sprache bezeichnet agrass, agrest einen sauern Saft aus unreifen Trauben oder anderm Obst. (Grimm, I, 190.)


Darum.

1 Er geht darum, wie die Katze um den heissen Brei.

2 Es geht darum wie um warme Semmeln.

3 He geitrum so as de Kuper1 um de Tünne2.Bueren, 528.

1) Küper, Böttcher.

2) Tonne.

4 Hei geit derümme, äs de Katte um den heiten Briy. (Westf.)

*5 Ich geb nit das darumb.Tappius, 217b.

*6 Ich gebe keinen Rübenschnitz darum.

*7 Ich gheue nicht ein knipgen darumb.Tappius, 217b.

Lat.: Ne crepitu quidem digiti dignum. (Tappius, 217a.)


Darunter.

*1 Dat löppt unner dör as de Röttenkötel unner de Peper.

*2 Er schlägt darunter wie der närrische Hans unter die Hühner.

*3 Es geht drunter und drüber.


Das.

1 Dat es dat, sacht Schmack, da schlôg he de Frû egen Nack. (Aachen.) – Hoefer, 923.

2 Wat dat ess, dat es't, hadde jenne Kêrl sägt, dor es dat Geld för de Koh; dor hadde he sîner Fruggen ênen gôden Grössen up den Disk schmetten, dat annere hat he verspelt. (Lippe.)

Wird oft von einem mit Verlust Spielenden gebraucht, wenn er sein Letztes hingibt.


Daschkasch.

* Das is e Daschkasch. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 398.

Ein Gassenbube, Taugenichts, ein frecher, nichtsnutziger Mensch.


Dasein.

1 Es ist nix mehr do!Tendlau, 872.

Jüd.-deutsch: Bōruch hu uwöruch Schemóo (gelobt sei er, gelobt sein Name)! Damit beginnt nämlich das Tischgebet, das nach dem Essen gesprochen wird. Jemand, der gern noch gegessen hätte, wenn noch etwas dagewesen wäre, begann damit sein Tischgebet.

2 Es ist was da und streut auch.

Fällt auch etwas ab.

3 Ich bin da, sagte der Hund.

Spott auf jemand, der seine Person sehr hervortreten lässt.

Holl.: Ik ben éen, zei de hond. (Harrebomée, I, 170.)

4 Nun wärn mer do, sagen die Pathen, wenn sie mit dem Kinde zur Taufe kommen. (Oberlausitz.)

5 Ôk all wedder dôr? säd' de Voss to'n Swînegel, dôr lêpen se Werrbân1.Hoefer, 359.

1) Wettbahn, um die Wette. – Es wird hier auf die bekannte plattdeutsch behandelte Geschichte des Wettlaufens zwischen Hasen und Igel angespielt. (Vgl. Frommann, VI, 241.)

6 Wer nicht da ist, bekommt die Beine (Knochen).

Frz.: Les absens ont toujours tort. – Os sont pour les absens.

Lat.: Absens haeres non erit. (Faselius, 4; Wiegand, 454.)

7 Wer nicht da ist, dem wird der Kopf nicht gewaschen.Bücking, 250.

Lat.: Absens carens. (Faselius, 4; Wiegand, 1038; Philippi, I, 3; Binder II, 31; Eiselein, 149.)

8 Wer nicht da ist, hat immer unrecht.

9 Wer nicht da ist, isst nicht mit.

10 Wer nicht da ist, wird bald vergessen.

11 Wer nicht da ist, wird nicht mitgezählt.Tendlau, 888.

*12 Es ist alles da, nur die Einladung fehlt. (Lit.)

Bezieht sich auf die in Litauen herrschende Sitte, die es verbietet, wenn man auch vor dem reichsten Mahl steht und dem Verhungern nahe ist, auch nur [Spaltenumbruch] einen Bissen zu berühren, bis der Wirth wiederholt gebeten und zum Zulangen genöthigt hat. Man bedient sich des Sprichworts, wenn man von reichen Gastmählern hungrig heimkehrt, weil der Wirth nicht verstanden hat, die Gäste angemessen zu nöthigen. (Wurzbach I, 33.)

