Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] *14 Das Aas an die Angel stecken. - Seybold.

Einen mit List reizen, fangen.

Lat.: Escam hamo circumponere.


Aasgeier.

1 Der Aasgeier hat keinen Wunsch, als dass das Pferd sterben möchte. (Surinam.)

Jeder ist auf seinen eigenen Vortheil bedacht.

2 Der Aasgeier hatte immer einen übeln Geruch, und nun er todt ist, erst recht. (Surinam.)

Von denen, die den schlechten Ruf ihrer Jugend mit den Jahren gesteigert.

3 Der Aasgeier liebt das Aas. (Surinam.)

Jeder bewegt sich gern in seinem Elemente.

4 Der Aasgeier sieht den Hinrichtungen zu und kommt, abends die Augen auszupicken. (Surinam.) - Wullschlägel.

Der Dieb ersieht sich erst eine günstige Gelegenheit.

5 Des Aasgeiers Schimpfreden bringen das Pferd nicht um. (Surinam.)

6 Wenn man den Aasgeier schimpft, fühlt sich der Truthahn beleidigt. (Surinam.)

7 Wer den Aasgeier sieht, spuckt aus, wer aber das Tjotjo-Vögelchen (ein Singvogel) sieht, pfeift. (Surinam.)

Man richtet sein Verhalten nach der Person ein.


Ab.

Ab Sephe (Sophie oder Joseph).

Eine sprichwörtliche Redensart in Gera, um zu sagen: Fort, weg damit.


Aebär.

1 De Aebär ( Storch, s. d.) is sin Feddern eben so god nödig, as de Lüning (Sperling).

2 De Aebärs nögt, mutt Poggen hebben.

3 Wor Aebärs sünt, dar sünt ok Poggen (Frösche).

*4 Dar sünt mehr Aebärs as Poggen.


Abbadan.

Ueber Abbadan geht kein Dorf. - Burckhardt, 664.

Von der lächerlichen Eitelkeit mancher Leute, die von ihrem Geburtsort, wäre er auch nur das elendeste Nest, nur mit den grössten Lobeserhebungen sprechen.


Abbeeren.

* Einen abbeeren (abprügeln).


Abbeissen.

1 Bitj a Nöös uf, do as at Aanliat skeand. - Lappenkorb.

Beisse die Nase ab, so ist das Antlitz geschändet. Sinn: Schädige ein Glied deiner Familie, so beschimpfst du sie ganz.

*2 Der beisst dem lieben Gott die Zehen ab.

*3 Er beisst ab, was er in den Mund bekommt.

*4 Er beisst sich lieber einen Finger ab.

Der Knauser.


Abbitte.

1 Abbitte ist die beste Genugthuung.

2 Abbitte nicht, aber Halsstarrigkeit ist Schande.

Jene zeigt ein edles, diese aber ein böses Herz an.

3 Die beste Abbitte ist, nicht mehr thun.


Abbrech.

1 Abbrech und Teufelsabbiss muss sein.

*2 Die Abbrech nicht finden können (das Ende).

*3 Nimm die Abbrech!

Höre auf!


Abbrechen.

* Er hat es zu grün (unreif) abgebrochen.


Abbrennen.

* Er ist abgebrannt (ist ohne Geld).


Abbürsten.

1 Was sich nicht abbürsten lässt, das muss man abstreicheln (s. d.).

Manche Menschen sind wie ihr Rock, man kann nicht alles herunterbürsten, vieles geht nur herunterzustreicheln.

*2 Wir wollen einander abbürsten.


Abc.

1 Das Abc hat nur Ein W, unser Leben hat hundert und meh.

2 Das Abc macht das meiste Weh.

3 Mit dem Abc kann man richten, Krieg und grosse Sachen schlichten.

4 Wer das Abc nicht ertragen kann, dem muss man keine Bibel geben.

5 Wer das Abc recht kann, hat die schwerste Arbeit gethan.

[Spaltenumbruch] 6 Wer selber das Abc nicht kann, muss andere nicht das Buchstabiren (Lesen) lehren (wollen).