*13 Ich bin nicht da für einen Petersdreck.

*14 Wenn er nicht da wäre, es könnte nicht gemacht werden. (Schles.)

Spott auf einen, der alles allein zu verstehen, alles besser zu wissen und besser machen zu können vermeint.


Dasitzen.

*1 A sitzt dau wie a Hoifel Unglicke. (Sprottau.) – Firmenich, II, 298, 3.

*2 Du sitzest da, wie der Veitle auf dem Hafen. (Schwäb.)

Wie kommt der heilige Veit in den Sanct- Veitstanz und in dies Sprichwort, sowie in andere Redensarten des schwäbischen Volks, in Spitz- und Schimpfnamen, z. B. du Veit, du Erzveit, dummer Veit u. a. m.? Ich habe nirgends einen Grund dafür auffinden können, vielleicht kann es aus seiner Legende erwiesen werden. (Vgl. Braga und Hermode, Bd. 3, Abth. 1, S. 120.)

*3 Er sitzt da, als hätte er eine Laus im Ohr.

*4 Er sitzt da wie die verdammte Luise, als sie durch die Limonade geblitzt war.

Was dies heissen soll, wissen vielleicht die holländischen Matrosen, bei denen die Redensart zu Hause ist. (Vgl. Reise eines deutschen Romantikers nach Batavia, von K. Heinzen.)

*5 Er sitzt da, wie ein Affe in einem Garnladen.

*6 Er sitzt da wie ein geschnitztes Bild.

*7 Er sitzt da wie ein Matador. (Ostpreuss.)

*8 Er sitzt da wie ein Maulaffe.

*9 Er sitzt da wie ein Oelgötze.Körte, 4648; Körte2, 5835.

In Dresden war ausserhalb der Kreuzkirche ein Anbau, welcher der Oelberg hiess. Es wurde dort die lebensgrosse Figur Christi und der drei schlafenden Jünger bei der Oelkelter (Gethsemane) als geheiligtes Wahrzeichen vom Volke verehrt. Dieser im 15. Jahrhundert in Stein ausgeführte Oelberg wurde vor der Reformation, besonders am Grünen Donnerstage prächtig beleuchtet. Nach der Reformation nannte man dergleichen Bilder Götzen und diese daher Oelgötzen. (Vgl. Illustrirte Zeitung, Nr. 729.) Im Hennebergischen bezeichnet man damit einen mit Oel begossenen Pfosten, woran eine Lampe befestigt ist, daher uneigentlich ein unempfindlicher, dummer und träger Mensch. Nach Frisch wird auch der Abgott Krodo in Menken's Scriptor ein Oelgötze genannt, welche Benennung dadurch erklärt wird, dass man Götzenbilder ehemals mit Oel zu salben pflegte.

*10 Er sitzt da, wie eine Eule im Sterben.

*11 Er sitzt da, wie eine Fliege an einem geborstenen Sirupfasse.

*12 Er sitzt da, wie eine Katze auf dem Schleifstein. (Trier.)

*13 Er sitzt da wie hergeborgt. (Meiningen.)

*14 Er sitzt da wie in der deutschen Predigt. (Poln.)

Von Leuten, die reden hören, ohne den Inhalt zu verstehen; daher entstanden, dass Polen, welche der deutschen Sprache unkundig, der deutschen Predigt beigewohnt. Noch jetzt wird in vielen Kirchen Ostpreussens erst deutsch für die Gutsherrschaft gepredigt, während die polnische Gemeinde dasitzt, ohne etwas zu verstehen, und erst dann polnisch für sie. (Wurzbach I, 7.)

*15 Er sitzt da, wie Matz vor der Essigtonne. (Holst.)

Kann nichts anfangen, ist in Verlegenheit.

*16 Er sitzt da wie Plüsch-Balzer. (Schles.)

*17 Hei sittet doa, äs de Ule vörm Astloek. (Westf.)

*18 Se sütt so ehrbar da, wie 'ne Salzmäste. (Westf.) – Körte2, 6474.

Die Salzmäste ist ein Hauptgegenstand der Mitgift westfälischer Bräute.

*19 Sie sitzt da wie ein Flammfaden. (Preuss.)

Von einem Frauenzimmer, das sich auf dem Stuhle mit ihren Kleidern weit ausbreitet und nicht gern aufsteht. Von einem preussischen Gebäck dieses Namens in dünnen und breiten Fladen in Gestalt der Judenkuchen (entsprechend den schlesischen Rauchkuchen), welches beim Hausbrotbacken nebenbei zubereitet und mit aufgestrichener Butter warm gegessen wird. Das Gebäck heisst darum so, weil es wirklich in der Flamme zubereitet wird, indem man die Pfanne, in welcher der Teig liegt, über sie hält. Schon die alten heidnischen Preussen pflegten auf diese Weise bei den Opfern sich ihre Kuchen zu bereiten.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0307" n="[279]"/><cb n="557"/>
*9 He schütt deröwer as Peter Wever up de Landdag.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Bueren, 560.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*10 Se fallen driw<hi rendition="#sup">1</hi> wä de Maldierfer<hi rendition="#sup">2</hi> än't Hemelbrît<hi rendition="#sup">3</hi>.</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.-sächs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, V, 174, 140.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Drüber.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Der Maldorfer.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">3</hi>) Himmelbrot, Oblaten.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*11 Se fallen driw wä de Rumeser<hi rendition="#sup">1</hi> än den Âgersch<hi rendition="#sup">2</hi>.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, V, 174, 140.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Von Rumes, auch Rams, ein siebenbürgisch- sächsisches Dorf, wie Maldorf. Die Veranlassungen zu diesen Vergleichungen sind mir nicht bekannt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Stachelbeere. In der ältern Sprache bezeichnet <hi rendition="#i">agrass, agrest</hi> einen sauern Saft aus unreifen Trauben oder anderm Obst. (<hi rendition="#i">Grimm, I, 190.</hi>)</p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Darum.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Er geht darum, wie die Katze um den heissen Brei.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Es geht darum wie um warme Semmeln.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 He geitrum so as de Kuper<hi rendition="#sup">1</hi> um de Tünne<hi rendition="#sup">2</hi>.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Bueren, 528.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Küper, Böttcher.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Tonne.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Hei geit derümme, äs de Katte um den heiten Briy.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Ich geb nit das darumb.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tappius, 217<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*6 Ich gebe keinen Rübenschnitz darum.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*7 Ich gheue nicht ein knipgen darumb.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tappius, 217<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ne crepitu quidem digiti dignum. (<hi rendition="#i">Tappius, 217<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Darunter.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*1 Dat löppt unner dör as de Röttenkötel unner de Peper.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Er schlägt darunter wie der närrische Hans unter die Hühner.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Es geht drunter und drüber.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Dat es dat, sacht Schmack, da schlôg he de Frû egen Nack.</hi> (<hi rendition="#i">Aachen.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Hoefer, 923.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Wat dat ess, dat es't, hadde jenne Kêrl sägt, dor es dat Geld för de Koh; dor hadde he sîner Fruggen ênen gôden Grössen up den Disk schmetten, dat annere hat he verspelt.</hi> (<hi rendition="#i">Lippe.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Wird oft von einem mit Verlust Spielenden gebraucht, wenn er sein Letztes hingibt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Daschkasch.