*7 Abc, beim x will ich anfangen. - Gomolcke.

Wenn die Schlesier von einem sagen wollen, dass er sehr wenig Lob verdient, so sprechen sie: Man müsste ihn durchs ganze Abc loben und beim x anfangen.

*8 Beim Abc anfangen.

Lat.: A linea incipere. (Aristid.)

*9 Eine Pfarre ohne Abc haben.

Pfarrer in einem Orte ohne Adel, ohne Beamten und ohne Collegen sein.

*10 Einen wieder beim Abc anfangen lassen.

Ganz von vorn.

Frz.: Remettre quelqu'un a l'Abc.

*11 Er ist kaum über das Abc hinaus.

Lat.: Ne Aesopum quidem trivisti. (Suidas.)

*12 Er ist noch im Abc.

*13 Er kommt nun aus dem Abc.

*14 Jemand aufs Abc verweisen.

Ihn unwissend schelten, ihn als Schüler behandeln.

Frz.: Renvoyer quelqu'un a l'Abc.

*15 Nicht das Abc können.

Durchaus unwissend sein. Die Alten sagten von einem Unwissenden, Ungebildeten: Er ist nicht einmal über den Aesop gegangen. Er hat den Aesop nicht einmal gelesen. Die Aesop'schen Fabeln waren jedem bekannt.

Frz.: Ne savoir ni A ni B.

Lat.: Ne Aesopum quidem trivisti. (Suidas.) (Erasm., 361.)


Abcschütz.

* Er ist noch ein Abcschütz darin. - Grimm, I, 18.

Wie Feld- und Bretschütz, welche Feldhüter und Obergesell bedeuten, Feld und Arbreitsbret hüten, so der Abcschütz seine Fibel oder Abctafel.


Abcteufel.

* Er ist (nur) ein junger Abcteufel, der noch nicht buchstabiren kann. - Luther, Grimm, I, 18.

Von unbedeutenden, nicht durch gelehrte Autorität ausgezeichneten Gegnern.


Abdarben.

* Er darbt's am Halse ab und frisst's selber.


Abderitenstreiche.

* Abderitenstreiche machen.


Abdingen.

Abdingen ist auch (ist der erste) Gewinn.


Abdreschen.

* Es ist bereits abgedroschen. - Grimm, I, 20.

Schon zu fade.


Abel.

1 Es ist allezeit ein Abel gewesen zum Leiden und ein Kain zum Peinigen.

2 Ist Abel todt, wird Kain roth.

Nach der Sünde wacht das Gewissen auf.

3 Jeder Abel hat seinen Kain.


Abend.

1 Aller Tage Abend ist noch nicht gekommen. - Beyer, 83; Bücking, 110, 306; Egenolff, 90a; Siebenkees, 260; Grimm, I, 23.

Die Sache ist noch nicht zu Ende, noch nicht abgethan. Man muss den Erfolg abwarten und nicht zu voreilig urtheilen.

Frz.: Il sera encore demain soir. - Il n'est pas encore soir pour tous les jours. - Le dernier jour n'est pas encore passe.

It.: Non e'ancor sera a Prato.

Lat.: Nescis quid serus vesper vehat. - Nondum omnium dierum sol occidit. (Tappius, 140a.)

2 Am Abend gekammert, am Morgen gejammert.

3 Am Abend geschwelgt, am Morgen gekelcht.

Dafür gebüsst, gelitten.

4 Am Abend ist warm der Herd, am Morgen der Steert.

5 Am Abend noch ein Edelmann, am Morgen spricht er die Leute an.

6 Am Abend zeigt es sich, ob die Nacht hell sein wird.

Die Aegypter wollen damit sagen, dass eine Person von ihrer frühesten Jugend Zeichen ihrer künftigen Tugenden gibt.

7 An Einem Abend kann man nicht zwei Räusche haben.

8 Auch noch am Abend kann die Taub' ein Oelblatt bringen.

9 Auf den Abend soll man den Tag loben.

Lat.: A solis occasu, non ab ortu, describe diem. - Diem vesper commendat.