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Das is e Daschkasch.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 398.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein Gassenbube, Taugenichts, ein frecher, nichtsnutziger Mensch.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Dasein.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Es ist nix mehr do!</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 872.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Jüd.-deutsch</hi>: B&#x014D;ruch hu uwöruch Schemóo (gelobt sei er, gelobt sein Name)! Damit beginnt nämlich das Tischgebet, das nach dem Essen gesprochen wird. Jemand, der gern noch gegessen hätte, wenn noch etwas dagewesen wäre, begann damit sein Tischgebet.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Es ist was da und streut auch.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Fällt auch etwas ab.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Ich bin da, sagte der Hund.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Spott auf jemand, der seine Person sehr hervortreten lässt.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Ik ben éen, zei de hond. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 170.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Nun wärn mer do, sagen die Pathen, wenn sie mit dem Kinde zur Taufe kommen.</hi> (<hi rendition="#i">Oberlausitz.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Ôk all wedder dôr? säd' de Voss to'n Swînegel, dôr lêpen se Werrbân<hi rendition="#sup">1</hi>.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hoefer, 359.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Wettbahn, um die Wette. &#x2013; Es wird hier auf die bekannte plattdeutsch behandelte Geschichte des Wettlaufens zwischen Hasen und Igel angespielt. (Vgl. <hi rendition="#i">Frommann, VI, 241.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Wer nicht da ist, bekommt die Beine (Knochen).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Les absens ont toujours tort. &#x2013; Os sont pour les absens.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Absens haeres non erit. (<hi rendition="#i">Faselius, 4; Wiegand, 454.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Wer nicht da ist, dem wird der Kopf nicht gewaschen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Bücking, 250.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Absens carens. (<hi rendition="#i">Faselius, 4; Wiegand, 1038; Philippi, I, 3; Binder II, 31; Eiselein, 149.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Wer nicht da ist, hat immer unrecht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Wer nicht da ist, isst nicht mit.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Wer nicht da ist, wird bald vergessen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Wer nicht da ist, wird nicht mitgezählt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 888.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*12 Es ist alles da, nur die Einladung fehlt.</hi> (<hi rendition="#i">Lit.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Bezieht sich auf die in Litauen herrschende Sitte, die es verbietet, wenn man auch vor dem reichsten Mahl steht und dem Verhungern nahe ist, auch nur <cb n="558"/>
einen Bissen zu berühren, bis der Wirth wiederholt gebeten und zum Zulangen genöthigt hat. Man bedient sich des Sprichworts, wenn man von reichen Gastmählern hungrig heimkehrt, weil der Wirth nicht verstanden hat, die Gäste angemessen zu nöthigen. (<hi rendition="#i">Wurzbach I, 33.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*13 Ich bin nicht da für einen Petersdreck.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*14 Wenn er nicht da wäre, es könnte nicht gemacht werden.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Spott auf einen, der alles allein zu verstehen, alles besser zu wissen und besser machen zu können vermeint.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Dasitzen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 A sitzt dau wie a Hoifel Unglicke.</hi> (<hi rendition="#i">Sprottau.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, II, 298, 3.