10 Bei hellem Abend und trübem Morgen ist der Wanderer geborgen.

[Spaltenumbruch] *14 Das Aas an die Angel stecken.Seybold.

Einen mit List reizen, fangen.

Lat.: Escam hamo circumponere.


Aasgeier.

1 Der Aasgeier hat keinen Wunsch, als dass das Pferd sterben möchte. (Surinam.)

Jeder ist auf seinen eigenen Vortheil bedacht.

2 Der Aasgeier hatte immer einen übeln Geruch, und nun er todt ist, erst recht. (Surinam.)

Von denen, die den schlechten Ruf ihrer Jugend mit den Jahren gesteigert.

3 Der Aasgeier liebt das Aas. (Surinam.)

Jeder bewegt sich gern in seinem Elemente.

4 Der Aasgeier sieht den Hinrichtungen zu und kommt, abends die Augen auszupicken. (Surinam.) – Wullschlägel.

Der Dieb ersieht sich erst eine günstige Gelegenheit.

5 Des Aasgeiers Schimpfreden bringen das Pferd nicht um. (Surinam.)

6 Wenn man den Aasgeier schimpft, fühlt sich der Truthahn beleidigt. (Surinam.)

7 Wer den Aasgeier sieht, spuckt aus, wer aber das Tjotjo-Vögelchen (ein Singvogel) sieht, pfeift. (Surinam.)

Man richtet sein Verhalten nach der Person ein.


Ab.

Ab Sephe (Sophie oder Joseph).

Eine sprichwörtliche Redensart in Gera, um zu sagen: Fort, weg damit.


Aebär.

1 De Aebär ( Storch, s. d.) is sin Feddern eben so god nödig, as de Lüning (Sperling).

2 De Aebärs nögt, mutt Poggen hebben.

3 Wor Aebärs sünt, dar sünt ok Poggen (Frösche).

*4 Dar sünt mehr Aebärs as Poggen.


Abbadan.

Ueber Abbadan geht kein Dorf.Burckhardt, 664.

Von der lächerlichen Eitelkeit mancher Leute, die von ihrem Geburtsort, wäre er auch nur das elendeste Nest, nur mit den grössten Lobeserhebungen sprechen.


Abbeeren.

* Einen abbeeren (abprügeln).


Abbeissen.

1 Bitj a Nöös uf, do as at Aanliat skeand.Lappenkorb.

Beisse die Nase ab, so ist das Antlitz geschändet. Sinn: Schädige ein Glied deiner Familie, so beschimpfst du sie ganz.

*2 Der beisst dem lieben Gott die Zehen ab.

*3 Er beisst ab, was er in den Mund bekommt.

*4 Er beisst sich lieber einen Finger ab.

Der Knauser.


Abbitte.

1 Abbitte ist die beste Genugthuung.

2 Abbitte nicht, aber Halsstarrigkeit ist Schande.

Jene zeigt ein edles, diese aber ein böses Herz an.

3 Die beste Abbitte ist, nicht mehr thun.


Abbrech.

1 Abbrech und Teufelsabbiss muss sein.

*2 Die Abbrech nicht finden können (das Ende).

*3 Nimm die Abbrech!

Höre auf!


Abbrechen.

* Er hat es zu grün (unreif) abgebrochen.


Abbrennen.

* Er ist abgebrannt (ist ohne Geld).


Abbürsten.

1 Was sich nicht abbürsten lässt, das muss man abstreicheln (s. d.).

Manche Menschen sind wie ihr Rock, man kann nicht alles herunterbürsten, vieles geht nur herunterzustreicheln.

*2 Wir wollen einander abbürsten.


Abc.

1 Das Abc hat nur Ein W, unser Leben hat hundert und meh.

2 Das Abc macht das meiste Weh.

3 Mit dem Abc kann man richten, Krieg und grosse Sachen schlichten.

4 Wer das Abc nicht ertragen kann, dem muss man keine Bibel geben.

5 Wer das Abc recht kann, hat die schwerste Arbeit gethan.

[Spaltenumbruch] 6 Wer selber das Abc nicht kann, muss andere nicht das Buchstabiren (Lesen) lehren (wollen).