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Du sitzest da, wie der Veitle auf dem Hafen.</hi> (<hi rendition="#i">Schwäb.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Wie kommt der heilige Veit in den Sanct- Veitstanz und in dies Sprichwort, sowie in andere Redensarten des schwäbischen Volks, in Spitz- und Schimpfnamen, z. B. du Veit, du Erzveit, dummer Veit u. a. m.? Ich habe nirgends einen Grund dafür auffinden können, vielleicht kann es aus seiner Legende erwiesen werden. (Vgl. <hi rendition="#i">Braga und Hermode, Bd. 3, Abth. 1, S. 120.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Er sitzt da, als hätte er eine Laus im Ohr.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*4 Er sitzt da wie die verdammte Luise, als sie durch die Limonade geblitzt war.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Was dies heissen soll, wissen vielleicht die holländischen Matrosen, bei denen die Redensart zu Hause ist. (Vgl. <hi rendition="#i">Reise eines deutschen Romantikers nach Batavia, von K. Heinzen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*5 Er sitzt da, wie ein Affe in einem Garnladen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*6 Er sitzt da wie ein geschnitztes Bild.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*7 Er sitzt da wie ein Matador.</hi> (<hi rendition="#i">Ostpreuss.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*8 Er sitzt da wie ein Maulaffe.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*9 Er sitzt da wie ein Oelgötze.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 4648; Körte<hi rendition="#sup">2</hi>, 5835.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In Dresden war ausserhalb der Kreuzkirche ein Anbau, welcher der Oelberg hiess. Es wurde dort die lebensgrosse Figur Christi und der drei schlafenden Jünger bei der Oelkelter (Gethsemane) als geheiligtes Wahrzeichen vom Volke verehrt. Dieser im 15. Jahrhundert in Stein ausgeführte Oelberg wurde vor der Reformation, besonders am Grünen Donnerstage prächtig beleuchtet. Nach der Reformation nannte man dergleichen Bilder Götzen und diese daher Oelgötzen. (Vgl. <hi rendition="#i">Illustrirte Zeitung, Nr. 729.</hi>) Im Hennebergischen bezeichnet man damit einen mit Oel begossenen Pfosten, woran eine Lampe befestigt ist, daher uneigentlich ein unempfindlicher, dummer und träger Mensch. Nach <hi rendition="#i">Frisch</hi> wird auch der Abgott Krodo in <hi rendition="#i">Menken's Scriptor</hi> ein Oelgötze genannt, welche Benennung dadurch erklärt wird, dass man Götzenbilder ehemals mit Oel zu salben pflegte.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*10 Er sitzt da, wie eine Eule im Sterben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*11 Er sitzt da, wie eine Fliege an einem geborstenen Sirupfasse.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*12 Er sitzt da, wie eine Katze auf dem Schleifstein.</hi> (<hi rendition="#i">Trier.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*13 Er sitzt da wie hergeborgt.</hi> (<hi rendition="#i">Meiningen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*14 Er sitzt da wie in der deutschen Predigt.</hi> (<hi rendition="#i">Poln.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Von Leuten, die reden hören, ohne den Inhalt zu verstehen; daher entstanden, dass Polen, welche der deutschen Sprache unkundig, der deutschen Predigt beigewohnt. Noch jetzt wird in vielen Kirchen Ostpreussens erst deutsch für die Gutsherrschaft gepredigt, während die polnische Gemeinde dasitzt, ohne etwas zu verstehen, und erst dann polnisch für sie. (<hi rendition="#i">Wurzbach I, 7.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*15 Er sitzt da, wie Matz vor der Essigtonne.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Kann nichts anfangen, ist in Verlegenheit.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*16 Er sitzt da wie Plüsch-Balzer.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*17 Hei sittet doa, äs de Ule vörm Astloek.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*18 Se sütt so ehrbar da, wie 'ne Salzmäste.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Körte<hi rendition="#sup">2</hi>, 6474.