*7 Abc, beim x will ich anfangen.Gomolcke.

Wenn die Schlesier von einem sagen wollen, dass er sehr wenig Lob verdient, so sprechen sie: Man müsste ihn durchs ganze Abc loben und beim x anfangen.

*8 Beim Abc anfangen.

Lat.: A linea incipere. (Aristid.)

*9 Eine Pfarre ohne Abc haben.

Pfarrer in einem Orte ohne Adel, ohne Beamten und ohne Collegen sein.

*10 Einen wieder beim Abc anfangen lassen.

Ganz von vorn.

Frz.: Remettre quelqu'un à l'Abc.

*11 Er ist kaum über das Abc hinaus.

Lat.: Ne Aesopum quidem trivisti. (Suidas.)

*12 Er ist noch im Abc.

*13 Er kommt nun aus dem Abc.

*14 Jemand aufs Abc verweisen.

Ihn unwissend schelten, ihn als Schüler behandeln.

Frz.: Renvoyer quelqu'un à l'Abc.

*15 Nicht das Abc können.

Durchaus unwissend sein. Die Alten sagten von einem Unwissenden, Ungebildeten: Er ist nicht einmal über den Aesop gegangen. Er hat den Aesop nicht einmal gelesen. Die Aesop'schen Fabeln waren jedem bekannt.

Frz.: Ne savoir ni A ni B.

Lat.: Ne Aesopum quidem trivisti. (Suidas.) (Erasm., 361.)


Abcschütz.

* Er ist noch ein Abcschütz darin.Grimm, I, 18.

Wie Feld- und Bretschütz, welche Feldhüter und Obergesell bedeuten, Feld und Arbreitsbret hüten, so der Abcschütz seine Fibel oder Abctafel.


Abcteufel.

* Er ist (nur) ein junger Abcteufel, der noch nicht buchstabiren kann.Luther, Grimm, I, 18.

Von unbedeutenden, nicht durch gelehrte Autorität ausgezeichneten Gegnern.


Abdarben.

* Er darbt's am Halse ab und frisst's selber.


Abderitenstreiche.

* Abderitenstreiche machen.


Abdingen.

Abdingen ist auch (ist der erste) Gewinn.


Abdreschen.

* Es ist bereits abgedroschen.Grimm, I, 20.

Schon zu fade.


Abel.

1 Es ist allezeit ein Abel gewesen zum Leiden und ein Kain zum Peinigen.

2 Ist Abel todt, wird Kain roth.

Nach der Sünde wacht das Gewissen auf.

3 Jeder Abel hat seinen Kain.


Abend.

1 Aller Tage Abend ist noch nicht gekommen.Beyer, 83; Bücking, 110, 306; Egenolff, 90a; Siebenkees, 260; Grimm, I, 23.

Die Sache ist noch nicht zu Ende, noch nicht abgethan. Man muss den Erfolg abwarten und nicht zu voreilig urtheilen.

Frz.: Il sera encore demain soir. – Il n'est pas encore soir pour tous les jours. – Le dernier jour n'est pas encore passé.

It.: Non e'ancor sera a Prato.

Lat.: Nescis quid serus vesper vehat. – Nondum omnium dierum sol occidit. (Tappius, 140a.)

2 Am Abend gekammert, am Morgen gejammert.

3 Am Abend geschwelgt, am Morgen gekelcht.

Dafür gebüsst, gelitten.

4 Am Abend ist warm der Herd, am Morgen der Steert.

5 Am Abend noch ein Edelmann, am Morgen spricht er die Leute an.

6 Am Abend zeigt es sich, ob die Nacht hell sein wird.

Die Aegypter wollen damit sagen, dass eine Person von ihrer frühesten Jugend Zeichen ihrer künftigen Tugenden gibt.

7 An Einem Abend kann man nicht zwei Räusche haben.

8 Auch noch am Abend kann die Taub' ein Oelblatt bringen.

9 Auf den Abend soll man den Tag loben.

Lat.: A solis occasu, non ab ortu, describe diem. – Diem vesper commendat.

10 Bei hellem Abend und trübem Morgen ist der Wanderer geborgen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0031" n="[3]"/><cb n="5"/>
*14 Das Aas an die Angel stecken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Seybold.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Einen mit List reizen, fangen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Escam hamo circumponere.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Aasgeier.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Der Aasgeier hat keinen Wunsch, als dass das Pferd sterben möchte.</hi> (<hi rendition="#i">Surinam.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Jeder ist auf seinen eigenen Vortheil bedacht.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Der Aasgeier hatte immer einen übeln Geruch, und nun er todt ist, erst recht.</hi> (<hi rendition="#i">Surinam.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Von denen, die den schlechten Ruf ihrer Jugend mit den Jahren gesteigert.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Der Aasgeier liebt das Aas.</hi> (<hi rendition="#i">Surinam.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Jeder bewegt sich gern in seinem Elemente.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Der Aasgeier sieht den Hinrichtungen zu und kommt, abends die Augen auszupicken.</hi> (<hi rendition="#i">Surinam.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Wullschlägel.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Dieb ersieht sich erst eine günstige Gelegenheit.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Des Aasgeiers Schimpfreden bringen das Pferd nicht um.</hi> (<hi rendition="#i">Surinam.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Wenn man den Aasgeier schimpft, fühlt sich der Truthahn beleidigt.</hi> (<hi rendition="#i">Surinam.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Wer den Aasgeier sieht, spuckt aus, wer aber das Tjotjo-Vögelchen (ein Singvogel) sieht, pfeift.</hi> (<hi rendition="#i">Surinam.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Man richtet sein Verhalten nach der Person ein.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ab.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Ab Sephe (Sophie oder Joseph).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Eine sprichwörtliche Redensart in Gera, um zu sagen: Fort, weg damit.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Aebär.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 De Aebär ( Storch, s. d.) is sin Feddern eben so god nödig, as de Lüning (Sperling).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 De Aebärs nögt, mutt Poggen hebben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Wor Aebärs sünt, dar sünt ok Poggen (Frösche).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*4 Dar sünt mehr Aebärs as Poggen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Abbadan.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Ueber Abbadan geht kein Dorf.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Burckhardt, 664.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von der lächerlichen Eitelkeit mancher Leute, die von ihrem Geburtsort, wäre er auch nur das elendeste Nest, nur mit den grössten Lobeserhebungen sprechen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Abbeeren.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Einen abbeeren (abprügeln).</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Abbeissen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Bitj a Nöös uf, do as at Aanliat skeand.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lappenkorb.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Beisse die Nase ab, so ist das Antlitz geschändet. Sinn: Schädige ein Glied deiner Familie, so beschimpfst du sie ganz.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Der beisst dem lieben Gott die Zehen ab.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Er beisst ab, was er in den Mund bekommt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*4 Er beisst sich lieber einen Finger ab.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Knauser.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Abbitte.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Abbitte ist die beste Genugthuung.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Abbitte nicht, aber Halsstarrigkeit ist Schande.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Jene zeigt ein edles, diese aber ein böses Herz an.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Die beste Abbitte ist, nicht mehr thun.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Abbrech.