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Salzmäste ist ein Hauptgegenstand der Mitgift westfälischer Bräute.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*19 Sie sitzt da wie ein Flammfaden.</hi> (<hi rendition="#i">Preuss.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem Frauenzimmer, das sich auf dem Stuhle mit ihren Kleidern weit ausbreitet und nicht gern aufsteht. Von einem preussischen Gebäck dieses Namens in dünnen und breiten Fladen in Gestalt der Judenkuchen (entsprechend den schlesischen Rauchkuchen), welches beim Hausbrotbacken nebenbei zubereitet und mit aufgestrichener Butter warm gegessen wird. Das Gebäck heisst darum so, weil es wirklich in der Flamme zubereitet wird, indem man die Pfanne, in welcher der Teig liegt, über sie hält. Schon die alten heidnischen Preussen pflegten auf diese Weise bei den Opfern sich ihre Kuchen zu bereiten.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[279]/0307] *9 He schütt deröwer as Peter Wever up de Landdag. – Bueren, 560. *10 Se fallen driw1 wä de Maldierfer2 än't Hemelbrît3. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 174, 140. 1) Drüber. 2) Der Maldorfer. 3) Himmelbrot, Oblaten. *11 Se fallen driw wä de Rumeser1 än den Âgersch2. – Frommann, V, 174, 140. 1) Von Rumes, auch Rams, ein siebenbürgisch- sächsisches Dorf, wie Maldorf. Die Veranlassungen zu diesen Vergleichungen sind mir nicht bekannt. 2) Stachelbeere. In der ältern Sprache bezeichnet agrass, agrest einen sauern Saft aus unreifen Trauben oder anderm Obst. (Grimm, I, 190.) Darum. 1 Er geht darum, wie die Katze um den heissen Brei. 2 Es geht darum wie um warme Semmeln. 3 He geitrum so as de Kuper1 um de Tünne2. – Bueren, 528. 1) Küper, Böttcher. 2) Tonne. 4 Hei geit derümme, äs de Katte um den heiten Briy. (Westf.) *5 Ich geb nit das darumb. – Tappius, 217b. *6 Ich gebe keinen Rübenschnitz darum. *7 Ich gheue nicht ein knipgen darumb. – Tappius, 217b. Lat.: Ne crepitu quidem digiti dignum. (Tappius, 217a.) Darunter. *1 Dat löppt unner dör as de Röttenkötel unner de Peper. *2 Er schlägt darunter wie der närrische Hans unter die Hühner. *3 Es geht drunter und drüber. Das. 1 Dat es dat, sacht Schmack, da schlôg he de Frû egen Nack. (Aachen.) – Hoefer, 923. 2 Wat dat ess, dat es't, hadde jenne Kêrl sägt, dor es dat Geld för de Koh; dor hadde he sîner Fruggen ênen gôden Grössen up den Disk schmetten, dat annere hat he verspelt. (Lippe.) Wird oft von einem mit Verlust Spielenden gebraucht, wenn er sein Letztes hingibt. Daschkasch. * Das is e Daschkasch. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 398. Ein Gassenbube, Taugenichts, ein frecher, nichtsnutziger Mensch. Dasein. 1 Es ist nix mehr do! – Tendlau, 872. Jüd.-deutsch: Bōruch hu uwöruch Schemóo (gelobt sei er, gelobt sein Name)! Damit beginnt nämlich das Tischgebet, das nach dem Essen gesprochen wird. Jemand, der gern noch gegessen hätte, wenn noch etwas dagewesen wäre, begann damit sein Tischgebet. 2 Es ist was da und streut auch. Fällt auch etwas ab. 3 Ich bin da, sagte der Hund. Spott auf jemand, der seine Person sehr hervortreten lässt. Holl.: Ik ben éen, zei de hond. (Harrebomée, I, 170.) 4 Nun wärn mer do, sagen die Pathen, wenn sie mit dem Kinde zur Taufe kommen. (Oberlausitz.) 5 Ôk all wedder dôr? säd' de Voss to'n Swînegel, dôr lêpen se Werrbân1. – Hoefer, 359. 1) Wettbahn, um die Wette. – Es wird hier auf die bekannte plattdeutsch behandelte Geschichte des Wettlaufens zwischen Hasen und Igel angespielt. (Vgl. Frommann, VI, 241.) 6 Wer nicht da ist, bekommt die Beine (Knochen). Frz.: Les absens ont toujours tort. – Os sont pour les absens. Lat.: Absens haeres non erit. (Faselius, 4; Wiegand, 454.) 7 Wer nicht da ist, dem wird der Kopf nicht gewaschen. – Bücking, 250. Lat.: Absens carens. (Faselius, 4; Wiegand, 1038; Philippi, I, 3; Binder II, 31; Eiselein, 149.) 8 Wer nicht da ist, hat immer unrecht. 9 Wer nicht da ist, isst nicht mit. 10 Wer nicht da ist, wird bald vergessen. 