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Abbrech und Teufelsabbiss muss sein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Die Abbrech nicht finden können (das Ende).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Nimm die Abbrech!</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Höre auf!</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Abbrechen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Er hat es zu grün (unreif) abgebrochen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Abbrennen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Er ist abgebrannt (ist ohne Geld).</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Abbürsten.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Was sich nicht abbürsten lässt, das muss man  abstreicheln (s. d.).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Manche Menschen sind wie ihr Rock, man kann nicht alles herunterbürsten, vieles geht nur herunterzustreicheln.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Wir wollen einander abbürsten.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Abc.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Das Abc hat nur Ein W, unser Leben hat hundert und meh.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Das Abc macht das meiste Weh.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Mit dem Abc kann man richten, Krieg und grosse Sachen schlichten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Wer das Abc nicht ertragen kann, dem muss man keine Bibel geben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Wer das Abc recht kann, hat die schwerste Arbeit gethan.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><cb n="6"/>
6 Wer selber das Abc nicht kann, muss andere nicht das Buchstabiren (Lesen) lehren (wollen).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*7 Abc, beim x will ich anfangen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gomolcke.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn die Schlesier von einem sagen wollen, dass er sehr wenig Lob verdient, so sprechen sie: Man müsste ihn durchs ganze Abc loben und beim x anfangen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*8 Beim Abc anfangen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: A linea incipere. (<hi rendition="#i">Aristid.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*9 Eine Pfarre ohne Abc haben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Pfarrer in einem Orte ohne <hi rendition="#i">Adel,</hi> ohne <hi rendition="#i">Beamten</hi> und ohne Collegen sein.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*10 Einen wieder beim Abc anfangen lassen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ganz von vorn.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Remettre quelqu'un à l'Abc.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*11 Er ist kaum über das Abc hinaus.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ne Aesopum quidem trivisti. (<hi rendition="#i">Suidas.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*12 Er ist noch im Abc.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*13 Er kommt nun aus dem Abc.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*14 Jemand aufs Abc verweisen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ihn unwissend schelten, ihn als Schüler behandeln.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Renvoyer quelqu'un à l'Abc.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*15 Nicht das Abc können.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Durchaus unwissend sein. Die Alten sagten von einem Unwissenden, Ungebildeten: Er ist nicht einmal über den Aesop gegangen. Er hat den Aesop nicht einmal gelesen. Die Aesop'schen Fabeln waren jedem bekannt.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Ne savoir ni A ni B.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ne Aesopum quidem trivisti. (<hi rendition="#i">Suidas.</hi>) (<hi rendition="#i">Erasm., 361.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Abcschütz.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er ist noch ein Abcschütz darin.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Grimm, I, 18.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wie Feld- und Bretschütz, welche Feldhüter und Obergesell bedeuten, Feld und Arbreitsbret hüten, so der Abcschütz seine Fibel oder Abctafel.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Abcteufel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er ist (nur) ein junger Abcteufel, der noch nicht buchstabiren kann.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Luther, Grimm, I, 18.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von unbedeutenden, nicht durch gelehrte Autorität ausgezeichneten Gegnern.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Abdarben.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Er darbt's am Halse ab und frisst's selber.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Abderitenstreiche.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Abderitenstreiche machen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Abdingen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Abdingen ist auch (ist der erste) Gewinn.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Abdreschen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Es ist bereits abgedroschen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Grimm, I, 20.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Schon zu fade.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Abel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Es ist allezeit ein Abel gewesen zum Leiden und ein Kain zum Peinigen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Ist Abel todt, wird Kain roth.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Nach der Sünde wacht das Gewissen auf.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Jeder Abel hat seinen Kain.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Abend.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Aller Tage Abend ist noch nicht gekommen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Beyer, 83; Bücking, 110, 306; Egenolff, 90<hi rendition="#sup">a</hi>; Siebenkees, 260; Grimm, I, 23.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Sache ist noch nicht zu Ende, noch nicht abgethan. Man muss den Erfolg abwarten und nicht zu voreilig urtheilen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il sera encore demain soir. &#x2013; Il n'est pas encore soir pour tous les jours. &#x2013; Le dernier jour n'est pas encore passé.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Non e'ancor sera a Prato.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Nescis quid serus vesper vehat. &#x2013; Nondum omnium dierum sol occidit. (<hi rendition="#i">Tappius, 140<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Am Abend gekammert, am Morgen gejammert.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Am Abend geschwelgt, am Morgen gekelcht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Dafür gebüsst, gelitten.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Am Abend ist warm der Herd, am Morgen der Steert.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Am Abend noch ein Edelmann, am Morgen spricht er die Leute an.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Am Abend zeigt es sich, ob die Nacht hell sein wird.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Aegypter wollen damit sagen, dass eine Person von ihrer frühesten Jugend Zeichen ihrer künftigen Tugenden gibt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 An Einem Abend kann man nicht zwei Räusche haben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Auch noch am Abend kann die Taub' ein Oelblatt bringen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Auf den Abend soll man den Tag loben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: A solis occasu, non ab ortu, describe diem. &#x2013; Diem vesper commendat.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Bei hellem Abend und trübem Morgen ist der Wanderer geborgen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[3]/0031] *14 Das Aas an die Angel stecken. – Seybold. Einen mit List reizen, fangen. Lat.: Escam hamo circumponere. Aasgeier. 1 Der Aasgeier hat keinen Wunsch, als dass das Pferd sterben möchte. (Surinam.) Jeder ist auf seinen eigenen Vortheil bedacht. 2 Der Aasgeier hatte immer einen übeln Geruch, und nun er todt ist, erst recht. (Surinam.) Von denen, die den schlechten Ruf ihrer Jugend mit den Jahren gesteigert. 3 Der Aasgeier liebt das Aas. (Surinam.) Jeder bewegt sich gern in seinem Elemente. 4 Der Aasgeier sieht den Hinrichtungen zu und kommt, abends die Augen auszupicken. (Surinam.) – Wullschlägel. Der Dieb ersieht sich erst eine günstige Gelegenheit. 5 Des Aasgeiers Schimpfreden bringen das Pferd nicht um. (Surinam.) 6 Wenn man den Aasgeier schimpft, fühlt sich der Truthahn beleidigt. (Surinam.) 7 Wer den Aasgeier sieht, spuckt aus, wer aber das Tjotjo-Vögelchen (ein Singvogel) sieht, pfeift. (Surinam.) Man richtet sein Verhalten nach der Person ein. Ab. Ab Sephe (Sophie oder Joseph). Eine sprichwörtliche Redensart in Gera, um zu sagen: Fort, weg damit. Aebär. 1 De Aebär ( Storch, s. d.) is sin Feddern eben so god nödig, as de Lüning (Sperling). 2 De Aebärs nögt, mutt Poggen hebben. 