11 Wer nicht da ist, wird nicht mitgezählt. – Tendlau, 888. *12 Es ist alles da, nur die Einladung fehlt. (Lit.) Bezieht sich auf die in Litauen herrschende Sitte, die es verbietet, wenn man auch vor dem reichsten Mahl steht und dem Verhungern nahe ist, auch nur einen Bissen zu berühren, bis der Wirth wiederholt gebeten und zum Zulangen genöthigt hat. Man bedient sich des Sprichworts, wenn man von reichen Gastmählern hungrig heimkehrt, weil der Wirth nicht verstanden hat, die Gäste angemessen zu nöthigen. (Wurzbach I, 33.) *13 Ich bin nicht da für einen Petersdreck. *14 Wenn er nicht da wäre, es könnte nicht gemacht werden. (Schles.) Spott auf einen, der alles allein zu verstehen, alles besser zu wissen und besser machen zu können vermeint. Dasitzen. *1 A sitzt dau wie a Hoifel Unglicke. (Sprottau.) – Firmenich, II, 298, 3. *2 Du sitzest da, wie der Veitle auf dem Hafen. (Schwäb.) Wie kommt der heilige Veit in den Sanct- Veitstanz und in dies Sprichwort, sowie in andere Redensarten des schwäbischen Volks, in Spitz- und Schimpfnamen, z. B. du Veit, du Erzveit, dummer Veit u. a. m.? Ich habe nirgends einen Grund dafür auffinden können, vielleicht kann es aus seiner Legende erwiesen werden. (Vgl. Braga und Hermode, Bd. 3, Abth. 1, S. 120.) *3 Er sitzt da, als hätte er eine Laus im Ohr. *4 Er sitzt da wie die verdammte Luise, als sie durch die Limonade geblitzt war. Was dies heissen soll, wissen vielleicht die holländischen Matrosen, bei denen die Redensart zu Hause ist. (Vgl. Reise eines deutschen Romantikers nach Batavia, von K. Heinzen.) *5 Er sitzt da, wie ein Affe in einem Garnladen. *6 Er sitzt da wie ein geschnitztes Bild. *7 Er sitzt da wie ein Matador. (Ostpreuss.) *8 Er sitzt da wie ein Maulaffe. *9 Er sitzt da wie ein Oelgötze. – Körte, 4648; Körte2, 5835. In Dresden war ausserhalb der Kreuzkirche ein Anbau, welcher der Oelberg hiess. Es wurde dort die lebensgrosse Figur Christi und der drei schlafenden Jünger bei der Oelkelter (Gethsemane) als geheiligtes Wahrzeichen vom Volke verehrt. Dieser im 15. Jahrhundert in Stein ausgeführte Oelberg wurde vor der Reformation, besonders am Grünen Donnerstage prächtig beleuchtet. Nach der Reformation nannte man dergleichen Bilder Götzen und diese daher Oelgötzen. (Vgl. Illustrirte Zeitung, Nr. 729.) Im Hennebergischen bezeichnet man damit einen mit Oel begossenen Pfosten, woran eine Lampe befestigt ist, daher uneigentlich ein unempfindlicher, dummer und träger Mensch. Nach Frisch wird auch der Abgott Krodo in Menken's Scriptor ein Oelgötze genannt, welche Benennung dadurch erklärt wird, dass man Götzenbilder ehemals mit Oel zu salben pflegte. *10 Er sitzt da, wie eine Eule im Sterben. *11 Er sitzt da, wie eine Fliege an einem geborstenen Sirupfasse. *12 Er sitzt da, wie eine Katze auf dem Schleifstein. (Trier.) *13 Er sitzt da wie hergeborgt. (Meiningen.) *14 Er sitzt da wie in der deutschen Predigt. (Poln.) Von Leuten, die reden hören, ohne den Inhalt zu verstehen; daher entstanden, dass Polen, welche der deutschen Sprache unkundig, der deutschen Predigt beigewohnt. Noch jetzt wird in vielen Kirchen Ostpreussens erst deutsch für die Gutsherrschaft gepredigt, während die polnische Gemeinde dasitzt, ohne etwas zu verstehen, und erst dann polnisch für sie. (Wurzbach I, 7.) *15 Er sitzt da, wie Matz vor der Essigtonne. (Holst.) Kann nichts anfangen, ist in Verlegenheit. *16 Er sitzt da wie Plüsch-Balzer. (Schles.) *17 Hei sittet doa, äs de Ule vörm Astloek. (Westf.) *18 Se sütt so ehrbar da, wie 'ne Salzmäste. (Westf.) – Körte2, 6474. Die Salzmäste ist ein Hauptgegenstand der Mitgift westfälischer Bräute. *19 Sie sitzt da wie ein Flammfaden. (Preuss.) Von einem Frauenzimmer, das sich auf dem Stuhle mit ihren Kleidern weit ausbreitet und nicht gern aufsteht. Von einem preussischen Gebäck dieses Namens in dünnen und breiten Fladen in Gestalt der Judenkuchen (entsprechend den schlesischen Rauchkuchen), welches beim Hausbrotbacken nebenbei zubereitet und mit aufgestrichener Butter warm gegessen wird. Das Gebäck heisst darum so, weil es wirklich in der Flamme zubereitet wird, indem man die Pfanne, in welcher der Teig liegt, über sie hält. Schon die alten heidnischen Preussen pflegten auf diese Weise bei den Opfern sich ihre Kuchen zu bereiten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:38Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/307
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [279]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/307>, abgerufen am 24.04.2024.