3 Wor Aebärs sünt, dar sünt ok Poggen (Frösche). *4 Dar sünt mehr Aebärs as Poggen. Abbadan. Ueber Abbadan geht kein Dorf. – Burckhardt, 664. Von der lächerlichen Eitelkeit mancher Leute, die von ihrem Geburtsort, wäre er auch nur das elendeste Nest, nur mit den grössten Lobeserhebungen sprechen. Abbeeren. * Einen abbeeren (abprügeln). Abbeissen. 1 Bitj a Nöös uf, do as at Aanliat skeand. – Lappenkorb. Beisse die Nase ab, so ist das Antlitz geschändet. Sinn: Schädige ein Glied deiner Familie, so beschimpfst du sie ganz. *2 Der beisst dem lieben Gott die Zehen ab. *3 Er beisst ab, was er in den Mund bekommt. *4 Er beisst sich lieber einen Finger ab. Der Knauser. Abbitte. 1 Abbitte ist die beste Genugthuung. 2 Abbitte nicht, aber Halsstarrigkeit ist Schande. Jene zeigt ein edles, diese aber ein böses Herz an. 3 Die beste Abbitte ist, nicht mehr thun. Abbrech. 1 Abbrech und Teufelsabbiss muss sein. *2 Die Abbrech nicht finden können (das Ende). *3 Nimm die Abbrech! Höre auf! Abbrechen. * Er hat es zu grün (unreif) abgebrochen. Abbrennen. * Er ist abgebrannt (ist ohne Geld). Abbürsten. 1 Was sich nicht abbürsten lässt, das muss man abstreicheln (s. d.). Manche Menschen sind wie ihr Rock, man kann nicht alles herunterbürsten, vieles geht nur herunterzustreicheln. *2 Wir wollen einander abbürsten. Abc. 1 Das Abc hat nur Ein W, unser Leben hat hundert und meh. 2 Das Abc macht das meiste Weh. 3 Mit dem Abc kann man richten, Krieg und grosse Sachen schlichten. 4 Wer das Abc nicht ertragen kann, dem muss man keine Bibel geben. 5 Wer das Abc recht kann, hat die schwerste Arbeit gethan. 6 Wer selber das Abc nicht kann, muss andere nicht das Buchstabiren (Lesen) lehren (wollen). *7 Abc, beim x will ich anfangen. – Gomolcke. Wenn die Schlesier von einem sagen wollen, dass er sehr wenig Lob verdient, so sprechen sie: Man müsste ihn durchs ganze Abc loben und beim x anfangen. *8 Beim Abc anfangen. Lat.: A linea incipere. (Aristid.) *9 Eine Pfarre ohne Abc haben. Pfarrer in einem Orte ohne Adel, ohne Beamten und ohne Collegen sein. *10 Einen wieder beim Abc anfangen lassen. Ganz von vorn. Frz.: Remettre quelqu'un à l'Abc. *11 Er ist kaum über das Abc hinaus. Lat.: Ne Aesopum quidem trivisti. (Suidas.) *12 Er ist noch im Abc. *13 Er kommt nun aus dem Abc. *14 Jemand aufs Abc verweisen. Ihn unwissend schelten, ihn als Schüler behandeln. Frz.: Renvoyer quelqu'un à l'Abc. *15 Nicht das Abc können. Durchaus unwissend sein. Die Alten sagten von einem Unwissenden, Ungebildeten: Er ist nicht einmal über den Aesop gegangen. Er hat den Aesop nicht einmal gelesen. Die Aesop'schen Fabeln waren jedem bekannt. Frz.: Ne savoir ni A ni B. Lat.: Ne Aesopum quidem trivisti. (Suidas.) (Erasm., 361.) Abcschütz. * Er ist noch ein Abcschütz darin. – Grimm, I, 18. Wie Feld- und Bretschütz, welche Feldhüter und Obergesell bedeuten, Feld und Arbreitsbret hüten, so der Abcschütz seine Fibel oder Abctafel. Abcteufel. * Er ist (nur) ein junger Abcteufel, der noch nicht buchstabiren kann. – Luther, Grimm, I, 18. Von unbedeutenden, nicht durch gelehrte Autorität ausgezeichneten Gegnern. Abdarben. * Er darbt's am Halse ab und frisst's selber. Abderitenstreiche. * Abderitenstreiche machen. Abdingen. Abdingen ist auch (ist der erste) Gewinn. Abdreschen. * Es ist bereits abgedroschen. – Grimm, I, 20. Schon zu fade. Abel. 1 Es ist allezeit ein Abel gewesen zum Leiden und ein Kain zum Peinigen. 2 Ist Abel todt, wird Kain roth. Nach der Sünde wacht das Gewissen auf. 3 Jeder Abel hat seinen Kain. Abend. 1 Aller Tage Abend ist noch nicht gekommen. – Beyer, 83; Bücking, 110, 306; Egenolff, 90a; Siebenkees, 260; Grimm, I, 23. Die Sache ist noch nicht zu Ende, noch nicht abgethan. Man muss den Erfolg abwarten und nicht zu voreilig urtheilen. Frz.: Il sera encore demain soir. – Il n'est pas encore soir pour tous les jours. – Le dernier jour n'est pas encore passé. It.: Non e'ancor sera a Prato. Lat.: Nescis quid serus vesper vehat. – Nondum omnium dierum sol occidit. (Tappius, 140a.) 2 Am Abend gekammert, am Morgen gejammert. 3 Am Abend geschwelgt, am Morgen gekelcht. Dafür gebüsst, gelitten. 4 Am Abend ist warm der Herd, am Morgen der Steert. 5 Am Abend noch ein Edelmann, am Morgen spricht er die Leute an. 6 Am Abend zeigt es sich, ob die Nacht hell sein wird. Die Aegypter wollen damit sagen, dass eine Person von ihrer frühesten Jugend Zeichen ihrer künftigen Tugenden gibt. 7 An Einem Abend kann man nicht zwei Räusche haben. 8 Auch noch am Abend kann die Taub' ein Oelblatt bringen. 9 Auf den Abend soll man den Tag loben. Lat.: A solis occasu, non ab ortu, describe diem. – Diem vesper commendat. 10 Bei hellem Abend und trübem Morgen ist der Wanderer geborgen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:38Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/31
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/31>, abgerufen am 19.04.2024.